21.-24.11 Ankunft Windhoek und Startvorbereitungen.
Nach 9-stündigem Flug landeten wir morgens auf dem Windhoek--Airport und waren froh, aus der ausgebuchten Sardinenbüchse herauszukommen und in der warmen klaren Luft Namibias wieder richtig durchatmen zu können.
Dabei drohte die Mission beim Einchecken in den LTU-Flieger in München fast zu scheitern. Die Tatsache, dass wir unseren Flug in Windhoek gebucht hatten und jetzt sozusagen auf dem Rückflug waren, brachte uns mit einer Personentransportbestimmung in Konflikt, nach der Passagiere, die nach Afrika fliegen, aber nicht dort leben oder den "Resident-Status" haben, ein gültiges Rückflugticket besitzen müssen. Wer sich also nur mit einem "One-Way-Ticket" und ohne Visum nach Afrika aufmacht, kann u.U. ein Problem mit der Airline bekommen, da diese dann bei Einreiseverweigerung in das betreffende Land die Rückflugkosten ersteimal tragen müssten.
Wir konnten mit Hilfe unserer Fahrzeugpapiere, insbesondere des "Carnet de Passage", deutlich machen, dass wir ein Rückreiseticket in Form eines zuverlässigen Magirus-Deutz in Namibia besitzen, der uns weitaus komfortabler nach Deutschland zurückbringen könnte, als jede LTU-Maschine es im Stande wäre.
Sodann stand dem Fluge nach Afrika nichts mehr im Wege.
Per "Shuttle-Service" unserer Gastgeber erreichten wir schließlich unseren Stellplatz bei Windhoek und konnten unseren Mc. Dee begrüßen.
Seine Begrüßung war wieder spektakulär: Laut brüllend vor Freude, auf Anhieb startend, zeigte der gute Deutz-Motor sein erneute Einsatzbereitschaft.
Aber bevor es losgehen konnte, gab es wie immer noch eine Reihe von Dingen zu erledigen, aber nach ein paar Tagen waren wir endlich wieder auf der Piste; wir fuhren für ein paar Tage in den namibischen Teil der Kalahari.
Auf guter Piste ging es über Aranos entlang des Nossob-Rivers zum Dreiländereck "Botswana, S-Afrika und Namibia".
Neben dem üblichen Erkundungsdrang trieb uns die Versuchung, irgendwie von dieser Seite aus an/in den "Kalahari-Gemsbok-Park" zu gelangen, in diese Gegend. Dieser Park beginnt auf der südafrikanischen Seite direkt an der Grenze und es war zumindest zu erwarten, dass sich dieses Gebiet bis nach Namibia hinein fortsetzt und nicht an einer willkürlich von Menschenhand gezogenen Grenze endet.
Unser Versuch, sich auf die südafrikanische Grenze durchzuschlagen, verfing sich trotz einiger Dreistigkeit in den überall vorhandenen Drahtzäunen und endete schließlich auf einer Farm im Grenzland. Ein kurzes Gespräch mit dem Farmer machte schnell eines der hiesigen Probleme der Farmer im "Outback" deutlich: "Frauenabstinenz !"
Nach den ersten zwei Sätzen der Begrüßung kam gleich die Frage:
"Warum wir mit so einem großen Fahrzeug unterwegs sind, wo doch ein Einzelbett für uns beide ausreichen würde".
Noch ein paar weitere Anspielungen ähnlicher Art machten deutlich, der Mann war kurz vor einem "Samenkoller".
Wir verließen daraufhin diese Gegend und fuhren den Olifants-River entlang zurück nach Windhoek - eine Strecke, die unbedingt zu empfehlen ist. Abgesehen von der Tierwelt ist sie landschaftlich mit der des "Kalahari-Gemsbok-Park" zu vergleichen. Man fährt im sandigen, trockenen Flußbett entlang der roten Sanddünen mit dünnem Akazienbewuchs. In einigen Regionen hatte es Tage zuvor geregnet, und die Täler waren nicht nur zur Freude der Gazellen, Antilopen und Schafe mit zartem Grün bedeckt - auch für uns hatte der Anblick der grünen Wüste einen gewissen Seltenheitswert.
Wieder waren einige Tage des Organisierens in Windhoek fällig. Neben der obligatorischen Suche nach guten Reifen bekam der Magirus neues Motoren- und Getriebeöl, die Vorräte wurden weiter aufgestockt und wir holten uns eine Genehmigung für Pistenfahrten in der Namib-Wüste.
Mittlerweile waren auch unsere Pässe mit den Visa für Angola eingetroffen, die wir uns aus Deutschland haben nachschicken lassen müssen, da die Angolanische Botschaft es innerhalb von 3 1/2 Wochen nicht fertiggebracht hatte, uns die Visa rechtzeitig auszustellen.
Hätten wir nicht die freundliche Unterstützung des bremischen Konsulats gehabt, wären wir in Windhoek wahrscheinllich zu Dauercampern geworden, aber mit den Visa in der Hand konnte es nun endlich wie geplant losgehen - in die Namib-Wüste !
Der C20 folgend, über den Bosua-Pass, durch weites Farmland gelangten wir schließlich an die Grenze des Namib-Naukluft Parks. Diese Wüste steht unter besonderem Schutz und ist für "Normal-Sterbliche" nur an wenigen Stellen zugänglich. Eine 4x4-Strecke neben der Hauptroute führt durch eine trockene und zu dieser Jahreszeit besonders heiss flirrenden Sand- und Steinwüste zu einigen markanten Punkten. (Blutkuppe, Archers Rock, Soldatengräbern der deutschen Schutztruppe etc.)
In manchen Gegenden, besonders in den Tälern ist es unglaublich heiß. Literweise schütten wir Flüssigkeiten in uns hinein. Wie die Tiere, hauptsächlich Strauße, Oryxantilopen und Springböcke hier leben können, ist uns rätselhaft. Auf dem sogenannten "Welwitschia-Trail" sieht man unzählige der hier endemischen Wüstenpflanze, die steinalt werden können.
Es sind keine botanischen Schönheiten, aber wer so alt ist, hat andere Werte.
Ein Exemplar bringt es auf das stolze Alter von 1500 Jahren.
Ca. 30km vor Swakopmund fahren wir entlang des "Mondtals", einem zerklüfteten Gebirgszug, der vom "Swakop-Fluß" durchschnitten wird. Da es bereits später Nachmittag ist, beschließen wir, irgendwo dort unten in dieser interessanten Mondlandschaft unser Nachtlager aufzuschlagen. Wir überqueren den "Swakop", der natürlich trocken ist und biegen, ein paar Spuren folgend, in das "Mondtal" ab. Was wir dort finden begeistert uns. Wie in einem Labyrinth kurven wir durch kleine weissandige Täler und überqueren kleine Gebirgszüge. Immer wieder bieten sich neue wunderschöne Ausblicke.
Eine tolle Gegend, echt klasse zum Wildcampen und zum Herumstöbern. Wir finden schöne Rosenquarze und entdecken, wie sich in dieser kargen Wüstenlandschaft scheinbar vertrocknetes Pflanzengestrüpp in wunderschön blühende Pflanzen verwandelt. Ein unglaubliches Wunder der Natur. Wer sich dort bewegt, sollte immer darauf achten, keine noch so unscheinbar aussehende Pflanze zu zertreten.
Mit Hilfe des GPS fällt uns die Orientierung und der Ausstieg aus dem Labyrinth recht leicht. Ein Allrad-Fahrzeug ist für diese Gegend ein "Muß".
Für ein paar Tage nisten wir uns in Swakopmund im Gull`s Cry Camping ein. Waren 40km landeinwärts noch eisgekühlte Getränke der Hit, könnte man sich hier abends schon mal einen Glühwein gönnen - wenn sie denn einen hätten. Der Benguela-Strom führt hier zu erfrischenden Temperaturen, vor 12 Uhr mittags lässt sich die Sonne selten blicken...
Afrika kann ja sooo kalt sein..., man glaubt es nicht!
Ansonsten ist Swakopmund eine gemütliche Stadt zum Wohlfühlen, das gilt besonders für diejenigen, die deutsche Lebensart und deutsche Tugenden schätzen. Die Stadt leistet sich keine Schwächen, alles ist gründlich aufgerämut, sauber, wohl organisiert - nahezu perfekt.
Hier ist Namibia deutscher als Deutschland.
Das private Museum ist absolut besuchenswert. Es vermittelt viel Wissenswertes über Namibia und die gute alte (Glanz)-Zeit unter Kaiser Wilhelm - ja,ja - das waren noch Zeiten ...
An unserem nächsten Zwischenstop auf dem Wege ins Kaokofeld stinkt es bis zum Himmel !
Wir besuchen die Robbenkolonie bei "Cape Cross". Zig-tausende Robben haben sich hier versammelt, blöcken um die Wette und prügeln sich um die besten Sitzplätze und Reviere und bieten in ihrer Masse einen einzigartigen Anblick. Dazwischen liegen unzählige verendete Jungtiere - erdrückt oder verhungert - und verbreiten einen bestialischen Verwesungsgestank, den man Stunden später noch in der Nase und in den Klamotten hat.
Ein südafrikanisches Paar schaffte gerade die 30m vom Parkplatz bis zur Absperrung der Robbenkolonie, um dann im Laufschritt wieder zurück zum Auto zu hetzen und davonzubrausen.
Dieses hier ist nichts für feine Nasen oder feine Herrschaften !
Kurz vorm Erreichen der berühmten "Skelettküste" wird die Landschaft interessanter. Voller Erwartung stehen wir schließlich vor dem Eingangsgate. Ein paar Totenköpfe zieren das Tor und erzeugen eine verheissungsvolle Stimmung.
Wir lösen das Ticket für "Transitfahrt", es gilt nur für den unteren Teil der Skelettküste, der mittlere Teil ist ein Anglerparadies und der obere Teil ist Konzessionsgebiet, also unter "privatem" Management. Man kann bei den Eigentümern, eine südafrikanische Familie, eine exklusive "fly-inn-Safari" buchen und hat so Zugang zu diesem Teil der Skelettküste.
Man muss sich das einmal deutlich vor Augen halten: Da reisst sich jemand eine ganze Region unter den Nagel, die als Naturwunder zum Allgemeingut aller Menschen zählen könnte, um damit Geschäfte zu machen. Genauso gut könnte sich jemand das "Great-Barrier-Riff" aneignen, oder um in der Heimat zu bleiben, könnte er die "Lüneburger Heide" zu seinem Privatbesitz erklären. Jedem seine Meinung - meine ist: So etwas ist eine grosse Sauerei !
... und zwar besonders deshalb, weil der öffentlich zugängliche Teil, bis auf ein paar zweifelhafte Sehenswürdigkeiten, wie die Reste eines kleinen gestrandeten Kutters oder eines verrosteten Öltums, nur aus langweiliger Rüttelpiste und eintöniger Landschaft besteht. Wofür man den teuren Eintritt zahlt, ist uns jedenfalls schleierhaft geblieben.
Über die C3245 geht es aus dem Park heraus. In der Ferne sehen wir die grandiosen Sanddünen der richtigen "Skeleton-Coast". Je weiter wir uns von der Küste entfernen, desto schöner wird die Landschaft. Kakaorote Granitberge und die gelben Grassavannen in den Tälern mit frischgrünen Akazienbäumen müssen mit den Augen eines Buschmanns gesehen einem Paradies gleichkommen. Das zahlreiche Wild - Springböcke, Oryx, Strausse, Elefanten und vieles mehr - erinnert uns daran, dass der Etosha NP nicht weit ist.
In Twyfelfontein sind ein paar kleine Naturphänomene zu bestaunen: Der "verbrannte Berg", bestehend aus schwarzem Lavagestein, Orgelpfeifen aus Granitgestein und ein unergründlich tiefes Loch im Felsgestein, aber am eindruckvollsten waren für uns die Felsmalereien und -gravuren an der Quelle "Twyfelfontein". Die Tiere dieser Gegend und ihre Fußspuren wurden hier vor 2000-4000 Jahren in Form von zahlreichen künstlerisch gelungenen Felsgravuren verewigt. Aus einer anderen Epoche stammen Felsmalereien, die vom Alltag der damaligen Menschen erzählen.
Die Entstehungsgeschichte und deren Hintergründe dieses künsterlischen Wirkens ist noch weitgehend unerforscht.
Eine Übernachtung in der Palmwag-Logde beschert uns unsere erste Begegnung auf dieser Reise mit einem Dickhäuter.
Die Lodge liegt auf einem Elephantenpfad und lockt mit seinen grünen Bäumen regelmäßig die Dickhäuter an. Direkt neben uns zupft und rupft ein Jumbo an den umstehenden Bäumen herum. Kein Wunder, dass Bäume hier nicht zu schattenspendender Größe heranwachsen können.
Der nächste Tag zeigt mal wieder die Höhen und Tiefen einer Afrikareise. Gut ausgestattet mit Allem fühlen wir uns fit für den abgelegenen Teil das Kaokofelds. Die Temperaturen sind entgegen unserer Befürchtungen noch gut zu ertragen, es hat noch nicht so stark geregnet, so dass die Pisten in dem unzugänglicheren Teil noch passierbar sein müssten, aber unser einziger bekannter Schwachpunkt wird uns zum Verhängnis: Der linke hintere Reifen !
Eine Reifenpanne macht ihm das Garaus. Da ich den Plattfuß in dem schaukeligen Gelände zu spät bemerkte, ist der Reifen hin. Eine erste Reparatur ist zwar noch vielversprechend, aber nach dem Luftauflassen verformt sich der Reifen, was auf einen Karkassenbruch hindeutet.
Es gibt eine klare Prämisse für den abgelegenen Teil des Kaokofelds:
Ohne Ersatzreifen fährt man nicht dort hin, da gibt es kein "Wenn und Aber".
Wir ärgern uns natürlich, insbesondere deshalb, weil unser Versuch, vor der Reise noch ein paar gute Reifen nach Walvis-Bay zu verschiffen, an dem mangelden Engagement des Spediteurs scheiterte.
Das wird uns beim nächsten Mal nicht passieren !
Nach ein paar Tagen auf einer kleinen schönen Campsite "Khowarib" direkt am "Hoanib-River", ist der Rückschlag verdaut. Nach dem Motto ´aufgeschoben ist nicht aufgehoben´ sind wir wild entschlossen, hier beim nächsten Mal mit vollwertigem Reifenmaterial aufzulaufen. Aber die Reise durchs Kaokofeld ist damit nicht abgebrochen - wir ändern unsere Route, indem wir die Hauptstrecke, die "Touristenstrecke" durch das Kaokofeld wählen. Dort ist es weit weniger steinig und man ist nicht völlig "aus der Welt".
Über Sesfontein geht es mit einer Zwischenübernachtung im Outback weiter nach "Opuwo", der Provinzhauptstadt.
So langsam spüren wir, was es heisst, zu dieser Jahreszeit im Kaokofeld unterwegs zu sein. Die Temperatur im Schatten liegt bei etwa 45° C. Es scheint, als hätte Petrus vergessen, den Backofen hier abzustellen !
Aber so schnell lassen sich auch ein paar kühle Norddeutsche nicht garkochen. Literweise schütten wir Flüssigkeiten in uns hinein - egal ob klares Wasser, Cola, Bier, Sodawasser oder Orangensaft - alles was kalt und flüssig ist schmeckt bei solchen Temperaturen ausgezeichnet. Unser Kühlschrank läuft im Dauerbetrieb und kann die Getränke kaum so schnell kühlen, wie sie durch unsere Kehlen rinnen. Man fragt sich, wo die ganze Flüssigkeit bleibt - die Abgabemengen auf dem üblichen Wege sind jedenfalls zu vernachlässigen.
Aber dem Himmel sei Dank - immer wieder ziehen sich ein paar Wolken zusammen und ein paar Tropfen Regen sorgen vorübergehend für etwas Abkühlung, aber nach einem Regenschauer ist die Luft wieder so klar, dass die Sonne dann doppelt stark vom Himmel brennt. Die Schwarzen hier sind nicht schwarz, sondern verkohlt !
Neben den stolzen Herero, den Damaras, Namas und Ovambos lebt hier das Volk der Himbas. Optisch sofort an ihrer kakaoroten Farbe von allen anderen Stämmen zu unterscheiden, sind die Himbafrauen ein sofortiger Blickfang.
Ähnlich den ostafrikanischen Massais, haben die Himbas ihre (Körper)- Kultur noch bewahrt, sind stolz darauf und pflegen sie. Das Markanteste daran ist, dass die Himbafrauen ihre Körper mit einer Paste aus Butter und rotem Steinmehl einreiben. Durch den ständigen Umgang mit dieser Farbpaste haben auch die Kleidung und die Gebrauchsgegenstände der Himbas den gleichen Farbton angenommen und eine Himba ist eine durch und durch kakaorote Gestalt.
Mit ihren gepflochtenen Lehmzöpfen, ihren Fellhauben, Lendenschurzen, Ziegenfellmänteln und ihrem Körperschmuck sind sie unglaublich eindrucksvolle und faszinierende Erscheinungnen.
Als begehrte und gefragte Fotomodelle "erwirtschaften" sie in den "Touristengegenden" gegen ein paar Schnappschüsse Lebensmittel oder andere Dinge für ihren Lebensunterhalt. Beliebte Handelsware ist Tabak, Mehl und Zucker, während Erungenschaften der Westlichen Welt, insbesondere Geld, als Zahlungsmittel nicht geeignet sind. Es gilt, die Himbas vor dem fremden Einfluss zu schützen, und sie in ihrem Bestreben, ihre Kultur zu erhalten, möglichst zu unterstützen.
Wie sich hierbei das Fotografieren und der Besuch von Himba-Dörfern kulturverändernd auswirkt, vermögen wir nicht zu beurteilen. Eines ist jedoch spürbar und wir nehmen es mit Freude und einer gewissen Erleichterung zur Kenntnis:
´Das Interesse und die Bewunderung der Touristen zeigt den Himbas, welchen Wert ihre Kultur besitzt und müßte somit den Stolz und das Traditionsbewußtsein stärken und so zum Erhalt der Himbakultur beitragen.
Hier wird nicht der Halbwilde oder die Armut zum Gegenstand eines Fotos, sondern die Einzigartigkeit und Schönheit der Himbakultur. Zwar ist die Verständigung kaum möglich, aber wir haben immer versucht im Kontakt mit ihnen, unseren Respekt und unsere Bewunderung deutlich zu machen.´
Wenn man allerdings auf der anderen Seite die Umstände sieht, unter denen die Himbas leben, wie wenig die Hygiene eine Rolle spielt, wie schlecht die medizinische Versorgung ist, dann wird deutlich, wie schmal der Grat zwischen dem Erhalt einer alten Kultur und den notwendigen Anpassung an neue Zeiten ist.
Auf alle Fälle war der Besuch eines Himbas-Dorfs eine aufregende, interessante und aufschlussreiche Sache. Die üblichen Gastgeschenke wie Mehl, Zucker, Zwiebeln und Kartoffeln wurden recht selbstverständlich entgegengenommen.
Eine kleine Axt, zwar mit angebrochenem Stiel, löste weitaus mehr Freude aus, aber der echte Rennner war das kristallklare kühle Wasser in den Tanks unseres Dc. Dees, als es die zahlreichen Gefässe füllte.
Die Wasserspende brachte das ganze Dorf auf die Beine, manchmal tat es schon fast weh, zu sehen, in welch schmutzige Behälter das Wasser abgefüllt wurde. Wenn man bedenkt, dass wir das Wasser vorher gefiltert hatten ....
Ein Großteil des Wassers füllte gleich die Himbabäuche. Für die nächsten Tage war das kleine Dorf, in dem ca. 40 Menschen leben, erst einmal mit gutem Wasser versorgt.
Wo gibt es noch so etwas - Wasser als willkommenes Gastgeschenk ?!
Auf recht guter Piste erreichen wir die Verwaltungshauptstadt der Kuneneregion "Opuwo". Hier treffen in friedlicher Koexistenz nicht nur die verschiedenen Stämme zusammen, sondern auch die Dinge, die eigentlich nicht zusammenpassen.
Diskotheken, Mädels in engen Jeans, Alkohol, Radio und TV und auf der anderen Seite die ursprünglichsten afrikanischen Stammestraditionen.
Für uns geht es weiter gen Norden, in Richtung Angola. Als Grenzübergang haben wir uns den kleinen Grenzort "Ruacana" ausgesucht, zum einen wegen der unkomplizierten und schnellen Abwicklung der Grenzformalitäten, die kleine Grenzübergänge eigen sind, zum anderen, weil es hier die schönen Ruacana-Falls zu sehen gibt. Zudem ist auf der Michelin-Karte die angolanische Seite als landschaftlich sehenswert eingezeichnet.
Vom Kraftwerk aus bietet sich ein schöner Ausblick auf die Wasserfälle, schöner als der ausgewiesene Platz an der Grenze zu Angola. Wir übernachten auf der Campsite am Hippo-Pool. Dem Manager nach gibt es hier "plenty Hippos und Crocodiles", aber ausser zwei niedlichen Kroks ist kein Wildlife auszumachen. Auch das typische Hippo-Grunzen ist nicht zu vernehmen.
Um seine Massstäbe mal zu korrigieren, sollte man den Manager mal an einen Hippo-Pool in die Massai-Mara schicken. Da ist vor lauter "Hippo" kein Pool mehr zu sehen !
Am 22.12.03 reisen wir aus Namibia aus. Die Einreise nach Angola ist äusserst unkompliziert. Entgegen aller Gepflogenheiten will der Grenzbeamte in Angola allerdings auch den Ausreisestempel aus Namibia sehen. Dieser ist aber in unserem 2. Reisepass.
Da unsere Angola-Visa bis zur Abreise nicht fertig waren, hatten wir uns diese nachschicken lassen, so dass sich der Ausreisestempel Namibias und das Angola-Visum in unterschiedlichen Pässen befinden. Für die meisten Grenzbeamten sind Menschen mit 2 Pässen äussert verdächtige Subjekte, weshalb man unbedingt den Besitz zweier Reisepässe verschweigen sollte. In diesem Falle war es allerdings nicht anders möglich, als ihm den Besitz von zwei Reisepässen zu offenbaren. Es war auch kein Problem, ganz selbstverständlich jonglierte er mit unseren 4 Pässen auf dem Tisch herum. Er bot sogar an, alle Pässe mit Einreisestempeln zu versehen, was wir jedoch freundlichst ablehnten.
Einen Zoll hat der Grenzübergang nicht, also keine Zollformalitäten - auch ein Novum.
Der Fahrzeug-Check fiel angesichts der heissen Mittagshitze sehr kurz aus. Die freundlichen Polizisten gaben sich mit ein paar Erklärungen zufrieden und amüsierten sich köstlich über die Bezeichnug "Rolling-Hotel" für unseren Mc. Dee. Nach einer halben Stunde stand der Einreise nach Angola nichts mehr im Wege und der entscheidene Teil unser Angola-Mission war damit erfolgreich abgeschlossen:
´Aus zolltechnischen Gründen mussten wir aus Namibia ausreisen, denn Namibia gehört zur Südafrikanischen Zollunion, was besagt, dass ein Fahrzeug nach maximal einem Jahr wieder die Zollunion verlassen muss. Dieses Jahr war um und wir hätten normalerweise 3000km (!) bis zur Grenze nach Zambia und zurück fahren müssen, nur um einmal aus der Zollunion auszureisen. Die Einreise nach Angola dagegen war ein "Katzensprung" und ersparte uns fiel Treibstoff- und Reifenkosten.´
Mit dem Abstecher nach Angola selbst verbanden wir nicht all zu viele Erwartungen. Nach allem, was wir bisher gehört hatte, waren die Strassen in katastrophalem Zustand, die Landminensituation und auch die Sicherheit wurde sehr unterschiedlich beurteilt, die Landschaft sollte nach Angaben der Michelin-Karte aber sehenswert sein.
Also folgten wir ersteinmal den Fahrzeugspuren. LKWs waren den Spuren nach zu urteilen bisher noch nicht gefahren und auch der Blick ins Fahrzeug-Register an der Grenze ergab, dass hier lediglich Toyotas & Co. unterwegs sind.
Die Vorstellung, hier als erstes schweres Fahrzeug unterwegs zu sein, löste angesichts der unklaren Minenlage leichtes Kribbeln in der Magengegend aus. Die Piste selbst war schlecht. Holperig, steinig und es ging ständing durch trockene Flußbetten. Sie war befahrbar, aber es war nur sehr langsames Vorankommen möglich. Von der Piste aus war von der schönen Landschaft nichts zu sehen, obwohl der Kunene-Stausee nicht allzuweit entfernt sein konnte.
So rumpelten wir einige Kilometer dahin, aber unsere Begeisterung hielt sich in Grenzen. Einen geeigneten Stellplatz für die Nacht war auch nicht auszumachen, so dass wir uns an eine Stichstrasse erinnerten, die vor ein paar Kilometern in Richtung Stausee abzweigte. Dorthin fuhren wir zurück und fanden ein wirklich schönes Übernachtungsplätzchen am Stausee.
Am nächsten Morgen passierten wir die Grenzen wieder in umgekehrter Reihenfolge.
"Ja, ja, die Strassen in Angola seien noch sehr schlecht, man wartet auf ausländische Investoren", teilt uns der freundliche Grenzer mit. "Wir kommen sehr gerne wieder zurück, wenn dann die Strassen gebaut wurden", entgegen wir.
Wir lachen alle, schütteln uns die Hände und verabschieden uns aus Angola.
24.-27.12 Epupa-Falls.
Bei Temperaturen um die 45° Grad ist uns nicht gerade weihnachtlich zu Mute, aber der Kalender weist für morgen "Heiligabend" aus. Den alten christlichen Traditionen noch verbunden, wollen wir Weihnachten an einem "würdigen" Ort verbringen. Am nördlichsten Punkt Namibias, ca. 100km von Ruacana entfernt, liegen die Epupa-Wasserfälle.
Zwei Pisten führen dorthin. Die eine ist ein Umweg, aber gut befahrbar, die andere führt direkt am Kunene entlang, ist landschaftlich sicher reizvoll, aber eine schwierige Geländepiste.
Wir entscheiden uns ersteinmal für die Geländepiste, mit der Möglichkeit umzukehren, wenn es nicht machbar erscheint, ohne Ersatzreifen können wir uns allerdings keine besonderen Risiken erlauben.
Die geschobene Piste endet nach einigen Kilometern, wir schlängeln uns auf holperiger und steiniger Piste mit Auswaschungen voran, durchqueren ein weichsandiges Flußbett und finden einen schönen Stellplatz direkt am Kunene zum Übernachten. Am nächsten Tag erwartet uns gleich ein schwieriges Teilstück. Es geht steil bergan, die Spur ist übersäht mit Löchern, die von den durchdrehenden Rädern der Geländewagen stammen. Hier muß man die Diff-Sperren einlegen, sofern vorhanden !
Auf der anderen Seite geht es auf felsigem Untergrund noch einmal steil bergab. Es ist kein Problem, im Kriechgang mit Sperren gut machbar. Sorgen machen uns die vielen Steine, und wir kommen nur langsam vorwärts, bis Heiligabend schaffen wir es bei diesem Tempo nicht zu den Epupa-Falls und ein kaputter Reifen wäre die schlimmste Weihnachstbescherung, die wir uns zur Zeit vorstellen können. Als die ersten tiefhängenden Äste nach Holzfällerarbeit aussehen, kehren wir um. Über die alternative Strecke - die letzten 40km sind Wellblechpiste - erreichen wir gerade noch rechtzeitig die Epupa-Falls.
Auf den letzten Kilometern wurde das Klima spürbar schwüler und in der direkten Sonne war es kaum noch zu ertragen. Aber im Gegensatz zu dem höher gelegenen Kaokofeld, wo schattenspendende Bäume eine Rarität darstellen, wachsen hier am Kunene riesige Fächerpalmen, unter denen es sich hervorragend campieren läßt, und die natürlichen Wasserpools im Kunene, in denen man sich stundenlang räkeln könnte, machen die heissesten Stunden des Tages erträglich. Es gibt leider auch Besucher, die sich hier nicht beherrschen können und die Wasserpools zur FKK-Zone erklären, wie ein spanischer Tourist, der hier glaubte, seine exibitionistischen Tendenzen ausleben zu müssen.
Vor den Augen der immer größer werdenden Menge Einheimischer, die von diesem Beispiel an freizügiger europäischer Körperkultur völlig verstört und irritiert waren, wälzte sich diese Knalltüte vor Freude grinsend und grunzend völlig nackt auf einem wasserüberspülten Felsen herum, dabei war nicht klar, was ihm mehr Vergügen bereitete, das kühle Wasser oder die Aufmerksamkeit seines Publikums. Was hätte ich darum gegeben, wenn sich eines der Krokodile hier für einen herzhaften Biss in das empfindlichste Teil dieses Spinner entschieden hätte.
Folgt man dem Verlauf des Kunenes ein paar hundert Meter gen Westen, kommt man an einen Aussichtspunkt, von dem aus man einen Ausblick auf die gesamte Breite der Epupafälle hat. Erst von dort aus sieht man, was die Schönheit dieser Fälle ausmacht. Zwischen Palmen, Baobabs, Farnen, flechtenbehangenen Bäumen teilt sich der Kunene auf einer Breite von ca. einem Kilometer in unzählige kleine Wasserfälle und Kaskaden auf - es ist ein toller Anblick - die Epupa-Fälle gehören sicher zu den schönsten Wasserfällen, die wir bisher gesehen haben.
Die beste Zeit für den Aussichtspunkt ist der späte Nachmittag.
Nach drei Tagen Epupa-Fälle ging es wieder über Opuwo zurück, um von dort aus noch ein paar elektronische Neujahrsgrüße in die Welt hinauszuschicken - aber auch Afrika ist manchmal schnellebig; das Internet-Büro der christlichen Mission war gerade beim Umzug in ein neues Gebäude und die Möglichkeit der weltweiten Kommunikation somit dahin.
Unsere Silvesterfeier fand in ungewohnter Atmosphäre bei lauem Wind auf einer Party mit Namen "Südwester Bierfest" statt. Die engagierten Deutsch-Namibierinnen (Südwester) Kathrin und Antje, die seit einem 1/2 Jahr die Kamanjab-Campsite führen, hatten zur Silvesterparty eingeladen und zusammen mit Deutschen, Deutsch-Namibiern und Weiss-Afrikanern gab es einen zünftigen Jahreswechsel.
Die Vorstellung, einen Neujahrskater bei Temperaturen von 45°C im Schatten ertragen zu muessen, führte zu eher zaghaftem Alkoholkonsum und so waren wir durchaus fit, unser nächstes Ziel, die Cheetah-Farm kurz hinter Kamanjab anzusteuern.
Wir schauen uns in die Augen. Er sieht mich teilnahmslos an - wieder so ein Tourist, aber na ja, wenn sie einen ordentlich kraulen, dann ist es ja ok, dann kann man sich ja mal dafür begaffen lassen....
Einer der fünf handzahmen Geparden sitzt vor uns; wenn man in die Hocke geht, ist man auf Augenhöhe. Aug´in Aug´ mit einem wilden Tier sozusagen. Zweifellos haben diese Augen etwas Unergründliches. Anders als bei Löwen, die einen richtigen Schmuseblick haben können, flackert in diesen Augen das Feuer der Wildnis. Er scheint durch mich hindurchzublicken. Bis auf diese Augen ist der Rest aber ein übergroßer Hauskater, der das Gekraueltwerden mit einem sonor brummenden Schnurren quittiert. Wie verliebte Kater schnurren die anderen zwischenzeitlich um ihren Hausherren herum und lassen sich von ihm mit einer Bürste ihr Fell kämmen. Hier ist Cheetahs Paradise !
Völlig entspannt beginnt unsere Cheetah Hauskatze plötzlich meinen Oberarm zu lecken, und das mit wachsender Begeisterung.
Mit dieser rauhen Zunge lecken die Geparden normalerweise das letzte Fleisch von den Knochen ihrer Beute und mein lieber Freund hier hat bald die oberste Hautschicht abgetragen. Schlagartig erinnere ich mich daran in Tierfilmen gesehen zu haben, wie Raubkatzen ihre geschlagene Beute erst genüsslich, ja fast liebevoll ablecken, bevor sie sie fressen. Ewas misstrauisch schaue ich daraufhin das Kätzchen an. Aber dieses findet offensichtlich an den Salzen auf unserer Haut gefallen und leckt alles porentief rein - Marions Beine, meine Arme. Wer es sich traut, bekäme hier auch kostenloses "Gesichtpeeling". Diese zahmen Cheetahs sind ein Traum für jeden Katzenfreund. Was für liebe Tiere - man kann gar nicht glauben, dass solche Kätzchen auch mal ungezogen sein können - und wie sie es können ....
Nach dem "Gepardenschmusen" geht es zu den Wilden draussen im eingezäunten Gelände. Sie bekommen ihre tägliche Ration Fleisch, 2kg im Schnitt. Jeder möchte natürlich das meiste ergattern und so kommen sie respekt- und angstlos an das Fahrzeug, mit dem wir unterwegs sind, heran. Wir stehen hinten zusammen mit dem anderen Fleisch(behälter) auf der Pritsche des Geländewagens. Sie schauen zu uns herauf, als wollen sie jeden Augenblick zu uns auf die Ladefläche hüpfen. Wir gehen davon aus, dass unser "Gepardenpabst" die Sache voll im Griff hat. So ganz scheint das allerdings nicht der Fall zu sein. Er hält gerade einen Sack mit Fleisch in der Hand und will die Brocken verteilen, als er von einem großen Geparden laut fauchend bedrängt wird, dass ihm nichts anderes mehr übrig bleibt, als den gesamten Sack wegzuschleudern, damit die Cheetahs von ihm ablassen.
Laut knurrend, fauchend und sich balgend bis die Haarfetzen fliegen, fällt die Meute über den Fleischsack her. Auf meine Frage, ob die Cheetahs ihn schon einmal angegriffen haben, erklärt er grinsend:
"Na, und ob, fast skalpiert haben sie mich" und deutet auf die Narbe auf seiner "Denkerstirn". Die anderen Narben sind dagegen für ihn belanglose "Kratzer".
Der Mann hat Nerven, "Crocodile-Dandy" ist eine Lachnummer im Vergleich zu diesem Kerl.
Wir erfahren noch so einiges über die Cheetahs in Namibia und wie die neuen Gesetze ihm und ganz besonders den Cheetahs das Leben schwer machen. Cheetahs, die von Farmern gefangen wurden, müssen per Gesetz getötet werden.
Da dreht sich einem der Magen vor Wut um, wenn man so etwas hört. Cheetahs sind in ihrem Bestand überall gefährdet und in Namibia sollen sie per Gesetzt erschossen werden - kaum zu glauben, aber für Schwarze und auch für die weissen Farmer sind Geparden eben eher eine Bedrohung als ein erhaltenswertes Geschöpf. Das Leben einer ihrer unzähligen blöden Ziegen, die alles kurz und klein fressen, ist ihnen eben mehr wert als das dieser herrlichen Raubkatzen.
6.-9.01 Etosha Pfanne.
Von der Cheetah-Farm aus geht´s in die Etosha Pfanne. Die einmaligen Tierszenen von unserem Besuch vor einem 1/2 Jahr noch in Erinnerung, waren unsere Erwartungen diesesmal nicht sehr groß. In der Regenzeit - sie hatte schon gegonnen - ziehen die Tiere von den Wasserstellen ab und verteilen sich weiträumig. Da sich überall Wasserpfützen bilden, sind die einschlägigen Wasserstellen für die Tiere bedeutungslos geworden und als Beobachtungsplätze völlig verwaist.
Wo sich vor 6 Monaten noch Tiere um die besten Trinkplätze gestritten haben, herrscht jetzt Totenstille.
Auf den "Plains" sind jedoch noch viele Tiere - aber Elephanten, Rhinos und Leoparden sind von der Bildfläche verschwunden. Ein Leo und 4 Cheetahs beim Fressen sind unsere "Ausbeute" in 3 Tagen.
Für die Tiere im Park ist die Regenzeit die Zeit des Überflusses. Die ehemals staubtrockenen, endlosen Flächen haben sich in frischgrüne Weideplätze, und die Etosha-Pfanne in einen seichten See verwandelt und so sieht man überall vollgefressene Bäuche und "glückliche Tiergesichter". Wir gönnen es ihnen, auch wenn für uns Besucher die Trockenzeit eher die Zeit des Überflusses ist.
Wir werden wiederkommen, wenn diese Zeit gekommen ist ...
Es hatte in den letzten Tagen recht heftige Regenschauer gegeben und auf dem Weg zum Brandberg galt es so manches Schlammloch zu durchfahren. Im Prinzip kein Problem, aber fährt man mit Schwung hinein und sackt in eine Kuhle, freut man sich doch darüber, nicht auf gutes Kukident-Haftpulver angewiesen zu sein - fährt man zu langsam und schonend hinein, kann das auch unangenehme Folgen haben.
Nachdem sich der Himmel leergeregnet hat, ist die Luft wieder rein und klar, und das Sonnenlicht brennt ungehindert vom Himmel. Am Brandberg finden wir zwar einen schönen Stellplatz mit herrlichem Ausblick und Sonnenuntergang, aber eine Wanderung geriete eher zum "Survival-Training" und so verschieben wir solche Aktivitäten angesichts der glühenden Temperaturen auf unsere nächste Reise. Ebenso den Besuch des landschaftlich vielversprechenden nördlichen Teils am Ugab-River. Während wir in eine Art Hitzestarre fallen, scheint die Hitze den kleinen Sandvipern hier wohl zu bekommen. Hervorragend getarnt liegen die kleinen Biester auf dem Sand und warten auf ihre Beute. Wenn man auf sie tritt, werden sie sich zu verteidigen wissen ...
Wie angenehm sind dagegen die Temperaturen in der Sommerfrische "Swakopmund". In dieser deutschen "Enklave" kann man es sich gut gehen lassen. Tagsüber in einer deutschen Bäckerei "Schwarzwälder-Kirsch" mit Cappuccino und abends wählt man zwischen "Kudu-Steak" und "Eisbein mit Sauerkaut". Die Bestellung nimmt ein schwarzer Kellner entgegen, der in fast akzentfreiem Deutsch die Frage stellt : "Haben sie schon gewählt ?".
Die Einrichtung des Restaurants könnte aus Bayern stammen, die Gäste nebenan am Tisch könnten aus N-Deutschland kommen und am Tisch gegenüber studiert eine schwarze Familie sehr aufmerksam und intensiv die umfangreiche Speisekarte, um dann "frischen Fisch" zu bestellen.
So im herkömmlichen Sinne passt hier eigentlich gar nichts zusammen, aber die Praxis zeigt genau das Gegenteil. So weit wir in der Lage sind, die Umstände hier zu beurteilen, läuft das Miteinander der verschiedenen Völker völlig problemlos ab. Nach einigen Tagen des Auskühlens und Relaxens fahren wir zurück nach Windhoek.
Etwa 200km östlich von Windhoek liegt eine Tierfarm, von der schon mehrmals im Fernsehen berichtet wurde und von der wir auch von anderen Reisenden gehört hatten. Mit dem Anspruch "Jedes bedrohte, kranke oder verwaiste Tier findet bei uns ein Zuhause", werden von Schildkröten über ordinären Hauskatzen bis hin zum Löwen die unterschiedlichsten Tiere in großzügigen Freigehegen betreut und versorgt. Viele Tiere leben hier bereits in zweiter und dritter Generation und haben sich - von ihren Gastgebern verwöhnt und des leidigen Futtersuchens enthoben - von wilden Tieren zu handzahmen Haustieren verwandelt.
Bis vor kurzem, bevor die Regierung ein Gesetz erlassen hat, nach dem es verboten ist, Touristen mit Wildtieren in Kontakt zu bringen, war es hier auf der Harnas-Farm möglich, wenn es beliebt, einen kleinen Spaziergang mit einem Löwen oder Leoparden zu unternehmen, oder eine Schmusestunde mit den Geparden zu verbringen.
Das heisst nicht, dass alle Tiere dort zum friedlichen Haustierleben konvertiert sind, aber viele haben sich an den Menschen gewöhnt und deshalb sollte man nicht erschrecken, wenn man auf der Campsite plötzlich einer sehr seltsam anmutenden Kreatur, einem Straußenvogel gegenübersteht, der einen mit seinen riesigen Augen mustert und darauf wartet, etwas Fressbares vor seinen Schnabel gehalten zu bekommen.
Bei der Fütterungstour bekommen wir hautnahen Kontakt mit Löwen, Leoparden, Geparden und Wildhunden, um nur die Könige der Raubtiere zu nennen. Man hat das nervenkitzelnde Vergnügen, einem brüllenden und fauchendem Löwen Aug´in Aug´ gegenüber zu stehen, nur durch einen Drahtzaun getrennt. Ein Leopard entpuppte sich als ganz "raffinierter Schlingel"; seine besondere Masche ist es, erst den verschmusten Kater zu spielen und wenn der staunende Besucher dann dicht genug am Zaun ist und durch den Kamerasucher blickt, rutscht dem Leoparden ganz zufällig die Tatze durch den Maschendraht und sucht Körperkontakt mit seinem Gegenüber.
Auf der Harnas Farm erfährt man nicht die Art von Wildlife, wie wir es mögen, aber den Tieren geht es offensichtlich gut und sie leben, im Gegensatz zu den Zoos, hier in ihrer natürlichen Umgebung und haben großzügige Freigehege. Wir wünschen jedem Tier in erster Linie seine natürliche Freiheit, aber bevor sie in einem Zoo landen, dann doch lieber auf der Harnas Farm.
Das Vergnügen hat seinen Preis, und wer sich dort ein paar Tage aufhalten möchte, sollte das vorher mit seiner Bank abstimmen !
Wer etwas mehr Zeit in die Anreise investieren kann/möchte, sollte nicht die Hauptstrasse über Gobabis nehmen, sondern die M53 über Steinhausen usw. fahren, sie ist landschaftlich interessanter. Jetzt im Sommer war der sonst strohdürre Busch sattgrün und von bunten Blumen übersäht. In dieser Gegend gibt es viele Jagdfarmen, die von Triebtätern besucht werden, die ihre Mordlust an den dort ausgesetzten Wildtieren befriedigen können.
Darüber, dass man hunderte von Kilometern durch ausnahmslos abgezäuntes Gelände fährt und eine freie Übernachtung daher nur direkt am Strassenrand möglich ist, muss man eben akzeptieren; jeder kann sich aber seine eigenen Gedanken dazu machen.
Auf der Rückfahrt nach Windhoek begegneten wir der giftigste Schlange Afrikas, der Schwarzen Mamba, als sie gerade die Piste überquerte. Aufgrund der Länge (ca. 2.50m) hielten wir sie aus der Ferne erst für einen Phyton, aber als wir schließlich dicht vor ihr waren, war sie eindeutig als Schwarze Mamba zu erkennen. Fast schwarz, mit hellem Bauch und schlankem, kantigem Kopf und als sie sich aufrichtete, schimmerte das blaue Maul hervor.
Sie verschwand in einem Busch - an eine Verfolgung war nicht zu denken - Schwarze Mambas lassen sich nicht gerne verfolgen ...
Für den 6.2.04 buchen wir das Ticket Windhoek - BRD und vor allen Dingen gleich den Rückflug nach Windhoek !
Wenn wir an die Stimmung im Reich von Gerhard Schröder denken, wird uns ganz elend zu Mute ....