01.05 Ankunft Lusaka und "klar Schiff zum Gefecht"
Ein grosses Lob der British-Airways und der neuen Boing 777!
Bei guter Verpflegung, ausreichend Platz auf komfortablen Sitzen und individueller
medialer Versorgung über den im Vordersitz eingebauten Bildschirm verging die Zeit wie im Fluge.
Nachdem wir 25 USD/Pers. fürs Sambia-Visum berappt und nach zähen Verhandlungen den Taxifahrer von 80.000 SK (23.- EU) auf 65.000 SK herunter hatten, ging es zum Stellplatz unseres Mc. Dee.
Die erste Inspektion ergab:
- Ameisenvolk hatte einen Staat im Magirus gegründet,
- eine Rattenfamilie war als Untermieter in die Heizungslüftung eingezogen,
  (alle erhielten umgehend eine Räumungsklage)
ansonsten war alles noch so, wie wir es vor 5 Monaten verlassen hatten.
Die nächsten Tage vergingen damit, "klar Schiff zum Gefecht " zu machen, Geld zu wechseln, ordentlich einzukaufen (Manda-Hills Shopping-Center) und die Visa für Mosambik zu besorgen, die wir innerhalb von 1 Std. erhielten. Das ist bisherige Rekordzeit.
Ein nagelneues Ersatzfederblatt für 50 USD konnten wir auftreiben. 4 neue Batterien (138 Ah) für 78 EUR/Stck. kaufen und einbauen. Für die alten Batterien zahlte uns ein LKW-Händler immerhin noch 20 USD/Stck. Dachluke und Tankgeber wollten repariert werden.
Dieselfilter wechseln. Eine durchgescheuerte Dieselleitung war zu ersetzen. Nur die Suche nach einem neuen Michelin 14.00 R 20 XZL war vergeblich.
Alles zusammen nahm eine Woche in Anspruch, in der wir kreuz und quer durch Lusaka fuhren. Zwar pflegen die Sambier einen erstaunlich zivilisierten Fahrstil, die Verkehrsampeln verlangen allerdings erhöhte Aufmerksamkeit:
Nachdem wir uns wunderten, warum an einer Kreuzung ohne Verkehrsampel die Fahrzeuge,wie von Geisterhand gesteuert, anhielten, andere Fahrzeuge passieren ließen und wieder anfuhren, kamen wir auf des Rätsels Lösung:
Es gab auf der Gegenspur eine intakte Ampel. Wenn vor dieser Ampel ein Auto anhielt, war der Rest auch klar. Die Gegenrichtung hatte auch zu stoppen, und die Einbieger konnten fahren. Man mußte nur die Fahrzeuge vor eben dieser einen Ampel beobachten.
Eine Strassenkreuzung mit einer Ampel, - afrikanisch genial !
Die Frage, "was passiert, wenn auf dieser Fahrbahn kein Fahrzeug fährt", stellt sich nur ein europäischer "Kleingeist".
4.05. - 12.05. Lower-Sambesi NP
Eine Woche waren wir nun schon mit diversen Vorbereitungen für unsere "Sambesi-Tour" beschäftigt, aber nun konnte es endlich losgehen, - zum Lower Sambesi, an den wohl afrikanischten Strom überhaupt.
Die ersten 90km Fahrt von Lusaka bis nach Chirundu (Grenzort nach Zimbabwe) sind im letzten Drittel kurvige Asphaltstrasse, die aus 1200m Höhe auf 400m hinab ins Sambesital führt. Für viele LKWs, die ihre Waren aus Südafrika hinauf nach Sambia bringen, bedeuten diese Steigungen das technische K.O.
Sie stehen an den Steigungen, häufig in ihrer Öl- oder Wasserlache, ausgebluteten Dinosauriern gleich.
In Chirundu zweigt die Piste zum Lower-Sambesi ab. Nach einigen Kilometern setzen wir mit der handwindengetriebenen Ponton-Fähre über den Kafue-River.
Die Piste wird recht rumpelig und die Kilometer fliessen zäh. Gegen Abend erreichen wir das Kwalata-Camp, 3.5 km abseits der Piste direkt am Sambesi. Der Eigentümer ist gerade in Lusaka und eine freundliche Einheimische empfängt uns.
Zwar sei die Campsite geschlossen, aber wir können gerne hier umsonst übernachten. Diese Campsite ist genau nach unserem Geschmack, - absolut ruhig, passend zum träge dahinfliessenden Sambesi. Ein kleiner Pavillon unter einer dichten Baumlaube direkt am Ufer.
Alles ganz uhrig und nicht "typisch Weiss durchorganisiert". Etwas mit "basic charme".
Wir sind von der liebenswerten Schwarzen fasziniert. Sie lebt hier einfach und zufrieden. Abends geht sie zum Angeln an den Sambesi. Nach kurzer Zeit zieht sie ihr Abendessen in Form eines schollengroßen Fisches an Land, den sie uns lachend und stolz zeigt.
Man könnte glauben, sie wolle uns sagen: "Seht her, so einfach kann das Leben sein !"
Zwei Tage bleiben wir, dann zieht uns die Neugierde weiter. Die weiteren 50km bis zum Lower-Sambesi NP werden schlechter. Die Piste ist schmal und die Büsche bürsten unseren Mc. Dee von allen Seiten. Die Fahrbahn ist an manchen Stellen ausgewaschen und es gibt einige trockene, steile Flußbetten zu durchfahren. Allrad ist hier angesagt !
Eine Nacht bleiben wir im Community-Camp, auch ohne jegliche Versorgung, aber auch schön am Sambesi gelegen. Den nächsten Tag verbringen wir im Chongwe-River-Camp. Die Lage an der Einmündung des Chongwe-Rivers in den Sambesi ist toll. Wir müssen aber feststellen, daß dieses nicht der richtige Ausgangspunkt für unseren geplanten Kanu-(Kurz)-Trip ist. Den Chongwe hinaufpaddeln geht wegen des Wasserfalls nicht (einleuchtend !), rüber auf die anderen Seite des Sambesi in die tierreichen und interessanten Seitenarme des Sambesi geht auch nicht, da dort bereits Zimbabwe beginnt, und die dort im Busch lauernden Grenzposten ihre Sache sehr ernst nehmen und jeden Eindringling von sambischer Seite sofort verscheuchen, wie wir selbst beobachten konnten.
Das Nordufer auf sambesischer Seite ist Steilufer und eher uninteressant. Für Angler mag eine Bootstour noch ihren Reiz haben, aber nach dieser Einschätzung der Lage macht ein Kanu- oder Bootstrip für uns keinen Sinn.
Auf einen Abstecher in den Lower-Sambesi NP verzichten wir ebenfalls. Statt 10 USD soll es 20 USD/Pers. kosten. LWKs über 3t noch einmal 30 USD, an den Sambesi kommt man ohnehin nicht, da alles in Besitz der Luxus-Lodges ist und für Tierbeobachtungen ist das dichte Buschwerk auch nicht optimal.
Nach vier Tagen richtigem Sambesi-Feeling dieseln wir zurück nach Chirundu.
Zwischenübernachtung am Kafue-River auf der Gwabi-Lodge.
Zur Einreise nach Zimbabwe haben wir die Wahl zwischen den Grenzübergängen bei Chirundu oder dem südlicheren bei Siavonga am Kariba-Staudamm. Über Chirundu läuft der gesamte LKW-Verkehr und es macht dort einen überlaufenen Eindruck.
Also fahren wir über Siavonga. Zuvor tauschen wir auf dem Schwarzmarkt noch ordentlich US-Dollar gegen Zimbabwe-Dollar ein. Der Kurs ist 1:300. Der offizielle Wechselkurs liegt bei 1:55. Auf dem Schwarzmarkt erhält man also das 5-fache an Devisen. Keine Wirtschaft kann so etwas auf Dauer ertragen.
Die Ausreise aus Sambia geht zügig. Die Einreise nach Zimbabwe ist ebenfalls problemlos. Die Visa kosten 30 USD/Pers. Auf den 100 USD- Schein kann der Grenzer nicht herausgeben und das Wechselgeld wird ein Problem. Ich biete ihm unsere neue Leitwährung Euro an. Erst kann er nichts damit anfangen, dann kramt er eine Liste hervor, - und siehe da, die Visa sind auch in Euro ausgewiesen und kosten 30 EUR. Leider habe ich auch diesen Betrag nicht passend und Euro kann er schon gar nicht herausgeben. Wir seien ohnehin die ersten, die in Euro zahlen wollten. Ich krame dann doch die 60 USD passend zusammen und die Abfertigung ist fast gelaufen, als zwei eifrige Grenzer unser Fahrzeug genauer inspizieren. Überprüfung des Innenraums, Stauraums, Fahrgestellnummer und auch Motornummer. So genau hatten es bisher nur die Grenzer in Ägypten. Zum Schluss wird auch noch unsere Gelbfieberimpfung überprüft.
Der erste Eindruck von Kariba ist sehr positiv. Es bietet sich ein herrlicher Ausblick auf den Kariba-See, besonders von den Kariba-Hights aus. Auf diesen Hügel hat sich die Upper-Class eingenistet und genießt den Ausblick auf den See und die kleinen Buchten, in denen ihre Luxus-Motorjachten vor Anker liegen.
Auf dem Wege zur Campsite sehen wir ein paar Elefanten. Büffel, Elefanten, Hippos und die Leute leben hier dicht und mehr oder weniger friedlich zusammen. Außerhalb von Kariba in östlicher Richtung finden wir ein kleines, gemütliches Busch-Camp, geleitet von Luisa, einer sehr netten Engländerin. Sie gibt uns wertvolle Tips, zeigt stolz ihre kleine Campsite und wir fühlen uns auf Anhieb wohl.
Gespannt, wie sich die günstigen Schwarzmarktkurse beim Einkauf und beim Tanken auswirken, besuchen wir einen Spar-Supermarkt. Trotz der wirtschaftlichen Schieflage Zimbabwes ist alles an Lebensmitteln in guter Qualität erhältlich. Die Preise haben aufgrund der günstig eingekauften Zim-Dollar etwa ALDI-Niveau.
Für die Einheimischen gilt das leider nicht, für sie sind die Waren sehr teuer.
Erfreulich auch der Besuch bei der Tankstelle. Umgerechnet kostet 1 Liter Diesel 0.25 EUR, - traumhaft !
Ghaddafis Ölversorgung ist wohl zuverlässig. Dafür reißt er sich auch einiges an Ländereien unter den Nagel.
Öl gegen Land !
Wie wir erfuhren, gilt das nicht nur für Zimbabwe, sondern auch für Sambia. Angeblich gehört ihm schon ein Großteil von Lusaka.
Weniger erfreulich sind die Kosten fürs Internetcafe. 1 1/2 Stunden bei ständig unterbrochener Verbindung kosten 13.- EUR.
16.5. - 21.5 Mana-Pools NP
Auf unserem Zimbabwe-Programm steht mit an erster Stelle der Mana-Pools NP.
Er liegt an den Ufern des Sambesi und soll für Naturfreunde alles zu bieten haben. Der einzige Nachteil, die Anfahrtspiste soll sehr schlecht sein, und was noch schwerer wiegt:
Einlass nur für Fahrzeuge bis 3t-Gesamtgewicht.
So steht es jedenfalls in unserem Reiseführer.
Nachdem ich bereits einige Diskussionen über die Fahrzeuggröße und -gewicht unseres Magirus hinter mir habe und ihn auch immer recht "zierlich" reden konnte; eine rein rhetorisch angelegte Schlankheitskur von 8.5t auf 3t traue ich mir jedoch nicht zu.
Ein Anruf unserer Luisa, der Camp-Besitzerin, schafft Vorklärung. Man wolle uns großzügigerweise in den Park lassen. Ein Mr. Matambene hat seine Einwilligung gegeben. Also fahren wir los !
Durch schönes Buschland auf bestem Asphalt geht es zum Headquarter in Marongora. Ohne auch nur etwas von dem Herrn Matambene zu sehen oder zu hören, bekommen wir das obligatorische Permit für den Park. Keine Rede vom Fahrzeug oder gar dem Gewicht. Die Preisliste sieht noch nicht einmal einen Tarif für Fahrzeuge vor, jedenfalls nicht für Privatfahrzeuge.
Vielleicht gilt die Gewichtsbeschränkung hauptsächlich während der Regenzeit, wenn die Pisten aufgeweicht sind und große Fahrzeuge zu viel Schaden anrichten. Außerdem sind Touristen in Zimbabwe z.Zt. begehrte Mangelware.
Das erste Drittel der 80km ist leichtes Wellblech, der Rest frisch geschobene Piste und in tadellosem Zustand. Im NP angekommen, melden wir uns bei der Parverwaltung und kaufen die Tickets:
15 USD pro Person. Camping 350 Zim$/Pers.
Wir versuchen die 15 USD in Zim$ zum offiziellen Kurs (1:55) umrechnen zu lassen, um unseren günstigen Schwarzmarktkurs (1:300) ausnutzen zu können, aber es funktioniert nicht. Wir müssten einen Umtauschbeleg von der Bank vorweisen können, dann ginge es. Hätten wir das gewußt, hätten wir uns so einen Belegt besorgt.
15 USD/Pers. sind nicht billig, zumal in unserem Reiseführer von 5 USD die Rede war. Also legen wir 60 USD für zwei Tage auf den Tisch.
"Das Ticket sei 14 Tage gültig", erklärt der Ranger. Wir stutzen.
"Was heißt 14 Tage gültig ?"
"Mit einem Ticket für 15 USD kann man sich 7 Tage im NP aufhalten, und da wir gerade pro Person 2 Tickets gekauft haben, können wir jetzt 14 Tage im NP bleiben", erklärt uns der Ranger.
Es ist hier ja recht schön, aber unseren Lebensabend wollten wir hier nicht verbringen.
Aha, so geht das hier, man bezahlt einmal für den Eintritt und der gilt 7 Tage. Das gefällt uns. Wir erhalten 30 USD zurück.
Er fragt nach unserem Auto, ob groß oder klein.
"Es ist eigentlich nicht zu groß", antworte ich und zeige beiläufig nach draussen. Er sieht von seinem Platz aus wohl nur einen kleinen Toyota.
"normal car also, das kostet nichts", sagt er.
Ich verzichte auf Widerspruch.
"Ob wir noch Feuerholz bräuchten ?"
"Ja,ja, - Feuerholz wäre nicht schlecht".
So günstig war´s noch nie. 30 USD für 2 Personen mit 8.5t Fahrzeug bis zu 7 Tage. Mit Bankbeleg wären es nur 6 USD gewesen. Dann hätten wir uns das mit dem Lebensabend noch einmal überlegt ....
Mana-Pools ist fantastisch !
Die Camps liegen am Sambesi und bieten eine grandiose Aussicht auf den Fluß mit den vorgelagerten Sandbänken, auf denen sich die Krokodile, Büffel, Hippos und Elefanten tummeln. Wir geniessen die Sonnenauf - und untergänge und die Ruhe. Bei Dunkelheit hört man die Hippos grasen, schmatzen und schnauben, lautes Hyänengeheule schallt zu uns herüber, Löwengebrüll aus der Ferne. Eine Hyäne schleicht sich an. Während andere Hyänen in solchen Situationen schnuppernd die Nase in den Wind heben und aus sicherer Entfernung die Lage auf etwas Verwertbares abschätzen, ist diese hier um einiges dreister. Sie schaut uns fast auf die Teller, um unser Abendessen auszuspähen.
Vegetarisch, Igitt !
Angewiedert zieht sie davon.
Besonders die Elefanten hier sorgen für reichlich Unterhaltung. Ob im Camp, wo man abends nicht mehr weiß, ob es sich um einen Baum oder Elefanten handelt, oder draußen im Busch, als sich "Jumbo" im Dunkeln auf unhörbar leisen Sohlen anschleicht, gerade als wir beim "Dinner" sitzen und uns fast der Bissen im Hals stecken bleibt, als wir im Scheinwerferlicht der Taschenlampe in 15m Entfernung den Kopf und die weißen Säbel direkt auf uns zusteuern sehen.
Ein besonders mulmiges Gefühl überkam mich bei einer Kanutour, als in einem schmalen Seitenkanal des Sambesi ein Bulle an der Uferböschung auftaucht.
Alleine in einer kleinen mickrigen Nussschale sitzend auf den Riesen hochzuschauen, der nur wenige Elefantenschritte entfernt ist, ringt einem doch einiges an Demut und Respekt ab.
An Land hätte man ja noch seine Beine in die Hand nehmen und sich als Weltrekordsprinter beweisen können, aber mit dieser Jolle war kein Blitzstart zu machen. Eine Drohgebärde, die ihre Wirkung nicht verfehlte, dann war die Situation aus seiner Sicht geklärt und ich durfte zusehen, wie er sich genußvoll das Ufergras ins Maul stopfte.
Aber trotz allem, was der Mensch den Elefanten in den letzten Jahrzehnten angetan hat, beweisen diese einmaligen Tiere ihrerseits Großmut und verschonen ihren größten Feind.
Krokodile halten sich in besonders beeindruckender Zahl am "Long-Pool" auf, einem ehemaligen Seitenarm des Sambesi. Sie liegen in unzähliger Menge und
unterschiedlichster Größe am Ufer. Alle 15-20m ein Krok !
Nach 5 Tagen verlassen wir, immer noch beindruckt, den Mana-Pool NP. Es ist Halbmond, und bis zum Vollmond wollen wir den Hwange-NP erreicht haben.
Am Eingangsgate zum Mana-Pool NP erfahren wir, dass in der letzten Nacht ein Parkangestellter hier von einem Löwen getötet wurde. Ein Jäger ist jetzt auf der Suche nach dem Menschenkiller - der Jäger wird zum Gejagten.
Mit neuen Lebensmitteln und Diesel an Bord geht es den Kariba-See entlang zum Hwange NP.
In Kariba starten wir vom Kuburi-Camp aus. Das Camp ist recht heruntergekommen, aber der Sonnenuntergang direkt am See ist traumhaft. Die Sonne versinkt über dem See in einem Schleier von roten und blauen Pastellfarben, mit den drei Elefanten davor wirkt alles schon fast wie inszeniert.
Von Kariba aus führt eine landschaftlich reizvolle und gut zu befahrene Piste über Makande und Deve an die von Karoi kommende Hautpiste. Auf dieser Strecke sieht man viel Zimbabwe pur, kleine Dörfer mit den typischen Rundhütten, Flüsse und Buschland, die Piste ist allerdings auch recht abwechslungsreich !
Knallharter steiniger Untergrund, Wellblech, Schlaglöcher und jede Menge Staub erfordern erhöhte Aufmerksamkeit.
Mit reduzierten Reifendruck wird die Sache zwar etwas erträglicher, aber nach 400 km ist man froh, wieder Asphalt unter den Rädern zu haben.
Im kleinen Ort Binga am Karibasee übernachten wir im "Binga Rest Camp".
Weder die Lage noch die Campsite können uns begeistern. Wäre noch etwas mehr Zeit gewesen, hätten wir etwas anderes für die Nacht gesucht.
Die Anlage und auch die englische Besitzterin hat sicher schon bessere Zeiten erlebt, aber irgendwie schimmert noch der alte Glanz durch. Der Ober ist eher Butler, das Essen mit Vorsuppe, Steak und Nachtisch durchaus akzeptabel, und der Preis inklusive 2 Flaschen Bier und zwei doppelten Brandy für 2 Pers. zusammen 7 USD schon ein Preis, bei dem man ein schlechtes Gewissen bekommen könnte.
Weil uns der Abschied vom Lake Kariba schwer fällt, beschließen wir, noch einen weiteren Tage hier zu bleiben. Auf der Suche nach einem geeigneten Stellplatz werden wir nach 2 Fehlversuchen fündig.
(Z.B existiert das Binga Villa Camp trotz Hinweisschild nicht mehr)
Im S/W-Ende von Binga, nahe dem Airstrip, stoßen wir auf ein Hinweisschild "Sandy Beach Lodge". Darunter ein weiteres Hinweisschild "4x4 & Pickups only", also nur für Geländefahrzeuge geeignet.
Die Abfahrt zum See ist etwas holperig, steinig und steil, aber für den Magirus ist die Durchfahrtshöhe eher ein Problem. Ein paar Äste müssen eben daran glauben, bevor die Zufahrt jetzt auch für Magirus-Größe geeignet ist.
Die Lage der Lodge ist das "Non Plus Ultra". Panoramablick auf den See, Logenplatz für den Sonnenuntergang, Minipool direkt am Meer, Schatten unter Bäumen, - optimal.
Da hat jemand ein schönes Plätzchen für sich gefunden. Leider war der "Jemand" nicht zu Hause, aber sein Wächter freute sich um so mehr über den kleinen Obulus, den wir ihm zusteckten.
"Sandy Beach Lodge", d a s Plätzchen in Binga !
25.5. - 31.5.02 Hwange NP (Invasion der Giganten)
Unserem Faible für Wildlife entsprechend machen wir auf dem Wege zu den Victoria-Fällen einen kleinen Umweg über den Hwange NP. Am Main-Gate angekommen beginnt wieder die Diskussion über die Fahrzeuggröße.
Diesesmal sollen alle privaten Fahrzeuge über 3t "Parkverbot" haben. Eine vergilbte Parkvorschrift, die uns eine wirklich sympathische Rangerin präsentiert, besagt dieses.
Es entsteht eine längere Diskussion mit den Rangern über den Sinn und Unsinn dieser Bestimmungen. Man bietet uns an, unser Fahrzeug hier ab zu stellen und dann organisierte Touren zu buchen. Fußmärsche durch den Park, Safari-Touren, Nightdrives usw.. Alles zu harten Dollars. Die Tourenanbieter stehen schon draußen und warten.
Es hilft nur die Gewaltlösung:
"Unser Truck ist 50.000 USD wert und wir lassen ihn deshalb n i e aus den Augen. Wir sind bereit, etwas für unseren Truck zu zahlen, z.B. 15 USD, aber wenn das nicht geht, dann kehren wir um !"
Das zieht, nach Rücksprache mit dem Chef geht die Sache klar.
15 USD für unseren Truck für 7 Tage. Für die Serengeti hätte das 1000 USD gekostet. Wir sind sehr zufrieden, - und die Ranger auch, denn harte US-Devisen sind zur Zeit in Zimbabwe sehr begehrt.
Wir blättern 45 USD (15 USD/Pers.) auf den Tisch und der Hwange NP gehört uns für 7 Tage ! Zimbabwe ist ein Paradies !
Auf unserer ersten Erkundungsfahrt wundern wir uns über die Unmengen von frischem Elefantenmist auf den Pisten. Kurze Zeit später sehen wir die ersten dazugehörigen Dickhäuter. Überall zwischen den Büschen tauchen sie auf. Während wir früher uns immer noch gegenseitig auf sie aufmerksam gemacht haben, achten wir jetzt nur noch darauf, dass wir nicht mit einem dieser Ungetüme kollidieren. An der ersten Wasserstelle stehen wir noch staunend vor 30 schnaubenden und prustenden Tieren. Abends übernachten wir an einem Wasserloch, an dem sich ca. 80-100 Elefanten versammelt haben.
Sie kommen und gehen in Gruppen von 15-30 Tieren. Verläßt eine Gruppe die Wasserstelle, dauert es nicht lange bis die nächste erscheint. Wie von einem genau abgestimmten Terminplan gesteuert, hält dieses Wechselspiel bis weit nach Mitternacht an. Alleine an diesem Wasserloch müssen es über 500 Elefanten gewesen sein, - und es gibt viele solcher Wasserstellen hier.
In den nächsten Tage bietet sich überall im Park das gleiche Schauspiel. Elefanten über Elefanten. Der Hwange NP wird zur Zeit von diesen Riesen beherrscht. Die kurze Regenzeit und die schon einsetzende Dürre haben sie aus allen Richtungen an die Wasserstellen des Hwange NP gelockt.
Andere Tierarten werden von ihnen zu Nebendarstellern degradiert. Sie geben hier im wahrsten Sinne des Wortes den Ton an.
Die Geräuschkulisse an den Wasserstellen ist mindestens so eindrucksvoll wie
bei einem guten Musical. Besonders bei Dunkelheit, wenn sich alle Wahrnehmungen nur noch auf Geräusche konzentrieren. Ein ständiges Plantschen im Wasser, Prusten, Gurgeln, Wasserspritzen. Zwischendurch schmetternde Trompetenstöße, die weit über die Ebene hallen. Und dann das sonore tiefe Grollen, einmal in mittlerer Lautstärke als Ausdruck der Zufriedenheit, oder einem Gewitterdonner gleich, wenn sich einer dieser Giganten Respekt verschaffen will. Der Schalldruck eines solchen Grollens stellt jeden Basslautsprecher in den Schatten. Einmal dröhnt es so laut, dass alles drum herum repektvoll inne hält. Für Sekunden herrscht andächtige Ruhe, sogar die Grillen sind verstummt, aber es dauert nicht lange, dann geht das geschäftige Treiben weiter. Zwischendurch auch etwas unfeinere Töne, die dem Verdauungssystem ungebremst in auch respektabler Lautstärke entweichen.
Oder das dumpfe Poltern, wenn die kopfgroßen Elefantenäpfel aus 2m Höhe auf den Boden schlagen.
Ein grandioses Schauspiel.
Als wir früh morgens einen Blick aus unserem "Panoramafenster" werfen, haben sich die Elefanten plötzlich in Büffel verwandelt. Etwa 150 von ihnen belagern jetzt die Schlammsuhle. Genauso geräuschlos wie sie gekommen sind, verschwinden sie mit dem ersten Sonnenstrahl.
Zurück bleiben die eigentlichen Bewohner des Tümpels. Ein einsames Hippo und ein einsames Krokodil. Obwohl sie sich diesen kleinen Tümpel schon seit Jahren teilen, - Freundschaft haben sie noch immer nicht geschlossen ...
Nach 5 Tagen verlassen wir den Park übers Robins-Camp und machen uns auf den Weg zu den Viktoria-Wasserfällen.
Eine 60km Wellblechpiste führt von Robins-Camp an die Hauptstraße von Bulawayo nach Victoria-Falls. Mitten in der Stadt liegt die riesige, neu aufgebaute Campsite "Victoria-Falls Rest Camp".
Die Anlage ist gut gepflegt, aber nur wenige Gäste wissen dieses zu schätzen.
Unter ihnen Jörg und Volker aus "Good Old Germany". Die beiden haben sich zu Super-Konditionen einen voll ausgestatteten Toyota-Hilux gemietet und erkunden so Namibia, Botswana und Zimbabwe. Es gibt viel zu erzählen und sie haben einen guten Tip parat:
Abendbuffet im Superluxus "Victoria-Falls Hotel". Bezahlt wird mit Zim-Dollar zum offiziellen Wechselkurs. Mit den dicken Geldbündeln vom Schwarzmarkt in den Taschen lassen wir uns First Class bedienen und genießen "VIP-Feeling".
Der Stuhl wird einem unter den Po geschoben, gegen die Abendkühle bekommen wir warme Decken über die Schultern gelegt und nach jedem neuen Gang zum Buffet findet man seinen Sitzplatz neu arrangiert vor. Zwar würde die Bedienung ihre Klasse lieber an VIPs beweisen, aber in Ermangelung dieser muß man sich eben schon mal mit den Touristen von der billigen Campsite begnügen.
Es kommen vielleicht ja wieder bessere Zeiten ...
Die Vic-Falls kosten statt 10 USD jetzt 20 USD. Mit Wechselbelg können wir in Zim-Dollar zahlen. Das reduziert den Eintritt auf erträgliche 7 USD für uns beide.
Als wir uns den Fällen nähern, gewinnt das Tosen deutlich an Lautstärke. Nach der Regenzeit hat der Sambesi seinen höchsten Wasserstand und die Wasserfälle sind am gewaltigsten, der Nachteil dabei ist, dass die rechte Hälfte der Fälle unter einer undurchdringlichen Gischt verborgen bleibt.
Nähert man sich dieser Seite der Wasserfälle, schüttet es von oben wie bei bei einem Tropenschauer. Aber die Main Falls sind dafür um so spektakulärer.
Wie ein gleißender Vorhang stürzen die Wassermassen auf einer Breite von 100m 90m in die Tiefe und scheinen unten zu kochen. Gegen Abend wird die Szene noch effektvoll durch einen Regenbogen bereichert, - nicht schlecht, das muß man als Afrikareisender gesehen haben.
Aus dem geplanten Ballonlift (festgebundener Ballon) wird leider nichts. Die Anlage wird gerade abgebaut, um sie nach Samia zu transportieren. Dort sind mehr zahlungswillige Dollar-Kunden.
Um nicht die gesamt Strecke bis Bulawayo auf langweiliger Teerstraße zu fahren, machen wir noch einmal einen Abstecher in den Hwange NP.
Es gibt erneut eine Diskussion über die Fahrzeuggröße. Man darf uns eigentlich nicht hineinlassen, möchte aber doch ganz gerne.
Schließlich bekommen wir "Freie Fahrt". Als wir den Eintritt statt in USD auch noch zum offiziellen Wechselkurs zahlen, bekommen wir langsam ein schlechtes Gewissen.
Für "Ross und (2) Reiter" bezahlen wir umgerechtnet 7 USD für max. 7 Tage. Das sind 1 USD pro Tag für uns drei.
Wieder sind wir von den Elefanten an den Wasserstellen fasziniert. Es ist wie in einem Freilufttheater und ein Erlebnis, welches seinesgleichen sucht.
Andere Wildlife-Begegnungen, wie z.B. mit dem verletzten und überaus aggressiven Büffel, der hinter unserem Campsite-Boy her war, treten dagegen fast in den Hintergrund, - bis auf die ungewollte Begegnung mit einer Löwin.
Aber das ist eine Story, die nicht hierher gehört ...
Eingentlich wollten wir noch ein paar Tage im Park bleiben, aber als wir im Main-Camp die nächsten Übernachtungen buchen wollte, begann wieder die Diskussion über die Fahrzeuggröße. Da die Campsite, für die wir uns interessierten, ohnehin belegt war, und wir den Bogen nicht überspannen wollten, rückten wir ab.
Mit dem guten Gefühl, mit unserem Fahrzeug keinen Flurschaden angerichtet zu haben, die leeren Kassen des NPs doch um einige Zim-Dollars bereichert zu haben und die Versorgungslage der supersymphatischen Campsite-Boys etwas verbessert zu haben, steuerten wir zufrieden gen Bulawayo.
Obwohl wir uns schon langsam im Farmland befinden, ist hier auf den breiten und gut ausgebauten Straßen nichts von den Konflikten um dieses Farmland zu spüren. Die Leute an der Straße sind freundlich, viele winken uns zu.
Weisse Farmer machen andere Erfahrungen.
Bulawayo selbst ist eine saubere, ruhige und angenehme Stadt mit sehr guten Einkaufsmöglichkeiten. Als zentral gelegene Campsite bietet sich der "Caravan-Park" im Central-Park an.
Wir besuchen das Eisenbahn-Museum und bestaunen bis zu 100 Jahre alte Dampflokomotiven und den Privat-Waggon von Cecil Rhodes, dem ehemaligen "Privatbesitzer" von Zimbabwe.
Auf der Campsite treffen wir Steffan aus Herford. Er ist mit seinem VW-Synchro auf abenteuerreichem Weg über Westafrika - Kamerun - DRC - und Angola ins südliche Afrika gekommen. Zusammen testen wir die exclusiven Restaurants hier in Bulawayo. Z.B.
Filetsteak mit Zwiebeln, Tomaten und Käse überbacken, Chips und Gemüse im legendären "Cape to Cairo" Restaurant für 1.30 USD.
Der Zim-Dollar befindet sich in freiem Fall. Der Wecheslkurs ist bereits 1:550
Eine weitere interessante Bekanntschaft ist Storm aus Harare, ein vielseitiger Tausendsassa, Tiefseetaucher, Farmbesitzer, der jetzt in die Politik geht, über gute internationale Kontakte verfügt und selbstbewußt einen Posten als Wildlife-Minister oder gar Vize-Präsident in einer neuen Regierung (nach dem erhofften Regierungswechsel) anstrebt.
13.6. - 17.6 Matobo NP
Am nächsten Tage fahren wir zum Matobo NP, 40km südlich von Bulawayo. Storm wollte uns dort besuchen. Nachdem es bereits dunkel geworden war, rechneten wir nicht mehr mit ihm. Aber Storm ist kein Schwätzer,- es ist bereits stockdunkel, als seine Scheinwerferlichter durch den Busch auf uns zusteuern. Kurz darauf geht es der Brandyflasche an den Kragen.
In den folgenden 4 Tagen entpuppt sich Strom als echter Buschmann. Seine Ausrüstung ist äußerst spärlich. Eine Zahnbürste, einen Sakko und ein paar Lebensmittel, mehr braucht er nicht. In der Kabine seines Geländewagens macht er es sich nachts gemütlich. Selbst nach einer um den Gefrierpunkt kalten Nacht lehnt er morgens das angebotene warme Wasser zum Waschen ab.
Wir gehen zusammen auf Gamedrive, spüren die Horste vom Black Eagle auf, untersuchen den Dung von Wildtieren, um auf deren Essgewohnheiten zu schließen, bestimmen Vogelarten, gehen bei Dunkelheit mit Scheinwerfern auf Leopardensuche (bis auf zwei Augenpaare vergeblich) und stöbern 3 White-Rhinos auf.
Storm hat am Dienstag einen Termin beim Radiosender (dafür der Sakko !). Es ist eine Gesprächsrunde zum Thema "Rassismus in Zimbabwe heute". Ein heikles Thema und eine echte Herausforderung an sein diplomatisches Geschick, da es mit vielen Tabus besetzt ist.
Ich bin davon überzeugt, dass es ersteinmal wichtig ist, die Andersartigkeit zu akzeptieren und zu tolerieren, und nicht zu verdrängen.
Dem westlichen Hochmut und Selbstverständnis entsprechend wird unter "anders" häüfig nur "minderwertiger" verstanden. Menschen und Völker sind unterschiedlich und das ist gut so, denn nur so kann man von einander lernen.
Als wir abends am Lagerfeuer sitzen, raschelt es neben uns in unserem Brotkorb. Im Licht der Taschenlampe sehen wir eine Maus eifrig an unserer Brottüte herumknabbern. Sie hat schon ein kleines Loch hineingefressen, so daß vom Kopf nur noch die großen runden Ohren herausschauen.
Ich stehe auf und gehe zu ihr, klopfe ihr auf die Schulter und sage:
"Hey, what are you doing, it´s our bread !"
Sie schaut zu mir herauf, zögert einen Moment, und macht sich enttäuscht vom Acker, ganz ohne Hektik. Eine Szene wie in einem Comik. Wir lachen noch lange darüber, - bis uns die leere Brandyflasche ins Bett zwingt.
Der Matobo NP teilt sich in einen "Recreation Park" und ein "Game Reserve". Seinen besonderen Charakter erhält der Park durch die vielen Kopjes, kleine Hügel mit darauf zum Teil abenteuerlich aufgetürmten Granitbrocken, als wenn ein Riese mit Bauklötzen gespielt und vergessen hat, diese weg zu räumen.
Besonders von der Spitze dieser Mini-Gebirge hat man einen phantastischen Ausblick. Diese Kopjes sind daher auch das ideale Revier der Leoparden. Wir finden viele Spuren von ihnen, aber der scheue Räuber selbst läßt sich nicht blicken.
Die Maleme-Campsite ist für die meisten Camper wohl die erste Wahl, wir ziehen aber den Busch vor und verbringen die Tage am Mezilume- und Madingizulu Dam.
Vom Matobo NP zurückgekehrt bleiben wir noch ein paar Tage in Bulawayo. Dort treffen wir wieder Steffan. Er wollte eigentlich auch zum Matobo NP kommen, hat es auch bis dorthin geschafft, aber kaum war er im Park angelangt, verabschiedete sich ein Hinterrad.
Provisorisch konnte er das Rad wieder befestigen und wieder zurück nach Bulawayo fahren.
Jetzt benötigt er neue Radbolzen. Aber Steffan weiß mittlerweile, wie er sein Gefährt immer wieder flott bekommt.
Auf dem Weg zum nächsten Ziel, den "Great Zimbabwe Ruins" machen wir einen großzügigen Umweg über Gweru. Dort gibt es den "Antelope Park", wo u.a. auch Löwen aufgezogen werden.
Ohne große Erwartungen und konkrete Vorstellung fahren wir dort hin.
Wir landen auf einem Vergnügungs- /Freizeitpark. Alles ist vollkommen durchorganisiert und gemanagt. Hier eintragen, Haftungsausschluss unterschreiben, dort gegenzeichnen, Karte wieder abgeben usw.
Ein junges Fräulein kümmert sich um uns, um unser "Aktivitätenprogramm" zusammen zu stellen. Pferdereiten, Elefantenreiten, Lionswalk, Game-Drive in eigenem Reservat etc. Jede Aktivität ab 20 USD/Pers. aufwärts mit persönlicher Betreuung.
Wir fühlen uns vollkommen deplaziert, bei so viel "organisiertem Wildlife" überkommen uns panikartig Fluchtgedanken.
"Wir sind auf dem Wege nach Harare und wollen eigentlich nur hier über Nacht campieren",
flunkere ich ein wenig, um uns hier morgen einigermaßen sauber aus dem Staub machen zu können.
Uns wird eine Campsite zugeteilt und die Campsite-Boys entfachen zwei Feuer. Eines im Holzgrill und eines in einer Feuerstelle. Ich kann sie nicht davon überzeugen, dass ein kleines Feuerchen reichen würde. Es wird heute abend kalt und daher müssen zwei riesige Feuer sein.
An dem Holzgrill habe ich eher das Gefühl an einer Hochofenschmelze zu arbeiten als an einer Kochstelle. Mich wundert, dass der Kochtopf nicht schmelzend durch das Rost sickert. Das zweite Feuer lodert ungenutzt. Mit dem Holz, welches hier mal eben so verbrannt wurde, käme ein Tuareg ein Jahr aus.
Am nächsten Morgen gibt es eine "Gratis Aktivität":
"Löwenbabies beim Füttern zusehen"
Marion bekommt eine Milchflasche in die Hand gedrückt und hinein geht es ins Gehege der Löwenbabies.
Schlagartig ändert sich die Einstellung zu diesem Park. Die drei Löwenbabies sind d i e Sensation. Sie tollen miteinander, zupfen vorsichtig an unserer Kleidung und legen sich auf den Rücken, um sich kraulen zu lassen. Am putzigsten ist es jedoch, wenn sie auf dem Rücken liegend mit verklärtem Blick die Milchflasche leernuckeln und anschließend am Finger weitersaugen. Etwas drolligeres als diese Mini-Leos kann man sich kaum vorstellen.
Egal was man von diesen organisierten Wildlife-Aktivitäten hält, der Besuch bei den Löwenbabies ist die absolute Show.
Noch immer die Knopfaugen der kleinen Löwen vor Augen, machen wir uns auf den Weg nach Masavingo zu den "Great Zimbabwe Ruins".
Die Straße von Gweru über Shurugwi nach Masavingo ist wider erwarten gute Asphaltstraße.
Direkt am Fuße der Ruinenanlagen befindet sich eine Campsite. Da die Anlage nicht umzäunt ist, sorgen zwei Polizeihelferinnen für Sicherheit. Ab 18:00 Uhr beginnt ihr Wachdienst und sie sitzen fröhlich schwatzend die ganze Nacht an einem kleinen Feuer bei Eiseskälte (Nachttemperatur 2°C) und "bewachen" uns. Aber die einzigen Räuber weit und breit sind die Paviane, die jede Chance nutzen, um Beute zu machen. Uns klauen sie eine Banane.
Bevor wir am nächsten Tag mit der Besichtungn beginnen, informieren wir uns im kleinen Museum über die Geschichte des "Great Zimbabwe", aber man weiß eigentlich recht wenig über die historische Stätte, da es keine authentischen Aufzeichnungen oder mündliche Überlieferungen gibt.
So ist immer noch unklar, welches Volk dort lebte und mit welcher Motivation die festungsähnlichen Anlagen errichtet wurden. Der Aufwand und das handwerkliche Geschick der Erbauer läßt jedoch auf eine hochstehende afrikanische Kultur schließen.
Die Bauwerke und deren Anordnung werfen viele Fragen über deren Zweck und Verwendung auf und vieles wird wohl für immer ein Geheimnis bleiben, stolz gehütet von einer gigantischen Steinmauer.
Aber nicht nur die "Great Zimbabwe Ruins" machen diese Gegend zu einem lohnenden Ziel. Auch der "Lake Kyle" ist ein landschaftliches Highlight. Als typischer Stausee findet man an den Ufern abgestorbene Bäume, die im Morgennebel, der über den See zieht, für eine geheimnissvolle Stimmung sorgen. Vieles erinnert uns an den "Lake Kivu" in Ruanda.
24.6. - 30.6 Eastern Highlands
Eigentlich wollten wir ja schon in Mosambik sein, aber die Zeit für einen Abstecher in die "Eastern Highlands" nehmen wir uns noch. Über Chipinge geht es in den südlichen Teil der Highlands in den Chirinda Forest zum größten Baum Zimbabwes, dem "Big Tree", einem über 50m hohen Mahagoni-Baum.
Der Chirinda Forest liegt nahe der Grenze zu Mosambik und es herrrscht hier reger Grenzverkehr, insbesondere bei einsetzender Dunkelheit. Wir sehen Leute, die große Kanister Richtung Grenze-Mosambik schleppen. Hier wird Ghaddafis billiges Öl in harte Devisen umgemünzt und sorgt für ein bescheidenes Einkommen.
Es ist bereits dunkel, als wir in den engen Buschweg zur einzigen Campsite hier einbiegen. Nach 500m geben wir auf, der Weg ist zu schmal, die Äste hängen zu tief. Also den Weg im Rückwärtsgang noch einmal. Bei Dunkelheit eine fahrtechnische Übung von besonderem Reiz. Für die Nacht finden wir bei der "Selinda Mission" einen Stellplatz.
Die darauf folgenden Tagen fahren wir hoch in den Norden der Eastern Highlands bis zum "Worlds View", machen einen Abstecher in das "Honde Valley" und bunkern zum Schluß noch ordentlich Lebensmittel in Mutare. Der Wechselkurs liegt mittlerweile bei 1 USD = 600 Zim$. Es lohnt sich nicht mehr, selbst zu kochen. Im Restaurant des "La Rochelle", einem Hotel der "gehobenen" Preisklasse kostet uns das 5-Gänge Menu mit 1 Flasche Wein ca. 5.- EUR für zwei Personen. Wir legen im Mc. Dee einen "Weinkeller" an; 30 Flaschen Wein aus Zimbabwe für 15.- EUR.
Während wir auf unserer bisherigen Reise durch Zimbabwe noch nichts vom Konflikt zwischen den weissen Farmern und den schwarzen Farmbesetzern gespürt hatten, - in den Eastern Highlands änderte sich dieses. In den Gesichtern war eher Unzufriedenheit und auch manchmal Ablehnung zu erkennen. In Mutare kam es vor, dass jemand uns hinterherbrüllte "Are you british ?!". Nicht alle sind hier so gemäßigt wie im südlichen oder westlichen Zimbabwe.
Echte Feindseeligkeit oder Aggression haben wir aber nicht erlebt und von einem Besuch der "Eastern Highlands" sollte diese (jetzige) Lage noch nicht abhalten. Wie sich die Lage allerdings in den nächsten Monaten weiter entwickelt, kann wohl kaum jemand vorhersagen.
Die gallopierende Inflation (160%/Jahr), der rasende Verfall des Zim-Dollars und die sich weiter verschärfende Lebensmittelverknappung lassen nichts Gutes ahnen.
Entspannt und freundlich dagegen ging es im "Honde Valley" zu, das uns von den gesamten Highlands am besten gefallen hat. Die "Eastern Highlands" sind gut geeignet, ein paar Tage lang etwaiges Heimweh nach Europa auszukurieren. Landschaft und Klima bieten ideale Voraussetzungen dafür.
Bis auf das "Honde Valley" hielt sich unsere Begeisterung in Grenzen.
Einen Tag vor unserer geplanten Ausreise nach Mosambik wollen wir noch etwas Geld wechseln, um Dieseltanks noch vollständig zu füllen, aber plötzlich ist es aus mit den traumhaften Schwarzmarktkursen. Dort, wo vor ein paar Tagen noch 600 Zim$ für 1 USD zu bekommen waren, gibt es nur noch den offiziellen Kurs 1:55. Irgendetwas ist passiert, wahrscheinlich sind die Wechselstuben jetzt gezwungen, nur zum offiziellen Kurs zu wechseln. (was eigentlich für lizensierte Wechselstuben selbstverständlich ist)
Da wir hier in Mutare und an der Grenze keinen Schwarzmarkt ausfindig machen können, vertanken wir unsere letzten Zim-Dollar und fahren zur Grenze nach Mosambik.
Zum offiziellen Wechselkurs ist Zimbabwe ein zu teures Pflaster. Alles wäre ab heute 12 mal teurer als noch vor 4 Tagen. Ob die Bindung der Wechselstuben an den offiziellen Kurs nur hier in Mutare erfolgt ist oder landesweit gilt, ob es nur vorübergehend ist oder grundsätzlich können wir nicht mehr klären. In den Zeitungen und den Nachrichten wurde aber schon angedeutet, dass etwas gegen den Schwarzmarkt unternommen werden soll.
Uns fällt der Abschied von Zimbabwe nicht leicht, und das nicht nur wegen der "Schlaraffenlandpreise". Die Eindrücke, inbesondere Hwange NP und Manapools NP sitzen tief. Während der 7 Wochen hatten wir optimales Wetter, keinen Regen, die Tage waren sonnig und warm, die Nächte frisch bis kühl. Die Zimbabwer sind ausgesprochen freundliche und angenehme Menschen. Von den bisher von uns bereisten afrikanischen Ländern vermuten wir hier das größte Potential an wirtschaftlicher Entwicklung. Hoffentlich schafft es Zimbabwe, die derzeitige Krise in einen konstruktiven Neuanfang umzudrehen und eine ihrer Kultur und Mentalität entsprechende Wirtschafts- und Staatsform zu schaffen. Warum sollen weiße Zimbabwer, die sich damit identifizieren, dieses nicht mit aufbauen ?!
Die Ausreise aus Zimbabwe verläuft problemlos. Es wird weder nach einer Roadtax gefragt, noch interessiert man sich für unsere vollen Dieseltanks und Kanister.
Bis auf die Diskussion um die Road-Tax ist die Einreise nach Mosabik ebenfalls einfach.
Die Visa hatten wir uns schon in Lusaka besorgt. Anstelle des gebührenpflichtigen (1 USD) TIP (Temporary Import Permit) wurde auch das Carnet de Passage akzeptiert. Ganz vertraut war man mit dem Dokument nicht, aber es machte Eindruck und mit etwas Unterstüzung beim Ausfüllen ging die Sache klar.
Das Problem begann, als man eine Road-Tax und eine Versicherung verlangte. Als Versicherung haben wir ja die "Kenia-Comesa-Versicherung", aber die Road-Tax haute uns ersteinmal vom Hocker:
"You have to pay 150 USD for Beira", erklärte mir der äußerst korpulente Herr, während er sein Mittagsessen verspeiste (1/2 Hähnchen mit Reis) und sich die Finger vom Hähnchenfett sauberleckte.
So ähnlich hätte er sich wohl auch die Finger geleckt, wenn ich ihm die 150 USD auf den Tisch gelegt hätte.
"WIEVIEL, 150 US-Dollar ??? NIEMALS !!!", da brauchte ich nicht zu schauspielern, den Betrag würde ich niemals zahlen. Bis Beira sind es 250km.
"75 USD für eine Fahrt nach Beira, 150 USD hin und zurück !", sagte er in einem Ton, der sich jeden Widerspruch verbat.
"Große LKWS haben das zu zahlen"
Der Hintergrund ist, dass der Warenverkehr von Seegütern nach Zimbabwe über den Hafen von Beira in Mosambik läuft, und Mosambik sich diesen Warentransit gut bezahlen läßt. Wir transportieren aber keine Waren und sind auch kein kommerzielles Fahrzeug.
Ich verlange von ihm die gesetzliche Bestimmung oder eine Tariftabelle, aus der die Tarife ersichtlich sind, sonst zahle ich keinen Pfennig. Er macht gar nichts, sondern sagt nur, ich hätte zu zahlen.
Wir gehen auseinander, er bleibt in seinem Häuschen sitzen, wir sitzen vorne im Magirus und trinken Kaffee und zeigen so, dass wir Zeit haben. Er lehnt sich zurück und stellt sich schlafend. Wir essen Kekse und lesen in Büchern. Ein kleiner Nervenkrieg beginnt.
Nach einer Stunde kommt ein Kleinlaster aus Zimbabwe vor die Schranke gefahren. Auf ihn hatte ich gewartet. Kurz bevor er die Schranke passiert, mache ich einen Beamten auf das Schild mit den Gewichtsangaben aufmerksam. Leergewicht 2,8 t, zulässiges Gewicht 6,6t.
Offensichtlich ist man bei Leuten gleicher Hautfarbe großzügig und drückt ein Auge zu, während man die weissen Touristen schon mal schröpfen kann.
Ich wecke den Dollareintreiber und frage ihn, warum der vollbeladene LKW, mit garantiert über 4t Gewicht nichts bezahlen muss, obwohl angeblich alle Fahrzeuge über 3t Road-Tax zahlen müssen. Jetzt kommt die Diskussion in Gange. Alle debattieren auf einmal. Argumente wie, "die anderen Touristen mußten das auch bezahlen", "der andere LKW war aber kleiner" usw. sind zu hören.
Der Dicke hat auf einmal die gesetzliche Bestimmung in der Hand, aus der hervorgeht, dass LKWs zu zahlen haben, ab wieviel Tonnen und warum der andere nicht bezahlen mußte, kann er aber trotzdem nicht erklären. Den anderen Grenzbeamten wird es jetzt zu bunt. Mit dem Hinweis, ich sei kein Lastwagen, sondern ein privates Wohnmobil bekommen wir nach 3 Std. freie Fahrt.
Grundsätzlich spricht nichts gegen Road-Tax, wenn sie angemessen ist und die Straßen auch in einem entsprechenden Zustand sind, aber die Straßen in Mosambik sollen katastrophal sein und dafür auch noch 75 USD zu zahlen, (u.U. sogar noch mehr) ist nicht mehr einzusehen.
Die erste mosambikanische Nacht verbringen wir im "Casa Msika", am Chicamba Stausee, ca. 50km hinter der Grenze.
2.- 3.7. Gorongosa NP
Unser erstes mosambikanisches Reiseziel ist der Gorongosa NP. Von der Transportlinie Mutare-Beira zweigt auf halber Strecke die neue Trasse zur Sambesi-Fähre in Caia ab. Aber wir sind noch zu früh hier, die Asphaltierungsarbeiten bis zur Zufahrt zum NP sind noch nicht ganz abgeschlossen, so dass wir noch einige Kilometer Rumpelpiste zu fahren haben.
Zum Camp im Park selbst sind es nochmals 35km, bis wir abends auf der Campsite eintreffen. Die Verständigung mit den Parkrangern ist nahezu unmöglich, zwischen ihrem Portugiesisch und meinen paar Brocken Spanisch vermittelt nur die Zeichensprache. Aber viel gibt es auch nicht zu klären, wir wollen hier halt 2 Tage campieren und in den Park fahren.
Als kleine nette Überraschung zum Empfang erfahren wir, dass sich die Preise ermäßigt haben.
Erst Zimbabwe im Sonderangebot und jetzt auch hier Preisermäßigung !? So langsam mache ich mir Sorgen, wie ich meine Dollars unter die Leute bringen kann.
Der Campingplatz könnte als "Kriegsmuseumsdorf" sogar zusätzlich Eintritt nehmen.
Die meisten Bauwerke sind noch im "Original-Nachkriegszustand", eingestürzt und mit Geschossspuren verziert. Besonders als morgens um 6:00 Uhr die Parkranger im Gleichschritt und singend auf dem Gelände exerzieren, schwebt über dem Ganzen noch der Geist des Bürgerkriegs.
Ein weiterer Nachlass des Bürgerkriegs ist der spärliche Tierbestand im NP.
Landschaftlich ist er ausgesprochen schön und anwechslungsreich. Sumpfgebiete, dichter Busch, kleine Tümpel und Seen, offene Lichtungen und dazwischen immer wieder weite Flächen Grasland.
Das Gras steht recht hoch und für kleinere Fahrzeug ist die dadurch eingeschränke Sicht sicher ein Problem, auf unseren 2.8m hohen Sitzplätzen fühlen wir uns fast wie auf einem fahrenden Jägerstuhl. So entgehen uns die Krokodile, die sich in einiger Entfernung vor uns in den Fluß stürzen, nicht. Wir halten an der Stelle an und warten regungslos auf das Wiederauftauchen der Urviecher.
Sie lassen uns lange warten, aber irgendwann ist der Wunsch, sich auf den sonnengewärmten Uferbanken zu räkeln, übermächtig. Das erste Krok gleitet lautlos aus dem Wasser und liegt Sekunden später auf der Sandbank. So nach und nach erscheinen die anderen, wobei sich das größte auch als größter Feigling erst zuletzt zeigt. Nach einer 3/4 Stunde liegen 4 stattliche Kroks vor unserer Kamara. So dicht und ungestört hatten wir bisher noch keine Krokodile beobachten können.
Mit unserem "fahrenden Jägerstuhl" geht es weiter im Park umher, bis ein Löwe am Wegesrand eine Vollbremsung auslöst. Mit Löwen hatten wir hier überhaupt nicht gerechnet, aber Marion hatte ihn gerade noch erspät, als er hinter den Grasbüscheln in Deckung gehen wollte. Jetzt peilte er mit flachgelegten Ohren gerade über die Grashalme zu uns herüber. Nachdem wir uns so einige Zeit gegenseitig beäugt hatten, entspannte sich Leo etwas, kam mit dem Kopf etwas höher und kniff als Zeichen der Entspannung die Augen blinzelnd zu. Wir hatten uns wohl aneinander gewöhnt und er schien sogar kurzzeitig zu dösen. Er machte jetzt einen sehr harmlosen, fast verschmusten Eindruck.
Aber wir hatte ihn ganz klar durchschaut:
Er wartete nur darauf, dass wir zum Streicheln zu ihm herüberkommen ....
Mit den Erinnerungen an einen schönen NP, ein paar Kroks in der Kamera und dem erhabenen Gefühl, einem cleveren Löwen nicht auf den Leim gegangen zu sein, verließen wir den Park Richtung Quelimane am Indischen Ozean.
4.- 11.7. Kassi-Kassi Beach (Indischer Ozean) bei Quelimane
In der Nacht hatte es begonnen zu regnen und Mosambik zeigte sich von seiner etwas rauheren Seite. Die Piste zurück zur Hauptstraße wurde rutschig, es regnete oder nieselte ständig und ein feuchter Dunstschleier hing in der Luft. Ein Großteil der Strecke bis zur Sambesi-Fähre war zwar asphaltiert, aber die meiste Zeit quälten wir uns auf unbefestigter, schmieriger und holperiger Lehmpiste vorwärts. Unser Mc.Dee war abends mit einer dicken Schlammkruste paniert.
Aber nichts ist so beständig wie der Wechsel; am nächsten Morgen schien die Sonne wieder wie gehabt und so konnten wir bei schönstem Wetter die Aktivitäten am Fähranleger beobachten. Es ist immer wieder erstaunlich, mit welcher Gelassenheit die Schwarzen mit den Unzulänglichkeiten und den Problemen umgehen. Es läuft zwar chaotisch, aber es läuft irgendwie.
Auf der anderen Sambesiseite führt die gute Asphaltstraße durchgängig bis Quelimane. Wir fahren noch etwas weiter auf einer 32km langen asphaltieren Granattrichter-Straße an den Strand von Kassi-Kassi. Hier werden wir uns erstenmal ein paar Tage ausruhen. Das Plätzchen zwischen Restaurant und Indischem Ozean ist bestens dazu geeignet. Es fehlt zwar an allem, was man als touristischen Standard bezeichnen könnte - die Restaurantküche ist draußen auf dem Hinterhof, es gibt nur Bier und Fanta, das Wasser wird direkt aus dem Brunnen geschöpft und die Speisekarte wäre das Papier nicht wert, auf dem es geschrieben ist - aber es gibt fangfrische Fische und Garnelen aus dem Meer, und daraus zaubern die Burschen hier ein Fischgericht, das man so schnell nicht vergißt.
Fisch in Limonensosse, mit Reis und Pommes-Frites und Salat ist die Spezialität des Hauses, und ein paar Häuser weiter gibt es bei "Mama" Garnelen in Tomatensoße. Wer sich Mama anschaut weiß sofort: Hier gibt es keine halben Portionen und was Mama kocht, das schmeckt ....
Wieder bleibt unsere eigene Bordküche für mehrere Tage kalt.
Das Wetter - es ist hier Winter - stellt jeden Sommer in Deutschland in den Schatten. Tagsüber sonnig warm und nachts angenehme 15-18 C°. Nur wenn der Wind etwas auffrischt, kann es im Schatten schnell kühl werden.
Am Wochenende sind hauptsächlich Mosambikaner aus Quelimane hier anzutreffen, ansonsten verschlägt es nur wenige Weiße hierher, u.a. Felix aus Holland. Er arbeitet freischaffend für die UN, ist gerade dabei, hier ein paar Häuser vom Staat zu mieten, (Privateigentum ist im ehemals erzkommunistischen Mosambik noch nicht ganz so einfach) und wenn er wieder in Holland ist, will er sich einen Magirus kaufen. Die Sache mit dem Magirus ist aus unserer Sicht die bessere Investition.
Nach einer Woche, die wie im Fluge vergeht, schnurrt der Deutz-Motor weiter gen Norden.
12.- 16.7. Quelimane nach Ilha Mocambique
Für die knapp 600km von Kassi-Kassi Beach bis nach Ilha Mocambique brauchen wir 3 Tage.
Dieses ist keinesfalls rekordverdächtig; wer etwas energischer auf´s Gaspedal tritt, kann durchaus einen Tag gewinnen. Hier im Norden Mosambikes wird Afrika wieder afrikanisch und wir genießen in gemütlicher Fahrt die Bilderbuchlandschaft.
Den richtigen Weg findet man eher mit Spürsinn als durch Wegweiser, der Anteil der Rumpelpisten steigt, die Treibstoffversorgung wird spärlicher und Campsites gibt es überhaupt nicht mehr. Hier rauscht man nicht mehr auf Asphalt von einer Campsite zur nächsten, sondern hier "erfährt" man Afrika wieder.
Ein Großteil der ehemals vorhandenen Brücken sind noch vom Bürgerkrieg zerstört und wurden an anderer Stelle durch Behelfsbrücken ersetzt.
Mit der Suche nach einem Stellplatz für die Nacht beginnen wir rechtzeitig, denn die gesamte Strecke von Quelimane bis Ilha Mocambique ist wie ein langgezogenes Dorf, und ein einsamer Stellplatz ist absolute Mangelware. Wegen der noch vorhandenen Landminen ist ohnehin besondere Vorsicht beim Verlassen der Hauptstrecken geboten. Die vielen Opfer, die wir unterwegs sehen, die jetzt an Krücken oder Rollstuhl gebunden sind, erinnern uns immer wieder an das Vorhandensein dieser entsetzlichen, perversen Kriegswaffe.
Die dem Festland vorgelagerte Insel "Ilha Mosambique" ist mit dem Festland über eine 3.5km lange, einspurige Brücke verbunden. Schwere Fahrzeuge dürfen nicht passieren, zwei Begrenzungspfosten am Eingang machen dieses unmißverständlich klar.
Direkt an der Brücke am Meer gibt es eine Campsite, die von einer freundlichen Mosambikanerin betrieben wird. Diese entwickelt sich im Laufe der nächsten Stunden zu einer "Hochburg für deutsche Traveller". Erst trudeln Marion und Boris mit ihrem Toyota-Buschtaxi hier ein, dann Steffan aus Leibzig, ebenfalls mit Toyota-Mobil und kurz vor unserer Abreise kommt noch ein weiterer deutscher Backpacker.
Am nächsten Tag wird die Insel-Stadt ausgekundschaftet. Sie hat eine wechselhafte Geschichte als eine der ersten europäische Siedlungen im südlichen Afrika und war lange Zeit eine "multi-kulti-Gesellschaft" aus Arabern, Indern, Afrikanern und Europäern, bis sie im 18 Jh durch Sklaven-, Gold- und Elfenbeinhandel unter den Portugiesen ihre Blütezeit erlebte.
Seit der Unabhängigkeit Mosambiks und dem Abzug der Portugiesen verfallen die Bauwerke zusehens und der Charme und Prunk der Vergangenheit verblasst hinter abbröckelnden Fassaden oder wird unter den eingestürzten Mauern begraben und von der Armut der jetzigen Bewohner abgelöst.
Wider erwarten sind Hauptstrecken hier im Norden von Mosambik gut ausgebaut und in gutem Zustand. Daher beschließen wir, einen "kleinen" Abstecher nach Pemba zu machen. Jeder, der Pemba kennt oder etwas davon wußte, schwärmte in den höchsten Tönen von den Traumstränden von Pemba.
Türkisfarbenes Wasser, weißer Sand und Palmen am Strand sollen eine ernst zu nehmende Konkurrenz zur Karibik darstellen.
Das klang alles gut und was sind schon 400km für den schnurrenden Deutz-Diesel auf guter Asphaltstraße. Für den Deutz kein Problem, der Fahrer war abends allerdings müde.
Am nächsten Tag schauen wir uns die Pemba Beach genauer an und finden tatsächlich die afrikanische Karibik. Die sichelförmige Bucht mit dem kristallklarem Wasser und einen mit Palmen gesäumten weissen Sandstrand ist der Inbegriff einer "Bounty-Beach" und läßt das Herz jeden sonnenhungrigen Europäers höher schlagen. Aber auch die Mosambikaner wissen diesen Traumstrand zu schätzen. Besonders am Wochenende erlebt man Strandleben a la Afrika.
Mädchen und Jungens verkaufen ihre selbstgebastelten Kunstwerke, Souvenirs, Getränke, Fisch, Obst, Snacks usw. Am Strand wird Fussball gespielt, als ginge es um die Weltmeisterschaft und hier und da wird die Gelegenheit zu einem kleinen Flirt genutzt. Alles sehr entspannt, unaufdringlich und harmonisch.
Hoffentlich bleibt dieser Strand noch lange vom Neckermann-Tourismus verschont.
Ein paar Kilometer weiter Richtung Osten wird es einsamer, und man findet noch seinen eigenen Privatstrand, für eine Bounty-Reklame ist er allerdings nicht mehr so geeignet.
23.- 25.7 Von Mosambik nach Malawi (Pemba-Cuamba-Mangochi)
Zufrieden mit der Entscheidung, den 700km-Abstecher nach Pemba gemacht zu haben, machen wir uns auf den Weg Richtung Malawi, um von dort zu unserem nächsten Reiseziel, in den Norden Sambias zu kommen.
Bei Nampula geht es auf eine ca. 500km lange Erdpiste, die als einigermaßen befahrbar beschrieben ist und durch touristisches Niemandsland führt. Da wir noch ordentlich Diesel gebunkert haben und auch sonst mit allem Notwendigen gut versorgt sind, stellt dieses kein Problem dar, nur mit der Aussicht auf ruhige Übernachtungsplätze sieht es schlecht aus.
Wir übernachten daher zu Beginn der Etappe noch einmal bei der Kirche "Redentor", 60km vor Nampula, wo letztesmal der Prister der Kirche uns auf seinen Hof zum Übernachten eingeladen und uns für die Rückfahrt ebenfalls willkommen geheißen hat. Also nehmen wir das Angeot an. Er ist hocherfreut uns wiederzusehen und kündigt für morgen die Besichtigung der Kirche, des Mädchenwohnheims und des kleinen Hospitals an. Eigentlich wollen wir ja früh morgens auf die Piste, aber wir wollen auch nicht unhöflich sein und es interessiert uns ja auch.
Natürlich wissen wir, dass nach so einem exklusiven Rundgang durch diverse karitative Einrichtungen eine kleine Spende fällig ist und so kramen wir wieder einmal unsere Bestände durch.
Ein paar Einwegspritzen können wir noch entbehren, (in den letzen 4 Wochen werden wir sie hoffentlich nicht mehr brauchen ?!), eine elastische Binde, Asprin-Tabletten und einen tollen 230V-Lüfter für das Behandlungszimmer des Hospitals.
Von dem Nutzen des großen Lüfters sind wir vollkommen überzeugt. In Mosambik kann es verdammt heiss werden, und jeder, der in einem stickigen Behandlungszimmer sitzt und in seinem eigenen Angstschweiss badet, wird diesen wunderschönen Schwenklüfter zu schätzen wissen.
Zusätzlich zu den kleinen Sachspenden überreichen wir noch 100.000 Meticais in bar, was immerhin für 100 Brötchen für das Mädchenheim reicht. Aber irgendwie will auf dem Gesicht des Pristers keine richtige Freude aufkommen. Er nimmt die Sachen an und murmelt irgendwie, ob es uns auch recht sei, wenn er den Lüfter statt fürs Hospital in sein Haus nähme.
Wir sind perplex, spontan fällt mir nur der Spruch ein: "Wer das Kreuz hat, segnet sich zuerst". Jetzt landet der schöne Lüfter in seiner Wohnstube zwischen Stereoanlage und Farbfernseher.
Als nächstes macht der Gottesdiener deutlich, was er eigentlich erwartet:
Er erzählt von einem Deutschen hier in der Nähe, der das Mädchenheim ständigt mit "Money" unterstützt.
Also erst bei einem Dauerauftrag vom Konto zu Hause würden wir ein dankbares Lächeln von ihm erwarten können.
Ich bin bedient. Den Lüfter fürs Hospital reisst er sich unter den Nagel und bei Übergabe der anderen Sachen und des Geldes verzieht er die Miene als sei ich ein armer Sünder.
Am liebsten hätte ich ihm alles wieder aus der Hand genommen, besonders die Einwegspritzen und den Lüfter.
Dass er für sein Mädchenheim um Sponsoren wirbt, ist ja in Ordnung, aber unsere Bemühungen, etwas für sein Hospital zu tun, hätte wenigstens mit einem, wenn auch gespieltem Lächeln und einem "Dankeschön" honoriert werden können als mit dem Gefühl:
"Komm weißer Bruder, gib mir Geld, oder warum bist Du noch hier !"
Es fällt mir schwer, meinen Ärger zu unterdrücken. Als mich beim Tanken in Nampula die jungen Bengels auch noch ständig mit "Oh, Patron, give me Money" anhauen, sinkt meine Stimmung auf den Nullpunkt. Die wunderschöne Landschaft, durch die wir ab Nampula fahren, kann meine schlechte Stimmung nur geringfügig aufhellen. Für heute bin ich es leid, ständig der "reiche weisse Bruder" zu sein.
Wie erwartet, gestaltet sich die Suche nach einem ruhigen Plätzchen für die Mittagspause und einem Übernachtungsplatz schwierig. Wie auf allen Strecken, die wir bisher in Mosambik gefahren sind, gibt es nur die Hauptstraße und es besteht eigentlich keine Möglichkeit, diese zu verlassen. Es zweigen nur Fußwege zu den Hütten links und rechts ab. Alles ist fast durchgängig besiedelt und man hat den Eindruck, durch ein endlos langes Dorf zu fahren. Auf den Straßen tummeln sich die Leute so dicht, dass sie "Stille Post" durch ganz Mosambik spielen könnten. Als einziges einigermaßen ruhiges Plätzchen erweisen sich die Kiesgruben, die dem Straßenbau gedient haben. Hier finden wir zwar keine schönen, aber doch meist ungestörte Stellplätze für die Nacht.
Am nächsten Morgen nach der frustrierenden Priester-Episode vertreibt das herrliche Wetter die letzten düsteren Nebel aus meinem Kopf. Ich kann mich an keinen Sommertag bei uns zu Hause erinnern, der ein vergleichbares Wetter zu bieten hatte. Trockene klare Luft, eine Sonnenlicht, dass die Farben leuchten läßt, dazu sanfter Wind. Dieses Wetter haben wir bis auf einen Regentag seit 3 Monaten. Uns graut schon wieder vor dem norddeutschen Wetterbericht.
Die Landschaft ist grandios. Wir hatten uns Mosambik anders vorgestellt. Eintönig, flach, trockenes Gras- und Buschland. Aber hier fahren wir durch grüne hügelige abwechslungsreiche Landschaft mit Palmen, Bananenstauden, Mangobäumen, Baumwollfeldern, Flüssen und mittendrin gigantische, monolithische Granitberge mit steilen, glattpolierten Felshängen. Die Leute hier auf dem Land sind freundlich und liebenswert. Die Unterhaltung reduziert sich auf ein paar einfache Wörter, aber Gesten und Zeichensprache sind viel lustiger und manchmal reicht es aus, wenn man zusammensitzt und dabei gemeinsam ein paar Erdnüsse knabbert. So unterschiedlich die Welten auch sind, es gibt viel mehr Gemeinsamkeiten als man glaubt. Verständigung ohne gemeinsame Sprache ist der Beweis dafür.
Obwohl die Piste streckenweise durchwachsen ist, läßt sie sich doch bis Cuamba noch einigermaßen fahren. Die Landschaft entschädigt für jedes einzelne Schlagloch.
Die letzten 100km bis zur malawischen Grenze haben es dann allerdings doch in sich. Man hat es mit einer üblen Schlaglochpiste zu tun, die lange nicht mehr unter den Erdhobel gekommen ist. Die Landschaft wird jetzt doch eintönig flaches Buschland.
40km vor der Grenze finden wir in der Nähe des Dorfes Mutuali wieder unsere Kiesgrube zum Übernachten. Allerdings nicht gänzlich unbemerkt von den Einheimischen. Als es bereits dunkel ist, hören wir draußen laute Stimmen. Als ich aus dem Auto springe, steht vor mir ein 15-köpfiges, mit Macheten und Stöcken bewaffnetes "Empfangskomitee" des Dorfes. Der Anführer steht vor mir, brüllt laut und gestikuliert wild.
Irgendwie will er mir deutlich machen, dass wir hier nicht bleiben sollen.
Er versteht schnell, dass ich nichts verstehe. Meinen fragenden Blick mit dem Hinweis auf die Macheten versteht er aber gleich richtig. Alle Stöcke und Macheten verschwinden sofort von der Bildfläche und man zeigt mir, dass keine bösen Absichten vorliegen.
"Wir sind Deutsche, kommen aus Maputu und fahren morgen früh weiter nach Malawi und wollen hier heute Nacht schlafen", erkläre ich auf Spanischportugisisch.
Gemurmel und Getuschel zeigt mir, dass sie das verstanden haben.
Der Anführer reicht mir die Hand und jetzt verstehe ich auch ihn.
Er fragt sich, warum wir hier stehen und nicht ins Dorf kommen; da ist doch viel mehr los. Sie diskutieren noch ein wenig und kommen dann aber auch zu der Einsicht, dass es für alle Beteiligten wohl einfacher ist, wenn wir hier übernachten. Wir verabschieden uns per Handschlag und sie ziehen laut schwatzend und lachend davon.
Alles nette Leute hier, trotzdem bleibt die Alarmanlage heute Nacht eingeschaltet ...
Am nächsten Morgen, die Sonne war gerade über dem Horizont, da wurde es draußen schon wieder gesellig. Immer mehr Stimmen waren zu hören, die erst leise tuschelnd und dann immer lauter werdend plauderten, bis hin zur Volksfeststimmung. Es wurde höchste Zeit, dass wir uns blicken ließen, aber die Zeit zum Rasieren nahm ich mir noch. Schließlich will man ja dem Klischee des zivilisierten Weissen entsprechen.
Draußen mußten wir ersteinmal 25 Hände schütteln. Wir unterhielten uns pächtig, scherzten miteinander und bestätigten uns gegenseitig unsere Zuneigung, - nur, dass keiner verstanden hat, was der andere eigentlich gesagt hat.
Die Euphorie steigerte sich noch einmal, als wir unsere Polaroidkamera herausholten, um ein Gruppenfoto zu machen. Als das Bild mit lautem Geknarre vorne aus der Kamera schoß und auf dem Foto sich langsam die Konturen der einzelnen Personen abzeichneten, erreichte die Stimmung ihren Höhepunkt.
Es ist unglaublich und beneidenswert, wie sich diese Menschen, vor allen Dingen auch die Erwachsenen, freuen können. Mit dem Gefühl der echten Zuneigung verabschiedeten wir uns, drückten noch einmal 30 Hände und rumpelten weiter auf fürchterlicher Schlaglochpiste zur Grenze nach Malawi.
Die Grenzabfertigung in Mosambik ging schnell. Der dicke Grenzbeamte, der gerade beim Mittagessen war, wollte sogar auf das Ausstempeln des Carnets verzichten. Als ich trotzdem darauf bestand, wußte ich warum. Das Papier war für ihn "Böhmische Dörfer".
Ausser den 20 USD Road-Tax kostet die Einreise nach Malawi nichts. Deutsche brauchen kein Visum. Während auf der mosambikanischen Seite die Piste einem Panzer-Übungsgelände gleicht, wird auf malawischer Seite ein breiter Highway zur Grenze gebaut. Leider können wir diese neue Straße nur auf wenigen Kilometern nutzen, hauptsächlich quälen wir unser treues Gefährt aber über holperige Umleitungen.
Wir quartieren uns im "Palm Beach Resort" nahe Mangochi am Lake Malawi ein. Angeblich sollen die Strände hier nichts zu bieten haben, aber dieser Strand am Palm Beach zählt zu den schönsten, die wir am Malawiesee bisher gesehen haben. Wir stehen unter Palmen auf weißem Sand direkt am See. Was will man mehr ?!
Ausgeruht und erholt von den letzten 600km Holperpiste geht es nach 2 Tage wieder auf die (Holper)-Piste über einen Pass direkt nach Dedze. In Lilongwe bleiben wir noch zwei Übernachtungen im "Kiboko-Camp", machen Großeinkauf an Lebensmitteln, füllen alle Dieseltanks bis zum Rand und schlendern über den absolut sehenswerten Markt.
Alles ist hier erhältlich, insbesondere Schuhe werden hier zu hunderttausenden angeboten. Neuwertige oder vollkommen abgelatschte Treter, paarweise oder einzel, für jeden ist etwas dabei.
Nach 4 Tagen Malawi passieren wir die Grenze nach Sambia, es ist die 27. Grenzpassage in Afrika.
31.7 - 5.8. South Luangwa NP
Die Einreise nach Sambia verlief reibungslos, und aus unerklärlichem Grund brauchten wir keine Road-Tax zu zahlen. Vielleicht lag es daran, dass ich eindringlich darauf bestanden hatte, dass unser Mc.Dee kein Truck, sondern ein Campmobil ist. Über die Ersparnis von ca. 50 USD freut sich unsere Reisekasse.
In Chipata zweigt unsere nächste Rumpelpiste zum South-Luangwe NP ab. Zwar wollen wir dort auch auf Pirschfahrt gehen, hauptsächlicher Grund ist aber, dass von dort die einzige Querverbindung vom Osten in den Norden Sambias, unserem nächsten Ziel, ausgeht. Die Strecke ist eine anspruchsvolle Geländepiste, mit Flußquerungen und einem steinigen, ausgewaschenen und steilen Pass. Diese Piste, auch einfach "Road 05" genannt, erspart ca. 1000km Umweg über Lusaka. Mit 1m Watttiefe, ausreichend Bodenfreiheit und einem Kriechgang für steile Passagen sollte es mit unserem Mc.Dee eigentlich machbar sein.
Die 130km lange Anfahrt zum South Luangwa NP ist neu geschoben. Im letzten Jahr war dieses noch anstrengende Holperpiste. Allerdings bildet sich bereits starkes Wellblech, so dass die Fahrt zum NP nicht unbedingt ein Vergnügen ist. Als Camp dient das "Flat Dog", direkt am Eingang zum NP gelegen. Unseren Stellplatz wählen wir so, dass wir eine gute Sicht auf den Luangwe-River und dem Crossing-Point der Elefanten haben. Das Flat-Dog liegt nämlich auf einem Elefantenpfad, weshalb Elefanten im Camp keine Seltenheit darstellen, wie wir uns schnell überzeugen können.
Abends kommt eine Gruppe von 8 Elefanten von der anderen Seite durch den Fluß zu uns herüber und tummeln sich keine 10m vor unserem Stellplatz.
Aber es sollte noch dichter kommen !
Am nächsten Tag wollen wir abends in den Park fahren, um mit der restlichen Ticketzeit (24Std. Ticket) am darauf folgenden Morgen auf die "Road 05" zu starten.
Tagsüber sitzen wir am Fluß und beobachten das Treiben der Hippos, Krokodile und der Elefanten, die sich anschicken, wieder zu uns herüber zu kommen. Schön aufgereiht und diszipliniert waten sie wieder durchs Wasser und kommen dann ins Camp.
Sie knuspern hier am Baum, untersuchen die Haufen zusammengefegten Laubs und sind eigentlich ganz friedlich, - bis auf einen.
Es ist ein halbstarker Bulle, mittelgroß. Er interessiert sich auffallend für unseren Magirus und kommt auf uns zu. Er verschwindet links hinterm Mc.Dee, während wir auf der rechten Seite stehen und nicht so recht wissen, was wir davon zu halten haben. Marion verschwindet im Magirus, ich verstecke mich hinter einem kleinen Baum, um den Elefanten zu fotografieren, wenn er vorne an der Schnauze vom Mc.Dee wieder auftaucht.
Er kommt hervor und fummelt mit seinem Rüssel an den Scheibenwischern herum. "Das ist eigentlich ein Bild wert", denke ich und drücke auf den Auslöser.
Ich hätte allerdings vorher fragen sollen, ob der "Herr Elefant" auch fotografiert werden möchte, denn kaum hatte der Auslöser geklickt, dreht sich der Bursche zu mir um und kommt mit abgespreitzten Ohren auf mich zu gestürmt. 2m vor mir bleibt er stehen, prustet, schüttelt seinen Schädel, stammpft auf den Boden, kickt wie ein Fußballer Staub und Dreck zu mir herüber und kommt stückchenweise dichter. Ich bin über das kleine Bäumchen zwischen uns heilfroh. Es ist zwar kaum 4m hoch, aber deutlich besser als gar nichts. Nur seine drei dünnen Stämmchen trennen uns.
Der Elefantenrüpel beruhigt sich etwas und geht auf die Eingangstür vom Magirus zu. Dabei kommt er zwangsläufig auch etwas um den Baum herum. Ich lege allerdings größten Wert darauf, immer genau den Baum zwischen uns zu haben und mache einen Schritt zur Seite. Das bringt diesen Choleriker aber schon wieder in Rage. Er hat mir den Schnappschuss immer noch nicht verziehen. Wieder das gleiche Theater, er stürmt auf mich und den Baum zu, schnaubt und wirft mit Dreck. Der Baum ist von dieser Seite aus recht schmal und die Distanz schrumpft auf Rüsselreichweite. Zurückgehen und mich vom Baum entfernen will ich aber auch nicht, da ich so die einzige Deckung verlieren könnte. So stehe ich zur Salzsäule erstarrt hinter dem Baum und überlege, was zu tun wäre. Der Bulle beruhigt sich einfach nicht. Ich wollte schon die Filmrolle aus der Kamera nehmen und ihm vor seinen Rüssel halten, als er offensichtlich langsam genug Dampf abgelassen hat, sich umdreht und unseren Mülleimer an der Eingangstür untersucht.
Marion, eben noch in der Tür stehend und sichtlich entsetzt über das Szenario, muß nun selbst in Sicherheit gehen. Da sie nicht ausschließen kann, dass der dreiste Bulle seinen Kopf mit dem langen Rüssel ins Fahrzeug schiebt, bereitet sie ihre Flucht auf das Dach über die Dachluke vor. Aber der Bulle plündert seelenruhig Stück für Stück den Mülleimer. Etwas Fressbares findet er allerdings nicht. Als er den gesamten Inhalt in der Gegend verteilt hat, macht er sich schließlich vom Acker.
Er wollte wohl nicht dabei fotografiert werden, wie er anderer Leute Mülleimer durchwühlt.
Dieser Vorfall zeigt, welch unterschiedliches Verhalten Elefanten haben und niemand weiß von den Erfahrungen, die so ein Elfenbeinträger z.B. schon mit Wilderern gemacht hat und wie sie auf Menschen zu sprechen sind. Dieser Bulle war gerade in der Musth, d.h. in "Liebeslaune", dann sind sie leichter reizbar. Man kennt das ja ....
Nachdem sich der Adrenalinspiegel wieder etwas normalisiert hatte, wollte ich die Blattfedern vom Magirus noch etwas abschmieren und machte dabei eine unangenehme Entdeckung. Von dem linken vordersten Federpaket waren die beiden untersten Lagen weggebrochen. Beide an der gleichen Stelle über der Stoßdämpferaufhängung, wie auch schon die obere Lage in Tansania. Eine weitere Überprüfung ergab noch ein drittes angebrochenes Federblatt. Kein Zweifel, die vorderen Federn sind dabei sich aufzulösen.
Diese Feststellung hatte nicht nur Einfluß auf die geplante Fahrt in den Norden Sambias über die Geländepiste "Road 05", sondern auch auf den Verlauf unserer weiteren Afrikareise.
Es wird langsam Zeit, unserem Reisegefährt eine kleine Kur zu verabreichen.
Nicht nur ein paar neue Federsätze, zwei weitere Reifen und noch ein paar andere Teile für den Magirus waren fällig, auch bei unsere Campingausstattung müßte einiges mal erneuert werden. Zum Beispiel hatte eine 5kg schwere Leberwurstfrucht, die aus 10m Höhe nachts mit einem fürchterlichen Knall auf einen Sonnenkollektor gefallen war, diesen arg beschädigt.
Diese Reparaturen ließen sich eigentlich nur in Südafrika durchführen. Eventuell müssen wir umdisponieren und auf der nächsten Tour erst nach Südafrika fahren.
Aber das ist noch in weiter Ferne, ersteinmal müssen die Federn provisorisch repariert werden und dazu geht es im "Schongang" zurück nach Chipata. Mit dem linken Vorderrad wird jedes Schlagloch umzirkelt; wenn noch eine Lage bricht, wird es eng.
In Chipata finden wir ein paar passende gebrauchte Federblätter und lassen sie einbauen.
Nach unserer ursprünglich Planung wollten wir eigentlich für 6 Wochen nach Nord-Sambia, bis zu unserem Rückflug nach Deutschland Ende August abzüglich einer Woche Endreinigung blieben uns jetzt aber nur noch 2 1/2 Wochen. Wir beschlossenen also, in der verbleibenden Zeit nocheinmal in den Mana-Pools NP in Zimbabwe zu fahren. Er ist von Lusaka aus gut zu erreichen und es bietet sich so die Gelegenheit, in Zimbabwe noch einmal günstig aufzutanken. In den Norden Sambias kämen wir zwangsläufig, wenn wir uns entschließen sollten, irgendwann Richtung "Arabischer Halbinsel" zu fahren.
6. - 14.8. Von Lusaka zum Mana-Pools NP (Zimbabwe)
In Lusaka gibt es ein paar Besorgungen zu machen. Alleine einen Tag verbringen wir im "Manda-Hill" Shopping Center. Supermarkt, Baumarkt, Internet, Fast-Food, Drogerie, Wechselstube etc. ; es ist alles für den Konsumenten westlichen Stils vorhanden.
In der Drogerie ergänzen wir unsere Reiseapotheke. Die Preise wären imstande, jede deutsche Krankenkasse zu sanieren.
Nach 7 Tagen verlassen wir Lusaka und fahren zur Grenze nach Zimbabwe bei Chirundu.
Es ist allgemein bekannt, dass dieser Grenzübergang sehr frequentiert ist, aber Versuch macht ja bekanntlich klug, und die Gelegenheit wollen wir nutzen.
Es dauerte keine 10 Minuten, da waren wir klüger und kehrten um. Wir hatten nicht vor, die verbleibende Zeit in einer Warteschlange zu verbringen, und sich mit dem Status "Weisser" vorzudrängeln, ist auch nicht unser Stil. Also nahmen wir wieder den kleinen Umweg über Kariba in Kauf, was sich als glückliche Fügung herausstellen sollte.
An dem gemütlichen Grenzübergang ließ sich unser Visaproblem mit der netten Grenzbeamtin lösen. Da wir in 10 Tagen zurück nach Sambia mußten, aber nur ein "Single-Entry Visum" besaßen, hätten wir bei der erneuten Einreise nach Sambia eigentlich wieder 25 USD/Pers. zahlen müssen.
Aber die Grenzbeamtin hat ein Herz für Touristen und stellt uns für 5000. SKw (1.20 EUR) je ein "Re-entry-Visum" für 14 Tage aus. Das war zweifellos nicht der Touristentarif, sondern der Tarif für Locals. Das Problem war also gelöst.
Ein zweites Problem ließ nicht lange auf sich warten. Als wir nach der zimbabwischen Grenzabfertigung in Kariba unsere Tanks mit billigem Diesel füllen wollten, waren die beiden Tankstellen in Kariba "dieseltrocken". Seit 3 Tagen gab es kein Diesel mehr und wann der ersehnte Treibstoff kommen soll war unklar. Zwar hatten wir für unseren Abstecher nach Zimbabwe noch genügend Diesel, aber 400L paßten noch hinein und bei 0.12 EUR/L kann man schon gierig nach dem flüssigen Gold werden.
Von einem Tankwart erhielt ich einen heißen Tip. Ich kannte ihn noch vom letzten Mal Tanken vor drei Monaten und vielleicht erinnerte er sich noch an das kleine Trinkgeld, als er mir den Hinweis gab, dass es auf der "Charara-Lodge" eine Tankstelle gibt, die noch Diesel hat. Also fuhren wir hin, buchten uns ein, füllten unsere Tanks und übernachteten dort auf der Campsite direkt am Kariba-See. Nicht nur der Preis für 386L Diesel war traumhaft, sondern auch die Lage des Angler-Resort. Ein echter Tip für diese Gegend, nicht nur für Angler, sondern auch für Ornithologen und Leute, die schöne Natur zu schätzen wissen.
Hippos, Seeadler, Kingfisher, die farbenprächtige Gabelracke, Spinte, diverse Reiher, Störche, Finken, alles in Blickweite vor der "Haustür".
15. - 22.8. Mana-Pools NP zum 2.
Gespannt, ob wir auch diesesmal mit unserem Laster die Hürden der Parkgesetze überspringen können, wonach LKWs über 3t nicht in den Park dürfen, besorgen wir uns in Marongora bei der Verwaltung des Manapools NP das notwendige Permit. Damit ist die erste Hürde genommen. Auch unsere Befürchtungen, die Campsites seien wegen der Ferien und des kommenden Wochenendes ausgebucht, bestätigen sich nicht. Die ersten 40km sind hartes Wellblech, danach ist die Piste geschoben.
Von einer kleinen Brücke aus bietet sich eine hervorragende Gelegenheit, Elefanten zu beobachten, wie sie im trockenen Flußbett direkt unter der Brücke nach Wasser graben. Wir stehen über ihnen und können ihnen so zu sagen bei der Arbeit über die Schulter schauen.
Die Brücke ist gerade so hoch, um vor ihrem Rüssel sicher zu sein. Um an das begehrte Naß zu gelangen, haben sie dünne Löcher gegraben, vor denen sie sich hinknien und ihren Rüssel der Länge nach eintauchen.
Im Camp Nyamepi angekommen, beziehen wir wieder unseren Stellplatz vom vorherigen Besuch.
Er liegt an der Uferböschung unter einem Apfelringakazienbaum, dessen Früchte zur Hauptmahlzeit der Elefanten gehören, weshalb man sich diesen Platz allerdings mit den häufig vorbeischauenden Elefanten teilen muß. Nachts bemerkt man ihren Besuch z.B. wenn es im Fahrzeug, in das vorher noch das Mondlicht einfiel, plötzliich dunkel wird, weil sich ein Jumbo vor das Fenster geschoben hat. Morgens muß man aufpassen, dass man beim Türöffnen sie nicht einem Elefanten vor den Kopf haut.
Die Hyänen, im allgemeinen eher menschenscheu, schleichen sich nachts bis auf "Riechweite" heran. Sie kommen auch schon mal ins Zelt, um das Grillfleisch für den nächsten Tag zu klauen. Leute mit Zelt haben hier manchmal etwas Stress.
Ein "Manapool-Löwenrudel" lag touristengerecht in Sichtweite von der Piste und verspeiste pünktlich zum Wochenende ihren Büffel. In Begleitung eines Rangers durften wir uns ihnen noch etwas nähern, aber der wilde Blick und das drohende Knurren des Löwenmännchen ließ die Schritte schnell kürzer und die Knie weich werden.
Am unserem letzten Tag im Manapools NP gaben sich Hippos, Büffel und Hyänen gegen Abend noch einmal ein richtiges "Stell-Dich-Ein" vor unserer Haustür, und zum krönenden Abschluß schaut noch ein gewaltiger Elefant vorbei. Seine riesigen perlweißen Stoßzähne leuchteten im Mondlicht und verliehen dem Koloss etwas Respekteinflößendes.
Es ist schon ungewöhnlich, zwischen den Hippos, Büffeln, Hyänen und Elefanten zu campieren. Obwohl sie eigentlich recht friedlich sind, ist es angebracht, die Umgebung im Auge zu behalten, um zu wissen, wo sich gerade welches Tier aufhält und ob in dem Schilf 5m vor einem sich vielleicht gerade ein Büffel schlafen gelegt hat. Im Gegensatz zu unserem ersten Besuch vor 3 Monaten war der Park jetzt stärker besucht - nicht nur von den wilden Tieren, auch von zahlreichen Besuchern, die dem ganzem den Charakter eines Freizeitparks verliehen.
Allerdings waren auch Moskitos, und im Buschland außerhalb der Camps die Tset-Tset-Fliegen reichlich vertreten.
22. - 31.8. Zurück nach Sambia und Magirus-Endreinigung.
Mit einer Zwischenübernachtung in Kariba auf dem "Charara-Camp", wo wir unsere letzten Zim-Dollar in Diesel und anderen "Sprit" umsetzen, fahren wir zurück nach Sambia. Bei der Ausreise aus Zimbabwe muß man eine Devisenerklärung ausfüllen, aus der ersichtlich ist, wieviel Zim-Dollar man ausgegeben hat. Würde man nach den zugehörigen Bank-Wechselbelegen gefragt werden, hätte man ein Problem, da man ja "schwarz" gewechselt hat.
Aber die Grenzbeamten verzichten auf eine Überprüfung. Genauso wenig überprüfte man die Richtigkeit der Zollerklärung über die ausgeführten Waren. Unseren Wein- und Spirituosenkeller hätte ohnehin niemand so schnell entdeckt.
In Sambia nisten wir uns für ein paar Tage im "Eureka-Camp" bei Lusaka ein, entmüllen und entstauben den Magirus, waschen kiloweise schmutzige Wäsche und bringen so unser "Rolling-Home" wieder auf Vordermann für den nächsten Einsatz.