Wieder in Afrika ! Nach 6 Monaten typisch norddeutschem Wetter, das im wesentlichen aus einer Mischung aus Kälte, Schwüle, Wind und Graupelschauer bestand, können wir den Wetterbericht ab jetzt vergessen. Was gäbe es anderes zu berichten als : Tagsüber trocken und warm bei blauem Himmel und nachts Abkühlung auf Werte zwischen 5 und 15°, dazu eine leichte warme Brise, Punkt aus - so einfach und zuverlässig kann ein Wetterbericht sein.
Unsere Reise beginnt wie immer, wenn wir im südlichen Afrika unterwegs sind, im Trans-Kalahari-Inn. Tagsüber machen wir unseren Mc Dee startklar und abends schlemmern wir uns durch die Speisekarte des "Grimmschen Restaurants".
Nach ein paar Tagen trifft eine weitere Magirus-Crew ein: Burkhardt und Sabine mit ihrer Pistenkuh, die sich über die Westküste in das gelobte Land "Namibia" durchgekämpft haben. Die beiden gehen jetzt erst einmal für 2 Monate auf Heimaturlaub und danach wollen wir, wenn es sich einrichten lässt, eine Tour zusammen machen.
Unser Plan sieht erst einmal eine Reise durch Südafrika ins südliche Mosambik vor.
Südafrika (Kalahari-Gemsbock NP, Big Hole)
Da seit kurzem der Grenzübergang von Namibia in die RSA über Mata Mata, also in den Gemsbock NP möglich ist, wählen wir diesen Weg in der Hoffung auf erste interessante Tiersichtungen.
Aber vermutlich sind wir nicht zur richtigen Zeit hier unterwegs. Abgesehen von den üblichen Bewohnern dieser Trockenzonen halten sich die Räuber der Region versteckt. Als prägender Eindruck bleiben die katastrophalen Wellblechpisten in unserer Erinnerung.
Auf unserem Weg gen Osten liegt die ehemalige Diamantenstadt Kimberley.
Im Diamantenrausch wurde dort von den damaligen Glücksrittern auf der Suche nach dem Glück eines Diamantenfundes ein riesiges Loch - "the Big Hole"- ausgehoben.
Das Areal um die Mine ist heute zu einem Museum umfunktioniert und ist auf diese Weise jetzt wieder zu einer Art Goldgrube geworden, denn Heerscharen von Touristen sorgen für einen leicht abzuschöpfenden Geldstrom. Eigenartigerweise interessieren sich die Touristen mehr für die Fast-Food- und Souvenirläden als für die sehenswerten restaurierten Häuser im "Wild-Westromantik-Stil" aus der "Diamantenzeit".
Nach 2000 Kilometern durch die RSA erreichen wir die Grenze bei Komatiport nach Mosambik.
Mosambik (Xai Xai, Maxixe,Tofu-Bay)
Bevor man ein Land bereist, hat man meistens irgendeine Vorstellung und Erwartung, die sich aus Gesprächen mit anderen Reisenden und dem Lesen von Reiseberichten und Reiseführern bildet.
Auf das Wesentliche zusammengefasst erwarteten wir von Buren bevölkerte Traumstrände, denn die Südküste liegt im Einzugsbereich eines verlängerten Wochenendes des Burenlandes "Frystaat". Dieses reiselustige Völkchen macht sich - ganz im Sinne ihrer Vorfahren, der Vortrekker - bei jeder Gelegenheit auf, in die benachbarten Länder einzureisen, wobei der Begriff "Einreisen" die Realität unpassend beschreibt, man könnte eher von "eindringen" sprechen.
Kleinen Stosstrupps gleich ist man immer mit mehreren Fahrzeugen unterwegs, die mit ihrer Ausrüstung und Aufmachung auf "bullig" und "martialisch" getrimmt sind. Über Sprechfunk wird der Einsatz koordiniert, Bier und Boerewurst sind in ausreichenden Massen gebunkert, so dass man im fremden Lande völlig autark agieren kann. Zur Übernachtung werden die südafrikanischen Camping-Stützpunkte angelaufen.
Dort wo Buren sind ist Südafrika, egal in welchem Lande.
Die Strasse nach Maputu ist gebührenpflichtig, aber im besten Zustand. Maputu selbst begeistert uns nur mässig. Die häufig gepriesene Meerespromenade enttäuscht uns, die Innenstadt unterscheidet sich kaum von anderen afrikanischen Grosstädten. Wahrscheinlich muss man abends in die Innenstadt, aber einen Campingplatz suchen wir vergebens. Mit dem Camping ist das in Mosambik ohnehin nicht mehr so einfach.
Viele Campinglizensen wurden vom Staat einkassiert, so dass Übernachtungen nur noch in den teureren Bungalows möglich sind. Wer hat den Tourismusminister dabei beraten - hoffentlich nicht der DED oder die GTZ, diese vom deutschen Steuerzahler bezahlten Institutionen werden zunehmend häufig zu unseren Gegenspielern in Afrika.
Maxime
Wir erreichen unseren ersten "Traumstrand", leider ist der einzige Campingplatz geschlossen - Nebensaison ! Ohne Buren lohnt sich das Geschäft nicht.
Ein anderer Campingplatz ist 7km entfernt, aber der hat nichts zu bieten.
Wir rücken mangels geeignetem Übernachtungsplatz ab und die Beach lockt uns auch nicht aus der Reserve.
Xai Xai
Wir erreichen den nächsten "Traumstrand" in Xai Xai. Es ist ja alles relativ, aber diesen Strand finden wir relativ öde, hier trifft Wasser auf Land, das war`s, Strandleben, Cafes, Restaurants, Palmen oder was sonst noch zum "Klischee Traumstrand" gehört, fehlt. Jetzt ziehen wir unsere letzte Trumpfkarte - Tofu-Bay auf der Halbinsel Inhambane.
Inhambane/Tofu-Bay
Die Stadt Inhambane war zur Kolonialzeit der Portugiesen mal ein schmuckes Städtchen. Eine schön angelegt Strandpromenade, Alleen, hübsche portogiesische Villen, respektable Verwaltungsgebäude - aber auch hier rottet alles dem unabänderlichen Schicksal des totalen Zerfalls entgegen.
20km weiter östlich finden wir in Tofu-Bay nun endlich einen Strand, den man mit etwas Wohlwollen in die Kategorie "Traumstrände" einordnen kann. Eine schön geschwungene Bucht, kleine Restaurants, Shops, Bars, ein kleiner Marktplatz, ein breiter weisser Sandstrand, klares Wasser, leichte Brandung - das passt, hier kann man sich ein paar Tage Strandleben gönnen. Am nördlichen Ende der Bucht finden wir auch einen geeigneten Campingplatz.
Insgesamt aber hat uns der Norden Mosambiks besser gefallen. Die Strände um Pemba haben das Prädikat "Traumstrände" ohne Zweifel eher verdient.
Nach 10 Tagen Mosambik geht es zurück nach Südafrika in den Krüger NP.
Südafrika (Krüger NP, Blyde River)
Krüger NP
Als stolze Besitzer einer Wildcard haben wir ein Jahr lang freien Eintritt in die staatlichen Nationalparks. Für Nichtsüdafrikaner ist diese Karte zwar 4x teurer, aber die 60 EUR/Pers machen sich nach 5 Tagen bereits bezahlt und 120 Rand für Camping im Krüger sind auch noch vertretbar.
Die Sache mit dem Camping hat allerdings einen Haken: Es ist wohl symptomatisch für das südlich Afrika - es ist immer alles "fully booked".
Egal wann und wohin man fährt, ob Etosha, Gemsbock, Kalahari, Chobe, Moremi oder Krüger, auf die Frage nach einer Campingmöglichkeit immer nur die stereotype Antwort "ausgebucht". Das nervt - das nervt besonders deshalb, weil es meistens nicht stimmt und letzten Endes, nach einigem Hin und Her, dann doch noch immer etwas möglich ist. Aber immer muss man sich noch etwas einfallen lassen oder umdisponieren, bevor man endlich einen Campingplatz erhält. Wirklich ausgebucht waren die Plätze eigentlich nie - und dabei hatten wir extra die Zeit vor den südafrikanischen Schulferien gewählt, um dem Ansturm der Familien zu entgehen, aber wir hatten die Rechnung ohne die Rentner gemacht, die, im Genuss von Sonderrabatten, den Krüger zu einem Seniorenheim umfunktionieren. Eingerichtet wie Dauercamper, mit mehreren Kühltruhen, Satellitenschüssel und Teppichen vor dem Wohnwagen, verbringen sie hier ihren Lebensabend - bis die Schulferien beginnen, dann wird es laut und unruhig, dann rücken die Rentner ab.
Aber wie auch immer, wir haben insgesamt 14 Tage Krüger NP "zusammengebucht" bekommen und sind dabei von Süd nach Nord und wieder zurück gefahren, haben also einen guten Gesamteindruck bekommen. Landschaftlich ist der Krüger, alleine schon durch seine Größe, recht abwechslungsreich, besonders die Flusslandschaften sind beeindruckend. Der Tierbestand ist sicher auch gut, aber die Tierbeobachtungsmöglichkeiten sind doch ziemlich begrenzt. Kaum ein Camp ist mit einer interessanten Wasserstelle ausgestattet, so dass nach Sonnenuntergang Schluss mit Wildlife ist.
Wegen der Größe des Parks ist das Streckennetz recht weitmaschig, d.h. sieht man ein Tier, kommt man nicht heran und es bleibt nur der Blick durchs Fernglas.
Pirschfahrten entlang der Flüsse sind nicht sehr ergiebig, weil die Pisten meistens ausser Sichtweite des Flusse angelegt sind. Die vereinzelt angelegten Stichstrassen sind kein Ersatz dafür. Zu empfehlen sind einige schöne Lookouts, dort lohnt sich ein längerer Aufenthalt tagsüber.
Wir haben zwar die "Big Five" zusammenbekommen, aber im Vergleich zu den anderen bekannten Nationalparks in Süd- oder gar Ostafrika rangiert der Krüger bei uns eher im unteren Drittel.
Wir verlassen den Krüger über das Phalaborwa-Gate und fahren Richtung Süden zum Blyde River.
Auf dem Wege nach Botswana
Die Gegend um den Blyde River ist für uns eine der schönsten Ecken der RSA. Der Ausblick in den Blyde-River-Canyon (v. Adventura Camp) mit den "Tre Rondevels", ein paar schöne Wasserfälle, das "Westernstädtchen Pilgrims-Rest" und die Fahrt durch eine schöne Landschaft lohnen den kleinen Abstecher auf dem Wege nach Pretoria.
In Pretoria bekommt unser Mc Dee ein paar Neuteile verpasst und eine Bluttransfusion als "Anti-Aging-Massnahme", bei Fahrzeugen ist das leider einfacher und nachhaltiger als beim Menschen.
Danach besuchen wir mal ein privates "Game Resvere", den Pilanesberg. Die meisten afrikanischen Tiere bekommen wir zwar zu Gesicht; zwei alte Löwen verdienen sich als Fotomotive noch ihr Gnadenbrot, ein paar Elefanten zeigen sich in der Ferne, aber irgendwie werden wir das Gefühl des "Wochenendzoos" nicht los. Das reicht vielleicht, um seinen Kindern mal ein paar wilde Tiere zu zeigen oder als Ziel, wenn man am Wochenende noch nichts vor hat, aber ernst zunehmendes Wildlife bietet sich hier nicht.
Auch der Besuch von "Sun-City" wird zum ernüchternden Erlebnis. Ein paar luxeriöse Hotels, teuere Shops und Spielcasinos - damit kann man vielleicht Afrikaner beeindrucken, aber ein Vergleich mit Las Vegas verbietet sich auch nur ansatzweise.
Botswana (Mabuhasehube NP, Leopard zum Dinner)
Mabuhasehube NP
Besitzern großer Reisemobile machen die botswanischen Nationalparks mit
Tagesgebühren von 120 EUR für das Fahrzeug (3.5t - 7t) das Leben teuer.
Der Mabuhasehube NP bildet hier noch eine Ausnahme. Er liegt am östlichen Rande des Kalahari-Transfrontierpark und er ist unser nächstes Ziel.
Die Einreise nach Botswana ist Routinesache.
Die Piste vom Osten zum Mabuhasehube NP ist eine typische Botswana-Sandpiste. Wir übernachten im Busch, um gleich darauf morgens Löwenspuren auf der Piste zu sehen.
Den Löwen ist die Jagd auf die flinken Wildtiere im Park wohl zu anstrengend und sie gehen lieber in der Nähe der Dörfer auf Beutezug. Dort haben sie eine große Auswahl aus einem schier unerschöpflichen Bestand an Rindern.
Hier sehen wir die Auswirkungen der Überweidung besonders drastisch. Im Radius von über 20km um die Dörfer ist alles Gras abgefressen und die Landschaft hat sich in eine Sandwüste mit lichtem Baumbestand verwandelt. Es ist unglaublich, mit welcher Ignoranz sich die Menschen hier ihren Lebensraum zerstören.
Man könnte meinen, die Natur wehrt sich gegen diese rücksichtslose Zerstörung, indem sie die Löwen zur Bekämpfung der Überweidung ins Feld schickt.
Hoffentlich machen die Löwen reichlich Beute .....
Nach etlichen Kilometern Sandpiste erreichen wir das Main Gate. Entsprechend der abgeschiedenen Lage hatten wir ein bescheidenes Hüttchen mit einem verschlafenen Ranger erwartet, aber wir kommen aus dem Staunen nicht heraus, als wir bereits von Weitem die imposanten Rieddächer der Rangerstation sehen.
Donnerwetter - hier hat jemand investiert, der Buisiness-Plan muss wohl bis in das nächste Jahrtausend reichen, denn mit den paar kümmerlichen Campingplätzen kann sich solch eine Anlage nicht refinanzieren.
Die Priavthäuser der Ranger sind für afrikanische Verhältnisse äusserst üppig. Das Gate-Office ist überdimensioniert, das Visitor-Information-Center wird als Abstellraum genutzt und ist geschlossen.
Man fragt sich wieder einmal:
"Wer hat hier nur solche Unmengen an Geld verbraten ?",
und wieder einmal lautet die Antwort:
"Die Deutsche Entwicklungshilfe"
Ständig stossen wir in Afrika auf Projekte der Deutschen Entwicklungshilfe, wo mit einem Füllhorn deutsche Steuergelder über fragwürdige Projekte ausgeschüttet werden, die dann sowieso meistens scheitern oder nur zu sehr fragwürdigen Ergebnissen führen.
Selbst Mitarbeitern des DED oder GTZ fällt es schwer, erfolgreiche Projekte zu nennen.
Die Entwicklungshilfe ist mittlerweile zum Selbstzweck geworden.
Die Arbeit führt zwar nicht zum Erfolg, aber sie macht offensichtlich Spass.
Die Campsites wurden auch an der Hauptkundschaft - den Südafrikanern - vorbei entworfen.
Wie solche Campsites auszusehen haben, kann man sich im südlichen Afrika überall anschauen, da braucht man sich gar nichts Tolles auszudenken oder herum zu experimentieren. Ergebnis dieses Projekts aus unserer Sicht: Viel Aufwand getrieben, Ergebnis nicht ausreichend - Schulnote 4 minus.
Der Park ist recht preiswert und daran gemessen sind wir nicht enttäuscht. Einen großartigen Ausblick auf die Mabuhasehube-Pan bietet sich von der Campsite Nr. 1.
Löwen sehen wir keine, die waren ja - wie gesagt - zum Bullenfang in das nächstgelegene Dorf ausgerückt.
Nach zwei Tagen verlassen wir den Park und machen uns auf gen Namibia. Vor uns liegen gut 400 km durch sandiges Kalahari-Buschland. Hier ist man mit der Natur noch alleine und abends findet sich ohne Probleme ein schönes Buschcamp für die Nacht - noch ! - denn schon gibt es erste Konzessionsgebiete, und wenn die Deutsche Entwicklungshilfe erst einmal in dieser Region tätig und mit deutscher Gründlichkeit das Land verwaltungsmässig mit Verbotsschildern beherrschbar macht, - ja dann wird es keinen 20qm grossen freien Stellplatz mehr auf dieser 100 000qkm großen Halbwüste geben, denn es kann ja wohl nicht sein, dass jemand nachts einfach so im Busch übernachtet, wir sind doch nicht bei den Zigeunern !
Aber noch ist es möglich und so sitzen wir abends gemütlich unter einer großen Schirmakazie mitten im Buschland an einem kleinen Feuer und lassen uns die saftigen Steaks mit "baked potatoes" schmecken.
Marion hat gerade den Tisch abgeräumt, und für den gemütlichen Rest des Abends stehen ein paar Getränke und ein Windlicht auf dem Tisch. Es ist stockfinstere Nacht und die Sicht reicht keine 5m weit. Marion stellt im Magirus das Geschirr weg, ich stehe auf und bringe den Grillrost in den Stauraum, als ich unmittelbar neben dem Baustamm ganz vage einen schwachen hellen Schatten wahrnehme.
Halb beiläufig suche ich eine Erklärung:
Ein trockener Grasbüschel, ein Baumstamm, ein großer Stein ?
Quatsch - so hohes Gras war nicht unter der Akazie, ein Baumstamm lag dort auch nicht und Steine erst recht nicht - aber na ja, ist wohl eine Täuschung, ein Leopard wird es ja nun mit Sicherheit nicht gerade sein, bei der ständigen Suche nach Löwen und anderem Wildlife geht die Fantasie allmählich mit dir durch....
Eigentlich wollte ich mich wieder an den Tisch setzten, bat Marion dann allerdings doch, mir den Scheinwerfer herauszureichen. Ich schalte den Scheinwerfer ein um zu sehen, was wohl in der Dunkelheit so aussieht wie ein sitzender Leopard.
Ganz einfach : EIN LEOPARD !!
Ich kann es nicht glauben, da sitzt 5 m vor mir ein stattlicher Leopard und schaut mich regungslos an, als wäre das die selbstverständlichste Sache der Welt.
"Marion, gib mal den Fotoapparat, hier vorne sitzt ein Leopard."
" wooo ?"
"Hier neben unserem Baum."
"Du spinnst !"
Wir versuchen Fotos zu machen, aber es gelingt uns zuerst nicht, der Apparat fokussiert nicht bei Dunkelheit und natürlich ist jetzt der Akku der Filmkamera leer - aber dann haben wir uns eingeschossen und die ersten Bilder im "Kasten".
Das Scheinwerferlicht und das Blitzlicht irritieren ihn, fast tut es uns leid, unseren friedlichen Besucher so zu behandeln. Langsam steht er auf und kommt ein paar Schritte auf uns zu, ich ziehe es also vor, mich in den Eingang vom Magirus halbwegs in Sicherheit zu bringen.
Wir schalten das Aussenlicht ein und der Leopard umschleicht, immer ausserhalb des Lichtkegels, unser Fahrzeug. Es ist ein grosses, prächtiges Männchen - und zu unserer Beruhigung auch gut genährt. Nach zehn Minuten zieht er erst einmal, wahrscheinlich durch unser Scheinwerfer- und Blitzlicht genervt, davon.
Ich steige aus und hole einen Wassereimer aus dem Stauraum, den Leoparden mit dem Scheinwerfer noch im Visier. Als er die Geräusche ausserhalb des Fahrzeugs wahrnimmt, kommt er wieder zurück, diesesmal allerdings nach Leopardenart im schnellen Schleichgang. Sekunden später sitze ich im Fahrzeug.
An einer Leine lasse ich einen Eimer mit Wasser aus dem Seitenfenster herab, in der Hoffung, er möge trinken, aber ihn interessiert nur die Bewegung des Eimers, er visiert ihn sprungbereit an und es hat den Anschein, als wolle er sich auf ihn stürzen, aber er verliert schnell wieder das Interesse, als er wohl bemerkt, dass keine Beine und kein Kopf dran sind.
Neben unserem Tisch wächst ein kleiner Busch, dort macht es sich der Leo gemütlich, beobachtet noch einen Augenblick die Umgebung und schließt dann friedlich die Augen. Das Feuer glimmt noch eine Weile und das Kerzenlicht wirft noch ein paar letzte schwache Lichtstrahlen zu unserem Dinnergast hinüber, dann kehrt friedliche Stille ein, die Getränke auf dem Tisch bleiben heute unangetastet.
Am nächsten Morgen ist der Leopard verschwunden. Anhand der Spuren im Sand sehen wir, dass er unseren Tisch und die Stühle noch genauer inspiziert hat., bevor er weiterzog.
Diese Begegnung war eine der ungewöhnlichsten auf unseren Reisen, man fragt sich natürlich, was den Leoparden bewogen hat, uns zu besuchen und welches Gefahrenpotential damit verbunden war. Natürlich lassen sich nur Vermutungen anstellen, aber die wahrscheinlichste Erklärung ist, dass dieser Baum mit dem danebenliegenden Busch zu seinem bevorzugten Aufenthaltsort gehörte.
Der Baum lag auf einem kleinen Hügel und bot daher einen guten Überblick, also genau richtig für einen Leoparden, und der Busch bot ein ausgezeichnetes und gemütliches Versteck um Beute aufzulauern.
Wir hatten nun seinen Lieblingsplatz in Beschlag genommen, aber als Herrscher über dieses Gebiet war er es nicht gewohnt, anderen Platz zu machen, und so teilte er dieses Plätzchen für eine Nacht mit diesen seltsamen Kreaturen.
Wie gefährlich war die Situation ? Nach unserer Beurteilung nicht gefährlich. Leoparden greifen Menschen eigentlich nur an, wenn sie sich bedroht fühlen. Das kann allerdings ungewollt passieren, wenn ihnen z.B. aus unterschiedlichen Gründen die Fluchtmöglichkeit genommen ist. Das war hier nicht der Fall, sondern er ist freiwillig gekommen.
Zur Jagdbeute gehören erwachsene Menschen jedenfalls nicht; wäre das der Fall, gäbe es sicher viele Unfälle, da Leoparden im Gegensatz zu Löwen in Afrika auch ausserhalb von Parks, also auch in bewohnten Gegenden verbreitet sind. Leoparden hätten also häufig Gelegenheit, Menschen anzugreifen, wenn sie es denn wollten, sie tun es aber nicht - man passt nicht in ihr Beuteschema.
Anders stellt sich die Situation u.U. dar, wenn man ins Beuteschema passt.
Nun kann ein Mensch nicht auf vier Beinen herumhüpfen wie eine Gazelle, oder mit erhobenen "Schwänzchen" wie ein Warzenschwein durch den Busch spurten, aber eventuell könnte uns die Ähnlichkeit mit unseren nächsten Verwandten zum Verhängnis werden.
Ein in gebückter Haltung auf dem Boden kauernder Mensch könnte durchaus die erforderlich Ähnlichkeiten mit einem Pavian haben ....
Aber dieser Leopard war ein sehr netter, stand mehr oder weniger bereitwillig Motiv für ein paar schöne Fotos und hat für einen Abend gesorgt, der unter "first-class-wildlife-events" in unser Reisetagebuch eingegangen ist.
Bevor wir weiterfahren, suchen wir noch die umliegenden Bäume auf schlafende Leoparden ab, aber Leoparden zu suchen ist eigentlich zwecklos, sie sind Meister der Tarnung.
Eigentlich fahren wir wieder mal auf einer Piste, die man mit einem LKW nicht fahren kann - so wird jedenfalls häufig von Toyota- & Co.- Fahrern behauptet. Die Büschen stehen so eng, dass größere Fahrzeuge da nicht durchkommen.
Für Leute, die Lackkratzer und "Schleiflack" nicht mögen, mag dieses zutreffend sein, aber wer in Afrika Wert auf gepflegten, polierten Glanzlack legt, hat ohnehin nur einen stark beschränkten Aktionsradius.
Ein Ziel in Namibia, welches uns immer noch gereizt hat, auch wegen des verheissungsvollen Namens, ist der Marienfluss. Er liegt zwar recht abgelegen im nördlichen Zipfel Namibias am Kunene, aber der Weg ist ja bekanntlich das Ziel.
Über Tweyfelfontein fahren wir ins Kaokofeld, besuchen einen sehenswerten versteinerten Wald und folgen dann dem Hoanib, der teilweise noch Wasser aus der letzten ergiebigen Regenzeit führt. Daher haben wir wahrscheinlich auch das Glück, gleich auf eine ganze Herde der seltenen Wüstenelefanten zu treffen. An einer künstlichen Wasserstelle suchen wir nach Löwenspuren - hier hatten wir vor ein paar Jahren welche gesehen - aber es sind nur Spuren des kleinen Bruders, dem Leoparden zu sehen - mit den Löwen werden wir sehr bald noch ungewollt nähere Bekanntschaft machen ....
Die Landschaft ist traumhaft, durch den intensiven Regen der vergangenen Monate ist die sonst steinige Landschaft über und über mit goldgelbem Gras bewachsen, welches mit den roten schroffen Gebirgszügen in der Abendsonne zu einmaligen Farbspielen und Landschaftsbildern führt. Noch nie haben wir das Kaokofeld so sehenswert erlebt.
Wir biegen ein in den Huarusib-River, der auch noch Wasser führt, um der Huarusib-Schlucht folgend nach Puros zu gelangen.
Das Leben ist ein ständiges Auf- und Ab, besonders in Afrika - eben noch freuen wir uns über den schönen Canyon, als wir nach einem Fahrfehler plötzlich tief im Schwemmsand des Huarusib feststecken. Anstatt das kleine Flüsschen quer zu furten, fahre ich in einem Anflug von Übermut ein paar Meter im Fluss längs der Strömungsrichtung und sacke mit dem Heck bis zur Radnabe im Schwemmsand ein. Das sind immerhin 60cm.
Also was tut man in so einem Falle:
-> Ankerpunkt für die Seilwinde suchen - wie immer in solchen Fällen ist nichts dergleichen in Sichtweite.
-> Zur besseren Traktion den Reifendruck absenken, Sperren einlegen, Räder freischaufeln - der Versuch scheitert kläglich. Ergebnis durch das Wühlen : Nochmals 15 cm tiefer im Schlammassel. Jetzt sind es 75 cm.
Bisher glaubte ich immer, der "worst case" beim Festfahren ist, in einen Trockensee einzubrechen, da der Untergrund dort immer weicher wird. Jetzt bin ich eines besseren belehrt, Schwemmsand ist eine noch größere Sch......
Der Schwemmsand hier ist auch grundlos, hat aber noch die unangenehme Eigenart, den Raum, den man vor den Reifen freigeschaufelt hat, sofort wieder zuzuspülen. Zudem sinkt das Fahrzeug dadurch nur tiefer ein. Freischaufeln kann man also vergessen.
So hat das alles keinen Sinn, die einzige Möglichkeit die ich sehe: Den Magirus trockenlegen, also Fluss umlenken, dann das Heckteil auf dem Ersatzrad als Unterlage aufbocken und das Flussbett an dieser Stelle mit den Steinplatten, die in der Nähe liegen, in einen halbwegs befahrbaren Untergrund verwandeln.
Das klingt nach viel schweisstreibender Arbeit.
Wir beginnen also mit dem Umlenken des Flusses. Das Projekt umfasst einen kleinen Damm vor dem Magirus und ein paar Kanäle am Oberlauf des Flusses.
Mitten in den beginnenden Bauarbeiten kommt ein Safarijeep mit Touristen vorbei. Der Fahrer hält an und die Touristen sind entzückt von diesem Fotomotiv und schwärmen zum Fotografieren und Filmen aus. Eigentlich müsste ich jetzt pro Bild einen Dollar verlangen, aber der Humor ist mir etwas abhanden gekommen. Aber wir machen gute Miene zum bösen Spiel und lächeln süsssauer in so manche Kamera.
Der Fahrer ist aber sehr nett und hilfsbereit und bietet einen Bergeversuch an, den Magirus herauszuziehen. Ich bedanke mich für das Angebot, aber ohne ein paar vorbereitende Massnahmen hätte das keinen Sinn. Er sieht das auch so, wir vereinbaren aber, er könne einen Trecker aus dem 20km entfernten Puros schicken, wenn wir morgen Mittag noch nicht in Puros angekommen sind.
Sie setzen ihre Safari fort und fahren von dannen - die Puros-Löwen und Wüstenelefanten für die nächsten Schnappschüsse suchen.
Sie hätten bei uns bleiben sollen, denn die Löwen waren bei uns im Gebüsch !
Ich arbeite gerade im Wasser stehend an der zweiten Ausbaustufe meines Staudamms, als eine Löwin in besorgniserregender Dichte am Ufer entlangmarschiert. Sie schaut interessiert zu mir herüber, aber eher neugierig und verwundert als bösartig.
So wie sie sich verhält, besteht keine Gefahr. Es ist ein herrliches elegantes Tier und sie bewegt sich mit einer unglaublichen Geschmeidigkeit. Das Fell glänzt in der Abendsonne rotgolden und mit dem Fluss, der roten Schlucht und dem sattgrünen Gebüsch im Hintergrund ist es ein toller Anblick und es wäre ein großartiges Foto geworden, hätte ich jetzt anstelle der blöden Schaufel eine Kamera in der Hand halten können.
Die Erkenntnis, dass in unserer Umgebung Löwen herumschleichen, vereinfacht die Bergeaktion nicht gerade - um nicht zu sagen, sie ist recht fragwürdig geworden.
Denn um die besagten Steinplatten herzutragen, muss man durch das Gebüsch, aus dem gerade die Löwin herausgekommen ist und so unbesorgt wie vorher kann ich das Flussbett jetzt auch nicht mehr "neu gestalten".
Ich werfe einen Silvesterknaller in das Gebüsch - das mache ich zwar nicht gerne, aber wenn dort noch Löwen liegen, dann ist ein erschreckter Löwe im Vergleich zu einem aufgefressenen Touristen noch das kleinere Übel.
Es rummst ordentlich, der Schall reflektiert mehrfach durch die Schlucht, aber es zeigt sich keine weitere Katze mehr - also diese Gefahr ist erst einmal gebannt.
Es wird langsam dunkel und wir verbringen in einer heftigen Schräglage eine "durchwachsene" Nacht. Die Löwen melden sich mit lautem Gebrüll zu Wort, ihr Röhren klingt in der Schlucht schon recht respekteinflössend, vielleicht ist das die Revanche für den Silvesterknaller.
Einen Vorteil hat dieses Gebrüll allerdings, wir wissen jetzt, wo sie sich befinden - und es ist immer gut zu wissen, wo die Löwen sind - und noch etwas müssen wir feststellen: Auf dieser Reise rücken uns die Katzen ganz schön dicht auf "die Pelle", etwas zu dicht könnte man auch sagen ....
Der nächste Morgen ist ein wunderschöner Tag in wunderschöner Umgebung, wenn man den Schwemmsandfluss nicht dazuzählt. Ich untersuche das Flussufer nach neuen Löwenspuren, aber es sind keine zu entdecken, das bedeutet erst einmal: "Kein Löwenalarm" - wenigstens mal etwas Positives.
Die Flussarbeiten sind auch fast abgeschlossen, es müssen nur die Stellen ausgebessert werden, die übernacht undicht geworden sind, da höre ich Motorengeräusch.
Ahhh, die nächste Ladung Fototouristen kommt, es hat sich wohl herumgesprochen, wo es ein sicheres Fotomotiv gibt und die Route des "Safari-Morning-Drive" wurde entsprechend umgelegt - aber der Motor klingt anders und nach wenigen Minuten kommt ein kleiner Trecker, gelenkt von einem Schwarzen, um die Ecke geknattert.
Erst bin ich angesichts des kleinen Treckerchens etwas enttäuscht und die Hoffnung schwindet, aber etwas genauer betrachtet ist das kleine Teil ganz gut ausgestattet. Allrad mit Sperren und vor allen Dingen 4 Reifen mit ordentlichem Profil, das lässt Hoffnung auf eine schnelle Lösung des Problems aufkeimen.
Zuerst versuchen wir, den Trecker als Gegenpunkt für die Winde zu nutzen. Keine Chance - trotz des tiefen Reifenprofils ziehe ich den Trecker über den Sand.
Inzwischen ist der Eigentümer des Treckers mit einem Landrover hinzugekommen, er kennt das Problem mit dem Schwemmsand. Wir sind nicht die ersten, die er aus dem River zieht. Letztens war ein Toyota bis über die Kotflügel eingesunken.
Er meint, der Trecker muss ziehen und ich solle mit der Kupplung spielen und ruckweise vorwärts fahren. Der gute Mann scheint etwas von der Sache zu verstehen....
Er gibt das Startzeichen, der Trecker zieht mit durchdrehenden Rädern wie ein bissiger Hund und ich lasse die Kupplung kurz kommen - und tatsächlich entsteht eine kleine Bewegung.
Das gleich noch einmal, es kommt Bewegung in die Sache - ich lasse die Kupplung drinnen und der Magirus hebt sich wie ein Untier aus dem Schlafe in die Höhe, ich wundere mich kurz, dass es nach oben geht, aber es ist ja klar, erst einmal muss er aus den tiefen Kuhlen raus und dann erst geht es nach vorne auf festen Untergrund.
Glücklich über solch eine gute schnelle Hilfe wechselt ein solider Betrag an Euros den Besitzer. Schließlich soll die Bereitschaft zu solch einer Hilfe nicht durch Kleinlichkeit untergraben werden.
Auf "deutliches Anraten" meiner Co-Pilotin fahren wir auf anderem Wege nach Puros.
Auch ich habe vom Schwemmsand erst einmal genug.
Nach ein paar Tagen Ruhepause sind wir wieder auf der Piste zum Marienfluss. Grandiose Landschaft mit sch.... Piste, so könnte man die Strecke beschreiben. Die Pisten im Mariental sind übelstes Wellblech, landschaftlich gehört der Marienfluss nicht zu den Highlights der Strecke, aber wenigsten gibt es ein paar wirklich schöne Stellen am Kunene-River, auf die man vom "Syncro-Camp" einen sehr schönen Ausblick hat.
Man kann es nicht oft genug wiederholen - die ohnehin schon bescheidenen Pisten haben sich nach der heftigen Regenzeit nochmals verschlechtert. Querfeldein wäre häufig die bessere Variante.
Einer Fahrt ins Kaokoland würde etwas fehlen, gäbe es keine Reifenpanne. Zwar ist sie nicht das Ergebnis der schlechten Pisten alleine, sondern die Nachwehen des extremen Luftablassens bei der Bergeaktion, aber der Reifen ist hin.
Zusammen mit ein paar Himbamädels, die sich erstaunlich geschickt und clever dabei anstellen, wird ein neuer Reifen montiert. Das können die beim nächsten Mal ohne Hilfe - in diesen Mädels schlummert echtes Potential.
Nach gut 1000km derber Off-Road-Pisten aber toller Landschaft erreichen wir Opuwo.
Mit Hilfe der neuen Kommunikationsmedien EMail und SMS schaffen wir es jetzt endlich, den Standort der Pisten-Crew, Burkhardt und Sabine, ausfindig zu machen, die hier ebenfalls irgendwo "herumpflügen". So gibt es ein kleines privates Magirustreffen in Afrika, das zweite Mal, dass wir Leute aus unserem Magirus-Club hier unten treffen.
Etosha NP
Gemeinsam wollen wir in den Etosha NP fahren. und die afrikanischen Löwen und Elefanten mit der lila Pistenkuh bekannt machen.
Es ist nicht mehr so einfach wie früher, den Etosha NP zu besuchen, wenn man nicht im Voraus gebucht hat. Wie überall im Südlichen Afrika ist immer alles "fully booked".
Aber irgendwie lassen wir uns nicht abwimmeln und ergattern dann doch noch einen Platz am Klo, die Campsite Nr.1. Das hat heutzutage schon einen gewissen Seltenheitswert, ein Campsite-Ticket für Okaukuejo zu erhalten. Eigentlich sind wir nicht an der Campsite interessiert, sondern nur an dem Ticket - denn wir haben einen anderen exklusiven Platz bezogen. Die Campsite 1 bleibt, wie viele andere Campsites ungenutzt - aber wie gesagt, es ist immer alles "fully booked".
Die Buchung für die nächsten zwei Tage im Camp "Halali" klappt auch; wir können uns nicht beklagen. Den vierten Tag übernachten wir ausserhalb vom Park, machen also vier Etosha-Safari-Tage. Wenn auch aufgrund der letzten Regenzeit viele zusätzliche Wasserstellen im Park entstanden sind, auf die sich die Tiere jetzt verteilen können, so sind doch noch unzählige Tiere an den einschlägigen Wasserstellen anzutreffen. Zebras in Mengen, dass einem vor lauter Streifen fast schwindelig wird. Die unzähligen Elefanten werden an den Wasserstellen schon fast als Plage empfunden. Die Ausbeute von 12 Löwen kann sich ebenfalls sehen lassen.
Insgesamt läßt sich wieder feststellen : "Etosha hat es in sich".
Als nächstes wollen wir den Caprivistrip etwas genauer erkunden, es soll sich recht viel Getier dort herumtreiben - besonders, - na was wohl ? Elefanten !
Unterwegs treffen wir "Manon", das "toughe" holländische Mädel wieder, die meistens alleine (mit Hund) und einem alten Deutz-Trecker von Holland nach Südafrika pilgert. Sie möchte dann eine Trecker-Expedition zum Südpol machen, aber es fehlt noch an spendenbereiten Sponsoren. Das Mädel ist mit ihrem Unternehmungsgeist und Einfallsreichtum schon eine ganz besondere Nummer - Hut ab !
Eine Nacht campieren die drei Deutz-Oltimer und ihre Insassen am Okavango, dann trennen sich unserer Wege wieder - "gute Reise Manon und sei nicht traurig, wenn es mit dem Südpol nichts werden sollte, es soll dort verdammt kalt sein!"
Mudumu NP
Wir ziehen weiter gen Osten zum Mudumu NP. Wir haben keine Ahnung, was uns dort erwartet und die Pirschfahrt zum Ranger-Office ist nicht besonders ergiebig, aber als uns auf dem Wege zur Campsite am Flussufer die ersten Elefantenherden über den Weg laufen, gewinnt der Park deutlich an Punkten.
Der Park steht teilweise unter Wasser, und die Piste zu unserer Campsite Nr.3 ist auf einer Länge von 100m abgesoffen. Da hier wohl nicht mit Schwemmsand zu rechnen ist und man mit zwei Fahrzeugen schon etwas mehr riskieren kann, kommen wir zu einer foto- und filmtechnisch ergiebigen Wasserdurchfahrt.
Die Campsite Nr. 3 ist genau nach unserem Geschmack. Schöne Landschaft, direkt am Linyanti mit herrlichen Sonnenuntergängen.
Unser Hauptziel ist der Chobe NP, genauer gesagt die Savuti/Moremi Region. Gleich hinter der Grenze geht es rechts Richtung Kachikau zum Chobe North-Gate. Wir bekommen eine Buchung für Savuti und zahlen pro Fahrzeug unsere 150.-EUR, das ist ein saftiger Eintrittspreis, aber wegen des besseren Wechselkurses deutlich günstiger als beim letzten Mal. Morgen früh wollen wir in den Park, also suchen wir für die Nacht eine Bleibe.
Auf unseren Satellitenkarten haben wir in der Nähe des Gates etwas entdeckt, das wie ein Wasserloch aussieht - wir steuern diesen Punkt an und tatsächlich, ein Wasserloch und sogar mit Wasser gefüllt - da kommen doch sicher noch Elefanten zum Saufen - und sie kamen.
Vor unserer "Haustür" kommen die Dickhäuter durchs Gebüsch geschlichen und vergnügen sich in der Wassersuhle. Als es Dunkel geworden ist, wird uns die Sache draussen zu unheimlich, es raschelt und knackt um uns herum im Gebüsch und wir ziehen den sicheren Innenraum vor, wer weiss, ob nicht auch Löwen in der Nähe sind .... sie sind es.
Wir bekommen sie in der Dunkelheit zwar nicht zu Gesicht, aber sie lassen lautstark von sich hören. Wäre dieses Gebrüll nicht so schön anzuhören, könnte man sie fast der Ruhestörung beschuldigen.
Für "umsonst" war das eine nette Übernachtung, leider wird diese Wasserstelle i.d.R. trocken sein, so dass sich diese Gelegenheit nur nach extremen Regenzeiten ergibt.
Am nächsten Tag erreichen wir das Savuti-Camp. Es gibt eine Reihe von Wasserstellen, die alle von stattlichen Elefantenbullen besucht werden. Die großen Bullen sind hier in der deutlichen Überzahl, das ist einer der Reize von Savuti. Wir wissen gar nicht an welcher Wasserstelle wir uns postieren sollen, überall sind die Dickhäuter in Aktion. Ein Löwe wird gesichtet, allerdings in einiger Entfernung. Dann schleicht auch noch ein Leopard auf dem Grasland herum und sorgt für einen Verkehrsstau. Leider wird es dunkel und wir müssen ins Camp - schade, den Leoparden hätten wir gerne noch weiterverfolgt.
Unser 3. Leopard auf dieser Reise.
Mitten im Chobe ereilt uns unsere 2. Reifenpanne. 35000km haben unsere Reifen ohne Probleme gehalten, jetzt innerhalb von 1000km zwei Pannen. Das Ärgerlichste an der Sache aber ist, dass es ausgerechnet den neuen Reifen, den ich gerade erst im Kaokofeld aufgezogen habe, erwischt hat.
Einen Vorteil hat die Sache, die Reifenreparatur findet vor einer wildreichen Kulisse statt. Elefanten, Giraffen, Gnus und Springböcke haben wir als Zuschauer, Löwen werden glücklicherweise nicht gesichtet.
Als Wiedergutmachung für dieses Pech gibt es in den nächsten Tagen ein Tierspektakel der besonderen Art. Morgens hatten wir ein Löwenrudel entdeckt, welches sich tagsüber nach Löwenart zum Dösen in den Busch zurückgezogen hatte. Gegen Abend wurde die dösige Gesellschaft dann allerdings wach. Langsam aber zielstrebig zogen sie in eine Richtung - und siehe da - der Grund war offensichtlich - eine große Büffelherde kam ans Wasser.
So ein Zusammentreffen dieser beiden kapitalen Vertreter des afrikanischen Wildlifes ist möglicherweise gut für ein paar aufregende Jagdszenen, wenn uns nicht die Zeit, bzw. die Dunkelheit im Nacken sässe. Das Licht wird zu einer fahlen Abenddämmerung, es steigt Nebel auf und es liegt eine geheimnissvolle, unheilvolle Stimmung in der Luft.
Die Löwen sitzen im Hintergrund, beobachten die Büffel und planen wahrscheinlich ihre Angriffsstrategie - und uns läuft die Zeit davon, wir müssen abrücken und uns einen Übernachtungsplatz suchen, bevor es ganz dunkel wird. Leider haben wir Neumond.
Wir finden an einem Wasserloch in ein paar Kilometern Entfernung ein Plätzchen im Busch.
Ein paar Schakale und eine Hyäne sagen gute Nacht, wir sitzen noch einige Zeit gemütlich und sicher auf dem Dach von Burkhardt und Sabines Pistenkuh, doch dann gehen bei uns auch bald die Lichter aus ........
- und wieder an !
"Was ist denn das, hörst du das auch ? Was rauscht denn da so, was ist denn das für ein Geräusch, das habe ich noch nie gehört."
Marion hat auch keine Erklärung.
Mit dem Scheinwerfer in der Hand schaue ich durch die Dachluke nach draussen, es liegt viel Staub in der Luft, und es rauscht und knistert, vereinzelt hört man auch ein Knacken.
Eine Elefantenherde ? Das klingt anders.
Im Scheinwerferlicht taucht plötzlich ein zweiter Sternenhimmel auf, unzählige Augen reflektieren das Licht des Scheinwerfers.
Eine riesige Büffelherde ist im Anmarsch.
Das Rauschen entsteht durch die vielen Hufen, die durchs trockene Gras trampeln.
Der Wind weht den aufgewühlten Staub durch die Luft, aber trotzdem ist es ungewöhnlich still. Keiner der vielen Büffel grunzt oder gibt sonst ein Laut von sich - seltsam.
Auf dem Dach sitzend beobachten wir die vorbeiziehende Herde.
Eigentlich müssten doch die Löwen .....
Mit diesem Gedanken leuchte ich die nähere Umgebung ab, nichts zu sehen - oder was war das - direkt vor unserem Magirus sitzt ein Löwe und schaut wie wir zu den Büffeln hinüber.
Dann entdecken wir noch drei weitere in unmittelbarer Nähe. Als wenn sie unsere Fahrzeuge als Deckung und das Scheinwerferlicht als willkommenes Bühnenlicht nutzen.
Die Büffel scheinen das Licht ebenfalls zu mögen, sie kommen auch näher, jedenfalls die großen Bullen.
Jetzt sitzen wir mitten im Geschehen, es ist unglaublich, die Löwen starten ihren ersten Angriff von unseren Fahrzeugen aus. Es ist die Löwengruppe, die wir vorhin verlassen hatten.
Von den 7 Tieren sind nur die 4 größeren an der Jagd. beteiligt, für die jüngeren ist eine Büffeljagd noch viel zu gefährlich. Überhaupt erscheint mir das Rudel etwas zu jung, ein richtig großer Löwenmann fehlt, einer der auch einen Büffel richtig zu packen weiss und in die Knie zwingen kann.
Die Löwen preschen in die Herde hinein, es entsteht Tumult, die Büffel toben, schnauben, brüllen und grunzen, es staubt, die Herde kommt in Wallung - und dann tauchen die Löwen wieder aus der Herde auf - und ihnen dicht auf den Fersen eine Gruppe ausgewachsener Büffelbullen voller Mordlust. Wenn die einen Löwen zu fassen bekommen, ist es um ihn geschehen.
Es ist beeindruckend und beängstigend zugleich, mit welchem Todesmut die Löwen in die dichte Herde hineinstürmen, mit langen eleganten weiten Sätzen jagen sie hinein - um dann ein paar Sekunden später mit einer Bullenhorde dicht hinter sich wieder das Weite zu suchen.
Natürlich sind die Löwen schneller und wendiger, aber sie lassen die Büffel bis auf einen Meter an sich heran, sie laufen nicht schneller als sie unbedingt müssen. Ein gewagtes Spiel.
Eine Löwin, die wieder mal so ein paar Bullen hinter sich hat, läuft auf einen umgestürzten Baumstamm zu, springt kurz darüber, bleibt sofort stehen und wendet sich den Bullen zu, die offensichtlich nicht über den Baumstamm herüber können.
Die Löwen scheinen die Möglichkeiten und den Aktionsradius der Büffel genau einschätzen zu können. Vielleicht gefällt ihnen das Spielchen "Jagen und gejagd werden" sogar - uns hat früher "Kriegen spielen" ja auch Spass gemacht.
Aber aus Spass riskieren die Löwen hier sicher nicht ihr Leben. Sie machen auch keine Beute.
Vermutlich veranstalten sie diese Angriffe nur, um aus der Herde ein Tier herauszutreiben oder ein auffällig krankes Tier zu isolieren. Bei einem Kampf in der Büffelherde würden die Löwen mit Sicherheit den Kürzeren ziehen.
Die Löwen versuchen ihr Glück von verschiedenen Seiten, aber sie finden sich auch immer wieder bei uns ein. Eine Löwin steht unter mir neben dem Mc Dee und schaut zu mir nach oben, was mag sie wohl denken ?
"Danke für die Beleuchtung" oder "wie schmeckst du da oben eigentlich ?".
Ich gehe vorsichtshalber einen Schritt dichter an die Dachluke, aber vermutlich kann sie mich gegen das Scheinwerferlicht nicht einmal erkennen.
Die großen Büffel stehen in einer undurchdringlichen Phalanx vor unseren Fahrzeugen. Ein Riesenvieh steht vor der Pistenkuh und ich glaube in Burkhardts Gesicht etwas Besorgnis darüber zu erkennen, dass der Bulle möglicherweise seine Wut an der Pistenkuh auslässt.
Nach einer, für die Löwen erfolglosen halben Stunde, ziehen die Büffel weiter und der Staub verzieht sich. Wir sind noch fast benommen von diesem Ereignis und schauen uns die paar Bilder an, die wir machen konnten. Die Ausbeute ist gering. Wegen der Dunkelheit und dem dichten Staub funktionierte die Fokussierung der Kameras nicht richtig - schade, das wären tolle Aufnahmen geworden .......
Nach so einer Safari-Nacht fragen wir uns, was jetzt noch kommen kann, so etwas lässt sich so schnell nicht steigern. Wir suchen uns ein gemütliches Plätzchen zum Frühstück, halten an und ich mache die Seitentür auf und - es ist kaum zu glauben - vor meiner Nase marschiert gemütlich ein Leopard durch das Gras. Die Zeit reicht sogar noch aus, die Kamera zu holen und den Burschen zu digitalisieren, bevor er im Busch abtaucht.
Wir sind einigermassen sprachlos, der 4. Leopard auf dieser Reise, so etwas hat schon Seltenheitswert ! Über Kontaktmangel mit Katzen können wir uns nicht beklagen.
Über Kontakt zu Hunden ein paar Minuten später auch nicht - direkt auf der anderen Uferseite tauchen plötzlich drei Wildhunde auf.
Das ist eine echte Rarität im Tierreich und bislang haben wir noch nie welche zu Gesicht bekommen - wir wundern uns über gar nichts mehr, wir stolpern von einem Safari-Highlight zum nächsten.
Die Wildhunde suchen einen Übergang auf unsere Uferseite und rennen daher lange vor unseren Kameras auf und ab. Mit ihren großen runden Ohren und dem bunt geschecktem Fell sind sie zweifellos hübsche Tiere, schöner als Hyänen oder Schakale. Sie sind "hyperaktiv", also ständig in Bewegung, gönnen sich keine 5 Minuten Pause. Kein Wunder, dass sie so schlank sind.
Satt von unserer Wildlife-Safari verbringen wir den Nachmittag an einem netten Aussichtsplätzchen und bekommen zum Schluss noch eine Büffelherde von 500-600 Tieren serviert, die vor uns auf der anderen Uferseite zum Saufen gekommen sind.
Zufrieden über die Ausbeute unserer Chobe-Safari fahren wir nach Maun zum Sedia-Hotel.
Dort verarbeiten und bearbeiten wir das Erlebte in unseren Computern, dem zwischen den Ohren und dem vor unserer Nase.
Nach ein paar Tagen heisst es dann, von der Pisten-Crew "Sabine und Burkhardt" Abschied zu nehmen. Die gemeinsamen Abende am Lagerfeuer oder auf dem sicheren Dach der Pistenkuh, die filmreifen Flussdurchfahrten und netten "Multimedia-Filmabende" im Busch werden wir immer in bester Erinnerung behalten.
Eine Reise, die es "in sich hatte", geht langsam zu Ende. Wir haben mehr erlebt und gesehen, als wir gehofft hatten - waren manchmal in Situationen, die man schon als "abenteuerlich" bezeichnen könnte. Wir haben wieder einmal Afrika erlebt .....