Logbuch "Namibia/Botswana/(Zimbabwe)" v. 7.5. - 27.8.2004
07.-11.05 Ankunft in Windhoek und Startvorbereitungen.
So langsam fühlen wir uns auf dem Airport von Windhoek, in unserer Basis-Lodge "Trans-Kalahari-Inn" und in Windhoek schon wie zu Hause. So sind alle Dinge für unsere neue Afrika-Tour schnell besorgt. Dass der Deutz wieder problemlos anspringt, war schon fast zu erwarten, der Motor hatte seit unserer letzten Reise vor drei Monaten ja
kaum Zeit richtig abzukühlen und so sind wir bereits nach wenigen Tagen auf der Piste.
Unser erstes Ziel ist die "Spitzkoppe", dann soll es noch einmal zum Brandberg, dem "Ugab-River" und über den Messum-Krater nach Walvis-Bay gehen, wo wir dann unsere 5 Reifen in Empfang nehmen werden, die seit 4 Wochen über den Atlantik nach Walvis Bay schippern.
Die Spitzkoppe wird in einem leichten Anflug von Übertreibung das "Matterhorn Namibias" genannt. An Größe kann sie mit dem schweizer Vorbild bei weitem nicht mithalten, aber landschaftlich erfüllt sie unsere Erwartungen voll. Die Spitzkoppe ist zauberhaft, riesige Felskugeln und Bögen, kleine Pools und "buschmans paradise".
Es gibt viele interessante Ecken mit seltsamen Gesteinsformationen und jede Menge schön gelegener Campingplätze.
Nicht nur Touristen fühlen sich hier wohl, sondern wie wir feststellen müssen, auch Schlangentiere haben diese Gegend für sich entdeckt. Eine von ihnen verschwindet vor meinen Augen in einer Baumgabel. Natürlich kann ich nicht achtlos daran vorbeigehen, sondern muss - mit vermeindlich ausreichendem Sicherheitsabstand - ihr Versteck inspizieren, um herauszufinden, um welches Exemplar es sich hierbei handelt.
Lange brauchte ich nicht zu raten - sie stellte sich selbst vor, indem sie mir eine ordentliche Ladung Gift ins Gesicht spritzte - eine Speikobra also !
Diese "Ungeheuer" können ihr Gift nicht nur durch Zubeißen an den Mann bringen, sondern sind in Stande, ihr Gift über eine Distanz von bis zu 3m ihrem auserkorenen Feind in die Augen zu spritzen. Ein direkter Biss hat natürlich weitaus fatalere Folgen, aber wenn man das verspritzte Gift nicht sofort aus den Augen ausspült, kann auch das ernste Augenschäden zur Folge haben. Brillenträger sind hier eindeutig im Vorteil.
Nach dieser praktischen Lehrstunde in "Schlangenkunde" ging es zum Brandberg zur bekanntesten Felszeichnung Namibias, die vielgerühmten "White Lady". Einmal abgesehen davon, dass die Lady in Wirklichkeit so etwas wie einen Medizinmann darstellt, ist die künstlerische Begabung der frühgeschichtlichen Bildmaler durchaus bewundernswert.
Nördlich des Brandbergs verläuft der Ugab-River, in den wir von der Piste abbiegen und dessen Verlauf wir im weichsandigen Flußbett folgen. Die Landschaft lohnt diesen Abstecher auf alle Fälle. Große, tellerrunde Abdrücke im Sand verraten, dass mit etwas Glück hier auch Elefanten zu sehen sind, die hier ihre Lieblingsspeise, die Früchte der Apfelringakazie finden.
Zurück über Uis wollen wir nun zum Messum-Krater. Angeblich eine ziemlich einsame Strecke von ca.100km.
Die Piste ist z.T. recht wellblechig, es fahren hier wohl doch mehr Leute als im Reiseführer steht. Die Landschaft ist jedoch wirklich einsam und schön - so richtig etwas für Wüstenfans. Auf etwa halber Strecke liegt der Krater und wir stellen unseren McDee auf den höchsten Hügel, den wir finden. Hätte uns hier ein Flugzeug abgesetzt, wir wüssten nicht, ob wir in Algerien, Libyen oder Namibia wären, nur die vielen Welwitschias gehörten nicht in die Sahara.
Marion findet Straußeneierperlen, die dort in grauer Vorzeit von Buschmännern als Kettenschmuck entstanden sind. Menschen und Strausse leben hier schon lange nicht mehr.
Am nächsten Tag erreichen wir die Küstenstrasse nach Swakopmund, der nach Mallorca zweitgrößten Kolonie Deutschlands. Bis zum Eintreffen unserer Reifen sind noch ein paar Tage Zeit für einen Abstecher ins "Moon-Valley", einer reizvollen Wüsten-/Mondlandschaft. Nach drei Tagen des Rumtrödelns dort geht es nun nach 12 Tagen Outback wieder zurück in die Zivilisation, um unsere 5 Reifen im Walvis-Bay Hafen in Empfang zu nehmen.
23.-31.05 Walvis Bay, Windhoek
Der Tag, an dem unsere ewige Suche nach guten Reifen ein Ende hat, rückt näher. Am Mittwoch d. 26.5.04 soll die "Green Cape", der Dampfer mit unseren Reifen an Bord, in Walvis Bay einlaufen. Da wir die Reifen natürlich persönlich in Empfang nehmen wollen, sind wir rechtzeitig zur Stelle, also bei der Spedition "Transworld-Cargo".
Nach einigem hin und her soll der Container erst am Donnerstag, dann am Freitag und anderen Gerüchten zur Folge erst am Dienstag nächster Woche entladen werden. Den Container selbst haben wir bereits gesehen, er braucht eigentlich nur noch in Anwesenheit des Zolls geöffnet werden und fertig ist die Laube. Ein netter Schwarzer, den wir für uns gewinnen können, bringt die Sache ins Laufen. Plötzlich geht alles sehr schnell und einfach: Hinfahren, Container öffnen, dem Zoll die Reifen und die Auspuffteile, die noch mit von der Partie sind, vorzählen und schon ist die Sache klar. Da alles Ersatzteile für das Fahrzeug sind und das Fahrzeug auf Carnet läuft, bleibt alles von etwaigen Zoll- und Umsatzsteuern frei. Auch der Landy von Frank und Tanja, in deren Container wir unsere Reifen mitbefördern durften, wird gleich mit abgefertigt.
Ein kleines Problem war allerdings noch zu lösen. 5 Reifen a 110kg mussten noch im und am Magirus untergebracht werden. Drei sollten in den hinteren Stauraum, einer aufs Dach und einer vorne auf die Seilwinde.
Ein Gabelstabler war unbedingt für diese Aktion erforderlich, aber der schwarze Lademeister, der zweifellos über so ein Gefährt verfügte, machte ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter.
Seit einigen Wochen schleppten wir eine alte Autobatterie mit uns herum; "alt - aber noch intakt erklärte ich ihm", - ob er sie haben möchte .....
Sekunden später sprach der grimmige Bursche Deutsch, hatte plötzlich das Lächeln eines Lottomillionärs auf dem Gesicht und war vor Eifer mit seinem Gabelstabler nicht mehr zu bremsen. Im Nu waren alle Reifen und die Auspuffteile im McDee verstaut.
Die ganze Aktion lief reibungslos, der Wermutstropfen war die Rechnung der Spedition "Transworld-Cargo".
Die Gebühren nur für die Abfertigung in Walvis Bay beliefen sich auf ca. 300.- EUR.
Für den Landy ergab das noch einmal mehr als das Doppelte.
Aber alles in allem sind die Reifen inkl. Transport immer noch günstiger als hier in Namibia gekauft.
Jetzt sind wir wieder mit zwei top Ersatzreifen unterwegs und haben auf unserem Stellplatz die anderen drei Reifen deponiert. Bei steinigen Pisten wird jetzt wieder mit einer Hand gelenkt und ein Arm hängt lässig aus dem Fenster - vorbei die Zeit der feuchten Hände, die sich ums Lenkrad krallen und vorbei die Zeit der Schweißperlen auf der Stirn, vorbei die Zeit, wo jeder Stein auf der Piste nach seinem Gefahrenpotential für die wenigen verbleibenden Reifen taxiert werden mußte. Jetzt werden sie wieder alle niedergewalzt.
Zur Krönung bekommt unser McDee noch einen neuen Auspuff verpasst, als Geschenk für die bis jetzt geleisteten Dienste.
Das Kaoko-Feld im N/W-Namibias ist eine Stein- und Sandwüste und gehört zu den weniger erschlossenen Regionen Namibias. Wer meint, sich hier herumtreiben zu müssen, sollte dieses nur gut vorbreitet tun, insbesondere dann, wenn man ohne Begleitfahrzeug unterwegs ist. Ausreichend Treibstoff, Wasser, Nahrungsmittel, Ersatzreifen, gutes Bordwerkzeug und alles was zur Orientierung und Navigation notwendig ist, sollte an Bord sein.
So ausgerüstet starten wir wieder einmal von Windhoek eine neue Tour. Über Omaruru entlang der D2344 biegen wir von der Hauptpiste ab und schlängeln uns auf einer schönen Off-Road-Piste durch das Hinterland nördlich des Ugabs. Strausse, Oryx, Giraffen und eine große Springbockherde mit 200-300 Tieren laufen uns über den Weg. Für die Nacht finden wir einen schönen Stellplatz. Eine 2m lange, noch nicht ausgetrocknete Schlangenhaut einer Kobra sagt uns allerdings, dass wir dieses schöne Plätzchen nicht ganz für uns alleine haben, Vorsicht ist angesagt - Namibia ist wirklich das Land der Schlangen !
Weiter geht es auf der uns schon bekannten Strecke über Palmwag, Seisfontein, einem steinigen Pass bis zu dem Punkt, an dem man die Hauptstrecke verlässt und in das Flussbett des Obias-Rivers abbiegt. Spätestens ab hier ist Allradtechnik sehr nützlich. Die Fahrt durch die engen Täler und Schluchten ist spannend. Die Anzahl der Tiere am Wegesrand beeindruckend, und wir stellen uns die Frage, wie lange es wohl noch möglich sein wird, diese Mengen an Giraffen, Oryx, Springböcke und mit etwas Glück auch Wüstenelefanten (wie haben leider keine gesehen) kostenlos bewundern zu können. Die Antwort lässt nicht lange auf sich warten und kommt in Form eines Kontrollpostens mit einer Schranke.
"Dieses ist jetzt Palmwag-Konzessionsgebiet, für die Weiterfahrt erhebt das Palmwag-Managment Eintritt", erklärt uns der schwarze Ranger, der hier vollkommen abgeschieden und alleine seinen Dienst schiebt. Seiner Aussage nach tut er dieses schon seit 4 Jahren, einmal in der Woche wird er von den Palmwagleuten versorgt. Er leidet sichtlich unter dieser Einsamkeit.
Er ist natürlich über jede Abwechslung dankbar und so kommen wir ins Gespräch. Die Palmwag-Farm, die nach europäischen Masstäben schon über ein unglaublich grosses Gebiet verfügt, hat sich die Gegend um den Hoanib-River unter den Nagel gerissen, und wären da nicht die Widerstände der "schwarzen Communities", wäre das gesamte Kaokofeld schon der unersättlichen Gier des Palmwag-Clans (einem Deutschen) zum Opfer gefallen.
Dass hiesse dann: Eintritt pro Person und Fahrzeug, hier ein Permit besorgen, dort ein Führer bezahlen, Übernachten nur in den Palmwag-Superlodges usw. Wieder wäre ein Stück Freiheit auf dieser Welt dem Kommerz und der Grossmannssucht zum Opfer gefallen.
Man fragt sich langsam wirklich, wohin das alles mit der Privatisierung führen soll. Um sich die Dimension einmal vor Augen zu halten; auf Deutschland übertragen käme das einer Privatisierung des Bayrischen Waldes gleich !
Es ist abzusehen, wann das Kaokofeld oder zumindest große Teile davon, von Palmwag kontrolliert werden. Die Communities werden irgendwie ausgetrickst oder mit ein paar kleinen Zugeständnissen am großen Kuchen beteiligt und schon ist das Ding gelaufen. Nur gut, dass wir noch vorher hier waren - nach uns die Sinnflut könnte man sagen, aber eine gewisse Wut im Bauch bleibt trotzdem zurück.
Nun ja, wir fahren weiter und gelangen in den Hoanib-River. Er ist zwar recht sandig, aber trotzdem gut zu befahren. Zweifellos ein schönes Fleckchen Erde mit vielen Tieren. Elefanten sehen wir leider nicht, stoßen aber auf eine Löwenspur. Damit, dass es hier Löwen gibt, hatten wir nicht gerechnet, aber bei der stattlichen Anzahl von Oryx-Antilopen wundert es uns nicht.
Nun wäre es natürlich eine reizvolle Sache, dem Hoanib-River bis zu seiner Mündung in den Atlantik zu folgen, aber das andere Konzessionesgebiet "Skeleton-Coast" verbietet dieses. Privatbesitz - nur mit Sondererlaubnis oder Tour-Operator gegen Bares. Also biegen wir gen Norden ab und fahren den Tsuxub-River hoch. Landschaftlich wird es eintöniger, die Wellblechpiste wechselt zwischen sandig und steinig.
Hinter uns sehen wir zwei Staubfahnen, die schnell näher kommen. Es ist eine geführte Touristengruppe, die zur Serra Cafema-Lodge im Hartmann-Valley unterwegs ist. Sie schmettern auf der Wellblechpiste an uns vorbei - time is money !
Wir sehen, wie sich vom letzten Fahrzeug, auf dem sich die Ausrüstung befindet, etwas löst und herunterfällt. Trotz Lichthupe und Druckluftfanfare fahren sie weiter, so dass wir uns genötigt sehen, das heruntergefallene Teil ersteinmal in Obhut zu nehmen.
Oh Gott - ausgerechnet der mobile Klositz liegt hier im Wüstenstaub. Wie sollen die Tour-Operator ihrer anspruchsvollen Klientel das erklären und beibringen, wie sich das auf ihre Vorgehensweise am "stillen Örtchen" auswirkt.
Aber die Jungs sind Profis und haben bemerkt, dass irgendetwas nicht stimmt, den Klostuhl vermisst und diesesmal reagieren sie auf unsere Lichthupe.
Eine "shit-story" wäre das geworden, meint der eine von ihnen treffend.
Die letzten 20 km bis Puros führen über sehr eklige Steinfelder. Eine richtige sch... Piste. Laut unserer Karte ist die ganze Strecke angeblich mit einem normalen Fahrzeug zu bewältigen. Wenn das zutrifft, dann weiss ich nicht mehr, wofür es eigentlich Geländewagen gibt. Diese Strecke Hoanib - Tsuxub - Puros ist nur etwas für Geländefahrzeuge.
In Puros landen wir auf einer tollen Campsite. Hier kann man sich hervorragend unter grossen schattigen Bäumen im weissen Sand sitzend von der Rumpelpiste erholen. Aber Achtung - vollkommen entspannen geht auch nicht - ein Auge sollte immer die Umgebung auf Elefanten absuchen, die ziehen nämlich gerne mal durchs Camp. 10m von uns entfernt hatte sich nachts einer Schlafen gelegt, vielleicht fühlte er sich in Gesellschaft des grossen grauen Dings mit der süssen Schnauze wohl.
Der nächste Tag und die nächste Piste von Puros nach Orupembe brachte eigentlich ausser der Feststellung, dass Wellblech verdammt nerven kann, keine neuen Erkenntnisse. Die nächste Teilstrecke bis zum Etappenziel "Hartmann-Valley" bereicherte diese Erkenntnis noch um den Nervfaktor "Holpersteinpiste". Die Piste ist in einem Zustand, bei dem man sich fragt, welches Paradies am Ende der Piste die ganze Mühe wert erscheinen läßt. Entweder poltern man über dicke Holpersteine oder, wenn keine Steine mehr, dann beginnt sofort mit dem nächsten Meter tiefstes Wellblech. Die Landschaft bietet bis auf wenige Ausnahmen kaum Abwechslung. Steinige, weite Ebenen bestimmen das Bild. Hin und wieder sehen wir Oryx und Springböcke. Eine kleine Abwechslung ist wenigstens eine äusserst seltene "Braune Hyäne", die uns abends an unserem Übernachtungsplatz besucht und minutenlang bewegungslos mustert.
Nach 250km Rumpel- und Ratterpiste (ab Puros) erreichen wir das Hartmann-Valley. Ein sandiges weites Tal, das zweifellos seinen Reiz hat. Die Piste führt über die Berge, von denen sich schöne Aussichten in das Tal des Kunene bis hinüber nach Angola bieten. An den Kunene selbst gelangen wir nicht, da zum Schluß ein Dünenfeld jegliches Weiterkommen verhindert. Der einzige uns bekannte Zugang zum Kunene ist in der Hand privater "Exclusiv-Lodges", die zum Palmwag-Unternehmen gehören. Mit 300.- EUR pro Tag und Person ist man dort "unter sich" und wir wollen die Herrschaften durch unseren Anblick auch nicht dadurch verunsichern, dass ihnen der "Pöbel" auf den Fersen ist.
Einen Tag lang bleiben wir im Tal, genießen die Stille und die Wüstenlandschaft und raffen uns dann auf, um die schreckliche Piste wieder in Angriff zu nehmen. Wir sind uns einig; dieses hier gehört zweifellos nicht zu den Traumstrassen der Welt. Wir hatten eigentlich etwas vollkommen anderes erwartet - nicht nur pistenmäßig - auch landschaftsmäßig trifft dieses hier nicht unsere Erwartungen. Himbas, derentwegen wir hier auch unterwegs sind, haben wir überhaupt noch nicht gesehen.
Nach zwei Tagen Folterstrecke erreichen wir Orupembe, eine Polizeistation mit Windrad.
Die anschließende Fahrt von dort nach Opuwo trifft dann wieder voll unseren Geschmack. Sandige Flußtäler mit Palmen, kleine Dörfer, karstige Berge und eine befahrbare Piste bieten abwechslungsreiche Landschaft. So etwa hatten wir es uns vorgestellt und weil es so schön war, beschließen wir noch einen weiteren Abstecher durchs Kaoko-Bergland.
Sie soll uns ins tiefste Innere des Kaokofelds führen, nach Otjitanda, und von dort wieder auf die Hauptpiste nach Okanwati. Die ersten 100km von Opuwo bis Etanga sind recht zügig zu fahren, es geht die meiste Zeit durch Buschland. Ab Etanga wird die Piste etwas schwieriger und man spürt, wie es in immer abgeschiedenere Gebiete geht. Die Strecke nach Otjitanda wird ab und zu von einem LKW - einem Magirus (!) - befahren, der die Verbindung von diesem entlegenen Winkel zum Rest der Welt notdürftig aufrecht erhält.
Mal geht es über steinige ausgewaschene Holperpiste, mal geleiten wir zügig auf sandiger Spur dahin, bis uns die nächste tiefe Querrille wieder zur Raison bringt. Die Fahrt erfordert schon einiges an Geduld. Die "Ohren" vom Mc Dee, also die Aussenspiegel sind eingeklappt, an manchen Stellen ist es etwas eng, aber der "Shuttle-Magirus", dem wir unterwegs begegnen, hat bereits alles auf Magirusbreite zugeschnitten.
Die Himba-Kraals, an denen wir unterwegs vorbeikommen, machen einen sehr armen und ursprünglichen Eindruck. Haben wir uns vorher schon immer die Frage gestellt, wo eigentlich die älteren Himbas sind - bisher waren es immer vergleichsweise junge - hier begegnen uns viele alte Leute. Als Erklärung vermuten wir so etwas wie "Landflucht" - die Jungen ziehen in die (Groß)-Stadt, für die Himbas ist das Opuwo, und die Alten bleiben "auf dem Lande".
Ein Himba-Kraal fällt uns wegen seines dunklen Untergrunds auf, er ist voller Rinderdung. Das wäre nicht weiter ungewöhnlich, stünden in diesem Kraal nicht auch Hütten, in denen wir Bewegungen wahrnehmen. Ein alter Mann steht dort und schaut zu uns herüber - wir halten an.
Langsam kommen aus den Hütten drei uralte Himbas zu uns herüber. Einer halbblind, einer in tief gekrümmter Haltung und eine kleine Himbafrau, die nur noch aus Runzeln und Falten besteht. Über und über von Fliegen bedeckt, sprechen sie uns an, wir verstehen sie natürlich nicht, aber es ist klar, dass sie um Lebensmittel bitten.
Es ist ein Bild, welches man garantiert nie wieder aus dem Kopf bekommt und das sind jene Momente, in denen sich alles Geschehen auf dieser Welt relativiert und Wertmasstäbe ins Schwanken geraten.
Was schießt einem da nicht durch den Kopf - Armut, Reichtum, westlicher Wohlstand, Rentenversicherung, Krankenversicherung, Rentenkürzung, Rentnerleben auf den Kanaren.
Wer in Afrika länger unterwegs ist, wird nicht darum herumkommen, seine Denkweisen, Einstellungen und Ansprüche so anzupassen, um mit den Situationen, in denen er mit Hunger, Armut, Krankheit und allem Elend dieser Erde konfrontiert wird, irgendwie fertig werden zu können.
Mit dem Wissen, dass das Mehl, der Zucker, die Streichhölzer etc. in ein paar Tagen aufgebraucht sind, geben wir ihnen diese Dinge und bekommen unglaubliche Freude als Gegenleistung. Man müßte eigentlich eine LKW-Ladung mit Lebensmitteln und Medikamenten in diese Gegend organisieren, man müßte, man müßte, man müßte .....
Nach gut einem Tag Fahrt erreichen wir schließlich Otjitanda. Ein einfacher Shop, ein paar Himba-Hütten und eine Campsite, die vollkommen verlassen ist, dass war es. Mit ein paar Himbas, einer gesunden Mischung aus Jung und Alt, kommen wir in Kontakt, wir übergeben etwas Mehl, Zucker, Streichhölzer und ein paar Aspirin-Tabletten und machen ein paar Bilder von ihnen. Sie lassen sich gerne fotografieren und die Polaroid-Fotos, die sie bekommen, amüsieren und beschäftigen sie ausserordentlich. Sie wandern von Hand zu Hand und hätte Marion die Polaroids nicht in einen transparenten Gefrierbeutel gesteckt, wären sie im Nu himbarot geworden, wie alles, was Himbas anfassen und beführen.
Wie gerne hätten wir uns noch mit ihnen unterhalten, aber die fehlende Verständigung macht einen weiterführenden Kontakt sehr schwierig, ausserdem muss man sich fragen, ob es überhaupt richtig wäre.
Bisher waren wir immer der Spur des "Shuttle-Magirus" gefolgt, sie war für uns ein bequemer Wegweiser; auf der nächsten Piste Richtung Okanwati fehlte diese Spur, und wir sollten schnell erfahren warum ...
Es ging einen steilen, und vor allem felsigen Berghang hinauf. Nun kann man mit einem Magirus einiges anstellen - wenn ausreichend Platz geboten wird.
Im ersten Kriechgang in der Geländeuntersetzung ließen wir unseren McDee den Hang hinaufkrabbeln. Alles im Leerlauf bei 700 U/min. Nur ab und zu, wenn ein dicker Felsbrocken oder ein Felsabsatz zu überwinden war, knurrte der Motor etwas grimmig auf und verlangte nach etwas mehr Dieseleinspritzung, die er mit einem sanften Druck aufs Gaspedal auch erhielt.
So ging es ohne Murren über 30cm hohe Felsbrocken und tiefe Auswaschungen im Direktanstieg hinauf. Ausweichmöglichkeit haben hier nur Toyota und Co.
Das Problem bekam unser Dicker aber in den Kurven. Im Steilanstieg zurücksetzen, um eine Kurve zu nehmen, ist absolut kein Vergnügen. Als wir dann schließlich zentnerschwere Felsbrocken mit der Brechstange weghebelten, fragten wir uns schließlich, WAS und WOFÜR wir das taten. Wir wollten hier schließlich kein "Truck-Trail" veranstalten, um dann 1km weiter doch wohl möglich vor dem ultimativen Engpass zu stehen, der uns zur Umkehr zwang.
Hier, wo wir jetzt waren, ließ sich mit etwas Einsatz im Strassenbau eine Wendestelle schaffen. Ein Busch musste etwas gekappt werden, ein paar Felsbrocken mussten ihren seit langem beanspruchten Platz aufgeben, und mit einigem Hin- und Herrangieren war unser "Rolling Home" um 180 Grad gedreht und schaukelte den Hang wieder herunter.
Hier war die Welt für unseren "Dicken" einfach zu klein.
Nach 17 Tagen Kaokofeld wurde es Zeit, mal wieder in die Zivilisation zurückzukehren. Die frischen Vorräte waren aufgebraucht, der Polterpisten waren genug gefahren und es wurde Zeit, das nächste Ziel, die Etosha-Pfanne, anzusteuern. Nach 1200 steinigen Kilometern auf einer Asphaltstrasse dahinzugleiten, war nicht nur für den geplagten Allerwertesten eine Wohltat, auch im "Hutständer" mit all seinen Sinnen machte sich wieder Entspannung breit.
22.-25.6 Etosha NP
Keine Namibiareise ohne Etoshabesuch. Die Jahreszeit ist günstig, da wegen der Trockenheit die Tiere an den Wasserstellen anzutreffen sind - so hoffen wir und so ist es auch. An der Wasserstelle "Kalkheuvel" geht es wieder "drunter und drüber". Für uns ist es rätselhaft, warum sie bei den Tieren so beliebt ist - das Wasserloch ist nur ein enges Betonbecken und die Gegend ist wegen der vielen Büsche unübersichtlich und damit für Löwen ideales Jagdgelände, aber das Wasser muss wohl gut schmecken.
Hier spielt sich wieder "Wildlife pur" ab. Rechts von uns liegt ein fetter Löwe unter einem Busch und hält Mittagsschlaf. An der Wasserstelle drängeln sich 30 Elefanten, unzählige Gazellen, Zebras, Giraffen und Antilopen, und links knuspern gemütlich 3 Löwen an einem frisch gerissenen Zebra.
Die ganze Gesellschaft weiss, dass von dem vollgefressenen Löwen unterm Busch keine Gefahr mehr ausgeht, und so spazieren sie 10m vor seiner Nase vorbei.
So etwas kann Leo natürlich nicht kalt lassen, erst als er sich reflexartig duckt und seine "grimmige Jagdgrimasse" aufzieht, wird den Zebras die Sache zu heiss und sie suchen das Weite.
An der Wasserstelle "Halali", wo sich bei unserem Besuch im letzten Jahr dramatische Tierszenen abgespielt haben, geht es diesesmal etwas ruhiger zu. Es dominieren Elefanten und "Black Rhinos", na ja, auch schon was ...
Unserer Planung nach woll(t)en wir Anfang August in Botswana sein, aber zwei Ziele stehen noch auf unserem Namibia-Programm. Beide liegen im "bushmans land". Zum einen wollen wir eine Piste fahren, auf der man an zwei aussergewöhnlichen Baobabs vorbeikommt und auf der wir hoffen, irgendwie Kontakt zu den hier niedergelassenen Buschmännern zu bekommen, zum anderen, und das ist vorerst unser letztes Ziel in Namibia, wollen wir in den Kaudom NP fahren.
In Grootfontein nutzen wir noch einmal die Gelegenheit zu tanken und Lebensmittel zu bunkern und dann geht es weiter auf gut befahrbarer Piste in das "Buschmannstädtchen" nach Tsumkwe. Wir fahren an einfachen Strohhüttendörfern vorbei und an den spärlich und in Fetzen bekleideten Buschleuten wird deutlich, dass wir hier in der ärmsten Region Namibias unterwegs sind.
Die Buschmänner, die früher von den Gesetzen der Natur geleitet, durch das endlose Buschland zogen, haben den Übergang in eine neue Zeit, in der Grenzen und Zäune ihren Lebensraum zusammenstreichen, nicht geschafft. Früher konnten sie den Wildtieren folgen und sie jagen, sie konnten dorthin ziehen, wo sie überleben konnten, Ackerbau und Viehzucht war dagegen noch nie ihr Metier, aber genau das verlangt man jetzt von ihnen. Sie sollen sesshaft und zu Vieh- und Ackerbauern werden.
Wir übernachten auf einer Community-Campsite der Buschleute und erfahren so etwas mehr über ihre Lebensumstände in diesem Dorf.
Eine deutsche private Hilfsorganisation (NGO) hat dort eine Pumpstation aufgebaut. Eine imposante High-Tech-Anlage mit riesigen Solarpaneln.
Alles wunderbar und an Bereitschaft zu investieren hat es auch nicht gefehlt; die Anlage muss ein kleines Vermögen gekostet haben. Der Haken an der Sache ist allerdings, dass sie seit geraumer Zeit defekt ist und niemand in der finanziellen und technischen Lage ist, sie zu reparieren.
Eine einfache Pumpstation a la "made in India" oder eine einfache Handpumpe hätten ihren Zweck viel besser erfüllt. Diese Monsteranlage ist wieder ein Beispiel reinster Geldverschwendung. Die einzigen Leute, denen diese Anlage etwas gebracht hat, sitzen wahrscheinlich in Deutschland.
Dass die Campsite seit dem ohne Wasserversorgung ist, wäre zu verkraften, sie wird ohnehin kaum besucht, da für Südafrikaner nicht standesgemäß, aber dass das Dorf seit langem ohne Wasser ist, sieht man den Bewohnern deutlich an. Gegen Bezahlung bietet man uns einen Dorfrundgang an. Was wir gezeigt bekommen, ist Armut und Perspektivlosigkeit pur.
Ein paar Hühner scharren in dem trockenen Sandboden und der Gemüsegarten mit den paar dürftigen und halbvertrockneten Pflänzchen belegt, wie weit man noch vom eigentlichen Ziel, einer halbwegs auskömmlichen Subsistenzwirtschaft entfernt ist. Gäbe es die staatlichen Maismehllieferungen nicht, gäbe es auch die Buschmänner hier nicht mehr.
Wie lange es sie überhaupt noch als geschlossene Volksgruppe gibt, ist ohnehin fraglich. Wieder ein Problem, für das keine Lösung in Sicht ist - typisch Afrika könnte man meinen ......
Auf der "Baobab-Piste" können wir einen riesigen Baobab mit einem zimmergroßen Hohlraum bestaunen, bei dem anderen soll es sich um den größten Baobab Namibias handeln und es ist zweifellos ein respektables Bäumchen, aber auch ihn ereilt langsam das Schicksal alles Lebendigen; Ast für Ast bricht aus ihm heraus und seine Tage scheinen gezählt.
Ein anderer Baobab, unter dem wir uns für die Nacht einquartiert hatten, wies ebenfalls eine Besonderheit auf:
Er konnte laut fauchen !
Die Sonne war bereits hinter dem Horizont abgetaucht und im Dämmerlicht des Mondes wirkte alles ohnehin schon etwas gespenstisch, als irgend etwas neben uns, aus dem Baobab kommend, rhythmisch zu fauchen begann. Zuerst klang es wie das Fauchen einer Katze, aber es wurde immer lauter und dröhnender, ausserdem handelte es sich offensichtlich um zwei Tiere. Zwar liess sich die Herkunft dieses unheimlichen Fauchens im Baobab ganz genau lokalisieren, aber ausser dass dort zwei dicke Stämme zusammentrafen, war nichts zu sehen - nur ein eigroßes Loch im Stamm. Aber genau das war letztenendes die Erklärung:
Das Loch war der Eingang zu einer Höhle, in der sich eine Schlangenfamilie eingenistet haben musste, bei der wohl der Haussegen schief hing. Über eine Stunde dröhnte es aus dem Baobab heraus, bis ihnen die Puste ausging und wieder Ruhe einkehrte.
Die Lautstärke des Fauchens war ausserordentlich beeindruckend und die ganze Situation schon unheimlich. Über die Größe dieser Schlangentiere kann man nur spekulieren - persönlich haben sie sich nicht vorgestellt.
Alles was wir bisher über diesen Nationalpark an der Grenze zu Botswana gehört haben, ging von "einmalig" bis "never again".
Jetzt, nachdem wir dort waren, können wir diese beiden scheinbar gegensätzlichen Urteile ganze einfach und treffend verbinden. Einmal ist ok, but "never again".
Landschaftlich hat der Park durch den Wechsel zwischen Gras- , Busch und Waldflächen durchaus seinen Reiz. Der dichte Busch und das hohe Gras beeinträchtigen die Sicht allerdings, das gilt besonders für die "kleinen Geländewagen". Wir haben in dieser Beziehung deutlich mehr Weitblick, aber was die Leute in der Etage unter uns nur vermuten, können wir nur bestätigen: Tiere sind nur sehr schwer zu entdecken und wahrscheinlich auch nicht sehr zahlreich vertreten - bis auf eine Ausnahme : "Elefanten".
Die vielen Spuren im Sand lassen ahnen, dass sich respektable Mengen im Park aufhalten, aber die Burschen sind wie vom Erdboden - oder besser Sandboden - verschluckt und es dauert lange, bis wir einen in der Ferne zu Gesicht bekommen. Die einzige Chance, sie zu beobachten, sind die Wasserstellen. Diese kann man aber nur tagsüber besuchen, da die Übernachtung im Park nicht erlaubt ist. Nun kommen die Elefanten aber vorzugsweise nachts zum Trinken zu den Wasserstellen - ein echtes Problem, für das es scheinbar keine Lösung gibt - aber der Zufall kommt uns zu Hilfe: Eine Reifenpanne "zwingt" uns, die Nacht an einer Wasserstelle zu verbringen und siehe da, Heerscharen von Elefanten kommen aus den Büschen und bieten bei Vollmondbeleuchtung ein großartiges Szenario, welches die mühevolle Fahrt im Kaudom NP wieder etwas aufwiegt. Wer sich nämlich in den Kaudom NP wagt, der sollte sich auf viele und lange tiefsandige Passagen einstellen.
Von den 170km (je nach Route) sind locker 100km sandig und davon 50km so tiefsandig, dass jeder, der sich aufmacht, den Kaudom zu bereisen, sich über die Sandtauglichkeit seines Fahrzeugs Gedanken machen sollte. Der Schwierigkeitsgrad steigt dabei vom Süden nach Norden. Wer die ersten 40km von Norden kommend gemeistert hat, hat das Gröbste hinter sich oder wer vom Süden kommt, der wird erst auf den letzten 40km richtig gefordert.
Diejenigen, die sich der Sache also nicht so sicher sind, sollten von Norden die Sache antesten und die Entscheidung zur Umkehr kann durchaus eher ein Beweis von Klugheit als von Feigheit sein.
Wir hatten weniger mit den Sandpassagen als mit anderen Dingen zu kämpfen; zum einen passte unser Mc Dee im Park nicht so richtig in die Fahrzeugspuren, so dass wir immer mit einem Rad in - und mit dem anderen Rad neben der Spur fuhren und alles in allem die Pisten etwas eng waren, so dass wir ständig mit "angelegten Ohren" fahren mußten, ansonsten kamen wir mit dem Sand gut zurecht, zumal es im Norden ab dem Kaudom-Camp für LKWs eine eigene Spur gibt. Beide lassen sich recht einfach unterscheiden - die 3-spurige gehört den Geländewagen; je eine Spur für die Räder und eine Spur fürs Differential !
6.- 14.7 Anreise Botswana, Tsodilo Hills, Maun
Nach den 200km Sandpiste waren ersteinmal ein paar Tage Erholung an den Popafällen angebracht, bevor es bei Bagani über die Grenze nach Botswana ging. Die letzten Kilometer darf man dabei transit durch den Mahango-Game-Park fahren - von der Hauptpiste abbiegen nicht erlaubt, aber es zeigt sich trotzdem einiges Getier am Strassenrand - kostenlos.
Wie gewohnt sind die Grenzpassagen im südlichen Afrika problemlos, für unseren LKW mussten wir jedoch einen Obulus zahlen, eine Transportsteuer oder so etwas ähnliches, wie ich später auf der Quittung lese. Das wäre durchaus diskussionswürdig gewesen.
Bevor wir nun in das Mekka aller "echten" Afrikatouristen, nach Maun vordringen, wollen wir uns noch an einen, wie es heisst, "mystischen Ort", den "Tsodilo Hills" begeben. Dieser kleine Gebirgszug war für die Buschmänner ein heiliger Ort und der Sitz von Geistern. Die Geister sind mittlerweile abgerückt, aber die unzähligen Felszeichnungen sind noch zu bewundern, wobei uns im Vergleich zu anderen Felsmalereien hier eher die "Masse" als die "Klasse" der Kunstwerke beeindruckt hat, aber wir sind schließlich auch keine Experten prähistorischer Felsmalereien.
Das Magische dieses Ortes ist uns verschlossen geblieben, aber wir haben trotzdem etwas Unfassbares erlebt: Eintritt und Camping sind kostenlos !
Leider bewegt sich diese Ersparnis allerdings in einer Größenordnung, die im Touristengetto "Maun" völlig bedeutungslos ist, denn wenn man sich hier auf die "normaltouristischen Pfade" begibt, schmilzt selbst ein stolzer 100.- EUR schnell zum Wert eines Blatt Toilettenpapiers zusammen.
Der legendäre Ruf des Okavango-Deltas, des Moremi und Chobe NP, die schönste und wildreichste Region Afrikas zu sein, hat zu einer wahren Preiseskalation geführt.
Um die Sache mit der Bezahlung hier einfacher zu machen, sollte man auf den Kilobarren Gold umstellen. Man lege einfach ein paar von ihnen auf den Tisch der Buchungsbüros, und schon hat man eine Übernachtung in einer Lodge, eine Bootsfahrt und einen Game-Drive dafür. Für die Anreise zur Lodge muss man natürlich noch einen Barren extra dazulegen.
Aber an Kundschaft fehlte es offensichtlich nicht. In Maun, früher ein armseliges Rundhüttendorf, kommt man kaum noch über die Strasse. Ein 4x4-Fahrzeug schiebt das nächste. Safari-Jeeps, Toyota, Landy und Co. geben sich die Ehre. Zur Hauptreisezeit der Südafrikaner dominieren blitzeblanke Toyotas, Nissan und Landrover neuester Baureihe, einer wie der andere mit der Standardausrüstung von "Greensport"
Wir fragen uns, woran diese Besitzer eigentlich ihre Fahrzeuge erkennen - es kann eigentlich nur das Autokennzeichen sein.
Aber wir sind ja schließlich auch hier und wollen mal sehen, was die Gegend so zu bieten hat. Doch die Sache ist für uns nicht einfach.
Neben der Problematik, dass im Moremi NP die guten Campingplätze alle ausgebucht sind (Ferien d. Südafrikaner), wir weit davon entfernt sind, für eine Übernachtung in einer Logde ab 250.- EUR/Pers. zu zahlen, bereitet uns die Fahrzeuggebühr von 180.- EUR/Tag für unseren Mc Dee echtes Kopfzerbrechen.
Zusammengerechnet kämen wir auf einen Tagessatz (Eintritt, Camping, Fahrzeug) von ca. 240.- EUR. Dabei hätten wir das Gewicht unseres Magirus schon deutlich untertrieben, sonst wären es 330.- EUR/Tag.
Als Alternative versuchen wir an einen günstigen Leihwagen zu kommen (also nicht bei AVIS oder BUDGET !), denn wir haben ja eine komplette Ausrüstung dabei und könnten also ein paar Tage in so einem kleinen 4x4 Geländewagen herumfahren. Das wäre zwar ein echter Stilbruch, aber unter den gegebenen Umständen sicher verzeihlich.
Es bahnt sich auch etwas an, aber wir sehen darin nur die zweitbeste Lösung, die beste Lösung ist unserer Meinung nach ersteinmal, um den Moremi NP herum auf Erkundungstour zu gehen und genau das wird ein voller Erfolg, so dass wir die Variante mit dem Leihwagen abhaken können.
Die anschließenden 8 Tagen im Busch hatten es in sich und waren original Wildlife pur. Nun könnte man ja Elefanten, Hippos, Krokodile, Giraffen, Zebras usw. langsam zum Standardprogramm erklären und das ist es auch, aber trotzdem sind die Beobachtungen in neuer Umgebung und mit anderem Verhalten der Tiere immer wieder interessant.
Neben diesem "Standardprogramm" sind es aber eben die unvorhersehbaren Beobachtungen und Situationen, die "das Salz in der Suppe" bedeuten - und nicht immer sind diese Erlebnisse angenehm, das entspräche bei weitem nicht der afrikanischen Realität.
Zu hören, wie auf eine Elefantenherde Jagd gemacht wird, ist ein Beispiel dafür. Zuerst waren zwei laute Schüsse zu hören, dann aufgeregtes Trompeten und anschließend sahen wir eine von Panik getriebene Elefantenherde, die krachend und brüllend vor Angst und Wut durch den Busch stürmte. Ob es sich hierbei um Wilderer, eine bezahlte Jagdsafari oder professionelles Culling handelte, war uns in dem Augenblick egal, die ganze Situation war jedenfalls entsetzlich, besonders auch deshalb, weil Elefanten so kluge, sensible und friedliche Wesen sind.
Schöner war dagegen die Begegnung mit einem Leoparden, den ich abends beim Campieren im Busch mit dem Scheinwerfer entdeckte, als ich vom Dach des Magirus aus die Umgebung nach verdächtig leuchtenden Augenpaaren absuchte.
Während Marion auf der einen Seite vom Mc Dee gerade die saftigen Steaks drehte, funkelten auf der anderen Seite zwei Augen zu uns herüber, deren Besitzer sich als waschechter Leopard entpuppte.
Er kam schnurstracks auf uns zu, marschierte dann unbeeindruckt vom Scheinwerferlicht im Bogen in 15m Entfernung an uns vorbei, trank ein paar Schluck aus dem Khwai-River und "hüpfte" aus dem Stand mal eben so aufs andere Ufer - eine unglaubliche Begegnung !
Ein besonders aufregendes Schauspiel war die Jagd von 5 Löwinnen, als sie versuchten, aus einer Büffelherde von ca. 400 (!) Tieren, ein geeignetes Beutetier zu isolieren. Sie griffen die Herde mehrmals an, aber die größten Büffelbullen bildeten eine undurchdringliche Phalanx vor ihrer Herde. Für die Jäger gab es kein Durchkommen. 2 Stunden konnten wir die vergebliche Jagd aus unmittelbarer Nähe beobachten und direkt neben uns, keine 10m entfernt, beobachtete mit uns und mit wohl ähnlichem Interesse auch der Löwenpascha die Jagd seiner Haremsdamen und drückte ihnen die Daumen.
Auch bei den Löwen sorgen die Frauen für den gedeckten Tisch !
Die einbrechende Dunkelheit brachte dann etwas Ruhe, und die Aufregung der Jagd legte sich bei allen Beteiligten. Die Löwengang legte sich schlummern, wobei sich der Pascha friedlich, von Büffellendchen träumend, direkt neben uns zum Nickerchen hinlegte. Wir verbrachten die Nacht dort an Ort und Stelle bei den Löwen. Klar, dass wir keinen Schritt vor die Tür machten und am nächsten Morgen, obwohl kein Löwe mehr zu sehen war, ersteinmal unters Auto schauten ....
Eine andere nette Begegung war mit einem Python. Er lag neben der Piste im Gras, kaum zu erkennen und wahrscheinlich muss man erst an 100 von ihnen vorbeifahren, um einen zu entdecken.
Er hatte wohl noch nicht seine richtige Betriebstemperatur erreicht und war noch recht träge, so dass ich seinen Versuch, nach mir zu schnappen nicht als echten Affront wertete. Als er verstand, dass ich ihn nur ablichten und nicht abstechen wollte, hielt er inne und ließ sich fotografieren. Es fällt auf, wie wohlerzogen und liebenswürdig die Tiere im Okavango-Delta sind. Ist an der Geschichte mit der Marula-Frucht doch etwas dran ?
Aber nicht nur Tierbegegnungen werden uns in Erinnerung bleiben. Auch die Bergung eines in "Seenot" geratenen 4x4-Campers mit deutscher Besatzung ist eine Story, an die wir uns immer wieder erinnern werden.
Die reiselustige deutsche Familie mit Tochter und Sohn waren in ihrem Leihwagen auf der Rückreise von den Victoria-Falls nach Windhoek, und um nicht wieder den langweiligen Caprivi-Strip fahren zu müssen, sollte es eben noch durch den Chobe und den Moremi NP gehen.
Nun gibt es Tage, die laufen gut und manchmal gibt es eben auch diese "Ausreisser nach unten".
Eigentlich kann man im südlichen Afrika bei dem Besuch eines Nationalparks von einigermassen zivilisierten Voraussetzungen ausgehen - soll heissen:
- Pisten einigermassen befahrbar, keine Schlamm - oder Wasserlöcher,
  und wenn ja, dann ist die Piste gesperrt.
- Übernachtungsmöglichkeiten sind auch vorhanden
- ausreichende Beschilderung und Wegweiser
- ausserhalb des Nationalparks ist man einigermassen sicher vor
  bissigem Getier.
Nicht so im Chobe und Moremi NP. Genau das Gegenteil ist der Fall. Die Pisten sind manchmal böse sandig, Wasserdurchfahrten sind nicht ausgeschlossen, angekündigte Campsites und Lodges existieren nicht (mehr), die Orientierung ist nicht ganz einfach und es gibt mindestens so viele Löwen, Krokodile, Hippos und Büffel ausserhalb des Park, wie darinnen.
Nun war die wackere Familie nicht nur mit einem zerfetzen Reifen, einer fürchterlich tiefsandigen Piste gepeinigt, sondern die Fahrt zu der Lodge, in der man es sich nach so einem anstrengenden Tag bei einem warmen Essen und einer heissen Dusche gut gehen lassen wollte, endete in einem Wasserloch.
Der vermeintlichen Piste zur Lodge folgend standen die Vier plötzlich vor einer Wasserfurt. Spuren zeigten ihnen, dass es hier durchgehen muss und wenn auf der anderen Seite der Weg zur wohlverdienten Nachtruhe weiterführt, dann ist der beherzte Tritt aufs Gaspedal nicht nur mutig, sondern folgerichtig.
Eine "Untiefe" (ca. 50cm) zeigte dem 4x4-Benziner allerdings seine Grenzen und machte den Unterschied zu den reinrassigen Geländewagen deutlich, die für die Spuren verantwortlich waren. So blieb der 4x4-Camper in der Mitte des Flüssleins stehen und die Vier waren gezwungen, die Nacht im Dachzelt unter widrigen Bedingungen zu verbringen und darüber zu spekulieren, ob Krokodile Aluleitern hochkrabbeln können. Es war sicher eine lange kühle Nacht; in Botswana sinkt das Thermometer zu dieser Jahrezeit nachts bis auf 0 Grad.
Es war schon ein aussergewöhnlicher Zufall, dass wir dorthin am nächsten Morgen eine Erkundungsfahrt unternahmen und so den norddeutschen Landsleuten das Gefährt mit Hilfe der Winde wieder auf sicheren Untergrund ziehen konnten.
Nachdem die Zündkerzen trockengeblasen waren und der Auspuff literweise Wasser ausgespuckt hatte, schnurrte der Motor auch bald wieder wie zuvor, und die Fahrt konnte weitergehen.
Botswana ist in dieser Hinsicht nicht zu unterschätzen und der Chobe und Moremi NP sind mit anderen Nationalparks wie Etosha, Krüger oder Hwange NP nicht zu vergleichen. Die überfüllten Touristenstädte wie Maun und Kasane vermitteln zwar das Gefühl inmitten der Zivilisaton zu sein und es ist daher schwer vorstellbar, dass man nach einigen Kilometern bereits in echter Wildnis auf sich alleine gestellt ist, aber ohne gute Navigation, Ausrüstung, Verpflegung und einen guten Geländewagen mit ausreichend Treibstoff kann man leicht in Schwierigkeiten kommen. Abseits der Hauptpisten ist der nächste Löwe im Busch mit Sicherheit näher als die erwünschte Hilfe bei Problemen.
Anders als in den meisten Parks im südlichen Afrika sind die NP Botswanas nicht eingezäunt. Mit wilden Tiere muss man daher auch in den angrenzenden Gebieten rechnen. Wer es nicht glaubt, der sollte auf den Pisten mal Ausschau nach Löwenspuren halten .....
Nach unserer Moremi-Busch-Tour konnten wir uns mit diebischer Freude so richtig die Hände reiben, als ich nach 8 Tagen zum ersten Mal wieder meinen Geldbeutel suchen musste. Mit den hier üblichen Preisen gerechnet, hätte ein Safari-Veranstalter für so eine Tour locker 1600.- EUR abgegriffen - pro Person versteht sich
Wir verlassen das Touristengetto Maun und rollen auf glattem Asphalt gen Osten zur Grenze nach Zimbabwe. Zolltechnische Gründe zwingen uns mal wieder zu einem Grenzwechsel.
Bei dem so ziemlich bedeutungslosesten Grenzposten im südlichen Afrika, bei "Pandamatenga" geht es hinüber nach Zimbabwe. Der Vorteil dieses Grenzpostens ist seine unmittelbare Nähe zum Hwange NP, so dass wir den notwendigen Grenzwechsel mit einem Besuch des Hwange NP verbinden können. Nun ist Zimbabwe nicht irgend ein Land in Afrika, sondern hat sich in den letzten Jahren durch die weissenfeindliche Politik des Robert Mugabe "kamekazeartig" in den wirtschaftlichen Ruin gestürzt. Die Situation bei unserem letzten Aufenthalt in ZIM liess für die nächste Zukunft Schlimmes befürchten, und sollte nicht ein Wunder geschehen, so erwartete man damals tausende Hungertote, da die Versorgung mit Grundnahrungsmitteln wie Mehl und Zucker durch die Vertreibung der weissen Farmer und die anhaltende Trockenheit nicht mehr sicher schien.
Das Wunder ist jedoch geschehen und eine Regenzeit, die ihrem Namen alle Ehre machte, hatte gute Ernten zur Folge. Die unmittelbare Hungersnot ist damit ersteinmal überstanden. Der Absturz der Landeswährung geht jedoch weiter und ausser den Grundnahrungsmitteln bleibt alles weitere für den Normalzimbabwer unerschwinglich. Die Story "Zimbabwe" ist noch lange nicht zu Ende.
Neuesten Informationen nach werden Eintrittsgelder für Nationalparks nur noch in Fremdwährung fällig und dort soll dann kräftig zugelangt werden.
Nach einem kleinen "small talk" mit dem Nationalpark-Ranger, bei dem wir uns als alte Fans und Kenner des Hwange NP verkaufen - wir sind ja schließlich auch schon zum 4. Male hier - einigen wir uns bei der Bezahlung auf die Landeswährung "Pula". Eintritt 70.- Pula/Pers., 30.- Pula/Fahrzeug. 60.- Pula/Campsite. Eintritt fürs Fahrzeug und Personen nur einmalig !!
Für Eintritt mit 2 Übernachtungen kommen wir inklusive unseres Stahlrosses auf umgerechnet 55.- EUR. Das ist deutlich mehr als beim letzten Mal, aber weniger als wir erwartet haben und unseren Mc Dee haben wir auch wieder hineinbekommen.
Zwei Tage verbringen wir auf der schönen Campsite "Deteema" und was gibt es dort wohl zu sehen ?!
Elefanten, Elefanten und Elefanten - und ein Black Rhino, ein paar Büffel und Hyänen. Ein Leopard war zwar laut zu hören, aber zeigen wollte er sich nicht, dieser Feigling.
Eigentlich hätten wir Zimbabwe gerne noch weiter bereist, doch irgendwie müssen wir uns auch ein bisschen an unsere (Zeit)Planung halten, und die besagt, dass wir uns nun langsam zum Chobe NP aufmachen sollten.
Auch vom Chobe NP hört man eigentlich nur Gutes, d.h. der Bestand an Wildtieren soll so hoch sein, dass man zu mindest hinter jedem zweiten Busch einen Vertreter der "Big Five" erwarten kann.
Da wir uns allerdings immer noch mit dem Problem "1500 Pula Eintritt für unseren Mc Dee" konfrontiert sehen, bleibt uns der hochoffizielle Besuch des Parks, insbesondere unseres Ziels, der Savuti-Region, verwehrt.
Für eine solche Tour in die legendäre Savuti-Region müssten wir so schlappe 900.- EUR für drei Tage rechnen. So etwas verbietet sich natürlich von selbst und so etwas weckt in uns den Ehrgeiz, eine Alternative zu suchen.
Wir glauben auch eine solche gefunden zu haben - eine Sache bereitet uns in den letzten Tagen allerdings etwas Kopfzerbrechen, es ist die Frage :
"Wie heiss darf eigentlich ein Verteilergetriebe werden ?!"
Auf der letzten Geländestrecke war die Temperatur auf geschätzte 50°C angestiegen, nach der letzten Fahrt bei höherer Geschwindigkeit erreichte die Gehäusetemperatur - nachdem ich einen Meßfühler installiert hatte - beachtliche 60°C. Ein Mechaniker, den ich daraufhin ansprach, meinte "handwarm", wärmer werden die Verteilergetriebe seiner Magiren nicht.
Diese Feststellung dämpfte unseren Tatendrang erheblich. Eine Panne auf der von uns angepeilten Route wäre aus gleich mehreren Gründen äusserst unpassend gewesen, nicht nur weil sie in "löwenverseuchtes" Gebiet geführt hätte.
Wir waren uns einig, bevor die Sache mit dem Verteilergetriebe nicht geklärt ist, sind einsame Pisten tabu - basta !
Also gibt es jetzt ersteimal die "Chobe-light-version". Das ist zum Beispiel eine "boat-cruise" auf dem Chobe River in den Nationalpark, und die ist auch wirklich ganz nett und weil wir Selbstfahrer mangels Masse nicht im Dutzend abgefertigt werden können, sind wir plötzlich unversehens nur zu viert auf einem dieser großen Ponton-Boote, auf denen sonst 20-30 Personen untergebracht werden.
Auf den vorgelagerten Inselchen sieht man jede Menge Elefanten, Büffel, Hippos, und am Ufer liegen die trägen Kroks und sehen zu, wie die Touristenboote an ihnen vorbeischippern. Die Tiere sind so an den Touristenrummel gewöhnt, dass man sich ihnen bis auf wenige Meter nähern kann.
Uns blieb auch das Glück nicht versagt, ein Löwenpaar direkt am Ufer zu sehen - eine spannende Angelegenheit, aber ebenso interessant war es, eine 20-köpfige Gruppe überglücklicher Japaner zu beobachten, wie diese auf ihre wohl erste Löwensichtung reagierten. Jede Bewegung des Löwen wurde mit lautstarkem Händeklatschen und überschäumenden Gejohle begleitet. Ihnen wäre wahrscheinlich jeder Ton sofort im Halse steckengeblieben und ihre Hautfarbe hätte einen aschfahlen Ton bekommen, wäre ihnen das Krok aufgefallen, das plötzlich direkt neben ihrem Boot auftauchte und langsam daran vorbeizog - wollte es heute Japanisch Essen gehen ?
Auch die drei Elefantenbullen, die in effektvoller Szene bei dunkelrotem Sonnenuntergang vor uns durch den Chobe-River schwammen, machen die Bootsfahrt zu einer lohnenswerten Sache. Die freudetaumelnden Japaner waren glücklicherweise dabei nicht in Sichtweite.
Die Bootstour war allerdings kein vollständiger Ersatz für unseren gestrichenen Abstecher in die Savuti-Region, aber wenn es sich einrichten läßt, holen wir diese nach, mit oder ohne Verteilergetriebe !
Nach unserer Bootstour hält uns nichts mehr in Kasane. Dieser Touristenrummel ist nichts für uns und das besonders abschreckende Beispiel hierfür fanden wir in der Chobe-River-Lodge, der ersten Adresse für die "industrielle Massenabfertigung" der Safari-Touristen. Auf der Suche nach einem Campingplatz landeten wir vorübergehend dort. Von hier aus werden dreimal am Tag die Leute zu Dutzenden in den NP gefahren. Am Bootsanleger warten Menschentrauben auf einen Platz für eine "boat-cruise" auf einem der doppelstöckigen Ponton-Boote, auf denen je ca. 50 Personen Platz finden. Was hier an Geld bei minimalem Aufwand umgesetzt wird, ist unglaublich.
So eine 3-stündige Bootstour kostet immerhin ca. 20.- EUR/Pers.
Das Publikum könnte gemischter nicht sein; einerseits trifft man die jungen Overlander-Reisenden, die mit minimalstem Aufwand, insbesondere an Kleidung und Sauberkeit barfüßig durch die Lobby laufen, während daneben der voll ausgestattet Manager-Typ seinen Auftritt hat. Vom Scheitel bis zur Sohle vom edlen Herrenausstatter auf Safari-Look getrimmt, der trotz 35°C Hitze den Stil wahrt und in Safarijacke und blitzeblanken Safariboots, die noch kein afrikanisches Sandkörnchen verunzieren, bereit steht, sich in den wilden afrikanischen Busch zu stürzen.
Aber eines, so spüren wir, haben alle diese Leute gemeinsam :
"Reisestress !"
Die Programme der Veranstalter sind dicht gepackt mit "Activities": "morning-game-drive, evening-game-drive, night-game-drive, boat-cruise - und morgen geht es weiter zu den Victoria-Wasserfällen."
Den Veranstaltern geht es natürlich in erster Linie darum, möglichst viele Aktivitäten in kurzer Zeit durchzuziehen, denn die lassen die Kasse klingeln, andererseits müssen die Touristen auch schnell durchgeschleust werden, da man sonst dem weiteren Ansturm nicht gewachsen wäre.
Ob die Leute eigentlich immer noch auf dem Laufenden sind und genau wissen, wo sie sich gerade befinden ?!
Es geht nichts darüber, wenn man sich sein "Activity-Programm" selbst zusammenstellt. Wir können nur jedem Afrikainteressierten empfehlen, sich mit einem Leihwagen und einem guten Reiseführer (ungeschlagen : Hupeverlag "Botswana") selbst auf Safari zu begeben.
5.- 8.8 Caprivi-Strip
Als Ersatz für die Fahrt nach Savuti beschließen wir noch einmal in den Etosha NP zu fahren. Das ist dann immerhin unser 4. Reise dorthin, aber mit Fortschreiten der Trockenzeit sollten sich eigentlich immer mehr Tiere an den Wasserlöchern sammeln, und das verspricht wieder interessante Beobachtungen.
Vorher müssen aber noch einige Kilometer abgespult werden. Von Kasane fährt man auf einer Transitstrecke durch den Chobe NP zur Grenze nach Namibia.Die Transitfahrt ist kostenlos - man muss sich nur in eine Liste eintragen - aber mit einem "game-drive" hat die Fahrt nichts gemein. Wir sahen unterwegs ausser einer plattgewalzten Kobra auf der Strasse kein einzigen Tier.
Hinter der Grenze auf Namibischer Seite beginnt der unter Afrikafahrern berühmt berüchtigte "Caprivi-Strip", ein 400km langer Korridor, der Namibia vorbei an Botswana und Angola mit Sambia verbindet.
Zur Zeit des Bürgerkriegs in Angola war dieses Verbindungsstück wegen bewaffneter Überfälle aus Angola unsicheres Terrain und konnte meistens nur im Konvoi befahren werden. Jetzt, nachdem in Angola wieder Ruhe eingekehrt ist, besteht nur noch die Gefahr, mit einem der herumziehenden Elefanten zu kollidieren.
An diesem wirtschaftlich und geopolitisch wichtigem Verbindungsstück wird z.Zt. heftig gebaut, d.h. ein großer Teil ist Baustelle und ein anderes Teilstück ist Holperasphalt, der Rest ist gut zu fahren, aber trotzdem eine fürchterlich langweilige Strecke.
Da wir morgens recht spät gestartet waren und über lange Strecken keine Übernachtungsmöglichkeiten bestehen, mußten wir uns für die Nacht in die Büsche schlagen - das wäre hier vor wenigen Jahren noch ein unvorstellbares, riskantes Unterfangen gewesen.
Nach 850km ab Kasane in Botswana stehen wieder wieder einmal vor dem Eingangsgate zum Etosha NP. Es gibt sicher eine Reihe von Menschen, die vertreten die Meinung, sie bräuchten nur einmal einen Nationalpark zu besuchen und wenn sie dort alle Tiere einmal gesehen haben, dann reicht das für alle Zeiten. Mit der gleichen Begründung bräuchte man dann keine Spielfilme mehr anzuschauen, wenn man die Schauspieler einmal gesehen hätte, denn dass, was an der Wasserstelle "Kalkheuvel" von den Darstellern wie Elefanten, Löwen, Zebras, Kudus, Elan, Oryx, Giraffen, Gnus, Springböcken und Warzenschweinen geboten wird, ist ein 6-stündiges Schauspiel:
"Löwen jagen Giraffen, Elefanten jagen Löwen, Löwen jagen Zebras, Elefantenbabies jagen Springböcke, Oryx jagen Zebras, und dazwischen treibt es ein Löwenpärchen schamlos in aller Öffentlichkeit."
Nun gehört das Aufstöbern eines Leoparden auf einer Pirschfahrt zu den besonderen Highlights und hat auch schon einen gewissen Seltenheitswert.
In der Moremi-Region hatten wir ja auch schon eine recht aufregende Begegnung mit so einer Edelkatze, aber die nächste Begegnung war noch dramatischer in ihrem Verlauf.
Auf einer Pirschfahrt entdeckten wir ein solches Tier im Busch neben der Piste und wie es bei solchen Leopardenbegegnungen meistens ist, verschwindet das begehrte Objekt im Busch, bevor man es ablichten kann. Es dauert eben eine gewisse Zeit, bis man die Situation realisiert, die Kamera eingeschaltet und eingestellt hat, das Fahrzeug in Position gebracht und gestoppt ist, aber wir erwischten ihn gerade noch.
Plötzlich glauben wir unseren Augen nicht zu trauen - es liegt noch ein zweiter Leopard dort, ganz entspannt und schaut zu uns herüber. Wir halten den Atem an und rechnen damit, dass auch dieser aufsteht und im Busch untertaucht, aber er bleibt liegen, döst und räkelt sich genüsslich in der Sonne.
Dieses gibt uns Zeit in unsere Trickkiste zu greifen und - der Wind steht günstig - ihn mit einem unwiderstehlichen Duftstoff für Raubtiere anzulocken.
Und - es ist kaum zu glauben und kein Jägerlatein - der Leopard, oder besser die Leopardin wird plötzlich hellwach, hebt die Schnauze witternd in den Wind, steht auf und marschiert langsam auf uns zu, setzt sich, schnuppert, steht auf und ist schließlich so dicht, dass wir sie schon von oben herab fotografieren. Das nächste Bild verspricht gut zu werden; sie schaut gerade zu uns herauf und ich drücke auf den Auslöser, aber nichts passiert, der Bildzwischenspeicher der Digitalen ist voll - ich verfluche die Kamera.
Wir sind wie elektrisiert und rechnen allen Ernstes damit, dass die Mietzekatze als Nächstes auf die Motorhaube springt, das wäre die Sensation.
Aber es passiert etwas anderes Unerwartestes; etwas, womit wir überhaupt nicht gerechnet hatten und auch nicht rechnen mussten :
"EIN DEPP HINTER UNS DRÜCKT AUF SEINE HUPE !!!"
Wir können es nicht fassen, es ist einfach unglaublich. Am liebsten würde ich aussteigen und den Huper erwürgen. Die Leopardin zieht sich natürlich zurück und verschwindet schließlich dort, wohin auch der andere Leopard abgezogen ist. Wir hören noch ein kurzes Grollen, dann ist der Zauber vorbei.
Darüber, warum der gute Mensch hinter uns hupen musste, kann man nur spekulieren. Wahrscheinlich ist er beim Fotografieren des ersten Leoparden vor Aufregung auf seine Hupe gekommen.
Den zweiten Leoparden vor uns konnte er wohl - das sei zu seiner Verteidigung mal angenommen - nicht sehen.
Eine andere Erklärung wäre, dass er sich durch Hupen Platz verschaffen wollte, um einfacher an uns vorbei fahren zu können. Deswegen auf die Hupe zu drücken wäre allerdings bei einem Aufenthalt in einem Nationalpark ein mittelschweres Vergehen.
Man kann nur hoffen, dass ihm so etwas nicht einmal bei einem sensiblen Elefanten passiert. Es gibt unter ihnen welche, die sehr ärgerlich und heftig auf derartige Missgeschicke reagieren und ihre Methode haben, dieses Ding für immer verstummen zu lassen.
Die ersten zwei Nächte verbringen wir im "Namutoni-Camp". Wie schon bei unseren früheren Besuchen ist das Wasserloch einsam und verlassen, ganz anders dagegen die Wasserstelle "Moringa" im "Halali-Camp", hier rangeln wieder Elefanten, Rhinos, Hyänen und ein Leopard um die beste Stelle am Wasserloch.
Ganz besonders beeindruckend war wieder die Wasserstelle im "Okaukuejo-Camp". Zwischen morgens 9 und 11 Uhr drängelten sich unglaublich viele Tiere dort. Schließt man die ankommenden und abziehenden Tiere mit ein, so müssen es über 1000 gewesen sein und dabei ist das Wasserloch man gerade 30 x 30m groß. Der Anblick muss jeden Menschen faszinieren.
Wir konnten Besucher beobachten, die nichts ahnend zur Wasserstellen gingen und beim Anblick der Tiermassen mit offenem Mund wie angewurzelt stehen blieben.
Während sich morgens Tiere wie Gazellen und Antilopen, also typische Beutetiere an der Wasserstelle einfinden, haben abends die Elefanten und Nashörner das Sagen - und ab Mitternacht ist die Zeit der Löwen gekommen.
Die Touristen liegen dann bereits in den Federn und schlafen den Schlaf des Gerechten, aber dann kann es erst richtig spannend werden.....
Meistens kündigt der König der Tiere sein Erscheinen durch ein heiser röhrendes Brüllen an. Wer sich in sicheren vier Wänden befindet, spürt dabei vielleicht noch einen leichten Schauer über den Rücken jagen, wer sich dagegen - wie unsere Vorfahren früher - ungeschützt im freien Busch draussen aufgehalten hat, dem muß dabei das Blut in den Adern geronnen sein.
Es ist kurz nach Mitternacht, als Marion mich aufweckt und auf das Löwengebrüll aufmerksam macht, und da meine Träume gerade langweilig sind, stehe ich auf, um zur Wasserstelle "Löwengucken" zu gehen.
Ich brauche auch nicht mehr lange warten bis vier stattliche Exemplare aus der Dunkelheit heraus an die beleuchtete Wasserstelle kommen.
Aber sie gehen nicht zum Saufen, sondern ziehen zielstrebig weiter, und zwar in Richtung des Zaunes, der das Camp gegen solch unliebsame Besucher abschirmt. Entlang dieses Zaunes hat sich ein Tierpfad gebildet, der von den Tieren, die zur Wasserstelle ziehen, benutzt wird. Dorthin - so vermute ich - werden wohl auch die Löwen marschieren.
Mit dem Gedanken, mal ein Foto aus nächster Nähe von ein paar Löwen des Nachts zu machen, beschließe ich, die vier Löwen an diesem Tierpfad aufzulauern, ausserdem müßte es doch einen besonderen Reiz haben, diesen Mörderbestien mal aus nächster Nähe gegenüber zu stehen - mit dem Zaun dazwischen versteht sich ....
... und das hat es auch!
Den Weg durch den Busch kannte ich schon und so war ich noch zeitig genug am Zaun, um auf das Erscheinen der Löwenmeute zu warten.
Es war äusserst spannend, wahrscheinlich auch deshalb, weil es stockdunkel war und die Sicht gerade 5m weit reichte
.
Zuerst war nur ein leises Tapsen zu hören. Ich merkte, wie der Adrenalinspiegel stieg.
"Hoffentlich sind auch alle Löwen auf der richtigen Seite des Zaunes", zweifelte das Stammhirn mit seinen Urinstinkten.
"Klar Junge, keine Angst, die müssen auf der anderen Seite des Zaunes sein", beruhigte der klare Verstand.
Eine Erleichterung machte sich allerdings auch nicht breit, als die vier Löwen dann tatsächlich auf der "richtigen" Seite des Zaunes auftauchten.
Immerhin kamen die vier Schatten genau auf mich zu und so etwas ist sicher schon häufig genug Stoff für schweißnasse Alpträume gewesen.
Nun mußte ich auch noch, obwohl ich schon die anatomische Besonderheit an mir feststellte, dass das Herz in der Hose war, aber im Halse pochte, auch noch dichter an den Zaun heran, um nicht die Maschen vom Zaun auf dem Bild zu haben.
Das ist für einen "stammhirngeprägten" Menschen keine leichte Übung !
Dem Stammhirn fiel es auch sehr schwer, auf den Auslöser der Kamera zu drücken, um mit dem Blitzlicht den eigenen Standort zu verraten.
Das kluge Großhirn lächelte über so eine Vorstellung nur:
"Mensch Junge, die haben dich schon längst entdeckt, wenn du sie sehen kannst, sehen dich die Löwen erst recht !"
Also Auslöser gedrückt - ein greller Blitz, zum ersten Mal sehe ich die Löwen richtig - und schon sind die Bestien digitalisiert.
Ich halte den Atem an und hoffe, dass sie unbeeindruckt weiter ziehen und mir den Schnappschuss nicht übel nehmen - aber nein, sie zögern, bleiben stehen und legen sich genau vor mir nieder.
Mir wird auch deshalb etwas "mulmig" zu Mute, da ich sie nicht genau erkennen kann und so auch keine Rückschlüsse auf ihre derzeitige Gemütslage möglich sind. Haben sie sich zum Dösen hingelegt oder denken sie genau wie ich über die Höhe und die Stabilität des Zaunes nach ?
Ich beschließe, mich schon mal langsam auf den Rückmarsch zu begeben. Sollten sich die Löwen etwas Böses überlegen, sind ein paar Meter Vorsprung sicher eine feine Sache. Zum Magirus sind es 40m durchs Gebüsch.
Die Sache mit dem Rückzug hat allerdings einen Haken; einerseits kann ich nur vorwärts durch das Dornengebüsch, andererseits läßt mein Stammhirn nicht zu, dass ich den Löwen den Rücken zudrehe. Ich wünsche mir die Augen eines Chamäleons, eines schaut nach hinten, eines nach vorne. Wie das ausgesehen hätte, war mir vollkommen egal.
Nach dem ersten erfolgreichen Meter im Seitwärtsgang noch schnell ein Abschiedsfoto - man sieht sich ja hoffentlich so schnell nicht wieder - und nach 40m ungewissen Metern schlägt die schwere Magirustür hinter mir zu.
Puuuhhhhh, geschafft !
Ersteinmal Luft holen und die Lage draussen peilen, ob nicht doch eines dieser "Untiere" da draussen herumschnüffelt. Wie zu erwarten, ist die Luft "löwenfrei", jedenfalls im Camp, denn von der Wasserstelle dröhnt schon wieder Löwengebrüll herüber. Also wieder nach draussen zur Waserstelle - an Schlaf ist ohnehin nicht zu denken - und mal nachschauen, wer da so einen Krach macht. Diesesmal sind es 6 Löwen, die aus dem Dunkeln heraus an die beleuchtete Wasserstellen zum Trinken kommen.
Löwen nachts zu beobachten, heisst Raubtiere zu beobachten, tagsüber zeigen sie sich eher als die Schmusekatzen.
16.- 26.8 Windhoek
Nach knapp 10.000km, die einen recht hohen und z.T. schwierigen "off-road" Anteil hatten und um einige kleine "Abenteuerchen" reicher, liefen wir wieder in Windhoek ein. Die
verbleibenden Tage vergingen mit süssem "Nichtstun", shopping gehen und schließlich der
Endreinigung des Mc Dee.
Eine weitere Afrikareise - die mittlerweile 10. - war damit beendet.