Nach zwei Monaten "Deutschlandurlaub" landen wir wieder auf dem Airport in Windhoek. Nach 3 Tagen sind wir startklar und können unsere nächste Tour durch´s "wilde Afrika" in Angriff nehmen. Nach über 30.000km im südlichen Afrika wollen wir nun über Botswana, Nord-Sambia wieder nach Ostafrika/Kenia fahren.
Es versteht sich von selbst, dass wir dem Etosha-NP noch einmal zum Abschied einen Besuch abstatten - wer weiss, wann man sich wiedersieht. Jeder Besuch des Etosha-NP ist zwar wieder spannend, aber nach unserem 6. Besuch kennen wir die Verhältnisse schon recht gut und wissen wann, wo, welche Tiere zu sehen sind und bis auf den Leoparden tummelt sich wieder die halbe afrikanische Tierwelt vor unserer Nase und unserer Kameralinse.
Allerdings erfordern einige Tierbeobachtungen schon etwas Geduld und "Sitzfleisch". Wer dem König der Tiere bei der Jagd zuschauen möchte, muss schon etwas Ausdauer mitbringen und sich eine kühle Nacht um die Ohren schlagen. Unsere Vorstellung hiess "Giraffenjagd", begann um Mitternacht und endete um 4 Uhr morgens.
Dabei versuchten 3 Löwenmännchen diverse Giraffen zu haschen, indem sie die Langhälse immer wieder auflauerten und durch die Gegend scheuchten in der Hoffnung, eine von ihnen möge auf dem steinigen Untergrund ins Stolpern kommen. Das wäre dann wohl ihr Ende gewesen. Die Giraffen waren jedoch gut zu Fuss und nahmen dieses "Katz und Maus Spiel" recht locker ohne den Anflug von echter Panik. Tote und Verwundete waren an diesem Abend jedenfalls nicht zu beklagen.
Der absolute Höhepunkt war allerdings das morgendliche Treiben an der Wasserstelle "Okaukuejo". Bereits beim letzten Mal fanden sich dort unzählige Tiere zum morgendlichen "Umtrunk" ein und wir waren der Meinung, das war schon sensationell, aber was sich diesesmal an Tiermassen dort versammelte, übertraf jede Erwartung.
2000-2500 Zebras und Springböcke, Gnus, Oryx, Kudus und Eland liefen dort auf. Ein unglaubliches Gewimmel und Gedrängel um eine Wasserstelle von ca. 30m x 30m. Bei einer derart grossen Ansammlung sind alle Tiere nervös. Eine schnelle Bewegung, ein Ausrutscher irgendeines Tieres verursacht sofort eine Massenpanik, in der alle in irgendeine Richtung davontoben, bis allen klar ist, dass es sich wieder mal um einen Fehlalarm gehandelt hat.
Die sonst guten Manieren sind dahin, jeder ist sich hier der Nächste beim Versuch an die Wasserstelle zu gelangen. Die Zebras verteilen ihre Huftritte und die Oryx verschaffen sich mit ihren spitzen Säbelhörnern Respekt.
Kaum auszumalen was geschähe, wenn jetzt ein Löwenrudel hier einfallen würde.
5.5.-11.06 Ausreise Namibia nach Botswana über Tsumkwe/Dobe
Nach einem 2-tägigen Zwischenstop in Tsumeb verlassen wir Namibia über einen kleinen Grenzübergang, der erst seit ein paar Jahren in Betrieb ist und die ideale Verbindung vom Etosha NP nach Maun darstellt. Man erspart sich so den Umweg über den Caprivi-Strip.
Auf der namibischen Seite führt eine gut ausgebaute Schotterpiste ( C44 ) zur Grenze. Zwischendurch übernachten wir wie vor einem Jahr, als wir auf dem Weg in den Kaudom NP waren, wieder auf der Omatako-Campsite, die von den San-Buschmännern betrieben wird.
Uns interessiert besonderes, was aus der hypermodernen, solarbetriebenen, aber defekten Wasserpumpstation geworden ist; ob sie repariert wurde oder ob - wie wir es vermuten - die Solarpanel geplündert wurden.
Es war klar: Alle 8 Solarpanel sind verschwunden und die Anlage ist somit immer noch ausser Betrieb. Die Bewohner des kleinen Buschmann-Dorfes müssen das Wasser mühsam per Anhalter in Kanistern aus dem 20km entfernten Dorf holen.
"Wo sind die Solarpanel geblieben", frage ich den kleinen Buschmann.
"Die Herero (eine anderer Stamm) haben sie nachts gestohlen, als wir schliefen", ist die Antwort.
So richtig glauben kann ich das nicht - immer diese bösen Nachbarn ....
Wir haben ihnen 2 grosse Kanister Wasser mitgebracht, die sie freudestrahlend entgegennehmen - ob wir ihnen bitte noch mehr Wasser geben könnten, ist die nächste Frage ..
Afrika ist ein Fass ohne Boden, es ist nie genug ..
Ich schaue mir die Pumpstation an, es kann doch nicht angehen, dass hier ein intakter Brunnen vorhanden ist, aber die Leute trotzdem auf dem Trockenen sitzen.
Eigentlich ist die Lösung einfach. Mit 5 Handgriffen, etwas Fett und einem 30iger-Schlüssel ist die Pumpe in 5 Minuten soweit umgebaut, dass sie wenigstens am Schwenkarm per Hand betrieben werden kann.
Nach 1 ˝ Jahren fliesst jetzt wieder frisches Brunnenwasser aus dem Hahn. Es ist uns äusserst schleierhaft, warum bisher noch niemand auf diese einfache Idee gekommen ist, die Anlage so auf Handbetrieb umzustellen, aber die Fragen `wieso, weshalb, warum` verbieten sich auf diesem Kontinent, das ist eben Afrika !
Die Leute, die mittlerweile eingetroffen sind, schauen vollkommen entgeistert und sprachlos immer wieder von uns auf das fliesende Wasser.
Wir erreichen die Grenze.
Die Abfertigung auf namibischer Seite ist schnell, das Fahrzeug wird aber nach rohem Fleisch- und Milchprodukten durchsucht, die Einfuhr solcher Produkte nach Botswana ist nämlich verboten, und bevor die andere Seite - sprich die Botswaner - das Fleisch beschlagnahmen und in den eigenen Kochtopf stecken, nimmt man es doch lieber vorher hier in seine eigene "Obhut".
Nachdem die namibische Abfertigung gelaufen ist, geht es rüber auf die botswanische Seite - das heisst, wir müssen vorher erst einmal drei klapprige Weidezäune öffnen, durchfahren und wieder sorgsam verschliessen, bevor die Einreiseprozedur beginnen kann.
Also dieser Grenzübergang ist wirklich "very basic".
Laut Registerbuch sind wir heute die einzigen Passanten, und da es bereits später Nachmittag ist, werden wir auch die einzigen heute bleiben.
Ein Grenzbeamter empfängt uns freundlichst mit den Worten, "Herzlich Willkommen, aber ich werde nachher das ganze Fahrzeug nach Fleisch durchsuchen".
Er kann sich aber nicht beherrschen, schon mal nach ein paar Zigaretten zu fragen.
"Die gibt es erst nachher, wenn wir ohne Probleme abgefertigt wurden", meint Marion knallhart.
Zuerst wird der Papierkram erledigt. Dann Fahrgestell - und Motornummer überprüft, und schließlich beginnt die Suche nach dem Frischfleisch im Fahrzeug.
Ich zeige ihm den hinteren Stauraum, der ja immer bis zum Rand gefüllt ist und bisher jeden Tatendrang eines Zöllners ausgebremst hat - und so auch hier:
"Oh, so much stuff", war nur sein Kommentar, bevor er sich den leichter zugänglichen Werkzeugkästen aussen zuwandte. Darin fand er natürlich auch nicht das heiss begehrte Fleisch.
Aber jetzt wurde es interessant, jetzt ging es in die Kabine -
natürlich hatten wir in Namibia noch einmal ordentlich eingekauft; aber die Sachen, um die es ging, hatten wir natürlich vorher aus dem Kühlschrank genommen und unter der Bettdecke verstaut - davon ausgehend, dass kein Grenzer so einfach in fremden Betten herumwühlt.
Bevor er eintrat, machte ich ihn darauf aufmerksam, dass er jetzt unsere privaten Räume betritt und wenn er etwas sehen möchte, dann müsse er Marion darum bitten, das sollte ihm etwas "den Wind aus den Segeln" nehmen.
"I want to see your cooler-box", sagte er in einem gespielt lüsternen Ton. Wir mussten alle grinsen.
Wir öffneten unsere "cooler-box" - nichts ausser Fisch, Gemüse und Getränken ! Damit war der Fall für ihn erledigt und sein Päckchen Zigaretten verdient.
Die Einfuhr von tierischen Rohprodukten ist aus seuchehygienischen Gründen verboten und das macht in bestimmten Fällen auch Sinn, wenn es sich allerdings um Ware aus Supermarktketten handelt, die sowohl in Südafrika, Namibia und auch Botswana verkauft wird, dann wird die ganze Kontrolliererei eine Farce.
Auf einigermassen befahrbarer, aber deutlich schlechterer Piste als in Namibia geht es die 120km durch typisch botswanisches Buschland bis an die Teerstrasse nach Maun. Eine Strecke für zünftiges Buschcamping.
Ausgangspunkt für alle Exkursionen in den Moremi oder Chobe NP ist die Stadt Maun. Hier deckt man sich noch einmal ordentlich mit Lebensmitteln und Treibstoff ein und erledigt die obligatorischen Buchungen für die Campsites in den Parks.
Da wir auf unseren Reisen bisher ohne diese lästigen Voraus-Buchungen klargekommen sind, und den weiteren Verlauf einer Reise immer von den Gegebenheiten vor Ort abhängig machen, bringen wir auch hier keinen Fuss über die Schwelle eines Buchungsbüros, sondern brummen schon bald die Piste hoch zum Khwai-River.
Vier Tage treiben wir uns zusammen mit den unzähligen Elefanten in dieser Gegend herum. Die Trockenheit der letzen Monate zieht sie in das feuchte Okawangodelta und an den Khwai-River. Hier können sie sich richtig mit Wasser vollaufen lassen und nach Herzenslust baden. Elefanten lieben das Wasser.
Tagsüber sieht man bis auf die Einzelgänger unter ihnen hauptsächlich ihre Hinterlassenschafften und ihre Fussspuren. Abends, wenn man eigentlich bereits wieder auf einer Campsite sein müsste, kommen sie in Scharen aus den Büschen um zu saufen und im Wasser zu planschen.
Wir stehen am Fluss und geniessen im Halbdunkel die Szene vom Dach unseres Mc Dees aus.
Um uns herum plätschern, prusten, grollen und trompeten die Elefanten und mit ihnen im Duett grunzen die Hippos, die sich von den Elefanten bedrängt fühlen. Das ist alles sehr eindrucksvoll, aber richtig komplett wird das Orchester erst, als sich plötzlich aus drei Richtungen dröhnendes Löwengebrüll einmischt und zeigt, wer hier den Ton angibt.
Sie können nicht weit entfernt sein, denn es ist unglaublich laut und wir hören das feuchte Röcheln in ihrem Schlund.
Keine Frage - sie sind hier die Stimmgewaltigsten und haben den Gesangswettbewerb klar für sich entschieden. Etwas Vergleichbares gibt es nicht. Junge, Junge, das ist Natursound vom feinsten, das wäre reif für eine Musik-CD.
Die Gegend am Khwai ist sehr wildreich. An einer Stelle können wir 40(!) Adler zählen. Gaukler, Raub-, See- und Kampfadler überall, in den Bäumen, am Ufer und in der Luft. In Europa ist ein einzelner Adler schon eine Seltenheit - hier sitzen sie wie Tauben auf den Dächern.
Am letzten Abend, bevor wir in den Chobe weiterfahren wollen, wird unsere Idylle von einem ü bereifrigen "Dorf-Sherif" jäh gestört.
Gerade als wir wieder auf den nächsten "Schwung" Elefanten warten, hält neben uns ein Wagen und zwei Schwarze springen heraus.
"Was macht ihr hier und was berechtigt euch hier zu sein ?", fragt uns der Anführer ganz aufgebracht.
"Wir beobachten Elefanten", war die wohl etwas provozierende Antwort.
Er regt sich jedenfalls fürchterlich auf, weil wir hier wild Campen und keine Lizenz für dieses Gebiet hätten.
Ich kläre ihn darüber auf, dass man keine Lizenz braucht, um sich hier aufzuhalten und im Auto zu schlafen, wir sind schließlich nicht im Nationalpark.
Die Antwort macht ihn nur noch wilder und er meint, er wolle uns aus Botswana rausschmeissen, wenn wir ihm nicht in sein Dorf folgen. Ich merke, dass er einen über den Durst getrunken hat, aber das macht die Sache nicht leichter. Er ist der Dorfpolizist vom Mababe, dem nächsten Dorf hier und angeblich für unsere Sicherheit verantwortlich.
Also folgen wir ihm erst einmal, das Dorf ist nämlich noch sehr weit und wir können verdammt langsam fahren. So hat er schnell ein Problem, er muss nämlich noch ein paar Leute ins Dorf bringen.
Nach einem Kilometer hält er an, denn er ist offensichtlich in der Zwickmühle, es geht ihm zu langsam.
"Fahrt immer dem Weg nach, bis ihr in mein Dorf kommt, ich bringe schon mal die Leute weg, wenn ihr nicht nachkommt, hole ich euch", sagt es und jagt davon.
Natürlich "verfahren" wir uns nach ein paar Kilometern, bleiben demonstrativ vor einer Wasserfurt stehen und sind gespannt, was passiert. Aber diese "Zecke" ist verbissen hartneckig.
Nach einer Stunde taucht er wieder auf. Er war unseren Spuren gefolgt.
Er ist natürlich sauer darüber, dass wir ihm nicht gefolgt sind, aber wir halten ihm vor, obwohl er für uns verantwortlich sein will, sei er einfach davongefahren und hat uns hier in der Wildnis zurückgelassen. Wir fahren jedenfalls jetzt keinen Schritt mehr weiter, das ist schon dunkel und auch viel zu gefährlich.
Es wird hektisch. Er droht mit "road-blocks" auf all unseren Wegen in Botswana und mit allen Schwierigkeiten dieser Welt.
Er steht vor dem Magirus und notiert sich das Kennzeichen und meinen Namen, ich stehe vor seiner Karre und mache das gleiche.
Nach einer Stunde sind alle Argumente und Drohungen zum 100sten-Male vorgetragen, aber wir bleiben stehen, wo wir sind.
Es wird klar, was er beabsichigt; er will uns in sein Dorf bringen, wo wir dann für viel Geld auf einem Campingplatz, der seinen Namen nicht verdient, übernachten sollen.
Ihm passt es nämlich nicht, wie wir uns hier für reichlich wenig Geld an dem Wildlife erfreuen.
Irgendwann brauste er dann schließlich mit einem vielsagenden Blick, wie `ihr werdet euch noch wundern`, davon.
18.5.-21.06 Chobe/Savuti
Nach 4 Tagen "Wildlife gratis" fahren wir hoch zum Mababe-Gate, von wo aus man aus dem Süden kommend in den Chobe-NP und unserem besonderen Ziel, der Savuti-Region einreist.
An diesem Gate steht uns nun ein Akt bevor, auf den jeder Normalsterbliche und rational denkende Mensch nur mit einem Kopfschütteln reagieren würde und auch wir bis an die Grenzen unserer Selbstachtung gefordert werden:
Für einen Tag im Chobe NP inkl. Übernachtung müssen wir 200.- EUR (oder in Landeswährung 1300 Pula) abdrücken. Der Eintritt für unseren Mc Dee verschlingt dabei den Löwenanteil von 1000.- Pula (ca. 150.- EUR) und dabei haben wir das Gewicht unseres Trucks noch um glatte 2 Tonnen untertrieben, sonst wären 1500.- Pula (ca. 230.- EUR) fällig geworden.
Auch wenn Elefanten vor unseren Augen Purzelbäume schlügen und Löwen Polka tanzten, diese Unsumme ist eigentlich durch nichts zu rechtfertigen, aber andererseits ist die Fahrt durch den Chobe-NP eine große Abkürzung vom 350km auf dem Wege nach Lusaka und somit sparen wir dadurch an anderer Stelle wieder einige Euronen ein.
Die Piste vom Khwai zum Mababe-Gate ist schon etwas für "off-roader". Tiefe Löcher, die in der Regenzeit sicher so manchen Schweisstropfen auf die Stirn treiben und viele holperige W eichsandstellen erfordern konzentriertes Fahren.
Am Gate angekommen, blättern wir die 1300.- Pula auf den Tisch und rumpeln kurze Zeit später über eine hartgetrocknete Schlammpiste in Richtung der legendären Savuti-Region. Die Begeisterung für die Landschaft hält sich sehr in Grenzen, und ausser den blöden Perlhühnern, die dauernd todesmutig vor unseren Rädern herumlaufend wohl ihren "Adrenalinkick" suchen, sind nennenswerte Tiersichtungen nicht zu vermelden. Vielleicht liegt es an der Jahreszeit, aber am Khwai-River war deutlich mehr los.
Die Gegend um Savuti herum wird etwas wildreicher, aber bislang sind wir erst mäßig beeidruckt. Wir rollen ins Savuti-Camp ein und hier treffen wir Anne und Wilfried mit ihrem Toyo wieder, die seit vielen Jahren jede freie Minute nutzen, um Afrika zu bereisen.
Wilfried macht uns dann auch sogleich auf eine Besonderheit unserer gemeinsamen Campsite aufmerksam:
Es ist ein riesiger Kameldornbaum und wäre als Schattenspender für unseren Mc Dee bestens geeignet, wäre dort nicht das Revier des "Rüttlers".
Wir stellen unsere Stühle auf, öffnen ein zischendes Bier und warten was passiert. Es dauert nicht lange, dann taucht der "Rüttler" auch schon auf:
Ein massiver Elefantenkopf schiebt sich durch die Büsche auf uns zu. Jeder von uns stellt sich garantiert die gleiche Frage: Ab welcher Distanz ist es angesagt, vom Stuhl aufzuspringen und hinterm Auto Schutz zu suchen.
Er kommt langsam, aber bestimmt auf uns zu und als der Abstand auf 10m schrumpft, sind alle vier Stühle blitzartig leer. Es ist ein echter Koloss. Er wendet sich jetzt frontal dem Baum zu, legt seinen gewaltigen Rüssel gegen den Stamm, geht mit den Hinterbeinen einen Schritt nach hinten und stemmt sich mit aller Kraft gegen den Baum, dessen Stamm einen Umfang von ca. 1m hat.
Mit einer unglaublichen Kraft beginnt er nun, diesen großen Baum bis in die Spitzen hinein durchzurütteln. Wie eine anlaufende Dampflokomotive erst mit leichten, dann mit immer heftigeren Stößen. Und noch etwas hat er mit einer Dampflok gemein, mit jedem Stoß nach vorne puffen hinten die Abgase heraus - nicht gerade die feine englische Art, aber immerhin - als Lohn seines Kraftaktes purzeln die reifen Schoten vom Baum, die er dann als seine "Leckerlies" aufsammelt und genussvoll vertilgt.
Der "Rüttler" scheint eine richtige Naschkatze zu sein, denn er schaut mehrmals am Tag an seinem Naschbaum vorbei und kann es nicht abwarten, bis die Schoten von selbst vom Baum fallen.
Diese Aktion des "Rüttlers" war äußerst eindrucksvoll und das Highlight unseres Chobe Aufenthalts. Der "morning-drive" erbrachte auch keine neuen Eindrücke als die des vorherigen Tages, und so beschlossen wir, den Chobe zu verlassen und einen Abstecher entlang der Parkgrenze zu den Linyanti-Sümpfen zu machen.
Gemessen an den Elefantenspuren und dem Elefantendung müssen sich unglaublich viele Elefanten im Chobe aufhalten, tagsüber haben sie sich jedoch im Busch verteilt und sind, bis auf Gruppen, die gerade über die Piste ziehen, kaum ausfindig zu machen.
So großartige Beoachtungsmöglichkeiten wie im Hwange NP oder am Khwai haben wir im Chobe nicht gefunden.
Wir versprechen uns so etwas am Linyanti-Sumpf und fahren eine ziemlich sandige Piste der "Borderline" entlang, aber am Ende angelangt sind wir enttäuscht. Die Sümpfe bieten einen trostlosen Anblick: Braun vertrocknet und großflächig abgebrannt - das war es nicht, was wir erwartet hatten - also zurück.
Auf holperiger Sandpiste geht es bis Kachikau, und dann auf üblen Schotterwellblech bis zur Ngoma-Bridge an die Hauptstrasse nach Kasane.
In Kasane füllen wir noch einmal den Kühlschrank und die Dieseltanks auf, denn je weiter man gen Norden fährt, desto teuerer wird das Reisen. Treibstoff und Lebensmittel werden in Sambia im Schnitt um stolze 70% teurer.
22.6.-27.06 Von Botswana/Kasane nach Sambia/Lusaka
Wir verlassen Botswana und setzen bei Kazungula mit der Motorfähre über nach Sambia. Es ist seltsam, wir brauchen nichts zu zahlen - niemand spricht uns an oder fragt nach einem Ticket, lediglich unser Kennzeichen wird notiert. Wir geben uns damit zufrieden und verzichten auf die genaue Erklärung dieses Phänomens.
Die Grenzbeamten empfanden wir als sehr freundlich, besonders deshalb, weil niemand eine Road-Tax von uns verlangte - auch seltsam, aber auch hier verzichteten wir auf weitere Recherchen.
Die erste Nacht in Sambia verbrachten wir in "Livingstone". Einen
3. Besuch der Vic-Falls ersparten wir uns. Bei der Suche nach einem Campingplatz für die Nacht wurde deutlich, dass wir im Stande waren, das südliche Afrika zu verlassen und uns wieder mit der afrikatypischen Logik auseinander zu setzen hatten. Das erfordert erst einmal eine gewisse Umstellung.
Auf der ersten Campsite "Maramba River Lodge" bot man uns einen einfachen Platz für 10 USD pro Person an. Vor zwei Jahren waren es noch 5 USD. Man orientiert sich mit seinen Preisen eben nicht daran, was angemessen ist, sondern was man gerne hätte.
Mit dem Hinweis darauf, vor 2 Jahren noch 5 USD/Pers bezahlt zu haben und dass der Platz keine 10 USD wert sei, verabschiede ich mich.
Also zur nächsten Campsite, der "Livingstone-Safari-Lodge".
Gähnende Leere, kein einziger Tourist weit und breit.
"Was kostet Camping für eine Nacht", frage ich den Mann an der Reception, um gleich deutlich zu machen, worum es mir geht.
" 12 USD pro Person".
"Das ist aber zuviel, ich habe sonst immer 5 USD bezahlt", hielt ich ihm vor.
" Die 12 USD können wir ja noch verhandeln", meinte er.
" Na gut, dann zahle ich 5 USD und nicht mehr".
" Ist in Ordnung".
28.6.-10.7 N-Sambia
In Lusaka füllen wir noch einmal die Diesel-Tanks nach und fahren dann auf erstaunlich guter Asphaltstrasse gen Norden.
Die Fahrt könnte entspannter nicht sein, wären da nicht die unzähligen Polizeikontrollen, die zwar alle problemlos verlaufen, aber doch lästig sind.
Campingplätze sind rar in dieser Gegend und so übernachten wir im Busch oder fragen in Guesthouses oder Lodges nach einem ruhigen Stellplatz. Der Norden Sambias ist recht wasserreich und von weiten Sumpfgebieten durchzogen. Mittendrin liegt der riesige Bangweulu-See, der in seiner längsten Ausdehnung fast 100km misst.
In Samfya, einer kleinen Stadt direkt am See, machen wir etwas ausserhalb an einem kleinen weissen Traumstrand ein paar Tage Rast. Hier entsteht das kleine Resort "Sun & Sand". Zur Zeit ist es eine Baustelle, aber man hat vieles vor - Campsite, Sundowner-Bar, Restaurant und alles was Touristen so begehren. Wir fragen,, ob wir hier am Strand übernachten können oder ob jemand ein Problem damit hätte.
"Null Problemo, alles klar ", vermeldet der Bauleiter.
Na ja, am nächsten Morgen sah die Sache dann schon anders aus, ein anderer Typ taucht auf und meint der Bauleiter hätte vergessen uns mitzuteilen, dass es 50.000 SKw kostet (ca. 9.- EUR).
Auf so etwas hatte ich schon gewartet und die Angelegenheit ist schnell geklärt.
Nach wenigen Minuten zieht er immer noch freundlich grinsend davon; ein Versuch war es ja wert.....
Nebenan am Strand ist eine "First Class Lodge", so die anspruchsvolle Selbsteinschätzung dieser Unterkunft.
In Ermanglung zahlungskräftiger Kundschaft ist man sich nicht zu fein, uns "third-class-people" anzusprechen, ob wir nicht bei ihnen zu campieren gedächten.
Nach näherem Hinsehen entpuppt sich die Lodge doch eher als "third class" und unsere Bedenken, den Ruf dieses gehobenen Etablissements mit unserer Anwesenheit zu ruinieren, erweisen sich als denkbar unbegründet. Wir bleiben also ein paar Tage und fahren dann weiter gen Norden durch eine hübsche Landschaft. Das Leben hier spielt sich entlang der Hauptstrasse ab und es gibt hier wohl kaum einen Kilometer menschenleere Zone. Im Prinzip sind die 300km von Mansa bis Kawamba ein Dorf.
Zwischendurch schauen wir uns die "Mambiluma-Falls" an. Es sind zwei hübsche kleine Wasserfälle, nichts besonderes, aber ganz nett. Ein paar Einheimische führen uns herum - ist zwar nicht notwendig, man findet sich auch selbst zurecht, aber die Leute sind nicht aufdringlich und sorgen für zusätzliche Unterhaltung.
Sie bekommen 10.000 SKw (1.80 EUR) und sind damit sehr zufrieden.
Im Gegensatz dazu entwickelt sich der Aufenthalt bei den nächsten Wasserfällen, den "Ntumbachushi-Falls" zu einem Kapitel echten afrikanischem Raubrittertums.
Es ist kurz nach Sonnenuntergang, als wir die Wasserfälle erreichen. Wir wollen hier den nächsten Tag bei den Fällen bleiben und dann übermorgen weiter. Es ist zwar kein Campingplatz, aber gegen etwas Barem soll man dort laut unserem Reiseführer übernachten können.
Die Schranke zum Parkplatz ist offen, die Preistafel besagt, dass Nicht-Sambier 3.- USD zu zahlen haben, ansonsten tauchen keinerlei weitere Gebühren auf. Wir sind die einzigen Menschen weit und breit und verbringen eine ruhige Nacht bis morgens um 6 Uhr, als zwei LKWs ca. 50 laut schwatzende Sambier abliefern, die nicht kontaktscheu uns umlagern - aber das ist ja alles kein Problem.
Das Problem tauchte in Form des hiesigen "Care-Takers", dem "Wasserfall-Manager" auf. Er begrüßte mich sehr freundlich und unterrichtet mich sofort über alles Wissenswerte der Wasserfälle. 10m hoch, 8m breit, weiter untern gibt es noch einen kleineren und blah, blah, blah ... alles Dinge, die einem selbst ins Auge fallen. Erfahrungsgemäß ist von diesen Leuten, die ihre Dienstleistungen ungefragt an den Mann bringen wollen, nicht viel Gutes zu erwarten.
"Wie lange wir bleiben wollen", kommt er dann zur Sache.
"Zwei Nächte", antworte ich.
Sodann zückt er sein Arbeitsmappe und beginnt zu rechnen:
Eintritt pro Person und Fahrzeug je 3.- USD, Übernachtung pro Person 10.- USD, macht für uns zusammen 49.- USD oder 250.000 SKw.
Nun muss man sich zu dieser Summe den Wasserfall, den Stellplatz und das Durchschnittsgehalt eines Sambiers vor Augen halten:
Der Wasserfall 10m hoch und 8m breit. Man kann sich darüber streiten, ob man dafür überhaupt Eintritt nehmen kann.
Der Stellplatz hat mit einem Campingplatz nichts gemein, es sind schräge Parkplätze ohne jegliche Einrichtungen. Die 49.- USD liegen wahrscheinlich noch deutlich über dem monatlichen Durchschnittseinkommen hier.
Ich mache ihm klar, dass ich das nicht zahlen werde, besonders die Campinggebühren seinen vollkommen "daneben".
"Das sind die von Tourismus-Minister festgelegten Preise", meint er.
Das ist nicht auszuschließen, denke ich im stillen Kämmerlein. Solche Wahnsinnspreise entstehen bei den Verantwortlichen höheren Ortes nicht nur im Malariawahn, die sind auch im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte zu solchen Entscheidungen fähig.
Genauso gut kann dieser "Care-Taker" hier aber auch ein übles Abzockerspielchen treiben.
"... dann möchte ich die offizielle Preisliste mit Stempel vom Ministry of Tourisum sehen, und ausserdem zahle ich nur das, was draussen auf der Preistafel steht", erkläre ich ihm.
Die offizielle Preisliste hat er nicht, aber er zeigt mir, was andere ausländische Touristen bezahlt haben - und tatsächlich, die haben laut Buch diese verrückten Preise bezahlt - kaum zu glauben.
Seltsamerweise sind allerdings alle Eintragungen mit seiner Handschrift durchgeführt.
Wenn die Übernachtung wirklich so viel kostet, werde ich weiterfahren und nur den Eintritt gemäß der Preistafel zahlen und für die letzte Nacht bekommt er meinetwegen 4.- USD Trinkgeld.
Er will 20.- USD haben, sonst holt er die Polizei.
Er könne gerne zur Polizei gehen, denn auf der Preistafel steht gar nichts von Campinggebühren, und danach haben wir uns gestern Abend gerichtet, als wir auf den Platz gefahren sind, antworte ich.
Er marschiert los, um die Polizei zu holen. Nach 20m kehrt er wieder um.
Er verstehe ja, dass ich nicht wissen konnte, dass Campinggebühren anfallen, lenkt er plötzlich ein und ist mit den 4.- USD fürs Camping einverstanden.
Die ganze Sache stinkt bis zum Himmel. Entweder ist der Tourismus-Minister wahnsinnig oder dieser Bursche ist ein ganz gewiefter Abzocker.
Zum wiederholten Male hat man versucht, uns zu linken. Das hatten wir in Nord-Sambia nicht erwartet, aber das liegt wohl daran, dass der Kongo nicht weit entfernt ist und hier die "Kongo-Methoden" wohl schon zu Hause sind.
Verärgert rücken wir ab, das nächste Ziel sind die Lumangwe-Wasserfälle. Eigentlich wollen wir dort auch ein paar Tage bleiben und die Gegend erkunden, aber wenn das dort genauso läuft wie hier, dann können die uns mal ....
Die Asphaltstrasse endet ein paar Kilometer hinter Kawambwa und wird zur Holperpiste. Obwohl dieses eigentlich die gängige Ost-Westverbindung zur Pronvinzhauptstadt "Kasama" darstellt, sind kaum Fahrzeugspuren zu erkennen - seltsam.
Nach ein paar Kilometern kommen uns Leute entgegen und signalisieren uns, wir sollen umkehren.
Wir fahren trotzdem erst einmal weiter und gelangen zu einer Stelle, wo die Strasse über einem Fluss weggesackt ist. Die großen Zementrohre sind eingebrochen und haben tiefe Löcher quer über die Piste hinterlassen. Auf den ersten Blick schien die Angelegenheit klar: Brücke kaputt und daher keine Fahrzeugspuren auf der Piste.
Bei genauerem Hinsehen fallen uns allerdings ein paar Ungereimtheiten auf: Die Einbruchstelle ist nicht frisch, die verwaschenen Ränder lassen erkennen, dass die Brücke schon vor geraumer Zeit zusammengebrochen ist - warum wurde sie nicht wenigstens provisorisch repariert, obwohl es eigentlich recht einfach gewesen wäre ?
Weder Bretter, Holzplanken noch sonstiges Baumaterial liegt herum und deutet darauf hin, dass hier jemals jemand die Einbruchstelle behelfsmäßig passiert hat. Das alles ist uns sehr suspekt und wir können uns keinen Reim darauf machen. Es ist auch niemand weit und breit zu sehen, den wir fragen könnten.
Also kehren wir um.
Im nahen Dorf fragen wir die Leute an der Strasse, ob dieses die einzige Verbindung nach Kasama ist.
"Ja, eine andere Strasse gibt es nicht."
"Aber die Strasse ist nicht passierbar, die Brücke ist eingestürzt", sage ich.
"Wenn du mir Geld gibst, zeige ich dir eine Umfahrung", lautet die Antwort und er deutet auf eine kleinen Trampelpfad hin.
Da liegt also der Hase im Pfeffer. Die kaputte Brücke sorgt für eine einfache Einnahmequelle.
Unsere Bereitschaft, auf solche Abzockermethoden einzugehen, ist nach den vorangegangenen Erlebnissen auf Null gesunken. Ihr könnt uns mal, wir sind auf eure Wasserfälle weniger angewiesen als ihr auf unsere Dollars, denke ich im Stillen. Sie sollen merken, dass sie mit Touristen nicht alles machen können.
"Ok, dann verlassen wir Sambia und geben unser Geld in Tansania aus", bekommt er als Antwort.
Ob ihn das wirklich entscheidend trifft, wissen wir nicht, aber der Satz baut einen Teil meines Frustes ab und dass der vermeintliche Geldsegen anstelle in die eigene Tasche jetzt ins Nachbarland fliesst, muss eigentlich ein harter Schlag sein.
Aus der Ferne sehen wir an der Einsturzstelle ein Fahrzeug. Neugierig und auf neue Erkenntnisse hoffend fahren wir hin.
Ein Kleintransporter hat sich mit ein paar Balken und der Hilfe von Einheimischen, die jetzt plötzlich zahlreich versammelt sind, eine Passage gebaut. Für unseren Mc Dee wäre das allerdings zwei Nummern zu klein. Da wir vorher keinerlei Baumaterial an der Stelle gefunden haben, gehen wir davon aus, dass der Transporter die Balken selbst dabei hatte.
Wir sehen keine schnelle Möglichkeit, über die defekte Brücke zu kommen, zudem haben wir langsam von den Nordsambia-Methoden genug und kehren um. Anstatt die wenigen Touristen, die diese riesigen Entfernungen nach Nord-Sambia nicht scheuen, einigermassen gastfreundschaftlich zu behandeln, versucht man diese auch noch mit den dreisteten Methoden abzuzocken.
Neee Jungs, ohne uns !
Plötzlich, etwas spät, fällt bei uns der Groschen, wie die ganze Sache dort abläuft:
Mir war nämlich aufgefallen, dass die Balken recht sauber, bzw. feucht waren. Die Einheimischen haben garantiert das ganze Baumaterial im Wasser versteckt, damit niemand sich selbst eine Überfahrt bauen kann, sondern nur sie selbst gegen Bezahlung.
Als sie uns kommen sahen, war ihnen klar, dass ihr Baumaterial keinen 9t-LKW verkraften konnte, sind uns daher entgegengelaufen bis zur Umfahrung, um dort als Führer noch Kasse machen zu können.
Sooo geht das nicht, vera...... können wir uns alleine !
Es geht die ganze Strecke zurück, aber mit etwas Genugtuung im Bauch, den Burschen ihre Grenzen gezeigt zu haben. Unser nächstes Ziel ist Mpulungu am Tanganjika-See.
Dort wollen wir die legendäre "Liemba" bestaunen.
Dieses Schiff, das früher auf den Namen "Graf von Götzen" hörte, ist ein deutsches Passagierschiff, das vor 80 Jahren in Einzelteilen über Land an den Tanganjika-See gebracht wurde. Schon zwei mal gesunken und immer wieder in Dienst gestellt, ist es eine schwimmende Legende.
Zwar spielen wir mit dem Gedanken, die 3-tage Schiffsreise bis hoch nach Kigoma zu machen, was eine deutliche Abkürzung für uns bedeutete, aber wahrscheinlich sind LKWs für die Liemba zu groß oder die Fahrt wäre sicher auch sehr teuer.
In Mpulungu angekommen, erfahren wir, dass die Liemba zur Zeit aus technischen Gründen nicht einsatzbereit ist und nur das kleinere Schiff, die "Mwongozo" die Linie bedient. Damit hat sich für uns die Sache auch schon erledigt.
Im Hafen treffen wir ein reiselustiges Pärchen aus Südafrika, die auf das Schiff warten und die Reise machen wollen. Die Mwongozo hat natürlich Verspätung und läuft 7 Std. später ein und es bleibt genug Zeit für einen Plausch. Niemand konnte/wollte ihnen bisher sagen, was es kostet und wie das Fahrzeug an Bord gelangen würde.
Von 200.- USD war die Rede, aber Genaues weiss man nicht. Wir beneiden die beiden jedenfalls um ihre Reise - es muss ein tolles Erlebnis sein.
Nicht weit vom Hafen entfernt gibt es eine Lodge mit Campsites. Dort warten wir auf das Einlaufen der "Mwongozo". Irgendwann taucht der alte Dampfer dann auch auf und verschwindet im Hafen hinter dicken Mauern. Schade - eigentlich wollten wir uns das ganze Treiben mal aus der Nähe anschauen.
Ewas enttäuscht gehen wir zur Campsite zurück; kurze Zeit später tauchen auch die Südafrikaner auf.
Sie verzichten freiwillig, nachdem was sie gehört und gesehen haben: Die Reise sollte 500.- USD kosten, die Verpflegung unter aller Sau und bei der Verladung ist mit gravierenden Schäden am Fahrzeug zu rechnen. So geschehen beim Entladen.
Da es keine Auffahrrampe gibt, werden Fahrzeuge mit dem Kran an Bord gehievt. Dabei werden 4 Ketten an den Rädern befestigt, die oben zu einer Kette zusammenlaufen. Der Knotenpunkt liegt so dicht über dem Fahrzeugdach, dass die Ketten das Dach beschädigen.
Also: Forget it !
Nach drei Tagen, nachdem man uns auf der Campsite auch noch übers Ohr hauen wollte, rücken wir ab; über die Grenze nach Tanzania.
Ohne den geringsten Anflug von Wehmut verlassen wir Sambia.
Von Mbala aus geht es über einen kleinen Grenzübergang nach Sumbawanga nach Tansania. Die Piste ist etwas durchwachsen, aber ohne besondere Schwierigkeiten befahrbar. Die Grenzabwicklung problemlos, bis auf den fehlenden Ausreisestempel von Sambia, weil sich der Beamte im Immigration-Office einen "Sonderurlaub" genehmigt hatte.
Die 180km Piste von Sumbawanga zur Grenze an den "Trans-Tansania-Highway" ist nervige Rumpelpiste.
In Etappen fahren wir hoch bis nach Arusha. Zwischendurch besichtigen wir noch einal den "Pink-Canyon" und den Lehmsäulenpark "Isimilia-Stone-Age". Die Asphaltstrasse ist gut, bis auf die vielen "Strassenbumps", die einen gewollt oder ungewollt zu verhaltener Fahrweise zwingen. Auf der Transitstrecke kommt man durch den Mikumi-NP. So kommen wir zu einer "Mini-Safari", auf der wir viele Tiere kostenlos präsentiert bekommen.
Elefanten, Giraffen, Gnus, Zebras, Warzenschweine und Antilopen tummeln sich an der Strasse, um dort das frische Gras zu fressen.
Löwen, wie beim letzten Mal, sehen wir allerdings nicht.
In Arusha treffen wir Conny und Hubert wieder, die mit ihrem Toyota gen Norden unterwegs sind. Mit ihnen verabreden wir uns in der Massai-Mara. Dort sollen nämlich, allen Informationen nach, Anfang August die grossen Gnuherden eintreffen und dieses Spektakel wollen wir uns anschauen.
Hoffentlich sind wir zur richtigen Zeit am richtigen Platz ....
Da unser Transit-Visum abläuft, verlassen wir nach 2 Wochen Tansania. Tansania ist Ostafrika; hier leben nicht nur die Schwarzen, sondern hier sind sie zu Hause. Alles ist quirliger, improvisierter und chaotischer. Nichts ist unmöglich, alle Masstäbe der Westlichen Zivilisation gelten hier einen Pfifferling. Ein Fahrzeug ist so lange voll funktionstüchtig, bis es stehen bleibt, ein Minibus ist erst dann voll, wenn 3 Leute draussen an der offenen Schiebetür hängen. Die Aussicht auf das kleinste Geschäft, bringt die Leute in Hektik. Geldbeträge, für die sich in Deutschland niemand auf der Strasse bückt, rennen hier die Leute meilenweit.
Angesichts des prallen Lebens auf/an den Strassen könnte die Fahrt durch Tansania recht interessant sein, wären dort nicht die unzähligen Überlandbusse und LKWs, die mit halsbrecherischer Geschwindigkeit unterwegs sind.
Sie kommen in einem Affenzahn um die Kurven gedriftet, besonders die Busse, und schaut man den Fahrern ins Gesicht, so hat man den Eindruck, dass viele von ihnen selbst entsetzt darüber sind, wie schnell ihre Busse mit ihnen unterwegs sind. Sie fahren jedenfalls voll am physikalischen Limit der Zentrifugalkraft.
23.7.-12.8 Kenia/Nairobi- Masai Mara (River Crossing)
Von Arusha bis zur Grenze bei Namanga ist die Strasse schlechter, welliger Asphalt. Hinter der Grenze wird es kurzzeitig besser, aber dann wird Kenia seinem Ruf der schlechten Strassen gerecht.
Besonders die Strasse entlang der Ngong-Hills ist eine Katastrophe. Vor 5 Jahren war hier beste Teerstrasse, jetzt hat sich die Decke in Granattrichter aufgelöst. So wird das Geld verbraten. Nach 5 Jahren ist die Teerstrasse hin ....
Endlich gibt es in Nairobi eine echte Alternative zur Upper-Hill-Campsite - eigentlich ist es keine Alternative , sondern ein "Muss". Chris hat im Westen Nairobis eine kleine Oase für Traveller geschaffen. Alles ist bestens organisiert, die Preise ok und die gesamte Atmosphäre stimmt. Neben anderen Travellern, die auf Transafrika-Tour sind, treffen wir uns hier mit Klaus und Barbara mit ihrem Magirus, die gerade über die Ostroute in Nairobi eingetroffen sind. Wir hatten in Deutschland verabredet uns hier zu treffen.
Wir bleiben eine Woche und tauschen mit den anderen Travellern die neusten Informationen aus und starten dann zusammen mit Klaus und Barbara in die Masai-Mara - ach halt - eine "Person" darf nicht unterschlagen werden: "Khartoum", das kleine Kätzchen, das Klaus und Barbara in der namensgleichen Hauptstadt des Sudan aufgelesen und adoptiert haben.
Den letzten Informationen nach sind die Gnus jetzt in der Masai-Mara eingetroffen, und wir sind alle gespannt, ob wir eines der spektakulären River-Crossing der unzähligen Gnus zu sehen bekommen werden. Die Strasse über Narok ist bis auf die letzten 34km zum Sekenani-Gate gut. Wir übernachten kurz vor dem Gate auf einer Masai-Campsite und stehen morgens vor dem Gate.
Dort machen wir gleich mit einem dieser Abzocker-Typen Bekanntschaft, die wir an den Gates noch öfter zu Gesicht bekommen werden. Er will für die Übernachtung ausserhalb des Masai-Mara-Reservats auch die 30 USD Eintritt kassieren.
Das kenne ich schon von unserem letzten Besuch, aber dieses Mal unterstützen ihn die Parkranger noch; sie stecken sicher mit ihm unter einer Decke und kassieren mit.
Als sie merken, dass ich nicht gewillt bin zu zahlen und den Abzocker bedränge, ihn nach Namen und Legitimation frage, wechseln die Ranger die Fronten. Sie schieben den Abzocker ausser Sichtweite und er ist auf einmal verschwunden.
Sehr zuvorkommend werde ich jetzt behandelt und brauche für unseren LKW nur den Minibus-Tarif zu zahlen, denn mittlerweile richten sich auch in der Masai-Mara die KFZ-Gebühren nach den Sitzplätzen UND dem Gewicht und danach wären für unseren Mc Dee 2000 KSh (22.- EUR) fällig gewesen.
In der Masai-Mara sehen wir zuerst mehr Mini-Busse mit Touristen als Tiere, aber das ändert sich schnell. Immer mehr Gnus tauchen auf. Mal sind sie als unzählige Punkte über die Hügel verteilt, mal zu riesigen Herden mit 5-10tausend Tieren versammelt oder sie ziehen kilometerlangen Ameisenstrassen gleich über die Steppe.
Sie dominieren das Bild und gegen ihre Massen erscheinen die Zebraherden und die vielen Topi-Antilopen als Nebendarsteller.
Es ist wirklich viel los in der Masai-Mara.
An einem Fluss hat ein Löwenrudel ein Gnus gerissen und wir können beobachten, wie die vollgefressenen Junglöwen mit den Überresten des Gnus spielen, wie eine Katze mit einer Maus.
Anschleichen, zupacken, drum herumspringen und mit den Tatzen zuschlagen - wie unsere Hauskatzen.
Insgesamt scheinen den Löwen hier in der Masai-Mara die Gnus zum Halse heraus zu hängen. Sie sind vollgefressen und laufen nur noch schwerfällig mit ihren Kugelbäuchen durch die Gegend.
Wir überqueren den Mara-River und kommen in die Gegend, wo man mit River-Crossings rechnen kann. An vielen Stellen haben sich die Gnuherden an den steilen Ufern des Mara-Flusses versammelt und stehen unschlüssig an der Böschung, aber es ist nicht die Angst vor Wasserströmung oder etwaigen Krokodilen, die sie am Crossing hindern, sondern es sind die zahlreichen Minibusse mit den Touristen, die direkt auf der anderen Seite des Flusses stehen und erwarten, dass die Gnus direkt an ihren Kameras vorbeilaufen.
Aber diesen Gefallen tun die Gnus ihnen nicht. Erst als die Touristenbusse abrücken, weil in den Lodges jetzt das Lunch "gereicht wird", werden die Crossingpoints frei und das Crossing startet.
Wir hatten in angemessener Entfernung gewartet, und nachdem das Crossing jetzt erst einmal im Gange ist und die Gnus ihrem Herdentrieb folgend sich ins Wasser stürzen, können wir dichter heranfahren, und das Schauspiel aus nächster Nähe beobachten.
In einer Staubwolke und von den nachschiebenden Massen gedrängt, stürzen sich die Gnus mit lautem verzweifeltem Geblöke wie die Lemminge die steile Böschung hinunter in den Fluss, wo sie dann von der Strömung erfasst im weiten Bogen auf das rettende Ufer zuschwimmen. Gott sei Dank - oder leider - je nach Standpunkt - sind die Krokodile satt und lassen die Gnus unbehelligt.
Auf der anderen Seite müssen sie wieder aus dem Strom heraus und die steile Böschung hinauf. Alles zusammen eine gewaltige Kraftanstrengung und alles vollzieht sich panikartig. Sie spüren oder wissen, dass sie während des Crossings am gefährdetsten sind.
Löwen und Krokodile liegen hier auf der Lauer, sie können in der Strömung ertrinken oder sich am steilen Ufer die Knochen brechen, was ihr sicheres Todesurteil bedeuten würde. Nach ca. 10 Minuten ist das Spektakel vorüber und die Staubwolken lichten sich.
Das war nicht schlecht !!
Nach zwei Tagen Masai-Mara gönnen wir uns erst einmal ein paar Tage Pause in einem Masai-Camp ausserhalb des Reservats. Es liegt schön am Mara-River mit vielen Hippos. Auch hier müssen wir den Leuten erst einmal nach langer Diskussion klarmachen, dass wir ausserhalb des Reservats keine Parkgebühren zahlen, erst recht nicht, wenn wir nur ein paar Tage Relaxen wollen ohne auf Game-Drive zu gehen.
Nach 4 Erholungstagen geht es wieder hinein in die Masai-Mara.
Wieder haben sich riesige Gnuherden an den Ufern versammelt und wollen ihrem Trieb folgend zum anderen Ufer hinüber und wieder das gleiche Spiel. Drängen die Gnus auf einen Crossing-Point zu, fahren sofort die Touristenbusse darauf zu und die Gnus kehren um.
Wieder wird das Crossing erst möglich, als die meisten Busse zum Lunch abgerückt sind.
Klaus, Barbara, Marion und ich sind jetzt fast die einzigen Leute hier.
Wieder stürzen sich die Gnumassen die steilen Hänge herunter.
Wir sitzen auf der anderen Uferseite an der Böschung und sind hautnah am Geschehen, die Gnus ziehen wenige Meter an uns vorbei.
Der reine Wahnsinn.
Wir fotografieren und filmen wie die Weltmeister.
Nun ist es den anderen Tieren wie Löwen, Geparden, Elefanten, Büffeln, Hippos, Krokodilen, Löffelhunden, Giraffen etc. gegenüber zwar unfair, ihre Gegenwart nicht ausreichend zu erwähnen, aber die eindrucksvollsten Akteure sind zur Zeit die riesigen Gnuherden.
Zufrieden mit der Masai-Mara-Safari fahren wir nach Kisumu zum Victoria-See.
14.8.-25.8 Lake Victoria, Kakamega-Forest
Unserem etwas betagtem Reiseführer nach soll es entlang des Lake Victoria unterhalb von Kisumu eine neue Asphaltstrasse nach Kendu Bay geben. Das hört sich gut an und wir Vier beschließen in Erwartung einer entspannten Fahrt auf bester Strasse direkt an den Ufern des Lake Victorias einen Abstecher dorthin.
Aber es kommt ja meistens anders.
Die erwartete glatte Asphaltstrasse ist mittlerweile eine üble Kraterlochpiste und die Gewissheit, dass wir uns wirklich in der Nähe des Lake-Victorias befinden, sagt uns eher unsere Satellitennavigation als eine direkte Sicht auf den See.
Also "kehrt Marsch", alles wieder zurückgerumpelt.
Abends finden wir in Camping-Resort "Kisumu-Beach" doch noch ein nettes Plätzchen am Lake Victoria.
Das Resort, die erste Wahl hier in Kisumu ist zwar typisch afrikanisch heruntergekommen, aber irgendwie recht uhrig und damit eben kenianisch stilecht. Der Service ist sehr bemüht und freundlich, aber irgendwie fehlt es an allem.
Für die Toiletten bräuchte man eine Gasmaske und für die Duschen einen Hochdruckreiniger, die Speisekarte ist nur "pro forma", es wird halt gegessen, was gerade da ist: Chicken und Fisch, aber das schmeckt nicht schlecht.
Wir verbringen ein paar faule Tage. Ein kurzweiliges und spannendes Unterhaltungsprogramm bietet das kleine Kätzchen "Kharthoum", das Klaus und Barbara im Sudan adoptiert haben, und das hier seinen Umgang mit Hunden und Affen lernt.
Nach anfänglicher Unsicherheit lässt sich dieser kleine "Dreikäsehoch" weder von den Hunden, noch von den Affen dort beeindrucken, sondern verfolgt die vollkommen verdutzten Affen selbstbewusst bis in die Bäumspitze hinein. Hoffentlich gerät der Affenschreck nicht einmal an den falschen ....
Es geht weiter zum Kakamega-Forest, dem letzten verbliebenen echten Regenwald Kenias. Wir bleiben im unteren Teil, dem Kakamege-Forest-Reserve. Mit einem lokalen Guide, der wirklich durch sein Wissen überzeugen konnte, machen wir einen Jungle-Walk.
Bis auf die hübschen Kolobos-Affen und deren Verwandtschaft ist es mit dem Wildlife nicht so weit her. Es ist ganz nett hier, aber zuviel darf man nicht erwarten. Vielleicht gibt der Nationalpark etwas mehr her.
Wir landen auf der Naiberi-Campsite bei Eldoret (20km S/O). Hier treffen wir vollkommen überraschend Martin und Sonja, und John und Ariane, Klaus und Barbaras Reisegefährten seit Ägypten wieder. Nach ein paar Tagen gemütlichen Beisammenseins trennen sich unser aller Wege. Klaus und Barbara müssen ihren strammen Terminplan zufolge weiter gen Süden, während wir noch 5 Wochen Zeit für Kenia haben. Wir wünschen den beiden - oder Magirus und Kätzchen Kharthoum mit eingeschlossen - den Vieren für ihre weitere Reise Gesundheit und alles Gute für "Mensch, Tier und Maschine".
Unsere Reise geht weiter an die Rift-Valley-Seen "Lake Baringo, Lake Bogoria und Lake Nakuru".
26.8.-30.8 Lake Baringo, Lake Bogoria, Lake Nakuru
Von Eldoret bis an den "Lake Baringo" führt eine gute Asphaltstrasse durch schöne Landschaft entlang des Rift-Valleys, dem afrikanischen Grabenbruch bis an den Lake Baringo.
Nun hatten wir dort eigentlich Heerscharen von Flamingos erwartet, aber nicht ein einziges Exemplar dieser Spezies war auszumachen.
Wo sind die vielen Flamingos geblieben !?
Nu ja, dafür grunzen hier die Hippos um die Wette und grasen Abends vor unserer "Haustür". Der Lake Baringo ist mit seinen Sonnanaufgängen, dem abendlichen radikalen Wetterwechsel von strahlendem Sonnenschein zum Blitz, Donner und Regenschauer, ein sehr stimmungsvoller See.
Vom Lake Baringo geht es zum Lake Bogoria. Dieser See liegt in einer geologisch sehr aktiven Zone des Rift-Valleys. An vielen Stellen des Seeufers sind aktive Geysire zu finden. Aus ihnen spukt und faucht kochende heisses Wasser hervor, es riecht nach Schwefel und man spürt hautnah, wie dünn die Pelle ist, die uns hier oben vor der glühenden Magma unter unseren Füssen schützen soll. Der Lake Bogoria ist zweifellos eine Reise und den Einritt (ca.16 EUR/Pers.) wert, nicht nur der heissen Quellen wegen, auch landschaftlich gefällt uns die Gegend hier gut.
Nur eines vermissen wir: Die Flamingos !
Diese versprengten Exemplare kann man ja zählen; die Flamingos, die wir suchen, lassen sich nicht zählen.
WO SIND DIE FLAMINGOS GEBLIEBEN ??
DIE FLAMINGOS SIND AM LAKE NAKURU !!
Man, d.h. eigentlich die Wissenschaftler, haben versucht, das Verhalten der Flamingos zu erklären; wann und warum sie sich wo und wo nicht aufhalten. Das Ergebnis sind vage Vermutungen.
Die Wasserpegel und der -verschmutzungsgrad sollen das Verhalten massgeblich beeinflussen. Nach dieser Theorie hätte der Lake Nakuru jetzt genau den richtigen Wasserstand und den richtigen Verschmutzungsgrad, denn die Flamingos sind z.Zt. am Lake Nakuru.
Wir können ihre Zahl nicht abschätzen. Die meisten, besonders die rosa Flamingos haben sich am südlichen Seerand gesammelt und bilden einen breiten rosaroten Saum um das Seeufer. Ihr Geschnatter und das Geräusch, das entsteht, wenn sie mit ihren Schnäbeln das Wasser durchfiltern, verbindet sich zu einem ständigen lautem Rauschen.
Die zartrosafarbenen Flamingos mit dem hellblauen Himmel, der sich im See spiegelt, bilden eine perfekt Farbkombination aus Pastelltönen. Der Kunstmaler "Natur" hat hier wieder ein gelungenes Werk vorzuweisen.
Fasziniert von den Flamingomassen verbringen wir viele Zeit am Seeufer.
Wir stellen fest:
`Kenia hat so viele Sehenswürdigkeiten und Naturschauspiele zu bieten wie wohl kaum ein anderes Land in Afrika, es ist eigentlich unser Favorit !`
Der Samburu NP im Norden Kenias ist etwas abgelegen und wir waren uns nicht ganz schlüssig, ob wir nicht eher in den Aberdare NP fahren sollten, aber gut, dass wir Willi trafen. Willi ist seit 20 Jahren mit seinem Rotel-Tours-Truck in Arika unterwegs und kennt jeden "Hans und Franz", jede Piste und natürlich auch jede Attraktion in Kenia wie kaum ein anderer. Seine eindeutige Empfehlung ist der Samburu NP. Also "satteln wir die Pferde" und machen uns auf den Weg. Die Strecke von Nakuru über Nyahururu nach Nyeri ist landschaftlich schön und die Asphaltstrasse gut. Auf der Strassenkarte ist zwar eine Piste eingezeichnet, welche direkt von Nyahururu nach Nanjuki führt, man riet uns aber, lieber den Umweg über Nyeri zu fahren.
Zwei Tage bleiben wir im Sportmans-Arms Hotel. Hier waren wir vor 16 Jahren auf unserer ersten Kenia einmal abgestiegen. Es hat sich einiges verändert seit damals, aber im Gegensatz zu den meisten anderen Hotels ist das Sportmans-Arms nicht abgewirtschaftet und heruntergekommen, sondern es wurde und wird angebaut und erweitert - es macht einen tadellosen Eindruck und die Küche zaubert schmackhafte Gerichte auf den Tisch. Wem dieses Hotel wohl gehört, sicher "regierungsnahen Kreisen".
Das Sportmans-Arms-Hotel ist die letzte zivilisierte Oase im Norden Kenias, ab hier wird es armselig in jeder Beziehung. Die Vegetation wird dürre und spärlich, die Bevölkerung, meist Somlalis und Samburus, sind arm und die Strasse ab Isiolo ist eine Folterpiste. Sie ist ein Teil der Horrorpiste von Moyale nach Isiolo, die die meisten Transafrikafahrer nehmen müssen, die über Äthiopien nach Kenia einreisen.
Aber statt der 500km, die wir bei unsere Reise 2000 über diese knallharte, steinige, holperige Wellblechpiste quälen mussten, sind es diesesmal nur schlappe 30km, aber die reichen auch schon vollkommen .... aber es lohnt sich.
Wir übernachten nahe dem Gate auf einer Samburu-Campsite mit herrlicher Lage am Easo-Nyiro Fluss. Die Landschaft hier wird geprägt durch die wunderschönen Dum-Palmen, der einzige Palmenart, deren Stamm sich in einzelne Kronen aufteilt. Sie säumen das gesamt Flussbett und geben dem NP hier das charakteristische Landschaftsbild. Wenn dann noch Elefanten oder Giraffen das Flussbett durchqueren, ist die Szenerie perfekt.
Es sind recht viele Tiere im Park, aber die Besonderheit sind hier die hübschen, feingestreiften Grevy-Zebras, die witzigen Gerenuks, mit ihren überlangen Hälsen und prächtigen Netz-Giraffen.
Die Fahrt zum Samburu NP ist eine lohnende Sache. Jeder NP in Kenia ist wieder anders.
Wir fahren die gleiche Strecke zurück nach Nakuru. Zum krönenden Abschluss unserer Reise wollen wir noch einmal in die Masai-Mara fahren.
9.9.-27.9 Masai-Mara, Jungle Junction (Nairobi)
Wer von Nakuru in die Masai-Mara will und gänzlich unbefangen auf eine Strassenkarte schaut, könnte auf die Idee kommen, einfach die Verbindungsstrasse von Nakuru nach Narok fahren zu können.
Im Prinzip geht das auch und die ersten 60km von 120km sind Superasphalt, aber dann ist es mit dem Asphalt je zu Ende und es beginnt eine üble Piste, die sich nach Regen (und der ist hier in den Bergen häufig) in eine Matschpampe verwandelt - und wir hatten die letzten Tage in Nakuru Regen ...
Zu Beginn der Matschpiste stehen LKWs. Dort wird Ware von Treckeranhängern auf die LKWs umgeladen. Mit anderen Worten, die Piste wird z. Zt. wohl hauptsächlich nur noch von Treckern befahren. Die Piste entpuppt sich als wirklich recht matschig und schmierig, aber wir haben das richtige Reifenprofil und mit der Traktion haben wir bzw. unser Mc Dee keine Probleme.
Das Problem sind die tiefen kleinen Kuhlen. Die Piste ist auf den Schlammpassagen extrem ausgefahren und besteht nur aus einer Aneinanderreihung von Löchern, die natürlich auch noch schräge versetzt sind, sodass wir oben im Fahrerhaus nicht nur hoch und runterpoltern, sondern, was viel unangenehmer ist, seitwärts hin- und herschaukeln.
Hier zeigt sich eine deutlich Schwäche unseres Mc Dees. Der Fahrkomfort ist verdammt schlecht. Er hat zwar viel Bodenfreiheit, aber dafür sitzt man auch recht hoch und bekommt S chaukelbewegungen deutlich zu spüren.
Das Zweite ist das Verhältnis der "gefederten zur ungefederten Masse". Unser Aufbau ist im Verhältnis zu den Achsen und den schweren Reifen relativ leicht, d.h. die träge Masse oberhalb der Federung, die das Fahrzeug stabilisiert, ist relativ gering. Mit anderen Worten, auf Rumpelpisten werden wir immer ordentlich durchgeschüttelt. Die afrikanischen LKW geben dort eine bessere Performance. Sie sind immer extrem überladen, haben kleinere/leichtere Reifen und fahren immer Vollgas auf Rumpelpisten. Während ihre Achsen und Reifen unten Polka tanzen, bleibt der Aufbau aufgrund der hohen Massenträgheit fast völlig ruhig und der Fahrer kann während der Fahrt eine Tasse Kaffee trinken.
Viele von ihnen überholen wir allerdings doch wieder - sie stehen dann am Strassenrand und die Fahrer und Beifahrer liegen unterm Fahrzeug - und nicht, weil sie dort Mittagsschlaf machen ...
Wir könne auf dieser Schlaglochpiste einfach nicht schneller fahren. Im Durchschnitt der letzen 3 km liegen wir bei 7 km/pro Stunde. Die Strecke ist 60km lang. Nach 8 Stunden Polterei steht uns nicht der Sinn, zumal schon wieder dunkle Wolken aufziehen.
Wir kehren um und fahren über Kericho auf Asphalt in Richtung Masai-Mara. Aber auch auf dieser Strecke geht es nur mit verhaltener Geschwindigkeit. Löcheriger Asphalt und ein sintflutartiges Unwetter, welches die Strassen in Flüsse verwandelt, bremsen unser Vorankommen.
Verkehrstechnisch ist Kenia eine Katastrophe. Die Zufahrt zur nördlichen Masai-Mara ist auch sehr schlecht, wir begegnen nur 1-2 Fahrzeugen. Wir fahren zum Impala-Camp, wo wir vor 3 Jahren noch übernachtet haben, aber es ist aufgegeben - kein Wunder bei der saumäßigen Piste. Auch das Mara-River-Tented-Camp, eine ehemalige Edel-Lodge, in die wir uns vor 16 Jahren einmal verirrt hatten, ist jetzt geschlossen. Aus den Gesprächen mit den Leuten hier hören wir heraus, dass die Masai hier den Lodges und Campsites das Leben mit immer neuen Geldforderungen schwer machen. Ihnen gehört das Land jetzt wieder, weil die alten 99-jährigen Pachtverträge ausgelaufen sind und da Geld immer knapp ist, fordert man ständig mehr. Geld für Landbenutzung ist eine Art des Gelderwerbs, die der Mentalitaet der Masai-Männer sehr entgegenkommt.
Ihre Art Geld zu verdienen konzentriert sich auf die Aktivitäten, bei denen jeder eigene körperliche Einsatz auf ein Minimum beschränkt bleibt.
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- gegen Geld fotografieren lassen (1 USD)
- Buschwalk, mit einem Masai im Busch herumspazieren (bis 30 USD)
- Masai-Dorf besuchen (10 USD)
- "Sich in der Nähe" der Masai-Mara aufhalten (30 USD)
- Camping auf Masai-Boden (4 USD/Pers.)
- Masai-Tanz ( bis 10 USD)
Dieses sind alles Tätigkeiten, wenn man vom "Vortanzen" einmal absieht, die den "tapferen" Masai-Kriegern keine Scheißperlen auf die Stirn treiben.
Ein Masai-Mann, der etwas auf sich hält, arbeitet nicht !
Früher hat er wilde Tiere aufgelauert und getötet, die seinem Dorf oder seinen Rindern gefährlich werden konnten. Heutzutage lauert er an den Touristenrouten die Touristen auf, um den Deal des Tage zu machen. Sich fotografieren lassen, steht dabei an erster Stelle. Mit der Tapferkeit ist das auch so eine Sache. Nicht jeder von ihnen hat das Zeug zum Löwenkiller, wie wir feststellen konnten, sondern die jungen Masai sind auch schon "verweichlicht".
Während einer Pause wurden wir von einer Gruppe Masai auf das Fotografieren angesprochen.
"Foto 1 USD", hiess es.
"Ok, ich mache ein Foto FÜR euch und bekomme 1 USD", bot ich ihnen an.
Natürlich hielten sie es für ein Missverständnis, aber ich bot ihnen noch einmal an.
"Ich fotografiere euch, ihr bekommt das Foto und ich bekomme einen USD".
Das war natürlich vollkommen anders, als sie es kannten:
SIE SOLLTEN HIER ZAHLEN !
Ich zeigte ihnen die Polaroid-Kamera. Jetzt dämmerte es ihnen und der Bestgeschmückteste, wahrscheinlich auch der Eitelste, war schnell bereit.
Das Polaroid-Foto brachte viel Aufregung und wir hätten hier einige Dollars machen können, aber der Polaroid-Film ist für andere Zwecke gedacht.
Es kam dem Masai-Krieger zwar etwas komisch vor, aber er zahlte mir den Dollar.
Die Masai müssen lernen, dass Geschäfte auch andersherum laufen können.
Die Stimmung war mittlerweile gut und einer von ihnen entdeckte den Laptop vorne im Fahrerhaus. Ob er mal ins Fahrerhaus steigen könne, um sich dort den Computer anzuschauen, frage er.
"No Problem, 5 USD !, Visit Masai-Dorf kostet 10 USD, Visit Magirus kostet nur 5 USD", erklärte ich ihm.
Verblüffung und verlegenes Gelächter in der Gruppe, aber die Logik dahinter war ihnen klar und nachvollziehbar.
Warum sollen nur wir Touristen für etwas zahlen, was wir sehen wollen !
"Weil wir jetzt Freunde sind, dürft ihr umsonst gucken, aber sonst kassiere ich dafür", sagte ich.
Der erste Masai stieg ein und war nicht mehr aus dem Fahrerhaus zu bekommen.
Plötzlich ein lauter entsetzter Schrei, der Masai kam panikartig aus dem Magirus gestürmt und schrie etwas, worauf die anderen völlig verstört zurückwichen und einen Sicherheitsabstand zum Magirus bildeten.
"Hey, was ist los", rief Marion
"Ihr habt eine Schlange im Auto", kam es zurück.
Ach du meine Güte, der Masai hatte unsere Gummischlange auf der Ablage entdeckt. Sie lag halb verdeckt unter der Strassenkarte.
Aber wir haben ja zwei Schangen, die zweite ist eine Gliederschlange und bewegt sich fast naturgetreu. Marion hält sie aus dem Fenster und bewegt sie. Wieder macht sich Entsetzen breit.
Ein Mutiger wird eingeweiht. Er schnappt sich die Schlange und rennt hinter den laut schreiend flüchtenden Masai-Kriegern her.
Nach einer Weile kann ich mir die Frage nicht verkneifen:
"Ihr seid doch gefürchtete, tapfere Löwenkiller, und ihr habt vor kleinen Schlangen Angst !?"
"Ja, die Schlangen können doch giftig sein, vor Löwen haben wir keine Angst"
Na wartet mal, das nächste Mal nehme ich euch mit in die Masai-Mara und beim ersten Löwen zeige ich euch wieder eine Schlange, mal sehen ob ihr dann wieder aus dem Fahrzeug springt .....
Im Norden der Masai-Mara hatte es die Nacht geregnet, so dass die Hauptpiste gesperrt war, und man uns eine Umfahrung zeigte. Da wir die Gegend kannten, wunderten wir uns schon über die Ausweichpiste. Sie führte mitten hinein in den berüchtigten Black-Cotton-Soil, den schmierigsten Lehmschlamm der Welt.
Nach einigen Kilometern fing das Schlingern an. Der Magirus droht mit zugeschmiertem Reifenprofil von der Piste zu rutschen. Um den Reifen hatte sich eine Pampe aus schmierigem Lehm gebildet. Wir mussten rückwärts wieder zurück. Um erst einmal wieder auf die Pistenmitte zu kommen, musste ich die Stollen mit einem Spachtel freikratzen.
Der Black-Cotton-Soil ist einfach widerlich.
Wenn er trocknet, ist er hart wie Beton. Ein anderer Geländewagen kam uns entgegen, auch ihn hatten sie auf diese Umfahrung geschickt. Von dem Fahrer erfuhren wir, dass die Hauptpiste eigentlich befahrbar ist, aber man die Strasse schonen will und die Fahrzeuge auf diese Schlammpiste schickt. Es bestätigt unsere bisherigen Erfahrungen:
"Von Rangern erhält man kaum gute Tips".
Nachdem die Hauptpiste einigermassen abgetrocknet ist, fahren wir zu den Crossing-Points. Es sind immer noch sehr viele Gnus dort, aber sie ziehen nicht mehr so umher und drängen sich nicht mehr so an den Crossing-Points, sondern grasen eher friedlich auf den Grasebenen und die Gnus, die sich zum Crossing versammeln haben, werden wieder durch die Touristen-Minibusse am Crossing gehindert. Sie merken einfach nicht, dass die Gnus den Mara-River nicht überqueren, solange auf der gegenüberliegenden Seite die Minibusse den Weg blockieren. Wir schauen uns das Spiel eine Zeit an, aber nach einiger Zeit rücken wir ab - es bringt hier nicht mehr so viel wie beim letzten Mal. In der Nähe stöbern wir zwei stattliche Löwenmännchen auf. Wir machen ein paar einmalige Fotos mit unserer Spezialkamera. Am nächsten Tag gibt es wieder Elefanten, Löwen und Gnus satt und ein Leopard schleicht vor uns über die Piste und legt sich fototechnisch optimal neben die Piste und posiert ungeniert eine Viertelstunde vor unserer Kamera. Ein eitler Prachtbursche, der offensichtlich gerne Modell sitzt.
Leoparden sind zweifellos die schönsten Katzen und der hier weiss das.
Heute war der Tage der "Big Five". Mit diesem Resümee verlassen wir die Masai-Mara und läuten das Ende unserer Reise "Windhoek-Nairobi" ein. Sie war bestimmt durch die eindrucksvollen Tiermassen, die immer noch - oder sogar - jetzt wieder in Afrika anzutreffen sind. Die Ansammlung von Antilopen, Gazellen und Zebras in dem Etosha NP, die gewaltigen Elefantenherden in Botswana, die Heerscharen von Flamingos am Lake Nakuru und die unzähligen Gnus der Serengeti bzw. Masa-Mara. Auch die Anzahl der gesichteten Löwen ist respktabel, ohne das wir diesesmal besonders viele gesehen haben, sind es noch 30-40 Stück geworden.
Man - wer auch immer - hat gemerkt, dass jedes Tier einen "touristischen Wert" hat, mit dem sich ohne grossen Einsatz und Anstrengung glänzend Geschäfte machen lassen.
Und die Touristen kommen und zahlen, es gibt noch milliarden Chinesen, die noch keinen Elefanten oder Löwen gesehen haben ...
Die restliche Zeit verbringen wir wieder bei Chris auf der Jungle-Junktion "DER CAMPSITE IN NAIROBI !".