Nachdem bereits im Flugzeug der Ethiopien-Airlines richtiges Afrikafeeling aufkam, (Polster schon leicht verschlissen, Kunststoff-Innenverkleidung schon vergilbt, 80% der Passagiere Schwarze) und wir uns fragten, ob nicht eine solide KLM ober BA die sichere Wahl gewesen wäre, wurden unsere Bedenken durch reichlich Beinfreiheit und besten Service zerstreut.
Wohlgenährt ereichten wir Nairobi Kenyatta Airport.
Deutsche zahlen seit Anfang des Jahres 50USD fürs Visum. Vorher war es bis 4 Wochen kostenlos.
Unsere Sonnenkollektoren gingen problemlos durch den Zoll. Unsere 60kg Gepäck waren auch vollständig angekommen.
Kleiner Abstecher zum Village-Market, um Lebensmittel einzukaufen und zum Geldwechsel.
Der Village-Market ist ein westlich geprägtes Einkaufzentrum. Man bekommt fast alles und in bester Qualität, das hat natürlich seinen Preis.
Hier kann man auch sicher Geld wechseln. In Nairobi oder am Airport ist es nicht unbedingt ratsam, mit grösseren Geldsummen herum zu laufen.
Spannend wird es, als wir unseren Stellplatz erreichen und unseren Mc. Dee inspizieren. Es sieht alles noch so aus, wie wir es vor 7 Monaten verlassen haben, nur der vordere Reifen hat keine Luft mehr, aber ich hatte ihn ja vorher aufgebockt. Wir räumen unsere Sachen ein und gehen bald ins Bett.
Der nächste Tag bringt viel Arbeit. Wasseranlage reinigen, Wasser auffüllen, Batterien laden, Sonnenkollektoren anbauen und, und, und...
Aber alles ist noch intakt und der Magirus springt auch bereitwillig an, er scheint nichts gegen eine neue Afrikatour zu haben ...
07.09 Richtung Masai-Mara
Gegen Mittag brechen wir auf gen Masai-Mara. Wir wollen für längere Zeit autark sein und bunkern ordentlich Lebensmittel und Getränke für ca. 4 Wochen.
Noch schnell 330 Liter getankt und 800.- DM sind weg.
(1 L Diesel = 43 Ksh = 1.24 DM)
Die Einkaufsorgie hat Zeit gekostet, und so müssen wir zwischendurch übernachten. Eine Campsite gibt es auf der Strasse durchs Rift-Valley nicht, und so fragen wir einfach bei einer Polizeistation. Überhaupt kein Problem, wir übernachten mitten auf dem riesigen Polizeigelände. Eine kleine Spende bringt Sonnenstrahlen ins Gesicht des Officers.
Der nächste Morgen beginnt gleich nach 5km mit einer Reifenpanne. Reifendemontage, flicken und Montage dauern 3 Std. Ein paar Masaihirten stehen dabei und sind ganz wild darauf, mit der Druckluftpistole zu spielen. Der Reifen ist jetzt an zwei Stellen repariert. Er ist eigentlich hin. An vielen Stellen sind die Stollen eingerissen und die nächste Panne ist eine Frage der Zeit.
Am späten Nachmittag sind wir wieder an der Stelle, wo wir uns vor 7 Monaten festgefahren hatten.
Bild
Einem Einheimischen, der uns geholfen hatte, bringen wir die versprochenen Fotos. Er ist total happy. Wir bleiben über Nacht und erfahren einiges über das Leben und die Situation hier.
08.09 bis 11.09 Impala-Camp
Die Piste bis zum Mara-River hat unter der Überschwemmung Anfang des Jahres gelitten und ist schwer befahrbar. 30km vor unserem Ziel, dem "Impala-Camp" ereilt uns die nächste Reifenpanne. Diesesmal wird nicht repariert, sondern wir pumpen immer etwas Luft nach und erreichen so das Camp. Es ist zwar immer noch nicht fertiggestellt, aber es gibt Wasser und Toiletten. Wir finden ein schönes schattiges Plätzchen direkt an der Böschung des Mara-Rivers bei den Hippos.
Wieder wollen uns einige selbsternannte Ranger auch ausserhalb des Parks 27USD/Pers. abknöpfen, aber sie haben keinen Erfolg damit.
Ich gebe den Reifen jetzt endgültig auf und vermache ihn dem Camp. Er dient jetzt als Sitzbank fürs "Hippo-watching".
Bei den Nächten hier kommt wieder echtes "Afrika-feeling" auf. Der Himmel ist sternenklar und die Milchstrasse ist in einer unglaublichen Intensität als weisser Schleier zu sehen.
Die Zikaden zirpen, ein kleines Lagerfeuer prasselt, im Fluss unten grunzen und schnauben von Zeit zu Zeit die Hippos, ein paar von ihnen ziehen in gesundem Abstand an Land an uns vorbei, eine Manguste macht sich neben uns über unsere ausgelegten Essensreste her, in der Ferne hört man das Bellen der Hyänen, ein paar Trommeln aus dem nächsten Dorf und ab und zu das heisere Brüllen eines Löwen.
Ein Gläschen Whisky schmeckt gut in dieser Atmosphäre.
Am Morgen haben wir zum Frühstück rechtzeit Besuch von einer Elefantengruppe.
Glücklicherweise sind sie auf der anderen Uferseite.
Wir kaufen ein Ticket für den 13. für die Masai Mara.
27 USD /Pers. 500 Ksh fürs Fahrzeug.
Das Ticket fürs Fahrzeug soll 7 Tage gültig sein.
12.-13.09. Im Hippo-Camp
Nachdem wir auf Bitten des "Managers" von Impala-Camp noch einen Baumstumpf aus dem Mara-River gezogen haben, geht es zum Olololo-Gate. In dieser Gegend sind wir vor einem Jahr ausserhalb des Parks herumgefahren.
Ein paar Masai zeigen uns einen schönen Stellplatz für die Nacht am Mara-River und wir werden uns für 500KsH einig. Es ist wieder ein Logenplatz, 30 Hippos und ein Krokodil sorgen für reichlich Theater. Im Preis inberiffen sind zwei Askaries (Wächter) für die Nacht.
Die Rundfahrt ausserhalb des Parks, wie sie im letzten Jahr noch möglich war, wird durch einen neu gezogenen Graben verhindert. Die Parkgrenze ist in den Norden verschoben worden, - Schade.
Unsere beiden Masai sind sehr nett. Sie machen Feuer für unsere Tagine und wir unterhalten uns, so gut es geht. Wieder hören wir deutlich Löwengebrüll, der Masai grinst mich an und meint "Lion". Ich flüstere in mich hinein: "Ha,ha, ich schlafe im Auto und Du sitzt heute Nacht davor".
Am nächsten Morgen mache ich zusammen mit den Masai-Kriegern einen kleinen "Spaziergang" (150 KsH) durch den Busch.
Es ist wahrlich ein Nervenkitzel durch dichten Busch und über weite Savanne zu marschieren. Ein Masai vor, und einer hinter mir. Der Vordermann sucht sehr aufmerksam das Gelände ab.
Ich male mir aus was passiert, wenn wir auf Löwen stossen. Mit seinem Pfeil und Bogen konnte er zwar recht gut umgehen, aber gegen Löwen helfen diese kleinen Pfeilchen garantiert nicht.
Ich schaue auf seine Sandalen. Ob er darin schneller laufen kann als ich ??
Ich tröste mich mit der Überlebenschance 1:3.
Wir überleben aber alle diesen Ausflug und kehren gesund zum Mc. Dee zurück.
Gegen Mittag fahren wir in den Park. Im nördlichen Teil ist kaum etwas zu sehen.
Das ändert sich, je weiter wir südlich gelangen. Viele Giraffen und Elefanten und allerlei Wildlife. An einem Crossing-Point lauern gleich 5 Kroks.
Aber der Himmel zieht sich dann langsam zu und es fängt an zu regnen. Es wird dunkel und wir übernachten kurz vor der tansanischen Grenze zur Serengeti.
Es ist eine sehr einsame Gegend, in der wir stehen. In der Ferne sehen wir weisse Felsen. Als wir sie durch das Fernglas betrachten, entpuppen sie sich als riesige Zebraherde.
Draussen ist es bereits dunkel und wir essen gerade, als wir wieder Löwengebrüll hören.
Vor uns und hinter uns. Es wird lauter und kommt dichter. Wir klettern nach vorne ins Fahrerhaus und sehen im hellen Licht unseres Handscheinwerfers 4 Löwen auf uns zukommen, sie umkreisen uns und legen sich hin. Sie beobachten das seltsame Ding in ihrem Revier eine Weile, vielleicht kommt aus dieser komischen "Sardinenbüchse" ja noch etwas Essbares heraus.
Aber das Essen lässt zu lange auf sich warten und irgendwann ziehen sie von dannen.
Das Löwengebrüll war die ganze Nacht zu hören. Zelten würde ich hier um nichts in der Welt.
Früh morgens gehen wir weiter auf Pirsch. Elefanten, Löwen und dann sehen wir in der Ferne auf den Hügeln unzählige kleine schwarze Punkte.
Die Gnuherden aus der Serengeti, die in jährlichen Rhythmus zu hunderttausenden aus der Serengeti in die Masai-Mara ziehen.
Es ist allerdings schwierig an sie heranzukommen. Wir fahren ersteinmal weiter.
Die Jagd des Geparden:
Ein Gepard läuft uns über den Weg. Er ist leider schon eine Rarität in Vergleich zu den Löwen. Er schaut sehr interessiert in Richtung einiger Thomson-Gazellen, die zu seiner bevorzugten Beute gehören. Er hat es offensichtlich auf sie abgesehen, die Gelegenheit, einen Geparden bei der Jagd zu erleben, wollen wir uns natürlich nicht entgehen lassen.
Er schleicht sich, jede Deckung ausnutzend, an sie heran, aber die Gazellen sind ausgesprochen wachsam und haben ihn bereits entdeckt. Sie halten immer einen Sicherheitsabstand. Ich sitze oben auf dem Dach und bin gespannt was passiert.
Der Gepard erkennt, dass er keine Chance hat. Er macht einen kurzen Angriffsspurt, die Gazellen sind aber zu weit entfernt und zudem unheimlich schnell. Nach wenigen Sekunden sind sie nur noch als kleine Punkte zu erkennen.
Das war nichts !
Der Gepard kommt zurück und marschiert wenige Meter an unserem Mc. Dee vorbei. Er scheint ihn nicht zu stören. Wir folgen ihm und entdecken ihn, wie er schon wieder hinter einem Busch auf die nächsten Gazellen lauert.
Jetzt geschieht etwas sehr Seltsames. Ein Schakal taucht plötzlich auf der Bühne auf und geht todesmutig auf den Geparden zu. Wir sind fest davon überzeugt, dass sich der Gepard anstelle der Gazellen jetzt den Schakal schnappt, aber der bleibt regungslos. Jetzt hat dieser Selbstmörder auch noch die Dreistigkeit, sich vor den Geparden zu stellen, diesen frech anzukläffen und so seine Anwesentheit zu verraten. Alle Gazellen wissen jetzt Bescheid und sind gewarnt.
Wieder nichts !
Der Gepard steht auf und zieht weiter. Der lästige Schakal hinter ihm her.
Uns tut der Gepard langsam leid. Mit diesem lästigen Verräter im Nacken wird das nichts. Eigentlich soll man in die Abläufe der Natur nicht eingreifen, aber Geparden verdienen sicher etwas Unterstützung. Ich fahre zwischen die beiden, dränge den Schakal ab und jage ihn in eine andere Richtung.
Der Gepard liegt bereits wieder hinter einem Busch und hat neue Beute im Visier.
Wir beziehen etwas abseits zwischen Gazellen und Geparden Stellung.
Obwohl ihn die Gazellen bereits wieder erspäht haben, hat er eine von ihnen ausgemacht, die unaufmerksam ist. Er trabt die ersten 30m auf sie zu und als er merkt, dass sie ihn noch nicht wahrgenommen hat, gibt er richtig Gas und fliegt plötzlich mit irrer Geschwindigkeit über das Grasland.
Die Gazelle versucht noch zu fliehen, schlägt einige Haken, aber die Sache ist klar. Er schlägt ihre Hinterläufe weg und bringt sie so zu Fall. Der Rest geht schnell.
Er trägt seine Beute zu einem Busch. Wir nähern uns vorsichtig mit dem Fahrzeug, aber er ignoriert uns, er hat vielmehr die Gnus im Auge, die jetzt neugierig um ihn herumstehen. Nachdem er noch eine Weile verschnauft hat, beginnt er genüsslich seine Beute zu verschlingen. Das Knacken der Knochen ist gut zu hören.
Manchmal schaut er mit seinem blutverschmierten Maul hoch und sichert nach allen Seiten, ob ihm jemand seine Beute streitig machen will, wie Löwen und Hyänen es gerne tun, aber es ist keine Gefahr im Verzuge und es bleibt nichts von der Beute übrig. Er putzt sich anschliessend nach Katzenart und legt sich völlig entspannt und zufrieden zum Dösen nieder.
14.-17.09 Masai-Mara (Telek-Gate)
Nahe dem Telel-Gate direkt am Telek-River schlagen wir auf dem Sycamore-Camp unser Lager auf.
Es gibt hier vielleicht noch komfortablere Campsites, aber wir haben ja alles "On-Board" und sind mit unserem Stellplatz zufrieden. Die Masai hier sind allerdings auf Tourismus getrimmt. Die am Olololo-Gate sind dagegen noch Originale.
Viele diese kleinen Campsites gehören der "Masai-Community". Zudem bieten sie sich als Guides an, machen Safari-Walks, folkloristische Vorführungen, verkaufen Handarbeiten und sind an den Einnahmen aus dem Ticketverkauf des NP beteiligt.
Auf diese Weise verdienen sie auch etwas am Tourismus, was dazu geführt hat, dass sich ihre Einstellung zum Masai-Mara NP geändert hat.
Zwar steht ihnen die Masai-Mara als Weideland für ihre über alles geliebten Rinder kaum noch zu Verfügung, als Kompensation hierfür haben sie aber das leicht verdiente Geld aus dem Tourismusgeschäft, und je mehr Tiere in der Masai-Mara, um so besser laufen die Geschäfte. Der Nationalpark ist so etwas wie das "Ökokapital", welches es zu erhalten und zu pflegen gilt. Das war nicht immer so.
Die nächsten zwei Tage sind Faulenzertage, die aber nicht ohne Adrenalinausschüttung vergehen.
Ich bin gerade im Fahrzeug, als ich Marion draussen in einem ungewöhlich ernstem Ton nach mir rufen höre.
"Lothar, komm´ schnell".
In Erwartung einer interessanten Tierbeobachtung will ich nach draussen, stelle aber umgehend fest, dass ich gar nicht aussteigen brauche. Direkt vor unserer Tür, direkt neben Marion, sitzt ein riesiger Pavian und macht Anstalten, in unseren Laster zu hüpfen.
Das könnte ja recht lustig sein, aber dieser Pavian hat einen Kopf, der viel grösser ist als der eines Schäferhundes. Mir diesen Tieren ist nicht zu spassen. Er zeigt auch keinerlei Angst oder Unsicherheit.
Als er mich sieht, ändert er zwar seine Meinung, hochoffiziell über die Leiter in unser Fahrzeug einzutreten, mein Gebrüll beeindruckt ihn aber überhaupt nicht. Er geht um unseren Laster herum und steigt von hinten durch die offene Hecktür in den Mc. Dee ein und druchforstet seelenruhig die herumliegenden Sachen, ob etwas Brauchbares für ihn dabei ist.
Da er sich auf normale Weise nicht verscheuchen lässt, greife ich als letzte Lösung nach ein paar Silvesterböllern, die wir für besondere Zwecke immer bereithalten. Aber ich finde die Streichhölzer mit Reibefläche nicht sofort, sonst hätte der Böller bereits hier im Fahrzeug direkt neben dem Pavian gekracht, so kann ich den Böller erst zünden, als der Pavian wieder draussen sitzt.
Es ist ein richtig grosser Chinaböller, der Grösse des Pavians angemessen.
Als er explodiert, ist die Situation geklärt.
Panikartik jagt der Störenfried davon. So etwas ist ihm in seinem ganzen Affenleben noch nicht passiert.
Die Pavianherde hält seitdem respektvollen Abstand.
Am Abend bekommen wir aber etwas angenehmeren Besuch. Ein paar grosse Elefantenbullen krachen vor uns durchs Gebüsch, lassen sich fotografieren und ziehen weiter, hinter ihnen der rote Abendhimmel. Sie hätten etwas früher kommen müssen, dann hätte es auch mit der Belichtung geklappt.
Der nächste Tag ist faulenzen pur. Am 18.09 geht es wieder in die Masai-Mara.
Das Fahrzeug kostet diesesmal nur 200 Ksh. Ziel sind heute die Gnuherden, verbundem mit der leisen Hoffung, ein Rivercrossing zu sehen.
Aber es halten sich keine Gnus an den Flüssen auf, und damit ist auch das Rivercrossing gestorben. Wir sehen wieder unzählige Giraffen, treffen auf eine Löwenfamilie, aber von den Gnuherden ist nichts zu sehen.
Im Osten der Masai-Mara sehen wir dichte Wolken und es scheint dort zu regnen.
Nun ziehen die Gnus immer den Regenwolken nach und wir steuern auch gen Osten,- und richtig, erst sehen wir kleinere Gruppen, dann werden die Herden immer grösser.
Einmal fahren wir durch ein "Gewimmel" von 2000 - 3000 Tieren, umschwärmt von 2 Millionen Fliegen.
Überall treffen wir auf riesige Herden, die Hügel und Täler sind voller Gnus. Ihre Anzahl ist für uns nicht mehr überschaubar. Es hat begonnen zu regnen und die Piste wird rutschig und wir schliddern bis zum südlichsten Ende des Parks, das gleichzeitig die Grenze nach Tansania bildet. In der Nähe des Gates "Sandriver" übernachten wir.
Nach zähen Verhandlungen reduzieren die Ranger die Gebühren von 960 KsH auf 500 Ksh.
Für einen Stellplatz ohne jegliche Infarstruktur immer noch happig.
Ein Büffel beäugt uns neugierig, eine Hyäne rennt davon, als sie sich entdeckt fühlt, eine Gruppe grüner Meerkatzen lässt sich von uns füttern und nimmt das angebotene Brot artig aus der Hand, in der Nähe hören wir das Geblöke der Gnus und aus allen Himmelsrichtungen das Brüllen der Löwen.
Am nächsten Morgen ist der Himmer über uns wieder blau. Die Wolken, die sich gegen Abend oft bilden und häufig zu kräftigen Schauern führen, sind morgens wieder verschwunden.
Die Fahrt zum Sekenani-Gate führt wieder vorbei an riesigen Gnu- und Zebraherden, die gen Osten ziehen.
Ein sehr eindruckvolles Schauspiel.
Gegen eine kleine Spende können wir am Sekenani-Gate übernachten.
Die Piste vom Sekenani-Gate nach Narok ist auf den ersten 45km recht rumpelig, wird dann aber durch eine gute Teerstrasse abgelöst.
Übernachtung in Nairobi auf der "Upper Hill Campsite".
Die nächste Reifenpanne bahnt sich an. Einer der hinteren Reifen zeigt einen Riss. Es hilft nichts, es müssen neue Reifen her.
Mal sehen, ob wir hier welche organisieren können.
21. - 28.09. Nairobi (Upper-Hill Campsite)
Seit Tagen stehen wir nun schon in Nairobi auf der "Upper-Hill Campsite".
Die Campsite ist wirklich günstig gelegen, City, Bahnhof, Supermarkt, Versicherung, Industriegebiet, alles ist in der Nähe und hier trifft sich Gott und die Welt, aber die tägliche Musikbeschallung von früh bis spät mit ein- und derselben Reggae-CD geht uns nach und nach ziemlich auf den Wecker.
Wir haben es solange ertragen (müssen), weil wir hier durch Zufall und viel Glück und Warterei drei nagelneue 14.00 Michelin-Reifen (2 XS, 1 XZL) zu einem sensationellen Preis erstehen konnten. Aus welchen dunklen Quellen sie kommen, wollen wir gar nicht so genau wissen.
So sehr wir auch mit dem Ergebnis unserer Reifenaktion zufrieden sein können,- sie hat uns auch viel Zeit gekostet, die uns jetzt für den geplanten Abstecher zum Lake Turkana fehlt.
Doch nun freuen wir uns, Nairobi endlich den Rücken zuzukehren und auf die Stille im afrikanischen Busch.
Morgen starten wir auf neuen "Puschen" und mit Uli´s CD im Player (Danke Uli!) durch den Amboseli- und Tsavopark gen Süden zur Tiwi-Beach (Mombasa) an den Indischen Ozean.
On the Road again .......
29. - 30.9. Amboseli NP
Den Amboseli NP kennen wir bereits vom letzten Jahr und haben ihn mit seinen unzähligen Elefanten am Fuße des Kilimanjaro in sehr guter Erinnerung.
Die 60 km Piste von Namanga aus wurde neu aufgeschüttet. Die ehemals holperige, aber durchaus befahrbare Piste hat sich jetzt zu einer knallharten Wellblechpiste "gemausert".
Durchgeschüttelt erreichen wir abends das Gate. Die freundlichen Ranger zeigen uns einen Gratis-Stellplatz. Mich überströmt immer wieder ein Gefühl der tiefsten Zuneigung, wenn ich Leuten begegne wie diesen Rangern, die nicht an meine Brieftasche denken, während wir miteinander reden.
Der Amboseli NP ist diesesmal von Trockenheit geprägt. Das Gras ist vertrocknet und der Wasserspiegel in den Sümpfen viel niedriger als wir es vom letzten Jahr her kennen. Diese Dürre hat sehr viele Tiere aus der Umgebung auf die letzten Wasserstellen konzentriert.
Wieder sind wir von den Elefanten beeindruckt. Alles hat bei ihnen seinen genauen Ablauf.
Morgens gegen 7.00 Uhr geht es aus dem Nachtlager in Richtung Sümpfe. Gefrühstückt wird in einem dazwischenliegenden Grasland. Wenn die ersten fertig sind, warten diese außerhalb. So langsam sammeln sich alle. Wenn es der Leitkuh zu lange dauert, werden die Nachzügler zur Eile angetrieben.
Verspielte Jungbullen, die zu lange raufen, werden zur Raison gebracht. Die Jungtiere kommen in die Mitte. Ist die Gruppe vollständig, wird die Marschordnung gebildet.
Die Leitkuh voran, gefolgt von den Untertanen, und zum Schluß der "Lumpensammler", der dafür sorgt, daß niemand zurückbleibt oder bummelt.
Es ist erstaunlich, wie eine Elefantengruppe organisiert ist, welch komplexes soziales Verhalten zu beobachten ist.
Die Verbindungstrecke zwischen Amboseli NP und Tsavo-West NP führt durch unsicheres Gebiet.
Es kam schon zu Überfällen auf Touristen und seitdem fährt man im Konvoi, der von der Serena-Lodge aus startet. Die Fahrzeuge erhalten bewaffnete Soldaten als Begleitschutz.
Unser Bodyguard nimmt seine Sache sehr ernst, wir erkennen es daran, daß er zwei Ersatzmagazine für seine Kalaschnikow dabei hat.
1.10. - 3.10 Tsavo West NP
Unbehelligt erreichen wir gegen Mittag die Grenze des Tsavo-NP und übernachten auf der Campsite vor dem Eingangsgate (Chyulu-Gate). Es befindet sich 18km hinter der Parkgrenze.
Nach 2 Tagen Game-Drive hält sich unsere Begeisterung in Grenzen. Der Park ist gut beschildert, gut befahrbar, landschaftlich durchaus reizvoll, aber nicht so gut für Tierbeobachtungen geeignet wie der Nakuru - , Amoseli NP oder gar die Massai-Mara. Zudem sorgt die Nähe zu Mombasa für reichlich Tourismus.
4. - 7.10 Tiwi-Beach (Twiga-Lodge)
Über das Maktau-Gate verlassen wir den Tsavo, es geht erst einmal auf schlechter und sehr staubiger Piste weiter, bis 20km vor Voi eine Asphaltstraße erreicht ist, die zum Mombasa-Highway führt. Der Mombasa-Highway hat einen schlechten Ruf. Der Straßenzustand soll sehr schlecht sein und es soll reichlich Banditen auf dieser Strecke geben, die auf irgendeine Gelegenheit lauern, Beute zu machen. Eine Rast am Wegesrand ist nicht zu empfehlen.
Aber wie häufig in Afrika kommt es anders als erwartet. Auf allerneuestem Asphalt gleiten wir gen Mombasa.
Die chinesische Straßenbaufirma ist zwar sehr fleißig, aber die restlichen 30km bis nach Mombasa ist noch alte Asphaltschlaglochpiste. So also muß man sich die ehemalige Horrorstrecke von Nairobi nach Mombasa vorstellen.
Nach anfänglichen Orientierungsproblemen, - es ist mittlerweile dunkel, finden wir uns mit Hilfe des nun programmierten GPS schnell zurecht. Im Zentrum von Mombasa ist es wie in einem Ameisenhaufen, die Leute sind aufgeregt und hektisch, und sobald sie uns im Fahrzeug bemerken, brüllen, pfeifen sie oder verlangen Zigaretten. Einigen Gestalten möchten wir nicht alleine im Dunkeln begegnen.
Mit der Likoni-Fähre (Pos.: S 4° 4.579 E 39° 39.986) setzen wir zur Südküste über und erreichen nach 20km die Tiwi-Beach und das Hippie-Paradies aus alten Zeiten, die Twiga-Lodge.
Es wäre ein friedliches Plätzchen, wenn es die Affenbande nicht gäbe, die sich darauf spezialisiert hat, den Touristen die Lebensmittel zu klauen. Unser Bestand ist um 2 Brote, Bananen und eine Kokosnuß geschrumpft. Zu unserem Frühstücksbesteck gehören jetzt noch zwei Rungus (Masai-Knüppel), mit denen wir die Affen in Schach halten.
08.10 - 10.10. Mwazaro-Beach
Nach 4 Tagen Tiwi-Beach zieht es uns weiter, allerdings müssen vorher noch einige Besorgungen erledigt werden. Einen großen Teil davon können wir im (deutschen) Touristenzentrum an der "Diana-Beach" erledigen. Es ist zwar etwas teurer hier, aber dafür gibt es eben Dinge, die das europäische Herz (Magen) begehrt. (Internet am besten im Barclays-Shop für 400 KsH/Std.)
Der Dieselpreis ist allerdings in Mombasa um 4 KsH billiger und da wir ca. 400L Tanken wollen, lohnt sich die Rückfahrt dorthin. Wir sparen trotz der Kosten für die Likonifähre immerhin fast 40.- DM.
1 Liter Diesel kostet hier 37,9 KsH oder ca. 1,05 DM.
Abends erreichen wir die "Mwazaro-Beach"-Lodge auf der Shimoni Halbinsel. Sie wurde von einem Deutschen aufgebaut, und er betreut seine Gäste persönlich. Er hat ein bewegtes Leben als Marketing-Manager hinter sich, hat viel Interessantes zu erzählen, so daß die Abende nie langweilig wurden.
"Where God makes holiday", beschreibt er seine Beach-Lodge. Die herrliche Lage und das ausgezeichnete Essen, (Hans ist als Allround-Talent nebenbei auch noch guter Koch) lohnen den Abstecher allemale.
Kurz vor der kenianischen Grenze knackt es am Magirus vorne links plötzlich verdächtig.
Blattfederbruch,- und auch noch die oberste Lage mit der Fahrzeugaufhängung!
Das ist schon mehr als ein Bagatellschaden, aber bei den Rumpelpisten, die diese Federblätter schon hinter sich haben, mußte das einmal kommen. Aber die Sache ist halb so schlimm, anstelle eines Unterfahrschutzes haben wir hinten am Mc. Dee ja unsere Ersatzfederblätter angebracht.
Bis zur Grenze ist es nicht weit und mit zwei Schraubzwingen wird erst einmal notdürftig repariert. Im Grenzdorf ist vielleicht eine Werkstatt.
Die Grenzabwicklung ist eigentlich kein Problem. Die Kenianer wollen wieder ihre Road-Tax kassieren. Von Mombassa bis zur Grenze sollen das angeblich 16 USD sein. Nachdem ich behaupte, durch den Amboseli-NP und Tsavo-NP direkt zur Grenze gefahren zu sein, reduziert er auf 12 USD. Bevor er über die Strecke ab Nairobi bis Amboseli NP nachdenkt, bezahle ich schnell.
Die Tansanier nehmen fürs 3monats-Visum immer noch 20 USD. Die Diskussion um die Road-Tax wird allerdings komplizierter. Alle Fahrzeuge über 3.5 t werden nach gefahrenen Kilometern abgerechnet, behauptet er. 6 USD pro 100 km. Da ich vorher unvorsichtigerweise erwähnt hatte, dass wir nach Malawi wollen, errechnen sich mindestens 60 USD.
Nachdem ich ihm allerdings die Road-Tax Belege unserer letzten Tansania-Einreisen vorlege, alle für 25 USD, und das ganze noch mit einem Dollar anreichere, geht die Sache auch bei ihm für 25 USD.
Auf der tansanischen Seite wollen wir die Blattfederreparatur machen lassen. Eine Werkstatt ist schnell gefunden, die Diskussion um den Arbeitslohn dauert länger. Wir einigen uns schließlich auf 3000 TsH für die gesamte Reparatur, also ca. 9.- DM.
Einen besseren Stellplatz/Übernachtungsplatz als mitten im Dorf finden wir nicht. Um trotzdem ungestört arbeiten zu können, grenzen wir unseren Stellplatz mit einer Leine ab, heuern zwei Wächter an und erzählen ihnen, sie sollen von jedem, der sich innerhalb der Absperrung aufhält, 500 TsH Eintritt verlangen.
Die Sache funktioniert gut. Alle halten sich außerhalb der Absperrung auf und lauern darauf, dass sie von jemandem übertreten wird. Als das einem Nichtsahnenden passiert, spreche ich ihn an und verlange aus Spaß die 500 TsH Eintritt mit dem Hinweis, ich müsse damit den Mechaniker bezahlen. Alle lachen, der Eindringling ist entsetzt von der Vorstellung, Geld an einen Muzungu zahlen zu müssen und verläßt in Windeseile die Absperrung.
Innerhalb der Umzäunung können wir ungestört das Werkzeug ausbreiten und arbeiten. Es gibt zwar zahllose Zuschauer, aber die Abgrenzung wird respektiert.
Der Mechaniker arbeitet sehr gut. Ich brauche kaum etwas zu machen oder zu erklären. Nach 7 Arbeitsstunden sind die neuen Federn eingebaut.
Da ich mit dem Fundi (Mechaniker) wirklich zufrieden bin, erhält er insgesamt (+ Federschweißen + "Leistungszulage") 10.000 TsH, also ca. 30.- DM.
Mit neuen Federblättern vorne links geht es gleich auf die 60km lange Rumpelpiste nach Tanga,
- damit die neuen Federblätter gleich wissen, was sie zukünftig erwartet !
12.10 - 13.10 Bagamoyo (Badeco-Hotel)
Ohne weiteren Federbruch erreichen wir Tanga und rollen auf Asphalt gen Süden. Unser Ziel ist Bagamoyo, die Hauptstadt von Deutsch-Ost-Afrika zu "Kaisers-Zeiten". (Zwischenübernachtung beim "Highway-Hotel" in Segera für stolze 5000 TsH).
Die 60km Piste von der Hauptstraße nach Bagamoyo sind einigermaßen befahrbar. Kurz vor Bagamoyo soll es eine Fähre geben, mit der man über einen Fluß setzen kann. Als wir die Stelle erreichen, finden wir eine neue Brücke. Schade, - mit der Fähre wäre es sicher interessanter gewesen.
In Bagamoyo schauen wir erst beim "Travellers -Inn" vorbei. Es ist eine sehr moderne Anlage mit deutschem Managment. Viel zu edel für unseren Mc.Dee. Da paßt das landestypischere Badeco-Hotel besser. Ein mäßiger Hinterhofstellplatz für 5000 TsH.
Der deutsche Besitzer (Rolf Hesse) ist gerade in Deutschland. Das ist wohl auch der Grund, weshalb die Verpflegung schlecht ist. Das Frühstück besteht aus 2 Scheiben Weißbrot mit einem Spiegelei dazwischen und einer mageren Tasse Kaffe, und das kostete immerhin 1600 TsH./Pers. (5.-DM)
Genau wie Tanga, erzählt auch Bagamoyo von besseren Zeiten. Die ehemals respektablen Gebäude wie Hauptverwaltung, Krankenhaus und Wohnhäuser sind nur noch verfallene Ruinen. Anders dagegen die Gebäude der Kath. Mission. Eine eindrucksvolle Kathedrale, die erste christliche Kirche Ostafrikas und ein Museeum sind sehr gut erhalten, bzw. wurden mit deutscher Unterstützung renoviert.
Im Museeum wird die Geschichte Bagamoyos und des Sklavenghandels erzählt. Ein Besuch lohnt sich.
Um nicht den Umweg über Dar es Salaam fahren zu müssen, nehmen wir eine Abkürzung. Sie führt von Bagamoyo nach Miandizi durch einfache Dörfer und die Menschen sind über unser Gefährt und dessen Insassen sehr erstaunt. Es wäre eine schöne und interessante Fahrt gewesen, wäre unser Mc. Dee um 40cm kleiner. Die Durchfahrtshöhe war vorher nur für 3m Fahrzeughöhe. Nach mehreren Einsätzen von Machete und Säge ist sie jetzt auch für 3.40m hohe Fahrzeuge passierbar, so einige Baumäste mussten dran glauben. Die Piste ist sandig, aber gut befahrbar.
14. - 21.10. nach Malawi
Auf dem Weg nach Malawi bleiben wir ein paar Tage auf der Melela-Campsite. Sie liegt ca. 20km vor dem Mikumi NP. Aufgrund der irrsinnigen Preise für LKWs (150 USD/Tag) werden wir nicht in den Park fahren. Der Tanzania-Sambia Highway führt allerdings durch den Park (kostenlos) und wir sehen viele Tiere am Straßenrand, sogar 3 Löwen.
Die nächste Nacht verbringen wir auf der Genesis-Hotel Campsite. Der Weg nach Irigna führt durch eine herrliche Berglandschaft und hübsche Dörfer, die Straße ist in gutem Zustand und man könnte die Fahrt geniessen, wären da nicht die Überlandbusse mit ihren Kamikaze-Fahrern, die wie die Wahnsinnigen mit 100km/h durch die Kurven driften. Sie fahren, als gelte es, ihren Vortages-Streckenrekord wieder zu unterbieten.
Übernachtung auf der "Little Ruaha Riverside Campsite".
In der Provinzhauptstadt "Iriga" können wir Geld wechseln, gutes Gemüse kaufen (guter Markt), es gibt Internetcafes und in Lulus-Cafe gutes Essen. Eine angenehme Stadt.
Da nach aktuellen Informationen der Diesel in Malawi teuer geworden ist, füllen wir noch etwas Diesel nach.
Isimila-Stone Age:
15km hinter Iringa gibt es die "Isimila-Stone Age Excovations", den wir einen Besuch abstatten. Es ist ausgewaschenes Lehmgestein, das bis zu 15m hohe Türme bildet. Diese haben sich zu einem skurrilen Säulenpark formiert, der uns an Kappadokien in der Türkei erinnert. In dieser Gegend sind auch zahlreiche Steinwerkzeuge und deren Bearbeitungsplätze zu finden.
Hier sollte niemand vorbeifahren!
Wir übernachten dort. Am wirkungsvollsten ist der Canyon im Morgenlicht.
Den nächsten Tag verbingen wir auf der Campsite "Kisolanza-Campsite". Eine sehr schöne Anlage, bei der alles stimmt. Prokukte der Farm (Gemüse und Fleisch) werden in einem Shop angeboten. (Rindfleich ca. 5.50 DM/kg)
Pink-Canyon:
Auf der Strecke nach Mbeya sehen wir links der Straße plötzlich etwas rosafarbenes durch die Büsche schimmern. Als wir anhalten und uns die Sache genauer anschauen, entdecken wir einen kleinen Canyon. Pos. S 8° 32.755 E 35° 0.706
Von der Sonne beschienen, zeigt sich dieser Canyon in einem wunderschönen Farbenspiel aus saftiggrünen Bäumen, rotem und rosafarbenem Lehmgestein.
Wir sind beeindruckt. Er ist in unserem Reiseführer nicht erwähnt.
Von Mbeya aus wollen wir ein paar Abstecher in die Umgebung machen. Ausgangspunkt ist die Campsite das "Karibuni-Center" (Schweizer-Mission).
Mbozi-Meteroit:
50km von Mbeya entfernt kann man den 3. größten Meteroiten (Mbozi-Meteroit), der je gefunden wurde, besichtigen.
Auf dem Wege dahin sehen wir am Straßenrand Kinder, die mit selbstgebastelten Holzrollern herumfahren. Die Dinger sehen sehr interessant aus und wir wollen ein Foto schießen.
Als wir anhalten, geraten die Kinder, die uns eben noch zugewinkt und nach Geld gebettelt haben, in Panik und stoben laut "Muzungu, Muzungu" schreiend davon und verstecken sich in den Büschen. Wir brauchen 15 Minuten, um sie mit Bonbons aus ihren Verstecken herauszulocken und sie mit ihren Rollern abzulichten.
Der Weg zum Meteoriten zweigt links von der Hauptstraße (Hinweisschild) ab. Die 13km Piste dorthin sind gut befahrbar. Der Meteorit ist ein ovaler Klotz aus reinem Metall (Eisen/Nickel) mit einem Gewicht von 13t. Faszinierend, wenn man sich vorstellt, dass dieser Brocken Millionen von Jahre in den Untiefen des Weltalls unterwegs war, um dann hier in Tansania vom Himmel zu fallen.
Ngozi-Crater:
Eine weitere Sehenswürdigkeit auf dem Weg nach Malawi ist der Ngozi-Crater-Lake 40km hinter Mbeya. Ein Hinweisschild und eine Schranke mit einem "Office" markieren den Weg. Kurz nachdem wir vor der Schranke stoppen, sind wir von 10 jungen Burschen umringt. Man drückt mir aufgeregt einen in englisch geschriebenen Zettel in die Hand, auf dem die Eintrittstarife, die sie erwarten, aufgeführt sind. Ein Stempel auf dem abgegriffenen Zettel verleiht dem ganzen einen amtlichen Charakter.
Eintritt, Fahrzeug und Führer zusammen 10.000 TsH (30.- DM), also ein guter Monatslohn für hiesige Verhältnisse. Jetzt verstehe ich ihre Aufregung, - sie sind gespannt, ob der Muzungu-Millionär d a s zahlt. Er zahlt nicht ! Sie sehen sehr schnell ein, dass ihre Forderung überrissen ist, und wir einigen uns auf immerhin noch 5000 TsH, weil der erste Teil der Piste neu ist.
Es geht danach noch 1km mit dem Fahrzeug durch den Urwald. Auf einer kleinen Lichtung parken wir den Mc.Dee. Unser Führer erklärt uns, er wolle das Fahrzeug bewachen und wir können alleine zum Krater gehen. Wir haben nichts dagegen, da man dem Weg offensichtlich nur folgen braucht. Aber der breite Weg führt nach 1km auf eine Lichtung, von der 3 Pfade in unterschiedliche Richtung abzweigen. Darauf hätte unser "Guide" eigentlich hinweisen und uns den Weg zum Krater beschreiben müssen.
Intuitiv biegen wir nach links ab. Der Pfad schlängelt sich durch Buschwerk, man krabbelt über Baumwurzeln steil hoch, wieder runter. Es ist schönstes Urwald-Trekking. Wir könnten es allerdings besser genießen, wenn wir sicher wären, nicht auf dem "Holzweg" zu sein und nicht seit einer Stunde irgendeinem Wanderpfad zu folgen.
So sind wir denn auch sehr erleichtert, als der Kratersee vor uns auftaucht. Hoch vom Kraterrand bietet sich ein herrlicher Ausblick auf den See und den steilen Kraterrand. Ein geheimnisvoller Dunstschleier liegt über dem See und auf der anderen Uferseite steigt Rauch aus dem Urwald auf. Vor meinem geistigen Auge sehe ich zwei "Muzungus" in einem riesigen Suppenkessel auf einem Feuer garen.
Durchgeschwitzt kommen wir nach 2 1/2 Std. wieder zum Mc. Dee zurück. Frisch, gutgelaunt und ausgeschlafen empfängt uns unser Guide. So verdient er sich also sein Geld, er läßt die Touristen den Weg alleine finden, erspart sich den anstrengenden Fußmarsch und erwartet anschließend noch ein üppiges Trinkgeld.
Ca. 40 km vor der malawischen Grenze übernachten wir auf dem Lutengano-Morovian-Center. Es liegt 7km abseits der Straße. Es ist ein einfacher Stellplatz für 4500 TsH auf einer Farm.
Der Anfahrtsweg lohnt sich nicht und man hätte sicher auch einen Übernachtungsplatz bei einem Hotel oder den Guesthouses vor der Grenze gefunden.
Die Ausreise aus Tansania ist problemlos, die Einreise nach Malawi ebenfalls. Deutsche benötigen kein Visum (bis 30 Tage). Carnet abstempeln 75 MwK (2.70 DM)
Neuerdings (?) wird Road-Tax verlangt. Die Höhe richtet sich nach der Fahrzeuggröße und der Entfernung und ist einer Tabelle zu entnehmen.
Wahrscheinlich wird mit der Road-Tax der Bau der neuen Küstenstraße von Karonga nach Süden (70km) finanziert, die als Horrorstrecke galt. Z. Zt. fährt man auf Rumpel-Wellblechpiste neben der Baustelle.
In Karonga in der National-Bank wechseln wir Geld. Der Kurs ist der gleiche wie an der Grenze auf dem Schwarzmarkt. 1 USD ca. 60 MKW. DM werden wegen der Euro-Einführung nicht angenommen.
24.- 29.10 Mdokera Campsite am Lake-Malawi
Am späten Nachmittag erreichen wir die Mdokera-Campsite. Den Tip hatten wir von Bekannten bekommen. Die Campsite liegt natürlich direkt am See und wird von Mr. Mdokera, einem Einheimischen sehr liebevoll und engagiert geführt. Es gibt zwei "Tree-Beds", also Betten in einem Baum, in denen man übernachten kann. Moskitonetze hält der quirlige Mr. Mdokera auch bereit. Er kümmert sich rührend um seine Gäste.
Das Essen ist einfach, aber gut, nur kühle Getränke gibt es nicht. Auch bei den Sanitäranlagen muß man Abstriche machen (Plumsklo, keine Duschen), aber die Lage am See ist großartig, er soll hier auch bilharziosefrei sein.
Abends sitzen wir unter einem Baum am See, die Fischer kommen mit ihren Booten an Land, der See ist spiegelglatt, wir hören eine Gruppe singender Kinder. Friedlicher kann man sich die Welt kaum vorstellen.
Ich schalte das Radio (Deutsche Welle) ein, um mal etwas aus der Heimat zu hören:
- Israelische Panzer in palästinensischen Siedlungen
- Bomben auf Kabul
- Milzbrandattentate in den USA
- Schilly plant Überwachungsstaat mit biometrischen Daten im Personalausweis
- Arbeitslosigkeit steigt wieder
- Deutschland schon in, oder erst vor der Rezession ?
- Steuererhöhung zur Terrorbekämpfung
.... was kostet eigentlich ein Stückchen Land mit einen Häuschen hier !?
Der Malawi-See, die Fischer mit ihren Booten, die spielenden Kinder, die blutroten Sonnenaufgänge und die entspannte harmonische Atmosphäre machen einen Abschied schwer.
You can go, but you will never leave, a part of you will stay forever !
Nach 5 Tagen brechen wir zum nahe gelegenen Nyika-NP auf. Auf dem Weg dorthin besichtigen wir eine der ältesten Bambus-Hängebrücke in Afrika, die Zuwurufu-Bridge. Sie überspannt einen Fluß mit einer Länge von ca. 30m und man fühlt sich auf ihr etwa wie ein Hochseilakrobat. Einen vertrauenserweckenden Eindruck macht sie nicht mehr, da an vielen Stellen die Verstrebungen aus Bambus herausgerissen sind.
Der deutsche TÜV hätte sie schon vor 20 Jahren gesperrt.
Unten im Fluß soll es Krokodile geben und ich erinnere mich daran, dass ich eigentlich einige Kilo abnehmen wollte.
Mr. Ngoma
Das absolute Highlight des Tages ist allerdings der Besuch bei Mr. Ngoma. Er ist wohl die skurrilste Person im südlichen Afrika. Er ist mittlerweile 88 Jahre alt und bereitet sich seit vielen Jahren auf seinen Tod vor. Er freut sich darauf, weil er dann Gott antrifft und viele seiner bereits verstorbenen Freunde. Er kann es kaum erwarten und hat schon alles hergerichtet. Einen Sarg hat er, darin Seife und ein Totenhemd, auf dem Hof gibt es eine tiefe Betongruft, ein Grabstein steht davor, ein Altar für den Pastor, einen Plattenspieler für die Trauermusik und vieles mehr.
Er selbst hat ständig ein Radio und einen roten Telefonhörer um den Hals, mit dem er öfter zu Gott telefoniert. Diese Gespräche sind nicht ohne Witz und Ironie und ich glaube, ein gewisses Augenzwinkern bei Mr. Ngoma vernommen zu haben. Verrückt ist er jedenfalls nicht.
Wer es nicht gesehen hat, glaubt es nicht !
Es dämmert bereits, als wir das Eingangsgate zum Nyika-NP erreichen. Die Piste dorthin war gut befahrbar. Die letzten 8km sind staubiger Fesch-Fesch. In der Regenzeit ist hier mit Problemen zu rechnen.
30. - 31.10. Nyika-Plateau NP
Auf einem kleinen Parkplatz hinter dem Gate können wir gratis übernachten. Die Eintrittspreise sind eine Wohltat für meine Ohren und unseren Geldbeutel:
5 USD/Pers. und 10 USD für einen LKW über 5t.
Das Ticket gilt pro Übernachtung. Man kann also früh morgens hineinfahren und muß erst am nächsten Tag abends wieder raus.
Die größte Attraktion des Parks ist seine Landschaft. Der tiefer gelegene Teil (ca. 1900m)
ist dichter Busch- und Urwald, während das Hochland (ca. 2400m) aus weiten grünen Tälern und Hügeln besteht, durchsetzt mit kargen Felsen und Inseln aus dichtem Urwald.
Des Wildlifes wegen lohnt es sich nicht in den Park zu fahren, es sei denn, man hat es auf die schönen Elenantilopen abgesehen, oder hofft darauf, einen der hier lebenden Leoparden zu Gesicht zu bekommen. Während die Elenantilopen mit Sicherheit anzutreffen sind, ist die Wahrscheinlichkeit, die meistgesuchte Großkatze Afrikas hier aufzustöbern, sehr gering.
Es soll sie hier recht zahlreich geben, aber in der Busch- und Urwaldregion ist sie wie die berühmte Stecknadel im Heuhaufen.
Wir konnten uns allerding von ihrer Anwesenheit durch ein paar Tatzenspuren im Sand überzeugen. Es gibt sie hier wirklich !
Botaniker kommen in Park allerdings auf ihre Kosten. Vorausgesetzt man besucht ihn nicht in der Trockenzeit Juni-August. Dann wird das trockene Gras gezielt von dem Wildlife-Service abgebrannt und das Hochland macht einen trostlosen Eindruck. Im November dagegen ist frisches Grün ausgeschossen und alles wirkt wie ein riesiges Blumenbeet.
Gladiolen, Orchideen, Iris, Malven Mageriten, Farne und, und,- in allen erdenklichen Farben lassen das Botanikerherz höher schlagen. Die allerbeste Zeit soll Anfang Dezember sein.
In einem schönen Tal an einem rauschenden Bach stellen wir unseren Mc. Dee ab und marschieren zu Fuß los. Vergeblich versuche ich Marion davon zu überzeugen, dass Leoparden Angst vor Menschen haben. Außerdem zieht sich der Himmel zu und in der Ferne hört man schon Gewitter grollen. Sie drückt mir den Regenschirm in die Hand und marschiert zum Mc. Dee zurück, - schade, mit Marion an meiner Seite fühle ich mich im Revier von Großkatzen immer etwas sicherer.
Ich werde einmal einen solchen Urwaldflecken erkunden. Von aussen sieht er undurchdringlich aus, ist man aber ersteinmal durch den äußeren Busch in den Wald eingedrungen, ist der innere Bereich lichter. Man glaubt in einer riesigen Kuppel zu stehen. Hier könnte man Tarzanfilme drehen. Die Bäume sind von Flechten überzogen, und oberschenkeldicke Lianen hängen von den Baumkronen herab oder ringeln sich in Spiralen von Baum zu Baum.
Eine Eule und ich erschrecken uns gegenseitig. Es ist schon recht unheimlich hier.
"Leoparden greifen keine Menschen an", erkläre ich mir selbst, beginne laut zu pfeifen und trete den Rückzug an.
Wir übernachten zwei Tage im Park (am Kaulime-See). Als wir den Park verlassen, beginnt es zu regnen, bzw. zu schütten. Im Nu ist der Fesch-Fesch-Staub in eine rutschige schmierige Schicht verwandelt. Wir kommen mit unserem Magirus etwas ins Schlingern und bekommen einen Eindruck davon, wie sich die Pistenfahrten zur Regenzeit gestalten, Geländeketten einpacken !
1. - 5.11. Am Malawisee entlang gen Süden
Vom Nyika-NP aus geht es wieder zurück an den Malawi-See. In Mzuzu, einer Provinzhauptstadt übernachten wir beim Kaka-Motel. Alles ist sehr heruntergekommen und verwahrlost, im Pool kann man wohl nur zur Regenzeit schwimmen, aber Chicken mit Chips schmecken dort ausgezeichnet !
Mzuzu bietet eine gute Infrastruktur. Die Supermärkte haben ein recht gutes Angebot, Autozubehör und Ersatzteile sind zu bekommen. Internet vorhanden, aber sehr teuer.
Flame-Tree Lodge:
Ein "heißer" Tip soll die Flame-Tree-Lodge sein. Und richtig, die Lodge ist schön auf einer Landzunge umgeben von weißem Sandstrand am See gelegen. Unter den großen Mangobäumen finden wir einen schattigen Stellplatz. Das Restaurant und die Bar versprühen allerdings den Charme eines Baustellencamps. Bauholz liegt herum, ein paar Holztische und Stühle, das wars.
Der Chambo-Fisch, den wir zum Abendessen bestellt haben, ist halbseitig verkohlt. Als wir trotzdem ein lobendes Wort für den Koch übrighaben, kommt prombt die Frage, ob wir ihm noch etwas Geld zusätzlich geben könnten. Dabei war der Fisch schon doppelt so teuer, wie auf der "Mdokera"-Campsite.
Viel Spaß machen uns allerdings die beiden Schäferhunde "Bushman" und "Tin-Tin". Sie weichen uns nicht mehr von der Seite und bewachen unser Fahrzeug rund um die Uhr. Als Belohnung gehe ich mit ihnen häufig an den See zum "Stöckchenwerfen". Sie jaulen und quietschen vor Vergnügen, wenn ich einen Stock weit in den See werfe und sie beide durch die Brandung hinterherschwimmen. Sie entpuppen sich als wahre "Seehunde". Es tut ihnen gut, wenn sich jemand um sie kümmert.
Nach zwei Tagen fahren wir weiter. Die Leute an der Straße sind freundlich und winken, aber sobald man langsam fährt oder anhält, wird gebettelt. Gegen Ende der Trockenzeit scheint die Versorgungslage auch recht schlecht zu sein. Das Angebot an frischen Lebensmitteln ist dürftig und beschränkt sich hauptsächlich auf Tomaten, Mangos und kleine Fische. Nur wenige der vielen Verkaufsstände sind überhaupt besetzt.
Malawi macht bisher einen recht unterentwickelten Eindruck, die Leute sind offensichtlich recht arm, die Infrastruktur wie Strom und Telefon sind erst im Aufbau begriffen, aber die Wasserversorgung in den Dörfern ist durch zahlreiche moderne Wasser-Handpumpen gut und die Hauptverkehrswege sind in tadellosem Zustand. Viel auszuhalten haben die Straßen allerdings nicht, der Fahrzeugverkehr rechtfertigt kaum eine KFZ-Versicherung.
Auf einem Abstecher zum Chinteche-Inn Hotel sehen wir auf einem Hinterhof die bekannte Schnauze eines Magirus-Merkurs hervorluken, daneben den zugehörigen THW-Koffer.
Zu so einer Kombination gehört normalerweise auch eine Geschichte. Unsere Neugier ist geweckt, und bevor wir noch weiter spekulieren müssen, sehen wir jemanden am Zaun uns zuwinken. Es ist Christian, der 1994/95 mit Petra und dem Magirus zu einem Transafrikatrip gestartet war und hier in Malawi jetzt eine Schreinei aufgebaut hat.
Christian hat viel zu erzählen und der Sonntagnachmittag vergeht wie im Fluge. Gegen Abend brechen wir auf und übernachten im Kande-Beach Overlandcamp.
Kande-Beach Overlandcamp:
Der Strand, die Lage und die Preise sind ok. Aber die Stellplätze sind eben etwas für Overlander und haben Hinterhofcharakter. Irgendwie wirkt alles ein bißchen verbaut.
Wir bleiben nur einen Tag und fahren weiter zum Sani-Beach Resort.
Sani-Beach-Resort:
Etwas abseits der Straße gelegen, lohnt sich die Anfahrt. Die Bar ist auf einer kleinen Landzunge und bietet einen guten Ausblick auf den Malawi-See. Zwar ist der Strand selbst nicht besonders schön, aber es ist sehr interessant, den Fischern bei der Arbeit zuzusehen.
Dabei ergeben sich schnell Kontakte zu den Menschen.
Ein junger Mann kommt auf mich zu und fragt, ob ich ihm helfen könne, seine Situation zu verbessern. Natürlich wäre ihm mit einer kleinen "Spende" ersteinmal geholfen, aber das Gespräch entwickelt sich weiter.
Ob ich ihm helfen könne, nach Deutschland zu kommen, in Malawi sieht er keine Zukunft für sich.
Ich erkläre ihm, dass die Chancen, nach Deutschland auszuwandern, gerade zur Zeit schlecht sind. Er spreche die Sprache nicht und in Deutschland ist die Arbeit auch knapp, und ein Visum ist schwer zu bekommen.
Dann wolle er nach Südafrika, dort fände er bestimmt Arbeit.
Er solle doch in Malawi bleiben und helfen das Land mit aufzubauen. Für den Aufbau werden junge intelligente Menschen gebraucht.
Seine nächste Frage kann ich nicht mehr beantworten. Wir haben sie uns schon oft selbst gestellt und je länger Marion und ich in Afrika sind, desto ferner rückt die Antwort darauf:
Was müsse man in Malawi machen, um die Armut zu besiegen, bezahlte Arbeit zu finden und voranzukommen, und was könne er dazu beitragen, und wie lange würde es dauern ?
Das ist die Frage aller Fragen in Afrika !
Ich versuche ihm zu erklären, wie es in Deutschland gelaufen ist, dass uns der Einsatz von Maschinen, besonders in der Landwirtschaft geholfen hat, die Situation der Menschen erheblich zu verbessern. Wenn ersteinmal ein Anfang gemacht ist, ginge der Rest auch recht schnell.
Die Antwort stellt ihn natürlich nicht zufrieden, denn das ist für ihn jetzt und hier keine Lösung. Er bedankt sich und geht nach Hause.
Ob es jemals eine Lösung für die dringensten afrikanischen Probleme gibt, weiss ich nicht, ich bin mir nur mittlerweile sicher, dass diese Lösung anders aussieht, als es sich die westlichen Industrieländer vorstellen. Afrika wird seinen eigenen Weg finden müssen.
Die Fischer holen jetzt ihr großes Netz ein. Es ist feinmaschig und fast 100m lang. Als die letzten Meter Netz an Land gezogen werden, kommen die Leute, meistens Kinder, aus der Umgebung, um die Ausbeute in Augenschein zu nehmen und etwas von dem Fang zu erhaschen.
Auch ich bin neugierig geworden und schaue mir den Fang an. Es sind alles kleine Fische, etwa in der Größe einer Sardine. Der Fang wird in einen Wassereimer geschüttet und alles was vorbei fällt dürfen die Kinder behalten.
Ein niedliches kleines Mädchen steht unter einem Baum und schaut Marion mit großen Augen an.
Marion begrüßt sie mit dem "Moni", was früher so etwas wie "Hallo" in der Landssprache Chichewa bedeutet hat. Heutzutage klingt die Begrüßung "Moni" eher wie "Money".
Die Kleine antwortet etwas in ihrer Sprache, was Marion natürlich nicht versteht.
Marion fragt: "Do you speek English ?"
Die Antwort ist ernüchternd wie eine kalte Dusche:
"Y e s , g i v e m e M o n e y ! "
Einigermaßen ratlos und frustriert nach diesen Gesprächen gehen wir zum Abendessen ins Restaurant. Wir haben je ein halbes Chicken mit Chips bestellt und zur Sicherheit noch eine Portion "Vegetarian Stew" dazu.
Es verschlägt uns fast die Sprache, als uns die Bedienung das Essen serviert. Zwei riesige knusprige halbe Hähnchen mit Chips.
"Aus eigener Zucht", erklärt uns stolz die Besitzerin, eine Weiße aus Zimbabwe.
Alles schmeckt vorzüglich, auch das "Vegetarien Stew" ist hervorragend. Der Koch mit seinen Leuten erhält ein gutes Trinkgeld.
Nach 2 Tagen "tingeln" wir weiter gen Süden. Rechts und links der Straße ist der Urwald gerodet, die Landschaft ist recht eintönig und der See ist ausser Sichtweite.
Senga-Bay (Wheelhouse):
An der Senga-Bay (Nahe Salima) angekommen, suchen wir das "Wheelhouse", dort soll man auch campieren können. Nach einiger Herumfragerei finden wir es auch, ein Hinweisschild gibt es nicht. In unserem Reiseführer ist es als etwas vernachlässigt und kaum besucht beschrieben.
Es ist ein großes Anwesen mit viel schattigen Plätzen und einer Stelzenbar mit Restaurant.
Die Getränke sind preiswert und das Essen ist gut. Die Sanitäranlagen allerdings sind verbesserungswürdig. Ein Hippo haust in unmittelbarer Nähe zur Bar.
Leider können zur Zeit keine Boottrips auf den See organisiert werden.
Auch hier verbringen wir zwei weitere Faulenzertage, bevor es zum Cape Maclaer weitergeht.
Die Tage und Nächte sind mittlerweile zum Ende der Trockenzeit recht warm geworden. Nachts sinkt die Temperatur nicht mehr unter 27°C.
Einen Hinweis vom Besitzer des "Wheelhouse" folgend tanken wir in Salima nicht an der Tankstelle, sondern in einem "Fuel-Depot" bei Mobil. Es gibt nur ein kleines Büro, wo man gegen Rechnung die gewünschte Abnahmemenge bezahlt und auf dem Hof wird aus einem großen Tank gezapft. Es ist immerhin 10% günstiger.
Die Mindestabnahmemenge soll 200L betragen.
Cape Maclaer (The Kgotla-Lodge at Emanuelles)
Das Cape Maclaer ist eine Halbinsel des Lake Malawi, an deren nördlicher Spitze sich ein maritiner Nationalpark mit einer Lodge befindet. Von Norden erreicht man das Cape über eine 75km lange Wellblechpiste. Wer an den westlichen Teil des Capes möchte, kann eine Abkürzung nehmen. Bei Position S 14° 15.200 E 34° 49.156 in einem kleinen Dorf biegt man links ab.
Die folgenden 20km ist eher eine Strecke für Eselskarren, und für die Dorfbewohner ist der Anblick des Magirus fast wie die Begegnung mit der "dritten Art", aber sie sind freundlich und die Kinder winken, jubeln und tanzen, wenn wir um die Ecken gerumpelt kommen.
Es dämmert bereits, als wir die "The Kgotla-Lodge" erreichen. Bis vor 2 Monaten hieß diese Lodge noch "At Emanuelles" und war recht heruntergewirtschaftet. Jetzt aber wurde sie von Cecil und "????" übernommen und auf Vordermann gebracht. Was die beiden in 2 Monaten zustande gebracht haben, kann sich sehen und auch schmecken lassen.
Während morgens und mittags die Verpflegung aus der Küche eher typisch afrikanische Überraschungen sind, (der 1. Hamburger, bei dem die Frikadelle unter einer Tomatenscheibe verschwindet), sorgt abends Cecil persönlich fürs Dinner und verwöhnt die Gäste mit ihren Kochkünsten. Das Dessert hat ca. 1000K Kalorien, aber jede einzelne ist die Sünde wert.
Bisher das beste Essen in Afrika !
Jeden Abend flüstert mir mein Magen zu:
"Komm, hier bleiben wir, hier könnten wir beide glücklich werden"
Der einzige Nachteil ist der fehlende schattige Stellplatz und dazu noch Windstille. Wir sind froh, wenn wir mit Ventilator und feuchten Tüchern im Magirus die Temperatur abends unter 30° C senken können.
Beim Schnorcheln im See bekomme ich einen Eindruck von der Unterwasserwelt. Unzählige bunte Fische, fast handzahm, schwimmen um einen herum und eingefleischte Aquarianer würden dabei sicher die Gefahr der Bilharziose vergessen, mit der man ständig konfrontiert ist.
Dank Bayer gibt es aber seit einiger Zeit ein zuverlässiges Mittel dagegen.
Ein eindrucksvolles Erlebnis ist die Fischjagd des Seeadlers. Von ein paar Köderfischen angelockt, die die Fischer ins Wasser werfen, stürzen sie aus 50m Höhe mit keilförmig angelegten Flügeln senkrecht nach unten, um dann kurz über der Wasseroberfläche wieder waagerecht übers Wasser zu schießen und den Fisch mit ihren Krallen aus dem Wasser zu fischen.
Angesichts der Größe des Vögels eine überzeugende Flugakrobatik.
Cape Maclaer (K-Lodge):
Den letzten Tag am Malawi-See verbringen wir in der K-Lodge südlich von Monkey-Bay.
Die K-Lodge ist eigentlich "Campers-Paradise". Man campiert im Schatten von Baobab und "Flame-Trees", sitzt an der Strandbar und blickt auf einen gepflegten Strand, genießt preiswerte und gute Küche. Wer länger bleibt als wir, fühlt sich bei Greg und Lindsey sicher schnell wie zu Hause.
13. - 15.11. Ausreise aus Malawi über Lilongwe
Nach ca. 3 Wochen am Malawi-See brechen wir am 13. auf gen Lilongwe, der Hauptstadt Malawis.
Es geht die gleiche Rumpelpiste nach Westen an die Hauptstraße zurück. 15km vor der Hautstraße bei Pos. S 14° 18.620 E 34° 39.248 finden wir eine Abkürzung. Sie führt in südliche Richtung und stößt nach 15km auf die Hauptstraße nach Zomba. Anfangs ist die Piste gut, wird aber zunehmend schlechter.
Auf unserer Michelin-Karte ist eine kleine Straße eingezeichnet, die uns einen großen Umweg von ca. 220km nach Lilongwe ersparen würde. Sie ist wieder "gut in Schuß" gebracht und führt steil bergauf nach "Dedza" durch schöne Berglandschaft.
In Lilongwe muß ich dem "Main Hospital" erst einmal einen Besuch abstatten. Eine einfache Hautabschürfung hat sich entzündet, nachdem ich leichtsinnigerweise trotzdem damit im Malawisee schwimmen war.
Auf diese Weise bekomme ich gleich mal einen Eindruck von dem medizinischen Standard hier im "Central-Hospital" in Lilongwe.
Die Infektion und Entzündung der Wunde am Schienbein, die mir zu schaffen macht, verliert mit jedem Schritt durch das Hospital an Bedeutung. Überall in den dunklen Gängen sitzen Schwarze, die auf eine Behandlung warten. Je länger mich ihre erstaunten Gesichter verfolgen, um so mehr bin ich davon überzeugt, hier fehl am Platz zu sein.
"Muzungus lassen sich hier nicht behandeln, die gehen woanders hin", scheinen mir die Blicke zu sagen.
Aber egal, wenn es sich um eine kompliziertere Behandlung handelte, wäre ich anders an die Sache rangegangen, aber eine Wunde reinigen, desinfizieren, verbinden und ein paar Antibiotika-Pillen verschreiben muß hier auch gehen.
Ich finde auch ein "Treatment-Room" und die Sanitäter sind sehr freundlich, behandeln mich sofort und scheuen keinen Aufwand. Zwei neue sterile Einweg-Skalpelle, (ein Skalpell nur zum Abschneiden des Pflasters), 0,5L Desinfektionsflüssigkeit und mindestens 5 Paar Gummihandschuhe werden geopfert.
Dazu gibt es noch ein paar lose Tabletten, von denen ich leider nicht erfahre, was es damit auf sich hat. Ein Beipackzettel gibt es nicht.
Es ist alles gratis !
Aber wie so oft auf dieser Welt; was nichts kostet, taugt meist nicht viel.
Die Entzündung breitet sich in den nächsten Tagen weiter aus.
Zwei Tage verbringen wir im Kiboko-Camp, im Old-Town von Lilongwe. Am 15.11.01 geht es weiter auf allerfeinstem Asphalt zur Grenze nach Sambia. Die letzten Malawi-Kwatcha (Landeswährung) fließen in Form von Diesel in den Tank, bis der Mc. Dee einem Tankwagen gleicht. Der Diesel in Sambia soll sehr teuer sein.
Die Ausreise aus Malawi und die Einreise nach Sambia gehen zügig. Das Sambia-Visum kostet 25 USD/Pers. Die Road-Tax ist nach Kilometern gestaffelt und kostet für uns mit dem Laster nach Lusaka 40 USD.
Die nächste größere Stadt hinter der Grenze und Ausgangspunkt für die Anreise zum "South Luangwa NP" ist Chipata. Die Stadt hat eine gute Infrastruktur, aber unser besonderes Augenmerk gilt einer vertrauenserweckenden Klinik oder Hospital, um die immer noch vorhandene Entzündung am Schienbein behandeln zu lassen. Da wir nichts besseres ausfindig machen können, besuche ich wieder ein "General Hospital".
Dieses hier in Chipata macht einen noch weniger vertrauenserweckenden Eindruck als in Lilongwe. Vor einem "Treatment-Room" nehme ich Platz und warte, bis ich an der Reihe bin. Es riecht hier recht unangenehm nach Urin und Schweiß.
Der behandelne Arzt (??) schaut sich die Entzündung an, verschreibt mir ein paar neue Tabletten mit dem Hinweis, diese seien besser als die anderen und erklärt mir, ich solle die Wunde reinigen, - das wars. Er selbst scheint sich nur auf das Verschreiben von Medikamenten spezialisiert zu haben, einen Kittel oder etwaige Einrichtungsgegenstände in seinem "Treatment-Room" deuten nicht darauf hin, dass er sich selbst die Hände schmutzig macht.
Ich hole mir die Tabletten (Antibiotika). Sie kosten ca. 2.- DM.
In Chipata quartieren wir uns im "Wildlife Service" ein, die dort auch eine Campsite betreiben. Dort treffe ich einen weißen Mitarbeiter, der mir eine "Private-Clinik" ganz in der Nähe empfiehlt.
Der Arzt macht nicht nur einen freundlichen Eindruck, sondern er scheint auch den "hippokratischen Eid" geleistet zu haben. Er reinigt die Wunde gründlich, desinfiziert und verbindet sie.
Es kostet 3000 ZK (2.- DM) und der Fall ist nach ein paar Tagen erledigt.
Nach diesen Erfahrungen mit den "General-Hospitals" bin ich kuriert. Bevor ich nocheimal den stümperhaften und lustlosen Service in Anspruch nehme, gehe ich lieber gleich zum "Witch-Doctor". Mir tun nur die Einheimischen leid, die auf diese "Hospitals" angewiesen sind.
Wer unterwegs mal einen Arzt braucht, fragt lieber einen dort ansässigen Weißen nach einer guten "Private-Clinik".
Auf dem Wildlife Camp treffen wir Ulli aus Deutschland, der seit fast 20 Jahren in Afrika lebt und für ein paar Jahre hier in Chipata wohnt. Wir bewundern sein Haus mit Pool (eine Rarität hier) und nach einem Abendessen eigentlich alles, was er so macht und gemacht hat.
Nachdem er uns von Abstürzen beim Fallschirmspringen und mit Propellergleitern erzählt hat, Angriffe von Python und Büffeln überlebt hat, glauben wir bald, vor einem menschlichen Geist zu sitzen.
Wie geruhsam und beschaulich ist unser Leben dagegen !
Wild entschlossen, uns ebenfalls mal in ein Abenteuer zu stürzen, brechen wir am nächsten Tag in den "South Luangwa NP" auf.
19.11. - 23.11 South Luangwa NP
Nach 120 km waschechter Rumpelpiste zum South Luangwa NP ist unsere Abenteuerwut schon merklich aus unseren Köpfen herausgeschüttelt. Den Rest besorgt die irrsinnige Hitze.
Es beginnt ein Überlebenskampf auf anderer Ebene, als wir uns gewünscht hatten.
Die Tagestemperatur liegt bei über 40° C - und das bei Windstille. Es gibt nur wenige Augenblicke, in denen ein leichter Windzug zu spüren ist, und der ist dann auch nur heiße Luft. Das Dach des Magirus glüht wie eine Herdplatte. In der Nacht fällt das Thermometer kaum unter 30° C. Am kühlsten sind die Morgenstunden mit ca. 27°. Kaum ist allerdings die Sonne über dem Horizont, steigt die Temperatur von Minute zu Minute wieder an.
Tag und Nacht tragen wir nasse T-Shirts. Auf diese Weise ist es dann einigermaßen erträglich.
Als unser Basislager dient das "Wildlife-Camp" am Luangwa-River. Die Anlage ist ansprechend.
Es gibt sogar einen Swimming-Pool, der für mich leider wegen meiner Verletzung tabu ist.
Das Camp scheint allerdings auch bei Overlandern recht beliebt zu sein und bald schallt stimmungsfrohes Gejohle vom Pool zu uns herüber. Gut, dass wir uns etwas abseits plaziert haben.
Wir buchen einen "Night Game-Drive" für 25 USD/Pers. (Eintritt extra)
Es soll auf dieser Nacht-Safari reelle Chancen auf einen "Leopardentreff" geben. Um 16:00 Uhr geht es los. Ein paar Elefanten und übliches Getier läuft uns über den Weg. Eigentlich nichts besonderes, man ist ja schon etwas verwöhnt. Eine Löwin mit 4 kleinen putzigen Babies hingegen verdient schon etwas mehr Aufmerksamkeit.
Unser Fahrzeug ist ein Toyota-Landcruiser-Cabriolet, oder anders ausgedrückt, alles oberhalb der Motohaube ist abgesägt. Man sitzt hinten auf erhöhten Sitzen wie auf einem Präsentierteller. Kein Gitter, Dach oder Fenster ist um einen herum und man hat das schöne Gefühl inmitten der Natur zu sitzen. Dieses Gefühl verkehrt sich schlagartig ins Gegenteil, als die Löwin aufsteht, auf unser Cabrio zugeht und im Abstand von einem Meter an uns vorbeimarschiert.
Unserem Ranger ist auch nicht ganz wohl zumute, denn er schaut regungslos zur Seite weg, um dem Untier nicht in die Augen schauen zu müssen. Während für Europäer die Bedrohung durch Löwen eher etwas Fiktives ist, hat es für die Einheimischen hier eher einen realen Hintergrund.
Einen gewissen Nervenkitzel wird wohl jeder in solchen Situationen verspüren, ich bin aber überzeugt, dass die Situation vollkommen ungefährlich war.
Nach Anbruch der Dunkelheit schaltet dann der Beifahrer eine starke Handlampe ein, mit der die Gegend nach reflektierenden Augenpaaren abgesucht wird. Augenpaare in Gruppen sind uninteressant, einzelne Augenpaare könnten jedoch auf eine Raubkatze namens "Leopard" hindeuten.
Stundenlang rumpeln wir durch den Busch und der Beifahrer leuchtet die Büsche und Bäume ab. Zwar finden wir auf diese Weise immerhin ein Rudel Löwen und eine Ginsterkatze, der Meister der Tarnung, der Leopard bleibt aber verborgen.
Wir sind auch nicht die einzigen Touries auf "Night-Drive". Manchmal sieht man 3 weitere Fahrzeuge, die durch die Gegend irren und mit ihren Scheinwerfern die Gegend absuchen. Irgendwie kommt mir die Sache hier etwas "daneben" vor.
Aber egal - was tut man nicht alles, um seine Lieblingskatze einmal live zu sehen, zumal uns jemand erzählt hat, er hätte 2 Tage vorher auf diese Weise einen Leoparden mit einer Gazelle auf dem Baum aufgespürt.
Gegen 20:15 werden alle Scheinwerfer ausgeschaltet und die Aktion "Leopard at Night" beendet. Niemand hat heute Abend den "Jäger der Nacht" zu Gesicht bekommen und alle Fahrzeuge poltern wieder in ihre Logdes und Campsites.
Von nun an herrscht wieder Stille im Reich des Leoparden.
Jetzt ist seine Zeit gekommen, wenn alle Lichter aus sind und es finster wird ....
Da das Ticket 24 Std. gilt, können wir mit der gleichen Eintrittkarte am nächsten Tag noch einmal bis 16:00 in den Park. Bezahlen müssen wir nur für unseren Mc.Dee.
Zwar kosten Fahrzeuge über 3t immerhin 30USD, aber die liebe, freundliche Dame am Gate hat ein Herz für uns und akzeptiert das Argument, dass ein LKW mit nur 2 Personen an Bord sehr leicht sein muß. Overlandertrucks mit 25 Personen sind natürlich viel schwerer.
Wir zahlen 15 USD + 5 USD für die liebenswerte Rangerin.
Viele Tiere sind nicht zu sehen, denn sie haben sich in den schattigen Busch zurückgezogen. Es ist unglaublich heiß im Park. Als wir in abgelegenere Gebiete weiter nördlich wollen, werden wir von Tset-Tset-Fliegen attackiert.
Sie kommen durch die geöffneten Seitenfenster hinein und stürzen sich auf uns. Uns bleibt nur der Rückzug, denn mit geschlossenen Fenstern droht bei dieser Hitze der Erstickungstod.
Auf dem Rückweg entdecken wir eine Löwin im Gras. Sie ist genau das richtige Studienobjekt für ein Experiment, welches mich schon länger beschäftigt.
Es lautet: "Wie reagiert ein Durchschnittslöwe auf einen Menschen ausserhalb des Fahrzeugs ?"
Versuchsaufbau: Ein Löwe in 40m Abstand zu einem Menschen, 2m neben dem "Lockvogel" Mensch ein Fahrzeug mit geöffneter Tür zum Verkriechen.
Mir ist bewußt, dass ich damit die Parkvorschriften verletze, aber es gibt ja auch Walking-Safaris und unbewachte Campsites in den Parks, und wenn die Sache hier schief geht, kann mich sowieso keiner mehr bestrafen.
Ich möchte einfach ausprobieren, was passiert, wenn ein Löwe einen Menschen entdeckt, der ausserhalb eines Fahrzeugs als Beute zu erreichen wäre. Die Sache ist aus meiner Sicht vollkommen gefahrlos, da die Löwin mindesten 5 Sekunden benötigen würde, um mich zu erreichen, ich aber in 1 Sekunde im Fahrzeug verschwunden wäre.
Also was passiert ?
Ich stehe draußen neben der geöffneten Eingangstür, die Löwin hebt den Kopf und schaut direkt zu mir herüber. Ich hebe einen Arm und winke etwas. Sie reckt den Hals noch etwas höher.
Ich winke nocheinmal.
Dann springt sie auf - und läuft davon.
Das besagt natürlich nicht, dass alle Löwen vor Menschen davonlaufen, aber ich glaube sie werden in den seltesten Fällen angreifen. Entscheident war die Feststellung, dass die Löwin mich erst wahrnahm oder auf mich reagierte, als ich das Fahrzeug verlassen hatte.
Im Fahrzeug sitzend, bilden Mensch und Fahrzeug eine Einheit, die nicht in das Beuteschema von Löwen passt. Der Mensch wird als solcher, und damit als potentielle Beute, erst wahrgenommen, wenn er sich ausserhalb des Fahrzeugs befindet.
Ausserhalb eines Fahrzeug in der Wildnis auf einen Löwen zu treffen, bedeutet noch nicht den sicheren Tod und Menschen gehören nicht zu den bevorzugten Beutetieren, aber Löwen reagieren dann vollkommen anders, als wenn man im Fahrzeug sitzt.
Nach einer weiteren heißen Nacht buchen wir am nächsten Tag nocheinmal einen "Night-Game-Drive". Zwar ist die Hoffnung auf eine Begegnung mit einem Leoparden immer noch ausschlaggebend, aber nicht minder verlockend ist der Gedanke an den kühlenden Fahrtwind, der die Hitze etwas erträglicher machen könnte.
Wieder sitzen wir auf dem Toyota-Cabriolet, als uns mitten im Busch eine Elefantenherde entgegenkommt. Alle sind frisch mit feuchtem Schlamm eingecremt, sie kommen offensichtlich gerade aus einer Schlammsuhle.
Im Nu sind wir von ihnen umringt. Ein riesiger Bulle spreizt seine Ohren und macht ein paar schnelle Schritte auf uns zu, stoppt aber ca. 5m vor uns. Das Herz rutscht eine Etage tiefer.
Zwischenzeitlich hat sich von hinten ein zweiter Bulle genähert, der offensichtlich dazu eingeteilt ist, die Touristen ordentlich zu erschrecken. Er stürmt mit aufgestellten Ohren heran, schüttelt den Schädel und kommt immer dichter.
Ich frage mich langsam hier oben in der vordersten Sitzreihe, ob die Akteure, also die Elefanten und der Fahrer nicht allmählich übertreiben. Der Bulle hier steht direkt neben unserem Fahrzeug, keine 2m entfernt. Selbst die Japanerin, die mit im Auto sitzt und bisher jede Bewegung der Elefanten begeistert kommentiert hat, bringt jetzt kein Ton mehr heraus.
Ich schaue zu unserem Fahrer. Seine Gesichtszüge sind auch etwas verzerrt und er läßt den Motor für einen Notstart an. Aber wohin soll er fahren. Überall sind Elefanten oder dichter Busch und auf einen Elefanten zuzufahren ist bestimmt keine bessere Lösung als bewegungslos auszuharren.
Nachdem der Bulle sicher sein konnte, den Touristen einen ordentlichen Schrecken eingejagt zu haben, zog er sich dann auch zurück.
Die Aktion war zweifellos ihr Geld wert.
Die Elefantengruppe war bereits abgezogen, als wir auf ein junges Elefantenkalb stoßen, das noch sauber ist, also noch keine "Fango-Packung" abbekommen hat. Es rennt schnurstracks auf eine Schlammsuhle zu. Mit der gleichen Begeisterung eines Kindes, welches im Planschbecken spielen darf, stürzt sich der Kleine mit Anlauf in die Pampe, rutscht vergnügt auf allen Vieren, rührt mit seinen Füßen im Schlamm herum, saugt genüßlich den Modder ein und besprüht sich damit, bis er mit einer dicken Schlammschicht überzogen ist.
Der Spaß und die Freude des kleinen Elefanten sind nicht zu übersehen.
Wer immer noch glaubt, Elefanten seien gefühllose Wesen, der wird hier eines Besseren belehrt.
Weiter geht es durch den NP. Die Tour führt über den "Elefant-Loop" zum "Mushroom-Loop", den landschaftlich schönsten Teil des Parks. Unterwegs stoßen wir wieder auf ein Löwenrudel, welches sich an der nächtlichen Beute, einem Büffel zu schaffen macht. Die Großkatzen sind zufrieden mit ihrer Mahlzeit und schmusen ausgiebig miteinander, nur zwei junge Löwenmännchen rangeln um den Kadaver und hauen sich von Zeit zu Zeit unter lautem Fauchen und Gebrüll nach Katzenmanier gegenseitig eines auf die Nase.
Der erste Teil des Game-Drives war ein voller Erfolg, der zweite Teil, die Suche nach dem gefleckten Jäger war zwar spannend, aber wieder ohne Erfolg - man kann eben nicht alles haben.
Am nächsten Morgen verlassen wir den Park und fahren zurück nach Chipata. Von einer Abkürzung nach Lusaka über Petauke hat man uns abgeraten, da es in der Gegend in den letzten Tagen geregnet hat und sich die Piste dann streckenweise in eine Schlammgrube verwandelt.
Also 120km Holperpiste zurück nach Chipata.
Von unserer 3-monatigen Reisezeit bleiben uns nur noch 7 Tage und es wird Zeit, nach Lusaka zu fahren. Dort werden wir unseren Mc.Dee abstellen und von dort aus fliegen wir zurück nach Deutschland. Ein paar Tage brauchen wir auch, um unseren Laster aufzuräumen und die Sachen für Deutschland auszusortieren.
Von Chipata geht es mit einer Zwischenübernachtung im "Bridge-Camp" zum "Pioneers-Camp" kurz vor Lusaka. Die Straße dahin ist auf der ersten Hälfte (ca. 270km) mit vereinzelten Schlaglöchern versehen. Die zweite Hälfte ist perfekter Asphalt durch schöne grüne Landschaft und freundlichen Menschen. Sambia macht einen guten Eindruck. Wir sind schon auf die nächste Tour gespannt, die uns u.a. in den ursprünglichen nördlichen Teil von Sambia führen soll.